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Physische Analyse - Deutschland 2011 - FIFA.com

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<strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong><br />

der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong>


<strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong><br />

der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Kapitel Seite<br />

Vorwort 5<br />

Einleitung 6<br />

Methodik 8<br />

<strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse 10<br />

1. Grösse der Spielerinnen und Dauer der Partien 10<br />

2. Zurückgelegte Gesamtdistanzen 11<br />

3. Sprints und Läufe in hohem Tempo 16<br />

4. Zurückgelegte Distanzen mit und ohne Ball 24<br />

5. Zurückgelegte Distanzen nach Position 28<br />

6. Laufl eistungen ausgewählter Spielerinnen des <strong>FIFA</strong>-All-Star-Teams 34<br />

7. <strong>Analyse</strong> des Endspiels Japan – USA 38<br />

8. Erkenntnisse und Empfehlungen für die Trainingsgestaltung 41<br />

Literatur/Impressum 48<br />

3


4 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | Vorwort


Vorwort<br />

Die sechste <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft war<br />

zweifellos ein weiterer Meilenstein in der Geschichte<br />

des Frauenfussballs. Die 16 Teams, die an der Endrunde<br />

in <strong>Deutschland</strong> teilnahmen, bestätigten eindrucksvoll die<br />

Fortschritte des Frauenfussballs und die hohe Qualität, die<br />

er mittlerweile erreicht hat.<br />

Fussball erfordert auf jedem Niveau eine gründliche und<br />

sorgfältige körperliche Vorbereitung. Bei internationalen<br />

Wettbewerben wie einer Weltmeisterschaft haben nur<br />

diejenigen Teams Chancen auf einen der vorderen Plätze,<br />

deren Spieler über optimale athletische Grundlagen verfügen<br />

und sich gezielt vorbereitet haben.<br />

Auf gesundheitliche Aspekte hat die <strong>FIFA</strong> schon immer<br />

grossen Wert gelegt, da sie für das Spiel und seine<br />

Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung sind. In<br />

den letzten Jahren lancierte die <strong>FIFA</strong> denn auch mehrere<br />

Programme in diesem Bereich. Dazu gehören <strong>FIFA</strong> 11 für<br />

Gesundheit, das Kindern mit Unterstützung prominenter<br />

Botschafter zeigt, wie sie durch den Fussball ein gesünderes<br />

Leben führen und sich vor Verletzungen schützen können,<br />

oder das Aufwärmprogramm <strong>FIFA</strong> 11+ , das – wenn<br />

es regelmässig absolviert wird – das Risiko schwerer<br />

Verletzungen im Frauenfussball erwiesenermassen um fast<br />

die Hälfte reduziert.<br />

Die vorliegende physische <strong>Analyse</strong> der Teams bei der <strong>FIFA</strong><br />

Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> ist die erste<br />

umfassende Studie dieser Art. Wir wünschen Ihnen eine<br />

interessante und anregende Lektüre!<br />

Joseph S. Blatter<br />

<strong>FIFA</strong>-Präsident<br />

5


6 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | Einleitung<br />

Einleitung<br />

Die sechste <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> in<br />

<strong>Deutschland</strong> bestätigte auf spektakuläre Weise den anhaltenden<br />

Aufwärtstrend des Frauenfussballs. Die intensive<br />

Förderung, die die <strong>FIFA</strong> in Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Ländern und allen Konföderationen betrieben hat, trägt<br />

offensichtlich Früchte – nicht nur in Bezug auf die wachsende<br />

Verbreitung des Sports unter den Frauen, sondern<br />

auch hinsichtlich der spielerischen Qualität, wie die meisten<br />

Teams bei diesem Aufeinandertreffen der stärksten Nationen<br />

des Frauenfussballs eindrucksvoll bewiesen.<br />

Nach Abschluss des Turniers waren sich alle Experten darin<br />

einig, dass in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt<br />

wurden, sei es im Spielaufbau, in der Abwehrorganisation,<br />

bei der Ballbehandlung oder bezüglich der ausgezeichneten<br />

kognitiven Fähigkeiten (Spielintelligenz und individuelle<br />

taktische Stärke), die die Spielerinnen an den Tag legten.<br />

Besonders auffallend waren zudem die kämpferische<br />

Einstellung und die offensive Ausrichtung vieler Teams sowie<br />

die Fairness der Spielerinnen.<br />

Unverzichtbare Grundlagen für diese spielerischen<br />

Fortschritte, die oftmals mit hoher Intensität und enormer<br />

Einsatzbereitschaft der Spielerinnen einhergingen – insbesondere<br />

bei den USA, Japan, Frankreich, Schweden oder<br />

auch bei England –, sind gute physische Voraussetzungen,<br />

eine solide Grundathletik und eine optimale körperliche<br />

Vorbereitung.<br />

Die vorliegende, erstmals in dieser Form erscheinende<br />

Studie ergänzt den Technischen Bericht zur <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> und untersucht auf<br />

der Grundlage einer Vielzahl von bei diesem Turnier erhobenen<br />

Leistungsdaten, über welche körperlichen Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten die weltbesten Fussballerinnen verfügen<br />

und welchen Einfl uss diese auf die kollektiven und<br />

individuellen Leistungen der Spielerinnen haben.<br />

Die Studie verfolgt drei Hauptziele:<br />

1. Präsentation der Erkenntnisse über die bei Frauenfussballspielen<br />

erbrachten physischen Leistungen,<br />

insbesondere hinsichtlich der von den Spielerinnen<br />

zurückgelegten Distanzen und der diesbezüglichen<br />

Unterschiede zwischen den Teams dieser WM-Endrunde.<br />

2. <strong>Analyse</strong> der auf den verschiedenen Positionen<br />

zurückgelegten Strecken als Grundlage für mögliche<br />

Anpassungen des Trainings.<br />

3. Abgabe von Empfehlungen für die Trainingsgestaltung<br />

auf der Basis aller erhobenen Daten.<br />

Kein zentrales Anliegen der Studie ist es hingegen, die<br />

physischen Leistungen der Frauen mit denen der Männer zu<br />

vergleichen; die an einigen Stellen angeführten Daten aus<br />

dem Männerfussball dienen lediglich zur Veranschaulichung<br />

der entsprechenden Werte der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM.<br />

Analog zum Männerfussball wurden seit den 1990er-Jahren<br />

auch im Frauenfussball verschiedene Studien durchgeführt.<br />

So wissen wir, dass eine Spielerin pro Partie durchschnittlich<br />

10,3 km zurücklegt – 1,6 km davon im hohen<br />

Intensitätsbereich zwischen 18 und 25 km/h –, können die<br />

Laufarbeit nach verschiedenen Geschwindigkeiten aufschlüsseln<br />

und verfügen über viele Informationen über Länge und<br />

Geschwindigkeit der Sprints sowie über den Einfl uss der<br />

Energiebereitstellung (aerob und anaerob, alaktazid und<br />

laktazid) auf den Organismus. Leider sind diese <strong>Analyse</strong>n


den meisten Trainern und nicht zuletzt auch der breiten<br />

Öffentlichkeit kaum bekannt.<br />

Vor diesem Hintergrund und im Einklang mit dem Bestreben<br />

des <strong>FIFA</strong>-Präsidenten Joseph S. Blatter, die Entwicklung des<br />

Frauenfussballs voranzutreiben und die fachliche Kompetenz<br />

der Trainer zu steigern, präsentiert die <strong>FIFA</strong> diesen umfassenden<br />

Bericht über körperliche Eigenschaften, Fähigkeiten<br />

und Leistungen von Fussballspielerinnen, aufgeteilt in acht<br />

Abschnitte:<br />

1. Grösse der Spielerinnen und durchschnittliche Dauer der<br />

Partien (effektive Spielzeit)<br />

2. Zurückgelegte Gesamtdistanzen pro Spiel und Halbzeit mit<br />

Vergleich der entsprechenden Werte der einzelnen Teams,<br />

insbesondere zwischen den Viertelfi nalisten und den in der<br />

Gruppenphase ausgeschiedenen Teams<br />

3. Sprints (maximal und optimal), Läufe in hohem Tempo und<br />

Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und erzielten<br />

Toren<br />

4. Zurückgelegte Distanzen mit und ohne Ball<br />

5. Zurückgelegte Distanzen nach Position<br />

6. <strong>Analyse</strong> und Vergleich der von sieben Spielerinnen des<br />

All-Star-Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM <strong>2011</strong> zurückgelegten<br />

Distanzen<br />

7. <strong>Analyse</strong> des Endspiels Japan – USA<br />

8. Erkenntnisse der Studie und Empfehlungen für die<br />

Trainingsgestaltung zur gezielten Verbesserung der<br />

körperlichen Fitness im Frauenfussball<br />

Diese Studie versteht sich nicht als streng wissenschaftliche<br />

Abhandlung, sondern will in erster Linie einen allgemein<br />

verständlichen Überblick über eine Reihe konkreter und<br />

umfassender Erhebungen bieten. Nichtsdestotrotz haben wir<br />

zu Vergleichs- und Argumentationszwecken einige wissenschaftliche<br />

Untersuchungen herangezogen, die im letzten<br />

Jahrzehnt sowohl im Männer- als auch im Frauenfussball<br />

durchgeführt wurden.<br />

7


8 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | Methodik<br />

Methodik<br />

Im Rahmen der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong><br />

wurden bei jeder der 32 Endrundenpartien die individuellen<br />

Laufwege aller Spielerinnen erfasst und ausgewertet.<br />

Insgesamt fl ossen in diese Studie Daten von über 400<br />

Spielerinnen ein.<br />

Die Berechnung der durchschnittlich zurückgelegten<br />

Gesamtdistanzen basiert auf den Daten aller<br />

Feldspielerinnen, die während der kompletten Dauer der<br />

jeweiligen Partie auf dem Platz standen. Die Werte der<br />

Torhüterinnen werden nur bei den Sprints (maximal und<br />

optimal) berücksichtigt.<br />

Alle <strong>Analyse</strong>n beschränken sich auf die reguläre Spielzeit<br />

plus Nachspielzeit (90 bis 94 Minuten). Verlängerungen<br />

wurden nicht gewertet.


