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Der Wiener 'Eneasroman' - Commonweb

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C <strong>Der</strong> <strong>Wiener</strong> Codex<br />

I. Geschichte der Handschrift<br />

1. <strong>Der</strong> Schreiber Jorg von Elrbach 98<br />

C <strong>Der</strong> <strong>Wiener</strong> Codex<br />

a. Vorbemerkung<br />

Die im folgenden Teilkapitel I zusammengefaßten Untersuchungen zur Geschichte der<br />

Handschrift und ihrem Kopisten haben ihre vorliegende, sehr detaillierte Gestalt gewonnen, als klar<br />

wurde, wie wenig präzise die Forschung mit den hier behandelten Fragen oft umging. Für die Frühzeit<br />

der Germanistik 99 gilt die Feststellung, daß der wissenschaftliche Diskurs durch seine Beiträger oft nur<br />

partiell zur Kenntnis genommen werden konnte. Es wurde aber auch deutlich, daß allein der Umgang mit<br />

dem Schreibernamen, seine Transkription aus den Handschriften selbst, aber auch sein Zitat aus<br />

Handschriftenkatalogen und Aufsätzen oft sehr ungenau ist. Zwar hat der Kopist in den beiden von ihm<br />

überlieferten Handschriften selbst eine differierende Orthographie seines Namens verwendet, doch ist<br />

gerade deswegen eine besondere Genauigkeit bei der Auswertung und Tradierung dieses Befundes<br />

notwendig, da an ihm zum großen Teil die Antwort auf die Frage hängt, nach welcher Ortschaft - Erbach,<br />

Erlbach oder Ellerbach - sich der Kopist genannt hat. Es soll hier nicht eine unverhältnismäßige Akribie<br />

der Forschung eingefordert werden, doch hat gerade die Beschäftigung mit den im folgenden<br />

untersuchten Fragen gezeigt, wie wichtig eine besondere Präzision beim Umgang mit an der Handschrift<br />

gewonnenen Befunden sowie bei der Übernahme der Untersuchungsergebnisse anderer ist. Ein weiteres,<br />

am folgenden Forschungsreferat exemplarisch zum Ausdruck kommendes Phänomen ist die Unsicherheit<br />

im Umgang mit der Frage, ob Jorg von Elrbach als Schreiber der Handschriften oder als Autor der Texte<br />

selbst identifiziert werden kann. Auch hierbei handelt es sich um eine Unsicherheit, die kennzeichnend<br />

für die Frühzeit der Germanistik ist und in der gegenwärtigen Diskussion über eine Problematisierung<br />

des Autorbegriffs im Mittelalter neue Aktualität gewonnen hat.<br />

Die Papierhandschrift Cod. Vind. 2861 umfaßt zwei Texte, den ‘Eneasroman’ (w) Heinrichs von<br />

Veldeke auf den Blättern 1r-96v und eine Papst- und Kaiserchronik, die sogenannte ‘Weihenstephaner<br />

Chronik’ 100 auf den Blättern 97r-209r. <strong>Der</strong> ‘Eneasroman’ schließt auf fol. 93r mit dem Kolophon 1474<br />

jorg von elrbach, die Chronik endet auf fol. 209r mit den Worten Amen 1474 an sant mangàtag<br />

98<br />

Aufgrund des unpräzisen Umgangs mit der Orthographie des Kopistennamens während der gesamten<br />

Forschungsgeschichte und den damit verbundenen Vermutungen hinsichtlich seiner Identität wird in vorliegender<br />

Untersuchung die Schreibung nach der Kopistensignatur im Cod. Vind. 2861 verwendet, wobei anstatt der<br />

Kleinbuchstaben am Anfang des Namens gemäß dem heutigen Gebrauch Großbuchstaben gesetzt werden.<br />

99<br />

Übergreifende Darstellungen beispielsweise von RUDOLF VON RAUMER: Geschichte der germanischen Philologie.<br />

- München: Oldenbourg, 1870. - SIGMUND VON LEMPICKI: Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum<br />

Ende des 18. Jahrhunderts. 2. Auflage. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968. - KLAUS WEIMAR: Geschichte<br />

der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. - München: Fink, 1989.<br />

100<br />

SIGRID KRÄMER: Die sogenannte Weihenstephaner Chronik. Text und Untersuchung. - München: Arbeo-<br />

Gesellschaft, 1972.<br />

35

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