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Der Wiener 'Eneasroman' - Commonweb

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C <strong>Der</strong> <strong>Wiener</strong> Codex<br />

ausdrücklich darauf hinzuweisen, entnimmt er die Ortsangabe offenbar der <strong>Wiener</strong> Handschrift mit<br />

‘Eneasroman’ und ‘Weihenstephaner Chronik’ - und vermutet erstmals, daß auch der ‘Friedrich von<br />

Schwaben’ für die Freiherren von Zimmern geschrieben sein könnte. Diese naheliegende These hat<br />

bisher bemerkenswerterweise keine Resonanz der Forschung gefunden.<br />

H. MENHARDT 177 versucht ebenfalls aufgrund der Schreibersignatur - er liest „Iorg von Elrbach“ -<br />

eine Identifizierung des Schreibers: „Georg v. Elrbach“ nenne sich nach Erbach a. d. Donau im<br />

württembergischen Oberamt Ehingen. Die Ortsangabe „Pfaffenhusen“ beziehe sich dagegen auf<br />

Pfaffenhausen nördlich von Würzburg. Für seine Thesen führt er indessen keine Begründungen an.<br />

Th. FRINGS und G. SCHIEB 178 nehmen in ihrer Ausgabe des ‘Eneasromans’ ebenfalls Stellung zur<br />

Herkunft des Schreibers „Jorg von Elrbach“ sowie zum Ort der Niederschrift. Gegen MENHARDT<br />

unternehmen sie den naheliegenden Versuch, im Einklang mit der (ost-) schwäbischen Schreibsprache<br />

der Handschrift passende Ortschaften in Schwaben zu finden: Ellerbach bei Dillingen und Pfaffenhausen<br />

bei Mindelheim erfüllen ihrer Ansicht nach diese Voraussetzungen. Wie bereits GOTTLIEB, sehen auch<br />

sie in Jorg von Elrbach einen für die schwäbischen Freiherren von Zimmern tätigen Schreiber.<br />

Im Jahr 1965 wurde in der Österreichischen Nationalbibliothek eine Ausstellung gezeigt, die dem<br />

dreihundertsten Jahrestag der Erwerbung der wesentlich von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol<br />

aufgebauten Ambraser Bibliothek durch Kaiser Leopold und deren sorgfältige Auswahl und<br />

Katalogisierung durch P. LAMBECIUS gewidmet war. 179 Ein eigener Abschnitt der Ausstellung war den<br />

Handschriften der Zimmerischen Bibliothek vorbehalten, die als geschlossener Bestand präsentiert<br />

wurden und auf diese Weise den Eindruck von einer Adelsbibliothek des 16. Jahrhunderts vermittelten.<br />

Zum Schreiber des <strong>Wiener</strong> ‘Eneasromans’ wird hier wiederum eine neue These aufgestellt: „Georg von<br />

Erlbach“ nenne sich nach dem - gleichnamigen - Ort in Württemberg, 180 mit dem offensichtlich wiederum<br />

Erbach a. d. Donau gemeint ist, da ein in Württemberg gelegenes Erlbach nicht zu identifizieren ist.<br />

Wiederum zeigt sich die Willkür, mit der die Schreibersignatur, jorg von elrbach, aufgelöst und<br />

entsprechend seiner mutmaßliche Herkunft mit bestimmten Ortschaften in Verbindung gebracht wird,<br />

wobei mit den möglichen Namensvarianten Erlbach, Ellerbach oder Erbach gleichermaßen ungenau<br />

umgegangen wird.<br />

Erst im Jahr 1972 konnte das Rätsel um die Identität des Schreibers im Zusammenhang mit S.<br />

KRÄMERS Edition der ‘Weihenstephaner Chronik’ 181 , für die der <strong>Wiener</strong> Codex als Leithandschrift<br />

gewählt wurde, einer Lösung zugeführt werden. Hatte GOTTLIEB den Kopisten ohne besondere<br />

Begründung - lediglich mit Verweis auf die zitierte allgemeine Passage der Chronik - noch gemeinsam<br />

mit Gabriel Sattler aus Pfullendorf und Hans Minner aus Konstanz unter die Schreiber der Grafen von<br />

Zimmern eingereiht, MODERN „Jörg von Elerbach“ etwas ungenau mit dem Angehörigen eines<br />

177<br />

HERMANN MENHARDT: Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek. 1. Band. - Berlin: Akademie Verlag, 1960, S. 481.<br />

178<br />

THEODOR FRINGS; GABRIELE SCHIEB (Hrsg.): Henric van Veldeken. Eneide. Band 1: Einleitung-Text. - Berlin:<br />

Akademie Verlag, 1964, S. LXV-LXVI.<br />

179<br />

Österreichische Nationalbibliothek: Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Die Bibliothek, wie Anm. 167.<br />

180<br />

Ebd., S. 70. So muß wohl die in Klammern hinter den Schreibernamen eingefügte Angabe „Württemberg“<br />

verstanden werden. - <strong>Der</strong>selbe Eintrag zur Handschrift findet sich in Katalog der Innsbrucker Ausstellung aus dem<br />

Jahr 1966 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck: Hundert Handschriften der Ambraser Kunst- und<br />

Wunderkammer aus der Österreichischen Nationalbibliothek. Ausstellungskatalog eingeleitet von FRANZ<br />

UNTERKIRCHER. - Wien: Patzelt & Co., 1966, S. 51, Nr. 93).<br />

181<br />

KRÄMER, wie Anm. 100.<br />

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