Die angegebenen Teamleistungen beziehen sich, wo nicht<br />

anders vermerkt, auf die drei Gruppenspiele.<br />

Für die <strong>Analyse</strong> nach Position wurden 29 Spiele untersucht<br />

und insgesamt 52 bis 82 Daten pro Position erfasst.<br />

Zur besseren Lesbarkeit wurden die ermittelten<br />

Gesamtdistanzen auf 5 Meter auf- bzw. abgerundet.<br />

Bei der Festlegung der verschiedenen Geschwindigkeitsbereiche<br />

gingen wir von den fünf Kategorien aus, die in der<br />

aktuellen Fussballforschung gebräuchlich sind, und stützten<br />

uns dabei insbesondere auf folgende Studien:<br />

1. Männerfussballstudie von V. di Salvo et al. (2008)<br />

• Gehen:


10 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

<strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

1. GRÖSSE DER SPIELERINNEN UND<br />

DAUER DER PARTIEN<br />

Die durchschnittliche Grösse der Spielerinnen bei der<br />

<strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> betrug 1,68 m,<br />

mit Mittelwerten der einzelnen Teams zwischen 1,73 m<br />

(<strong>Deutschland</strong>) und 1,63 m (Japan). Die grösste Spielerin<br />

mass 1,87 m, die kleinste 1,52 m.<br />

Während drei der vier Halbfi nalisten zu den grössten Teams<br />

zählten (Schweden 1,73 m, USA und Frankreich je 1,69 m),<br />

stellte Weltmeister Japan das kleinste Team des Turniers<br />

(1,63 m), knapp vor Kolumbien (1,64). Insgesamt waren nur<br />

vierzehn Spielerinnen 1,80 m oder grösser.<br />

Diese Zahlen bestätigen, dass die Körpergrösse heutzutage<br />

im Fussball und namentlich im Frauenfussball keinen<br />

zentralen Erfolgsfaktor darstellt. Tatsächlich schieden<br />

in <strong>Deutschland</strong> zwei der grössten Teams bereits in der<br />

Gruppenphase aus und beendeten das Turnier auf den<br />

hinteren Plätzen, während der Titel, wie erwähnt, an die<br />

vergleichsweise klein gewachsenen Japanerinnen ging.<br />

Zentimeter<br />

180<br />

175<br />

170<br />

165<br />

160<br />

155<br />

150<br />

Um sich im modernen Frauenfussball auf Spitzenniveau<br />

erfolgreich zu behaupten, sind offenbar in erster Linie<br />

andere Qualitäten gefragt.<br />

Bei den Torhüterinnen lag die Körpergrösse zwischen<br />

1,62 m und 1,85 m und im Mittel aller Teams bei 1,73 m.<br />

Die Schlussfrauen der Halbfi nalisten massen durchschnittlich<br />

1,72 m, die grösste von ihnen 1,79 m.<br />

Für Torhüterinnen, die ja unter anderem die Aufgabe haben,<br />

hohe Bälle abzufangen, scheint dies nicht besonders gross;<br />

als umso wichtiger erwiesen sich deshalb andere Qualitäten,<br />

wie Explosivität, Muskelkraft in Beinen und Oberkörper<br />

sowie natürlich Fangsicherheit, ein sicheres Spiel mit dem<br />

Fuss – ein unbestreitbarer Vorteil für jedes Team – und<br />

nicht zuletzt eine starke Persönlichkeit, wie sie etliche<br />

Torhüterinnen während dieses Turniers unter Beweis stellten.<br />

Spieldauer<br />

Während sich die Gesamtdauer der Partien (einschliesslich<br />

Nachspielzeit, aber ohne etwaige Verlängerung) zwischen<br />

92 und 95 Minuten bewegte, betrug die effektive Spielzeit<br />

Abbildung 1:<br />

Durchschnittliche Grösse der Feldspielerinnen und Torhüterinnen bei der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong><br />

Spielerinnen<br />

Torhüterinnen<br />

AUS BRA CAN COL ENG EQG FRA GER JPN PRK MEX NZL NGA NOR SWE USA


im Mittel aller Partien 57’27”, deutlich mehr als bei der <strong>FIFA</strong><br />

Frauen-Weltmeisterschaft China 2007TM (53’40”) und auch<br />

mehr als bei der <strong>FIFA</strong> Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika<br />

2010 (54’04”). Von 56’56” in den Gruppenspielen stieg<br />

der Durchschnitt in der K.-o.-Phase auf über 60’ an.<br />

Zu erklären sind diese hohen Werte, die wesentlich zur<br />

Attraktivität des Turniers beitrugen, durch die ebenso<br />

engagierte wie faire Spielweise der Teams, die mehrheitlich<br />

einen hohen Rhythmus anschlugen, bis zum Ende keinen<br />

Ball verloren gaben und kaum Spielunterbrechungen<br />

provozierten.<br />

2. ZURÜCKGELEGTE GESAMTDISTANZEN<br />

Im Durchschnitt legten die Spielerinnen pro Partie insgesamt<br />

10 215 m zurück, davon 55 m im maximalen Sprint,<br />

235 m im optimalen Sprint, 395 m in hohem Tempo,<br />

2330 m in mittlerem Tempo und 7200 m – was 70,5 % der<br />

Gesamtdistanz entspricht – in niedrigem Tempo. Wie zuvor<br />

erwähnt, wurden für die Berechnung dieser Mittelwerte<br />

nur diejenigen Spielerinnen berücksichtigt, die die jeweilige<br />

Partie komplett bestritten (siehe Tabelle 1).<br />

Die Spitzenwerte für ein einzelnes Spiel lagen bei 13 880 m<br />

Gesamtdistanz, 335 m im maximalen Sprint, 640 m im<br />

optimalen Sprint sowie 975 m in hohem Tempo und damit<br />

in einem mit dem Männerfussball vergleichbaren Bereich,<br />

insbesondere bei der Gesamtdistanz (12 000 bis 14 000 m).<br />

Mit 93,3 % (Frauen) bzw. 90,1 % (Männer) macht die in<br />

niedrigem und mittlerem Tempo zurückgelegte Distanz bei<br />

beiden Geschlechtern einen ähnlich grossen Anteil aus.<br />

Ein klarer Unterschied zeigt sich hingegen im höchsten<br />

Intensitätsbereich. Hier kommen die Frauen auf lediglich<br />

2,8 % (0,5 % im maximalen und 2,3 % im optimalen<br />

Sprint), die Männer jedoch auf 5,1 % (maximal und optimal),<br />

was allerdings teilweise daran liegen könnte, dass<br />

die höchste Geschwindigkeitskategorie in den Studien<br />

der Männern bereits bei 24 km/h und nicht, wie in unserer<br />

Studie, erst bei 25 km/h beginnt. Läufe in hohem Tempo<br />

11


12 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

machen bei den Männern 9,9 % der Gesamtdistanz aus,<br />

bei den Frauen 6,7 % (siehe Abbildung 2).<br />

Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die durchschnittliche<br />

Gesamtdistanz, die von den Spielerinnen der 16<br />

Endrundenteams der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM <strong>2011</strong> in den drei<br />

Partien der Gruppenphase pro Spiel zurückgelegt wurde.<br />

Die Differenz zwischen dem laufstärksten Team (den USA<br />

mit 10,990 km) und dem Schlusslicht dieser Rangliste<br />

(Nigeria mit 9,240 km) beträgt mehr als 1,5 km. Zurückzuführen<br />

ist dies zu einem beträchtlichen Teil auf die höhere<br />

durchschnittliche Laufgeschwindigkeit einiger Teams wie<br />

den USA, Kanada oder Japan von über 7,1 km/h (gegenüber<br />

6,0 km/h bei Mexiko und 6,3 km/h bei Nigeria<br />

und Äquatorial-Guinea), aber auch auf Unterschiede in<br />

Athletik und Physis, insbesondere bezüglich der aeroben<br />

Ausdauerfähigkeit.<br />

Mehrere Teams weisen in dieser Statistik ähnliche Werte<br />

auf, so zum Beispiel England mit 10,805 km, Neuseeland<br />

mit 10,760 km, Kanada mit 10,580 km, Frankreich mit<br />

Tabelle 1<br />

10,480 km, Japan mit 10,470 km und Schweden mit<br />

10,220 km. Die Differenz zwischen den vier Halbfi nalisten<br />

beträgt maximal 770 m, diejenige zwischen manchen der<br />

in der Gruppenphase ausgeschiedenen Teams 1,340 km.<br />

Wie der Vergleich zwischen den beiden Halbzeiten zeigt,<br />

ging die Laufl eistung nach der Pause im Mittel aller Teams<br />

um 2,74 % zurück, wobei mehrere Teams eine ausgeglichene<br />

Bilanz aufwiesen und Frankreich, Schweden, Brasilien,<br />

die USA, die DVR Korea und Neuseeland ihr Pensum in der<br />

zweiten Hälfte sogar um 0,8 % steigerten.<br />

Ein direkter Zusammenhang zwischen den diesbezüglichen<br />

Tendenzen der einzelnen Teams und ihrem Abschneiden in<br />

der Gruppenphase war indes nicht festzustellen. Tatsächlich<br />

waren es, wie wir noch sehen werden, oftmals die im<br />

Verlauf einer Partie vorgenommenen Änderungen der Taktik,<br />

Strategie oder Teamorganisation, die für Unterschiede zwischen<br />

den vor und nach der Pause zurückgelegten Distanzen<br />

verantwortlich waren. Zudem spielten hier natürlich auch<br />

mentale Aspekte einer Rolle.<br />

Durchschnittliche Laufdistanzen (in Meter) pro Spielerin und Partie in der Gruppenphase (3 Spiele)<br />

Total<br />

Maximale<br />

Sprints<br />

(>25 km/h)<br />

Anteil<br />

maximale<br />

Sprints<br />

Optimale<br />

Sprints (21,1–<br />

25 km/h)<br />

Anteil<br />

optimale<br />

Sprints<br />

Läufe in<br />

hohem Tempo<br />

(18,1–<br />

21 km/h)<br />

Anteil Läufe<br />

in hohem<br />

Tempo<br />

Läufe in<br />

mittlerem<br />

Tempo (12,1–<br />

18 km/h)<br />

Anteil Läufe<br />

in mittlerem<br />

Tempo<br />

Läufe in<br />

niedrigem<br />

Tempo<br />

(24 km/h)<br />

Anteil<br />

maximale<br />

Sprints<br />

Läufe in<br />

hohem Tempo<br />

(21,1–<br />

24 km/h)<br />

Anteil Läufe<br />

in hohem<br />

Tempo<br />

Läufe in<br />

mittlerem<br />

Tempo (19,1–<br />

21 km/h)<br />

Anteil Läufe<br />

in mittlerem<br />

Tempo<br />

Joggen<br />

(11,1–<br />

19 km/h)<br />

Anteil Joggen<br />

Gehen,<br />

Traben,<br />

Rückwärtslaufen<br />

(0–11 km/h)<br />

Anteil Gehen,<br />

Traben,<br />

Rückwärtslaufen<br />

11 400 220 2,0 % 330 2,9 % 550 4,8 % 3300 28,9 % 7000 61,4 %<br />

Der Vergleich mit den Werten von deutschen, englischen und spanischen Fussballspielern lässt Unterschiede zwischen<br />

den Laufdistanzen der Frauen und der Männer erkennen, insbesondere bei den Sprints und den Läufen in hohem Tempo.<br />

Zu einem gewissen Teil sind diese Differenzen auf die unterschiedlich festgelegten Geschwindigkeitskategorien der<br />

verschiedenen Studien zurückzuführen.


