können Sie den Vortragstext von Dr. Claus Maywald-Pitellos als ...
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Buchdruck steigerte seine öffentliche Rolle und zog ihn zugleich in<br />
<strong>den</strong> sich bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Buch- und Literaturmarkt hinein.<br />
Ein Autor wie z. B. Erasmus <strong>von</strong> Rotterdam errang eine fast fürstliche<br />
Rolle. Indem humanistische Literaten wie er das antike Ideal des<br />
Rhetors erneuerten, brachten sie die öffentlichen Angelegenheiten in<br />
eine für alle zugängliche sprachliche Form und erzielten eine<br />
gewaltige Wirkung damit.<br />
Auch im Bereich der Politik bediente der Buchdruck <strong>von</strong> Anfang an,<br />
d. h. seit 1462 in Mainz, die Propaganda. Mit ihm entstand das<br />
gedruckte politische Flugblatt, waren die Informationen nicht mehr an<br />
die Person eines Sprechers – eines Reisen<strong>den</strong>, eines Boten, eines<br />
Predigers – gebun<strong>den</strong>, der die Nachricht überbrachte.<br />
Das Flugblatt war ein wichtiges Machtinstrument, das dem<br />
Machterhalt diente. Zur Kriegsvorbereitung und<br />
Nachkriegspropaganda, aber auch zur Bindung der Untertanen an die<br />
Obrigkeit, leistete der Buchdruck treffliche Dienste. Alle großen<br />
Konflikte der Frühdruckzeit haben zu gedruckten Streitschriften oder<br />
Flugblättern geführt.<br />
Im Bereich der Medizin machte der Buchdruck zuerst die tradierten<br />
mittelalterlichen Medizinbücher allgemein verfügbar. Er brachte die<br />
umfangreichen Schriften nun auch in ökonomisch benachteiligte<br />
Gegen<strong>den</strong>, die sich ein handgeschriebenes Exemplar vorher nicht<br />
hatten leisten <strong>können</strong>. Mit ihrer Hilfe konnte der Arzt jetzt<br />
divergierende Theorien der Autoritäten untereinander und mit seiner<br />
Erfahrung am Krankenbett vergleichen. Wenngleich auch traditionelle<br />
Vorurteile und Aberglauben durch die gedruckte Abfassung verbreitet<br />
wur<strong>den</strong>, so erleichterte sich doch für <strong>den</strong> einzelnen Mediziner die<br />
Überprüfung und Erneuerung seines Fachwissens. Dazu kam das<br />
Interesse des Laien, der auf deutschsprachige medizinische Literatur<br />
erpicht war. Rezepte für das Destillieren oder zur Urinuntersuchung<br />
waren gefragt.<br />
Mit Paracelsus erreichte die deutschsprachige medizinische Literatur<br />
dann zu dieser Zeit ihren Höhepunkt.