Abbildung 2<br />

Verteilung der Laufdistanzen nach<br />

Geschwindigkeitsbereichen<br />

(<strong>FIFA</strong> Frauen-WM <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong>)<br />

Tabelle 2<br />

0,5 % 2,3 %<br />

93,3 %<br />

3,9 %<br />

In den verschiedenen Geschwindigkeitsbereichen zurückgelegte Distanzen bei der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong><br />

Gesamtdistanz pro Spiel (m)<br />

Team Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit Total (m)<br />

Maximale und optimale<br />

Sprints (>21,1 km/h)<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

Verteilung der Laufdistanzen nach<br />

Geschwindigkeitsbereichen (Ligaspiele von<br />

Männerteams in <strong>Deutschland</strong>, England und Spanien)<br />

Läufe in hohem Tempo<br />

(18,1–21 km/h)<br />

Total (m)<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

2,1 % 3,0 %<br />

Total Sprints und Läufe in hohem Tempo (>18,1 km/h): 6,7 % Total Sprints und Läufe in hohem Tempo (>19,1 km/h): 9,9 %<br />

Läufe in hohem Tempo Optimale Sprints Läufe in mittlerem und niedrigem Tempo<br />

Läufe in mittlerem Tempo<br />

(12,1–18 km/h)<br />

Total (m)<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

Läufe in<br />

niedrigem<br />

Tempo<br />

0–12 km/h<br />

Äquatorial-Guinea 9500 4950 4550 285 23,9 370 19,4 2125 14,4 6730<br />

Nigeria 9240 4640 4600 245 24,2 310 19,1 1805 14,4 6880<br />

Japan 10 470 5305 5165 240 23,9 370 19,3 2840 14,3 7020<br />

DVR Korea 10 360 5160 5200 290 24,1 460 19,4 2430 14,5 7180<br />

Kanada 10 580 5315 5265 380 24,2 515 19,4 2590 14,5 7095<br />

Mexiko 10 050 5125 4925 155 24 445 19,3 2730 14,4 6720<br />

USA 10 990 5490 5500 330 24 460 19,2 2820 14,4 7380<br />

Brasilien 9350 4650 4700 310 24 350 19,2 1760 14,4 7030<br />

Kolumbien 10 020 5015 5005 290 23,9 395 19,4 2225 14,4 7110<br />

Australien 9840 4995 4845 290 23,9 350 19,3 2050 14,3 7170<br />

Neuseeland 10 760 5420 5340 265 23,9 425 19,3 2840 14,3 7240<br />

<strong>Deutschland</strong> 10 375 5305 5070 320 24 420 19,3 2515 14,4 7120<br />

England 10 805 5410 5395 305 24,1 445 19,3 2730 14,3 7325<br />

Frankreich 10 480 5280 5200 270 24,2 370 19,5 2500 14,3 7340<br />

Norwegen 10 570 5285 5285 290 23,7 400 19,3 2300 14,3 7580<br />

Schweden 10 220 5085 5135 310 24,2 360 19,2 2200 14,2 7350<br />

90,1%<br />

4,8 %<br />

13


14 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

Die Aufschlüsselung nach Spielabschnitten ergibt ein ähnliches<br />

Bild wie bei den Männern, bei denen die Laufdistanz<br />

gemäss verschiedenen Studien in der zweiten Halbzeit um<br />

2 bis 9 % abnimmt (siehe Abbildung 3).<br />

Mit 11,230 km lag die durchschnittliche Laufl eistung von<br />

sieben ausgewählten Spielerinnen des All-Star-Teams der<br />

<strong>FIFA</strong> Frauen-WM <strong>2011</strong> klar über dem entsprechenden<br />

Mittelwert der 16 Endrundenteams (10,215 km) und sogar<br />

noch etwas deutlicher über dem Ergebnis einer Studie<br />

mit 18 dänischen und schwedischen Spitzenspielerinnen<br />

(9,900 km). Dies bestätigt einerseits den bedeutenden<br />

Einfl uss der individuellen physischen Leistungen auf den<br />

kollektiven Erfolg eines Teams und ist andererseits Ausdruck<br />

der hervorragenden Fitness der WM-Teilnehmerinnen.<br />

Die 1,330 km, die zwischen dem Wert der dänischen und<br />

schwedischen Spitzenspielerinnen von 2008 und demjenigen<br />

der Akteurinnen der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM <strong>2011</strong> liegen, sind<br />

ein Beleg dafür, wie stark sich der Frauenfussball in diesem<br />

Bereich in den letzten Jahren weiterentwickelt hat.<br />

Der Vergleich mit Spielern der höchsten brasilianischen<br />

Liga (10,015 km) sowie der spanischen Meisterschaft<br />

(11,400 km) zeigt zudem, dass sich die besten<br />

Spielerinnen in dieser Beziehung durchaus mit ihren<br />

männlichen Kollegen messen können (siehe Abbildung 4).<br />

Gegenüber den Gruppenspielen steigerten die vier<br />

Halbfi nalisten ihr Laufpensum in der K.-o.-Phase insgesamt<br />

um durchschnittlich 3,6 %, im Bereich des<br />

maximalen und optimalen Sprints sogar um 21,7 %.<br />

Sehr uneinheitlich verlief die Entwicklung bei den Läufen<br />

in hohem Tempo, deren Volumen bei Japan und den<br />

USA um 9 % sank, bei Schweden gleich blieb und bei<br />

Frankreich um 12 % zunahm. Der Anstieg der zurückgelegten<br />

Distanz insgesamt und insbesondere im oberen<br />

Rhythmusbereich um bis zu 25 % und mehr widerspiegelt<br />

die höhere Intensität, mit der die Spiele in der zweiten,<br />

entscheidenden Phase des Turniers geführt wurden.<br />

Die Laufl eistungen, die sowohl in den Gruppenspielen als<br />

auch in der K.-o.-Phase erbracht wurden, zeugen von der<br />

Abbildung 3: Pro Spiel zurückgelegte Gesamtdistanz (nach Teams und Halbzeiten) in der Gruppenphase (3 Spiele)<br />

km<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

9500<br />

EQG<br />

9220<br />

NGA<br />

10 470<br />

JPN<br />

10 360<br />

PRK<br />

10 580<br />

CAN<br />

10 050<br />

MEX<br />

10 990<br />

USA<br />

9350<br />

BRA<br />

10 020<br />

COL<br />

Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

Durchschnittliche Abnahme in der zweiten Halbzeit: 2,7 %<br />

9840<br />

AUS<br />

10 760<br />

NZL<br />

10 805<br />

ENG<br />

10 480<br />

FRA<br />

10 375<br />

GER<br />

10 570<br />

NOR<br />

10 220<br />

SWE


Abbildung 4: Vergleich der Laufl eistungen (pro Spiel und nach Halbzeiten) zwischen den Teilnehmern der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> und ausgewählten Männerteams<br />

km<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

10 125<br />

16 Teams der<br />

Gruppenphase<br />

Tabelle 3<br />

(-75 m)<br />

10 540<br />

(0)<br />

<br />

10 990<br />

(-10 m)<br />

USA<br />

10 470<br />

Japan<br />

Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

(-140 m)<br />

11 230<br />

(-150 m)<br />

7 All-Star-<br />

Spielerinnen<br />

9900<br />

(-100 m)<br />

18 dänische und<br />

schwedische<br />

Spitzenspielerinnen<br />

(2005)<br />

11 400<br />

(-20 m)<br />

Spanische<br />

Meisterschaft<br />

(Männer)<br />

10 015<br />

(-355 m)<br />

Brasilianische<br />

Meisterschaft<br />

(Männer)<br />

Von den Halbfi nalisten in der Gruppenphase (3 Spiele) und in der K.-o.-Phase (3 Spiele) zurückgelegte Gesamtdistanzen<br />

Team Gesamtdistanz (m)<br />

Gruppenspiele<br />

Japan 10 470<br />

USA 10 990<br />

Schweden 10 220<br />

Frankreich 10 480<br />

K.-o.-Phase Gruppenspiele<br />

10 600<br />

+1,3 %<br />

10 760<br />

-1,3 %<br />

10 325<br />

+1 %<br />

10 820<br />

+3,1 %<br />

Maximale und optimale Sprints<br />

(>21,1 km/h)<br />

240<br />

330<br />

210<br />

270<br />

K.-o.-Phase Gruppenspiele<br />

275<br />

+12,7 %<br />

340<br />

+2,6 %<br />

280<br />

-9 %<br />

325<br />

+17 %<br />

Läufe in hohem Tempo<br />

(18,1–21 km/h)<br />

370<br />

460<br />

360<br />

370<br />

K.-o.-Phase Gruppenspiele<br />

330<br />

-10,1 %<br />

420<br />

-8,7 %<br />

360<br />

0 %<br />

420<br />

-11,9 %<br />

Läufe in niedrigem und<br />

mittlerem Tempo, Gehen<br />

(


16 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

guten Physis der Endrundenteilnehmer und ihrer intensiven,<br />

in manchen Ländern sogar nach wissenschaftlichen Kriterien<br />

aufgebauten Vorbereitung. Um die Form ihrer Spielerinnen<br />

über das ganze Turnier hinweg zu bewahren, achteten die<br />

Teams auf eine optimale Regeneration zwischen den Partien<br />

und eine gute Dosierung der Trainingseinheiten.<br />

Dass ab den Viertelfi nals die stärksten und routiniertesten<br />

Teams des Turniers aufeinandertrafen, ist bei der <strong>Analyse</strong> der<br />

Laufdistanzen ebenfalls zu berücksichtigen.<br />

3. SPRINTS UND LÄUFE IN HOHEM TEMPO<br />

Im maximalen Geschwindigkeitsbereich (>25 km/h) legten die<br />

Spielerinnen pro Partie im Schnitt zwischen 90 m (Kanada)<br />

und 20 m (Mexiko) zurück; der Mittelwert aller Teams belief<br />

Tabelle 4<br />

Anzahl und Länge (in Metern) der Sprints (maximal und optimal) in der Gruppenphase<br />

Team<br />

Gesamtlänge<br />

(m)<br />

Maximale Sprints<br />

(>25 km/h)<br />

Anzahl<br />

der<br />

Sprints<br />

Ø Länge (m)<br />

Gesamtlänge<br />

(m)<br />

sich auf 55 m. Ein einzelner Sprint führte durchschnittlich<br />

über 13,7 m (16,1 m bei Kanada, 11,5 m bei Japan und<br />

7,5 m bei Mexiko). Unterschiede zwischen den Teams gab<br />

es auch bei der Zahl der maximalen Sprints pro Spiel, die im<br />

Mittel bei 4 lag, aber je nach Spielerin und Position zwischen<br />

1 und 12 schwankte. Die durchschnittliche Geschwindigkeit<br />

eines maximalen Sprints betrug 25,7 km/h (siehe Tabelle 4).<br />

Wie wir bei der <strong>Analyse</strong> der einzelnen Positionen sehen<br />

werden, absolvierten die Stürmerinnen und die äusseren<br />

Mittelfeldspielerinnen die meisten Sprints und erreichten<br />

dabei leicht überdurchschnittliche Geschwindigkeiten.<br />

Die im optimalen Sprint (21,1–25 km/h) zurückgelegte<br />

Distanz pro Spiel reichte von 290 m bei Kanada über<br />

190 m bei Nigeria bis zu 135 m bei Mexiko.<br />

Durchschnittlich sprinteten die Spielerinnen in diesem<br />

Geschwindigkeitsbereich 180 m weiter als in maximalem<br />

Optimale Sprints<br />

(21,1–25 km/h)<br />

Anzahl der<br />

Sprints<br />

Ø Länge (m)<br />

Total Sprints<br />

(maximal und optimal, >21,1 km/h)<br />

Gesamtlänge<br />

(m)<br />

Anzahl<br />

der<br />

Sprints<br />

Ø Länge (m)<br />

Äquatorial-Guinea 50 4 12,4 235 17 13,8 285 21 13,5<br />

Nigeria 55 3 14,9 190 13 14,6 245 16 15,3<br />

Japan 40 3 11,5 205 14 14,2 240 17 14,1<br />

DVR Korea 45 3 14,8 245 18 13,6 290 21 13,8<br />

Kanada 90 6 16,1 290 22 13,8 380 28 13,5<br />

Mexiko 20 2 7,5 135 11 12,3 155 13 11,9<br />

USA 60 4 15,0 270 19 14,2 330 23 14,3<br />

Brasilien 75 5 15,7 235 16 14,5 310 21 14,7<br />

Kolumbien 55 4 14,3 235 19 12,3 290 23 12,6<br />

Australien 40 4 11,1 250 18 13,8 290 22 12,8<br />

Neuseeland 35 3 13,0 230 16 14,2 265 19 13,9<br />

<strong>Deutschland</strong> 50 4 14,6 270 17 15,8 320 21 15,3<br />

England 50 4 11,7 255 17 14,9 305 21 14,5<br />

Frankreich 55 4 15,0 215 14 15,3 270 18 15,0<br />

Norwegen 50 3 15,5 240 15 16,0 290 18 16,1<br />

Schweden 60 5 12,8 250 16 15,6 310 21 14,7<br />

DURCHSCHNITT 55 4 13,7 235 16 14,3 290 20 14,0


18 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

Tempo. Die grösste Differenz zwischen diesen beiden<br />

Arten von Sprints verzeichnete <strong>Deutschland</strong> mit 220 m.<br />

Die durchschnittliche Länge eines Sprints in optimalem<br />

Tempo betrug 14,2 m – mit Werten der einzelnen Teams<br />

zwischen 15,6 m und 11 m – und damit 0,5 m mehr als bei<br />

maximaler Geschwindigkeit.<br />

Höher – bei einigen Teams mehr als doppelt so hoch –<br />

war auch die Zahl dieser Sprints pro Spiel (16 im Mittel<br />

aller Teams, 22 bei Kanada und nur 11 bei Mexiko). Die<br />

durchschnittliche Geschwindigkeit eines optimalen Sprints<br />

lag bei 22,5 km/h.<br />

Wie sich damit einmal mehr gezeigt hat, sprinten<br />

Fussballspielerinnen während einer Partie weit häufi ger<br />

in optimalem als in maximalem Tempo. Typisch ist der<br />

optimale Sprint, um sich von einer Gegenspielerin abzusetzen<br />

und sich als Anspielstation anzubieten, aber<br />

auch für das Führen des Balles im Spielaufbau und in<br />

Eins-gegen-Eins-Situationen.<br />

Wie die Positionsanalyse zeigen wird, werden die meisten<br />

dieser Sprints im Bereich zwischen 21 und 25 km/h von<br />

Spielerinnen im Mittelfeld und auf den Aussenbahnen<br />

ausgeführt.<br />

Die Summe der mit >21,1 km/h zurückgelegten Strecken<br />

(optimaler Sprint und maximaler Sprint) belief sich durchschnittlich<br />

auf 290 m, wobei die Kanadierinnen mit<br />

380 m auch hier an der Spitze lagen. Einige andere Teams<br />

erreichten 305 bis 330 m und damit bis zu 90 m mehr als<br />

Weltmeister Japan und über 100 m mehr als einige schwächere<br />

Teams. Die fl eissigsten Sprinterinnen stellten die<br />

angelsächsischen Vertreter Kanada (380 m), USA (330 m)<br />

und England (305 m) sowie <strong>Deutschland</strong> (320 m), Brasilien<br />

und Schweden (je 310 m).<br />

Abbildung 5 zeigt die von verschiedenen Teams der<br />

<strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> im Sprint<br />

(maximal und optimal) absolvierten Distanzen sowie<br />

einige Vergleichswerte aus dem Männerfussball. Die<br />

Abbildung 5: Vergleich der Sprints (maximal und optimal, >21,1 km/h) zwischen den Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> (Gruppenphase, 3 Spiele) und männlichen Profi s in England und Spanien<br />

Meter<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

290<br />

Durchschnitt<br />

der 16<br />

Endrundenteams<br />

240<br />

8 in der Gruppenphaseausgeschiedene<br />

Teams<br />

300<br />

8 für die<br />

K.-o.-Phase<br />

<br />

Teams<br />

<br />

Durchschnittliche Gesamtlänge der Sprints pro Spiel bei den Männern (>24 km/h): 450–700 m<br />

290<br />

240<br />

Japan<br />

330<br />

USA<br />

250<br />

Englisches<br />

U-19<br />

Männerteam<br />

550<br />

Spieler der<br />

englischen<br />

Meisterschaft<br />

510<br />

Spieler der<br />

spanischen<br />

Meisterschaft


eträchtliche Differenz zwischen den USA (330 m, 23<br />

Sprints zu durchschnittlich 14,3 m) und Mexiko (155 m,<br />

13 Sprints zu 11,9 m) deutet auf einen Zusammenhang<br />

zwischen der Sprintfreudigkeit und dem Abschneiden der<br />

einzelnen Teams hin, was auch die <strong>Analyse</strong> der erzielten<br />

Tore bekräftigen wird. Während in der Gruppe C sechs<br />

von zehn Toren auf das Konto der USA gingen, gelangen<br />

Mexiko in der Gruppe B, in der insgesamt 18 Treffer fi elen,<br />

nur drei, Japan hingegen sechs Tore (240 m, 17 Sprints<br />

zu 14,1 m). Obwohl zwischen den besten Teams die<br />

Sprintwerte weniger weit auseinanderlagen, war, wie wir<br />

noch sehen werden, deren Einfl uss auf den Ausgang der<br />

Spiele klar feststellbar.<br />

Das im Vergleich um fast 50 % höhere Sprintpensum der<br />

Männer (400 bis 600 m mit >24 km/h) bestätigt einmal<br />

mehr, dass in diesem Bereich zwischen den Geschlechtern<br />

ein markanter Unterschied besteht – auch wenn die Frauen<br />

in diesem Tempo grössere Distanzen als 19-jährige englische<br />

Nachwuchsspieler zurücklegten.<br />

Die Aufschlüsselung nach Halbzeiten ergibt eine Zunahme<br />

der Sprints nach der Pause um durchschnittlich 5,7 %, bei<br />

Japan sogar um 11 %. Dieser Anstieg korreliert mit der<br />

höheren Intensität der Spiele im zweiten Durchgang, die<br />

auch zur Folge hatte, dass insbesondere gegen Ende der<br />

Partien mehr Tore fi elen.<br />

Während verschiedene Studien aus dem Männerfussball<br />

bei den in höherem Tempo zurückgelegten Distanzen keine<br />

signifi kanten Unterschiede zwischen den beiden Halbzeiten<br />

erwähnen, konstatieren andere <strong>Analyse</strong>n diesbezüglich in<br />

der zweiten Spielhälfte sogar einen Rückgang.<br />

Die Ergebnisse unserer Untersuchung erklären sich einerseits<br />

durch die verwendete Methodik und andererseits<br />

sicherlich auch durch die Qualität des Turniers, seinen weltweiten<br />

Stellenwert und die hohe Intensität der Partien, in<br />

19


20 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

denen die Spielerinnen oftmals bis an ihre Leistungsgrenzen<br />

gingen.<br />

Läufe in hohem Tempo<br />

Wie aus der entsprechenden Bilanz der einzelnen Teams<br />

(Abbildung 6) hervorgeht, legten die Spielerinnen im<br />

Geschwindigkeitsbereich von 18,1 bis 21 km/h eine um<br />

28 % längere Distanz zurück als in Form von maximalen<br />

und optimalen Sprints (>21,1km/h). Typisch sind diese<br />

„Läufe in hohem Tempo” vor allem für die Spielerinnen<br />

auf den Aussenbahnen (Mittelfeld und Verteidigung)<br />

und auf bestimmten zentralen Positionen bei eigenem<br />

Ballbesitz, aber auch für das Abschütteln einer<br />

Gegenspielerin, um sich freizulaufen, sowie für das<br />

Zurückeilen in die Abwehr.<br />

Die in der Gruppenphase ausgeschiedenen Teams legten<br />

in diesem Geschwindigkeitsbereich durchschnittlich nur<br />

370 m zurück, während die besten Teams auf Werte um<br />

500 m kamen.<br />

Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Läufe in hohem<br />

Tempo aller Teams betrug 19,4 km/h. Keine grossen<br />

Unterschiede gab es bei der Länge (12 bis 20 m) und der<br />

Zahl dieser Läufe pro Spiel (durchschnittlich 20 bis 30, je<br />

nach Spielerin und Position zwischen 5 und 50) sowie bei<br />

der auf diese Weise absolvierten Gesamtdistanz pro Partie<br />

(maximale Differenz zwischen den Teams: 100 bis 140 m).<br />

Auffallend war, dass mehrere Spitzenteams – Japan, die<br />

USA, Frankreich, England und <strong>Deutschland</strong> –, aber auch<br />

Neuseeland und die DVR Korea mit Läufen in hohem Tempo<br />

eine um fast 30 % grössere Distanz zurücklegten als mit<br />

Sprints (maximal und optimal), was zum Teil sicherlich mit<br />

den Spielstilen dieser Teams zu tun hat.<br />

Trotz der überwiegend geringen Differenzen in diesem<br />

Bereich lässt eine genauere <strong>Analyse</strong> der Daten darauf<br />

Abbildung 6: Vergleich der Gesamtlänge der Sprints (maximal und optimal, >21,1 km/h) und der Läufe in hohem Tempo<br />

(18,1–21 km/h) in den 3 Spielen der Gruppenphase<br />

Meter<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

285<br />

Optimale und maximale Sprints Läufe in hohem Tempo<br />

370<br />

245<br />

310<br />

240<br />

370<br />

290<br />

460<br />

380<br />

515<br />

155<br />

445<br />

330<br />

EQG NGA JPN PRK CAN MEX USA BRA COL AUS NZL ENG FRA GER NOR SWE<br />

Durchschnittliche Differenz zwischen Sprints (maximal und optimal) und Läufen in hohem Tempo: 28 %<br />

460<br />

310<br />

350<br />

290<br />

395<br />

290<br />

350<br />

265<br />

425<br />

305<br />

445<br />

270<br />

370<br />

320<br />

420<br />

290<br />

400<br />

310<br />

360


22 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

schliessen, dass die besten Ergebnisse nicht nur von denjenigen<br />

Teams erzielt werden, die den besten Fussball spielen,<br />

sondern auch von denjenigen, deren Spielerinnen sich<br />

am häufi gsten in den oberen Geschwindigkeitsbereichen<br />

bewegen.<br />

Zählt man die Läufe in hohem Tempo und die Sprints<br />

(maximal und optimal) zusammen, ergibt sich ein Anteil<br />

an der Gesamtdistanz von 11 % bei den USA, 8,4 % bei<br />

Japan, 9 % bei Frankreich, 8,2 % bei Brasilien, 8,6 % bei<br />

Schweden, 9,8 % bei <strong>Deutschland</strong>, 9,9 % bei England und<br />

7,8 % bei Australien.<br />

Von den Teams, die nicht über die Gruppenphase hinauskamen,<br />

lagen Nigeria mit 7,8 %, Mexiko mit 6,2 %,<br />

Äquatorial-Guinea mit 7,7 %, Norwegen mit 8,1 %,<br />

Kolumbien mit 7,6 % und Neuseeland mit 8,5 % deutlich<br />

hinter den Spitzenteams zurück.<br />

Mit Kanada (10,4 %) und der DVR Korea (9,4 %) rangieren<br />

jedoch auch zwei der vorzeitig ausgeschiedenen Teams auf<br />

den vorderen Plätzen dieser Statistik – ein klares Indiz dafür,<br />

dass das Laufpensum im oberen Intensitätsbereich zwar<br />

einen gewissen Einfl uss auf die kollektive Teamleistung hat,<br />

aber im Vergleich zu den technischen, taktischen, strategischen<br />

und psychologischen Aspekten des Spiels dennoch<br />

eine kleinere Rolle spielt.<br />

Einen Zusammenhang zwischen den mit höheren<br />

Geschwindigkeiten zurückgelegten Strecken und dem Erfolg<br />

eines Teams stellen auch aktuelle Untersuchungen aus dem<br />

Männerfussball fest, denen zufolge ein Spieler pro Partie<br />

Sprints und Läufe in hohem Tempo (>19 km/h) über eine<br />

Gesamtdistanz von durchschnittlich 1000 bis 1300 m absolviert<br />

(Rampini et al.). Bei der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM belief sich<br />

dieser Wert im Mittel aller Teams auf 700 m (USA 790 m,<br />

Brasilien 660 m, Frankreich 640 m).<br />

Eine eingehendere <strong>Analyse</strong> der Läufe in hohem Tempo mit<br />

und ohne Ball sowie ihres Einfl usses auf den Spielverlauf<br />

folgt im nächsten Kapitel.<br />

Die genaue Geschwindigkeit der Sprints und Läufe in<br />

hohem Tempo (>18,1 km/h) wirkt sich nicht massgeblich<br />

Abbildung 7: <strong>Analyse</strong> der Sprints (maximal und optimal, >21,1 km/h) aller 16 Teams nach Spielabschnitten<br />

(gesamtes Turnier)<br />

Meter<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

Gesamtes Turnier (32 Spiele)<br />

0–15' 16'–30'<br />

31'–45'<br />

46'–60' 61'–75' 76'–90'<br />

13 11<br />

6<br />

22 12 15<br />

8 in der Gruppenphase ausgeschiedene Teams<br />

2 3<br />

1<br />

1 1 4<br />

<br />

Erzielte Tore<br />

7 5<br />

4<br />

16 8 6


auf die Teamleistung aus; relevant sind hingegen die dabei<br />

zurückgelegten Strecken sowie die Fähigkeit, im Verlauf<br />

eines Spiels möglichst viele Sprints absolvieren zu können.<br />

Entsprechend wichtig ist deshalb eine gute aerobe-anaerobe<br />

Ausdauer, die eine rasche Erholung zwischen diesen kurzen<br />

Phasen hoher Intensität ermöglicht.<br />

Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und<br />

erzielten Toren<br />

Die in den Abbildungen 7 und 8 präsentierte <strong>Analyse</strong> zeigt,<br />

wie wichtig die Schnelligkeit beim Abschluss und bei den<br />

erzielten Toren ist.<br />

Alle Teams zeigten sich in der Anfangsphase ihrer Partien<br />

sehr sprintfreudig, liessen dann aber diesbezüglich gegen<br />

Ende der ersten Halbzeit stark nach. Dieses Nachlassen<br />

fällt zeitlich mit der torärmsten Viertelstunde der Spiele<br />

zusammen, fi elen doch zwischen der 31. und 45. Minute<br />

nur 7,6 % aller Treffer des Turniers. Zu Beginn der zweiten<br />

Hälfte (46.–60. Minute) erreichten die Teams ein weiteres<br />

Abbildung 8: <strong>Analyse</strong> der Sprints (maximal und optimal, >21,1 km/h) der vier Halbfi nalisten (Gruppenspiele und<br />

K.-o.-Phase) sowie der vier im Viertelfi nale ausgeschiedenen Teams nach Spielabschnitten<br />

Meter<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

<br />

0–15' 16'–30'<br />

31'–45'<br />

46'–60' 61'–75' 76'–90'<br />

<br />

4 3<br />

1<br />

5 3 5<br />

4 2<br />

2<br />

7 5 3<br />

<br />

Erzielte Tore<br />

„Geschwindigkeitshoch”, was teilweise auf die Erholung<br />

während der Pause zurückzuführen ist. In dieser Zeitspanne<br />

wurden denn auch die meisten Tore erzielt, insbesondere<br />

von den stärkeren Teams (31,5 % ihrer Treffer bei den vier<br />

Halbfi nalisten gegenüber 27 % im Mittel aller Teams).<br />

Ab der 61. Spielminute zeichneten sich bei den Sprints zwei<br />

unterschiedliche Tendenzen ab: Während die Halbfi nalisten<br />

ihr entsprechendes Laufpensum hielten oder sogar erhöhten,<br />

ging das Tempo sowohl bei den in der Gruppenphase<br />

ausgeschiedenen Teams als auch bei den Verlierern der<br />

Viertelfi nals merklich zurück.<br />

Zwischen der 76. und 90. Minute konnten die Spitzenteams<br />

ihren Rhythmus noch einmal steigern und 18,5 % ihrer<br />

Turniertore erzielen. Insgesamt fi elen in der letzten<br />

Viertelstunde 19 % aller Treffer.<br />

Im Gegensatz dazu schossen die vorzeitig ausgeschiedenen<br />

Teams in diesem Spielabschnitt nicht nur wenige oder<br />

gar keine Tore, sondern kassierten auch die meisten ihrer<br />

Gegentreffer (25 bis 30 %).<br />

3 3<br />

2<br />

9 3 3<br />

23


24 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

Bei den Spitzenteams war sowohl in der zweiten Halbzeit<br />

– insbesondere zwischen der 61. und 90. Spielminute – als<br />

auch zwischen den Gruppenspielen und der K.-o.-Phase<br />

eine progressive Zunahme der im Sprint zurückgelegten<br />

Distanzen festzustellen. Die höhere Zahl ihrer Tore in<br />

diesem Spielabschnitt und deren Abnahme im späteren<br />

Verlauf des Turniers (acht Treffer in den Gruppenspielen,<br />

sechs in der K.-o.-Phase) erklären sich durch taktische<br />

Umstellungen gegen Ende der Partie bzw. dadurch, dass ab<br />

dem Viertelfi nale nur noch die stärksten Tams aufeinandertrafen<br />

und die Begegnungen ausgeglichener verliefen. Über<br />

das ganze Turnier hinweg trug die höhere Sprintintensität in<br />

der zweiten Halbzeit dazu bei, dass 62 % aller Tore nach der<br />

Pause fi elen.<br />

Auch dieses Ergebnis unserer Studie hat mit der Art und<br />

dem hohen Stellenwert des untersuchten Turniers zu tun, bei<br />

dem in jeder Partie viel auf dem Spiel stand. Entsprechend<br />

gross waren sowohl das Interesse der Öffentlichkeit und der<br />

dadurch mitverursachte Druck, aber auch die Motivation der<br />

Spielerinnen – alles Faktoren, die sich auf die Intensität der<br />

Spiele auswirkten.<br />

Besonderes Augenmerk verdient das bei allen Teams<br />

beobachtete Nachlassen der Sprintintensität gegen Ende<br />

der ersten Halbzeit (31.–45. Minute), zumal in dieser<br />

Phase der Spiele die wenigsten Treffer erzielt wurden<br />

(6 von 79 aller Teams und 2 von 38 der Spitzenteams,<br />

ohne Verlängerungen).<br />

Worauf könnte dieses Nachlassen zwischen der 31. und 45.<br />

Spielminute zurückzuführen sein?<br />

• Auf eine oftmals sehr intensive Anfangsphase der Partien?<br />

• Auf die strategische Zielsetzung, vor der Pause in erster<br />

Linie keinen Gegentreffer mehr zuzulassen?<br />

• Oder liegt es vielleicht daran, dass viele Einwechslungen,<br />

die frischen Wind brachten, erst in der zweiten Halbzeit<br />

erfolgten?<br />

• Die Ermüdung der Spielerinnen (Kondition, Dehydrierung,<br />

Konzentration usw.) kann jedenfalls nicht der einzige<br />

Grund sein, wurden doch, wie erwähnt, 62 % der Tore<br />

nach der Pause geschossen.<br />

Auf diese Fragen müssen die Experten und Trainer des<br />

Frauenfussballs die richtigen Antworten fi nden, um die<br />

Trainingsgestaltung (Methoden, Intensität, Regeneration)<br />

entsprechend anzupassen.<br />

4. ZURÜCKGELEGTE DISTANZEN MIT UND<br />

OHNE BALL<br />

Dieser Teil der <strong>Analyse</strong> befasst sich vorwiegend mit den vier<br />

Halbfi nalisten. In ihren je sechs Spielen verzeichneten diese<br />

vier Teams im Mittel 52 % Ballbesitz (in der Gruppenphase<br />

ausgeschiedene Teams: 48 %). Weltmeister Japan kam<br />

durchschnittlich auf 55,1 %, die USA und Frankreich auf je<br />

53 % und Schweden auf 47 %.<br />

Mit Ausnahme der Schwedinnen (2800 m mit Ball,<br />

3405 m ohne) legten die Halbfi nalisten den grösseren Teil<br />

der Gesamtdistanz bei eigenem Ballbesitz zurück (3200<br />

bis 3450 m), während das Verhältnis bei den acht in der<br />

Gruppenphase ausgeschiedenen Teams genau umgekehrt<br />

war (2780 m mit Ball, 3275 m ohne).<br />

Bei der mit Ball absolvierten Distanz lagen die beiden<br />

Finalisten Japan (3450 m) und USA (3385 m) nicht weit<br />

auseinander. Ohne Ball hingegen liefen die Japanerinnen<br />

(3420 m) immerhin 270 m mehr als die Amerikanerinnen<br />

(3150 m).<br />

Das Spiel ohne Ball ist vor allem wichtig, um sich bei<br />

Ballbesitz des eigenen Teams freizulaufen und anzubieten,<br />

aber auch, um nach einem Ballverlust zurückzueilen und<br />

die Räume für den Gegner eng zu machen. Letzteres ist<br />

Aufgabe aller Spielerinnen, auch der Stürmerinnen, wie die<br />

<strong>Analyse</strong> der einzelnen Positionen bestätigen wird.<br />

Dass die meisten Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-WM mit und ohne<br />

Ball etwa gleich viel liefen, deckt sich mit den Resultaten<br />

entsprechender Messungen im Männerfussball (spanische<br />

Primera División, siehe Abbildung 9).<br />

Auch die Sprints (maximal und optimal) mit und ohne<br />

Ball hielten sich ungefähr die Waage, wobei die vier<br />

Halbfi nalisten insgesamt mit durchschnittlich 3680 m


deutlich mehr sprinteten als die acht in der Gruppenphase<br />

ausgeschiedenen Teams (3180 m, siehe Abbildung 10).<br />

Im Sprint mit Ball legten die beiden Finalisten Japan<br />

(+120 m) und USA (+30 m) eine grössere Distanz zurück<br />

als ohne, im Gegensatz zu Schweden (+190 m ohne Ball)<br />

und Frankreich (+45 m ohne Ball).<br />

Die relative Ausgewogenheit von Sprints mit und<br />

ohne Ball lässt sich auf die generelle Zunahme der<br />

Läufe in den oberen Geschwindigkeitsbereichen im<br />

heutigen Spitzenfussball zurückführen; gerade auch<br />

die Frauen haben diesbezüglich grosse Fortschritte<br />

gemacht.<br />

Abbildung 9: Vergleich der mit und ohne Ball zurückgelegten Distanzen zwischen den Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> und männlichen Profi s der höchsten spanischen Liga<br />

Meter<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

mit Ball ohne Ball<br />

8 in der<br />

Gruppenphase<br />

ausgeschiedene<br />

Teams<br />

Japan USA Schweden Frankreich Männliche<br />

<br />

Abbildung 10: Vergleich der im Sprint (maximal und optimal) mit und ohne Ball zurückgelegten Distanzen zwischen den<br />

Teams der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> (3 Spiele der Gruppenphase) und männlichen Profi s aus England<br />

Meter<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

3680<br />

Total mit Ball ohne Ball<br />

Japan<br />

4000<br />

USA<br />

3850<br />

Schweden<br />

3975<br />

Frankreich<br />

3180<br />

8 in der<br />

Gruppenphase<br />

ausgeschiedene Teams<br />

3950<br />

<br />

(England, >21 km/h)<br />

25


26 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

Die <strong>Analyse</strong> der Sprints der Halbfi nalisten nach Spielabschnitten<br />

(K.-o.-Phase) stimmt mit den bisher festgestellten<br />

Tendenzen überein und zeigt einen Anstieg dieser<br />

Intensität in der zweiten Halbzeit um 9 % (mit und ohne<br />

Ball). Zudem bekräftigt die höhere Zahl der Tore in der<br />

zweiten Halbzeit (68 %) noch einmal den bereits erwähnten<br />

Zusammenhang zwischen Sprintfreudigkeit und erzielten<br />

Treffern.<br />

Die im Sprint mit und ohne Ball zurückgelegten Distanzen<br />

zeugen von der hohen Intensität, mit der die Spitzenteams<br />

dieser WM-Endrunde agierten, insbesondere in der<br />

K.-o.-Phase. Laufbereitschaft, Engagement und Dynamik,<br />

und dies von Anfang bis Ende der Spiele, bildeten<br />

die Grundlage für die hochstehenden und attraktiven<br />

Begegnungen, die den Zuschauern in <strong>Deutschland</strong> geboten<br />

wurden.<br />

Bestätigt werden die in diesem Kapitel dargelegten<br />

Erkenntnisse auch vom offi ziellen technischen Bericht<br />

zur <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong>. Dieser betont<br />

zum einen die hohe Qualität des gezeigten Fussballs, die<br />

Vielfalt der Spielstile sowie die Fähigkeit mehrerer Teams<br />

(<strong>Deutschland</strong>, Frankreich, Japan, England, Kanada und<br />

Australien), blitzschnell das Tempo zu wechseln; und zum<br />

anderen, dass die am Ende weit vorne platzierten Teams<br />

(Japan, USA, Frankreich, Schweden und <strong>Deutschland</strong>) in<br />

der Lage waren, ihren Abwehrblock vor und zurück zu<br />

Tabelle 5<br />

In niedrigem und mittlerem Tempo zurückgelegte Gesamtdistanzen (in Metern) nach Position<br />

Gesamtdistanz<br />

verschieben, ohne den Rhythmus zu verlieren oder den<br />

Abstand zwischen den Mannschaftsteilen zu gross werden<br />

zu lassen. Zudem bewiesen mehrere Teams grosse taktische<br />

Reife, zeigten sich gut organisiert und waren – nicht zuletzt<br />

dank der hohen Laufbereitschaft der Spielerinnen – in der<br />

Lage, ihr Spielsystem geschickt zu variieren.<br />

Wie aus unserer <strong>Analyse</strong> hervorgeht, bildete die optimale<br />

körperliche Verfassung ihrer Spielerinnen die Grundlage für<br />

die Erfolge der Spitzenteams, legten diese doch die grössten<br />

Distanzen zurück, sowohl insgesamt als auch im Sprint und<br />

insbesondere bei eigenem Ballbesitz. Der Grad der körperlichen<br />

Fitness zeigte sich aber auch bei den Sprints ohne Ball<br />

(maximal und optimal) – die unter anderem dazu dienten,<br />

die ballführende Gegenspielerin unter Druck zu setzen – und<br />

wirkte sich nicht zuletzt auch darauf aus, ob die Spielerinnen<br />

ihre technischen Fähigkeiten über die gesamte Spieldauer<br />

hinweg abrufen konnten.<br />

Worauf sind die Unterschiede zwischen den Teams<br />

zurückzuführen?<br />

• Organisation und Spielsystem (4-4-2 / 4-2-3-1 / 4-3-3)<br />

• Spielstil, Strategie und taktische Umstellungen im Verlauf<br />

einer Partie<br />

- schnelles Kurzpassspiel (Japan), Spiel in die Tiefe und<br />

über die Flügel (USA), schnelle Kombinationen im<br />

Spielaufbau (Frankreich)<br />

Läufe in niedrigem Tempo<br />

(0–12 km/h)<br />

Läufe in mittlerem Tempo<br />

(12,1–18 km/h)<br />

Position Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

Ø Geschwindigkeit<br />

der<br />

Läufe in mittlerem<br />

Tempo<br />

Innenverteidigung 10160 5120 5040 7410 3710 3700 2230 1190 1040 14,3 km/h<br />

Aussenverteidigung 10850 5460 5390 7440 3720 3720 2600 1330 1270 14,4 km/h<br />

Zentrales Mittelfeld 11350 5720 5630 7550 3750 3800 3130 1635 1495 14,3 km/h<br />

Äusseres Mittelfeld 11280 5700 5580 7500 3745 3755 2835 1450 1385 14,4 km/h<br />

Angriff 10460 5270 5190 7320 3660 3660 2190 1135 1055 14,5 km/h


- lange Bälle in die Spitze (Norwegen, Äquatorial-Guinea)<br />

- hoch/tief stehende Abwehr, Pressing<br />

- Defensivarbeit der Stürmerinnen<br />

- Laufbereitschaft und -wege (Kreuzen, Vorstösse im<br />

Zentrum und über die Seiten)<br />

- organisatorische Schwächen, zu grosse Lücken zwischen<br />

den Mannschaftsteilen<br />

• Unterschiede zwischen den Spielerinnen (individuelle<br />

Abbildung 11:<br />

Laufdistanzen nach Position (pro Spiel und nach Halbzeiten)<br />

km<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

10,1<br />

Innenverteidigung<br />

Total 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

10,8<br />

Aussenverteidigung<br />

Zentrales Mittelfeld<br />

Durchschnittliche Abnahme der Gesamtdistanz in der zweiten Halbzeit: 3,58 %<br />

Abbildung 12: Vergleich der zurückgelegten Gesamtdistanzen nach Position zwischen den Spielerinnen der<br />

<strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> und spanischen Profi spielern<br />

km<br />

12,5<br />

12<br />

11,5<br />

11<br />

10,5<br />

10<br />

9,5<br />

9<br />

Frauen Männer<br />

Durchschnittlicher Unterschied Männer/Frauen auf den verschiedenen Positionen: 6,32 %<br />

11,3<br />

11,2<br />

Äusseres Mittelfeld<br />

10,5<br />

Angriff<br />

27<br />

Fähigkeiten und Eigenschaften, körperliche Verfassung,<br />

mentale Stärke)<br />

• Einwechslung frischer Spielerinnen in der zweiten Halbzeit<br />

• Stadium des Turniers (Gruppenspiele, K.-o.-Phase, Finale)<br />

• Spielkultur und -freude<br />

• Ermüdung des gesamten Teams oder einzelner Spielerinnen<br />

• Qualität der Vorbereitung<br />

• Siegermentalität<br />

Innenverteidigung Aussenverteidigung Zentrales Mittelfeld Äusseres Mittelfeld Angriff


28 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

5. ZURÜCKGELEGTE DISTANZEN NACH<br />

POSITION<br />

Die positionsspezifi sche <strong>Analyse</strong> stellt einen zentralen<br />

Teil unserer Studie dar, da sie die Grundlage unserer<br />

Empfehlungen für die Trainingsgestaltung bildet.<br />

Bei den Laufdistanzen in mittlerem und niedrigem Tempo<br />

(über die gesamte Spieldauer und nach Halbzeiten) zeigten<br />

sich wie in früheren Studien gewisse Unterschiede zwischen<br />

den Spielerinnen der einzelnen Mannschaftsteile.<br />

Gemäss Tabelle 5 und Abbildung 11 zeigt die <strong>Analyse</strong>,<br />

dass vor allem die Mittelfeldspielerinnen grosse Distanzen<br />

zurücklegten, wobei die Differenz zwischen ihnen<br />

und den Stürmerinnen bei den Läufen im niedrigsten<br />

Geschwindigkeitsbereich mit 230 m noch gering, bei den<br />

Läufen in mittlerem Tempo mit fast 1000 m aber recht<br />

deutlich ausfi el.<br />

Die Läufe in mittlerem Tempo, mit denen sich die<br />

Spielerinnen freiliefen und verschoben, insbesondere im<br />

Mittelfeld, wurden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 14,3 km/h absolviert, was 70 bis 80 % der maximalen<br />

Herzfrequenz bzw. 75 bis 80 % der maximalen aeroben<br />

Geschwindigkeit (MAG) entspricht.<br />

In der zweiten Halbzeit nahm das Laufpensum auf allen<br />

Positionen leicht ab, und zwar um 2 bis 4 %, so wie dies<br />

auch im Männerfussball oftmals der Fall ist (siehe Tabelle 5).<br />

Der in Abbildung 12 gezeigte Vergleich der Laufl eistungen<br />

der Spielerinnen auf den einzelnen Positionen mit denjenigen<br />

spanischer Profi spieler ergibt eine durchschnittliche<br />

Differenz von 6 %. Der deutlichste Unterschied ist im Angriff<br />

festzustellen, wo die Männer rund 8 % höhere Werte<br />

erzielen als die Frauen. Die grössten Distanzen werden bei<br />

beiden Geschlechtern von den Mittelfeldspielern und den<br />

Aussenverteidigern zurückgelegt.<br />

Markante Unterschiede zwischen den Mannschaftsteilen<br />

zeigten sich bei den Sprints und den Läufen in hohem<br />

Tempo. Die Spitzenwerte im höchsten Geschwindigkeitsbereich<br />

verzeichneten erwartungsgemäss die Stürmerinnen,<br />

sowohl in Bezug auf die Distanz der absolvierten Sprints<br />

(125 m in maximalem, 360 m in optimalem Tempo) als auch<br />

auf deren Zahl (durchschnittlich 30 Sprints pro Spiel).<br />

Auch die äusseren Mittelfeldspielerinnen (27 Sprints), die<br />

Aussenverteidigerinnen (22) sowie die Innenverteidigerinnen<br />

(21) bewegten sich häufi g in diesem Geschwindigkeitsbereich,<br />

während im zentralen Mittelfeld (16) etwas seltener<br />

gesprintet wurde. Im Vergleich der beiden Halbzeiten<br />

waren diesbezüglich kaum Unterschiede festzustellen.<br />

Wie bereits erwähnt, sprinteten die Frauen 30 %<br />

häufi ger in optimalem (21,1–25 km/h) als in maximalem<br />

Tempo (>25 km/h).<br />

Tabelle 6<br />

Gesamtlänge (in Metern), Durchschnittsgeschwindigkeit und Anzahl (pro Spiel) der maximalen Sprints, der optimalen Sprints<br />

und der Läufe in hohem Tempo sowie Erholungszeit zwischen den Sprints, nach Position<br />

Maximale Sprints (>25 km/h) Optimale Sprints (21,1–25 km/h)<br />

Läufe in hohem Tempo<br />

(18,1–21 km/h)<br />

Erholungszeit<br />

zwischen<br />

Position Total<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

Anzahl der<br />

Sprints<br />

Total<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

Anzahl der<br />

Sprints<br />

Total<br />

Ø<br />

Geschwindigkeit<br />

Anzahl der<br />

Sprints<br />

den Sprints<br />

(maximal und<br />

optimal)<br />

Innenverteidigung 50 25,5 3 210 22,2 18 335 19,3 40 5‘30<br />

Aussenverteidigung 100 25,7 4 280 22,2 18 460 19,3 40 3‘40<br />

Zentrales Mittelfeld 80 25,7 3 205 22,2 13 440 19,3 39 5‘45<br />

Äusseres Mittelfeld 110 25,8 4 330 22,2 23 540 19,3 47 5‘40<br />

Angriff 125 25,5 6 360 22,1 23 465 19,3 41 3‘40


Besonderes Augenmerk, vor allem auch hinsichtlich der<br />

Trainingsgestaltung, verdient die je nach Position unterschiedliche<br />

Erholungszeit zwischen zwei Sprints (maximal<br />

und optimal), die bei den Stürmerinnen durchschnittlich<br />

3’40”, bei den Innenverteidigerinnen 5’30” und bei<br />

einigen bestimmten Offensivspielerinnen 1’50” betrug<br />

(siehe Tabelle 6).<br />

Tabelle 7<br />

Tabelle 7 zeigt einen Überblick über die maximalen Sprints<br />

nach Position und einen Vergleich mit den entsprechenden<br />

Werten männlicher Profi spieler. Signifi kante Unterschiede<br />

zwischen Spielerinnen desselben Mannschaftsteils waren<br />

bei den zurückgelegten Distanzen, nicht aber bei den<br />

erreichten Geschwindigkeiten festzustellen. Die maximale<br />

Sprintgeschwindigkeit betrug 29,7 km/h, und mehrere<br />

Vergleich der maximalen Sprints auf den verschiedenen Positionen zwischen den Spielerinnen der <strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> und Spielern der englischen und spanischen Meisterschaft / Unterschiede zwischen Spielerinnen<br />

auf der gleichen Position (in Metern).<br />

Position<br />

Ø Frauen Max. Sprints<br />

(>25 km/h, max. Sprintgeschwindigkeit<br />

28,9 km/h)<br />

Gesamtlänge<br />

Pro<br />

Sprint<br />

Anzahl<br />

der<br />

Sprints<br />

Ø Männer Max. Sprints<br />

(>24 km/h, max. Sprintgeschwindigkeit<br />

>30 km/h)<br />

Gesamtlänge<br />

Pro<br />

Sprint<br />

Anzahl<br />

der<br />

Sprints<br />

Innenverteidigung 50 12,5 4 180 20 8<br />

Aussenverteidigung 100 17 6 250 22 12<br />

Zentrales Mittelfeld 80 16 5 230 20 11<br />

Äusseres Mittelfeld 110 18 6 260 23 11<br />

Angriff 125 18 7 270 19 14<br />

Unterschiede zwischen Spielerinnen auf der<br />

gleichen Position<br />

Spiel Spielerin<br />

USA-<br />

COL<br />

CAN-<br />

FRA<br />

ENG-<br />

JPN<br />

EQG-<br />

BRA<br />

SWE-<br />

USA<br />

Verteidigerin USA<br />

Verteidigerin COL<br />

Verteidigerin CAN<br />

Verteidigerin FRA<br />

Verteidigerin ENG<br />

Verteidigerin JPN<br />

Verteidigerin EQG<br />

Verteidigerin BRA<br />

Verteidigerin SWE<br />

Verteidigerin USA<br />

Gesamtlänge<br />

160<br />

20<br />

140<br />

65<br />

25<br />

125<br />

Pro<br />

Sprint<br />

17<br />

9<br />

23<br />

21<br />

25<br />

14<br />

Anzahl<br />

der<br />

Sprints<br />

Abbildung 13: Gesamtlänge der maximalen und optimalen Sprints sowie der Läufe in hohem Tempo nach Position<br />

(gesamtes Turnier)<br />

Meter<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

50<br />

maximale Sprints optimale Sprints Läufe in hohem Tempo<br />

210<br />

335<br />

Innenverteidigung<br />

60<br />

280<br />

460<br />

Aussenverteidigung<br />

35<br />

205<br />

440<br />

Zentrales Mittelfeld<br />

60<br />

330<br />

540<br />

Äusseres Mittelfeld<br />

125<br />

360<br />

465<br />

Angriff<br />

120<br />

155<br />

335<br />

50<br />

24<br />

25<br />

22<br />

16<br />

9<br />

2<br />

6<br />

3<br />

1<br />

7<br />

5<br />

6<br />

15<br />

3<br />

8<br />

25<br />

40<br />

Torhüterinnen<br />

29<br />

Sprintgeschwindigkeit<br />

(km/h)<br />

Die positionsspezifi sche <strong>Analyse</strong> der zurückgelegten Distanzen, insbesondere im Bereich der Läufe in hohem Tempo und<br />

der Sprints, liefert zusätzliche Argumente für eine Individualisierung des Trainings, die sowohl die körperlichen Anlagen der<br />

einzelnen Spielerinnen als auch die speziellen Anforderungen der jeweiligen Position berücksichtigt.<br />

25,6<br />

26,2<br />

25,8<br />

25,9<br />

25,8<br />

25,5<br />

25,6<br />

26,5<br />

25,8<br />

24,3


30 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

Spielerinnen – insbesondere im Sturm und auf den Aussenbahnen<br />

– verzeichneten Höchstwerte zwischen 27 und 28<br />

km/h.<br />

Im Mittel hatte ein Sprint eine Länge von 13 bis 20 m und<br />

eine Geschwindigkeit von 26 bis 27 km/h im maximalen<br />

bzw. 22,2 km/h im optimalen Bereich. Die Zahl der maximalen<br />

Sprints pro Partie belief sich im Schnitt auf 3 (5 bis 15<br />

bei den Stürmerinnen), diejenige der optimalen Sprints auf<br />

14 bis 16 (auf bestimmten Positionen 20 bis 30).<br />

Die positionsspezifi sche Auswertung der Läufe in hohem<br />

Tempo (18,1–21 km/h) liefert zusätzliche Ansätze für die<br />

Optimierung des Trainings in diesem Bereich. Solche<br />

Läufe waren auf allen Positionen sehr häufi g (40 bis<br />

45 Mal pro Spiel), führten über sehr kurze Strecken<br />

(10 bis 15 m) und summierten sich zu einer Gesamtdistanz,<br />

die in etwa derjenigen der optimalen Sprints entsprach.<br />

Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Läufe in hohem<br />

Tempo betrug 19,3 km/h, wobei manche Spielerinnen bis<br />

Tabelle 8<br />

Laufl eistungen der Torhüterinnen<br />

Torhüterin<br />

Solo<br />

USA<br />

(1,75 m)<br />

Kaihori<br />

Japan<br />

(1,70 m)<br />

Lindahl<br />

Schweden<br />

(1,79 m)<br />

Angerer<br />

<strong>Deutschland</strong><br />

(1,75 m)<br />

Andreia<br />

Brasilien<br />

(1,72m)<br />

zu 20 km/h erreichten und, je nach Position, mit 45<br />

bis 50 dieser Läufe pro Spiel insgesamt über 500 m<br />

absolvierten.<br />

Im Bereich dieser drei Geschwindigkeiten, in dem sich im<br />

Fussball meist die entscheidenden Aktionen abspielen,<br />

legten die Spielerinnen im Mittel aller Positionen 47 % mit<br />

Läufen in hohem Tempo, 38 % mit optimalen und nur 15 %<br />

mit maximalen Sprints zurück. Die Innenverteidigerinnen<br />

bewegten sich nur zu 8 % im maximalen Sprinttempo,<br />

die Stürmerinnen hingegen zu 25 %. Auf hohe Werte<br />

kamen auch die äusseren Mittelfeldspielerinnen sowie<br />

die Aussenverteidigerinnen, was zeigt, wie wichtig diese<br />

Geschwindigkeiten auf diesen Positionen sind (siehe<br />

Abbildung 13).<br />

Gemäss einer Studie aus dem englischen Männerfussball<br />

legten die äusseren Mittelfeldspieler und die Stürmer<br />

mit Sprints und Läufen in hohem Tempo durchschnittlich<br />

1300 m bzw. 1230 m zurück, also fast 22 % mehr als die<br />

Gesamtdistanz (m) Maximale Sprints Optimale Sprints Läufe in hohem Tempo<br />

Total<br />

1.<br />

Halbzeit<br />

Anzahl<br />

2. Gesamt-<br />

der<br />

Halbzeit länge<br />

Sprints<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

GeschwinGesamtGeschwinGesamtGeschwin- der<br />

der<br />

digkeitlängedigkeitlängedigkeit Sprints<br />

Sprints<br />

Läufe in<br />

mittlerem<br />

Tempo<br />

Gehen und<br />

Läufe in<br />

niedrigem<br />

Tempo<br />

Total Total<br />

6420 3220 3200 5 1 26,4 20 2 22,2 55 5 19,1 530 5810<br />

5840 2910 2930 0 0 0 20 2 22,3 40 5 19,1 490 5290<br />

6800 3490 3310 0 0 0 45 2 21,8 45 4 18,8 445 6295<br />

5950 2980 2970 0 0 0 15 2 21,5 60 5 19,3 420 5425<br />

5280 2600 2680 0 0 0 10 1 21,6 25 3 18,4 150 5105


Frauen in <strong>Deutschland</strong> (930 m im äusseren Mittelfeld, 950 m<br />

im Sturm).<br />

Anzumerken gilt bei diesem Vergleich, dass die Kategorie<br />

„Läufe in hohem Tempo“ bei den Männern ab 19,1 km/h<br />

und bei den Frauen ab 18,1 km/h beginnt.<br />

Torhüterinnen<br />

Die <strong>Analyse</strong> der Laufwege der Torhüterinnen wurde nach<br />

denselben Kriterien wie bei den Feldspielerinnen durchgeführt<br />

und lieferte einige interessante Erkenntnisse.<br />

Mit der US-Amerikanerin Solo (1,75 m), der Japanerin<br />

Kaihori (1,70 m), der Schwedin Lindahl (1,79 m), der<br />

Deutschen Angerer (1,75 m) und der Brasilianerin Andreia<br />

(1,72 m) wurden dafür fünf Keeperinnen ausgewählt, die<br />

nach Auffassung der technischen Studiengruppe der <strong>FIFA</strong><br />

über das ganze Turnier hinweg gute Leistungen erbrachten.<br />

Im Durchschnitt legten die Torhüterinnen pro Partie<br />

6,0 km zurück, wobei es markante Unterschiede gab<br />

(Lindahl 6,800 km, Andreia 5,280 km). 91 bis 92 % der<br />

Gesamtdistanz entfi elen auf Läufe in niedrigem Tempo (bis<br />

12 km/h), 5 bis 6 % auf Läufe in mittlerem Tempo, weniger<br />

Tabelle 9<br />

als 1 % auf Läufe in hohem Tempo und 0,6 bis 0,7 % auf<br />

Sprints (maximal und optimal).<br />

Die beträchtliche Differenz von 1140 m zwischen Solo und<br />

Andreia ist darauf zurückzuführen, dass die US-Torhüterin<br />

ihre Vorderleute besonders intensiv unterstützte und zur<br />

Absicherung ihrer Abwehr oft weit aus ihrem Strafraum<br />

herauskam. Auf diese Weise fi ng sie immer wieder Pässe<br />

in die Tiefe ab und war dank ihres guten Spiels mit dem<br />

Fuss in der Lage, sofort den Gegenangriff einzuleiten. Ihre<br />

aktive Spielweise widerspiegelte sich auch in den Läufen in<br />

mittlerem Tempo (12,1–18 km/h), bei denen Solo mit ihren<br />

530 m die anderen Hüterinnen klar übertraf (z. B. Lindahl<br />

mit 445 m).<br />

Der Vergleich der Gesamtdistanz, die von den Torhüterinnen<br />

vor und nach der Pause zurückgelegt wurde, ergab keinen<br />

signifi kanten Unterschied zwischen den beiden Halbzeiten.<br />

In den obersten Geschwindigkeitsbereichen bewegten sich<br />

die fünf Torhüterinnen nur selten. Bei den maximalen Sprints<br />

fand nur Solo Eingang in die Statistik, die pro Partie im Schnitt<br />

einen solchen Sprint über 5 m absolvierte (in einer Partie sogar<br />

zwei über je 15 m) und dabei mit 26,4 km/h eine höhere<br />

Vergleich der zurückgelegten Distanzen (in Metern) zwischen Torhüterinnen der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>2011</strong> und<br />

Torhütern der englischen Meisterschaft<br />

Torhüter<br />

<strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft<br />

<strong>2011</strong><br />

Durchschnitt<br />

der englischen<br />

Torhüter<br />

Gesamtdistanz<br />

Maximale<br />

Sprints<br />

(>25 km/h)<br />

Läufe in<br />

hohem<br />

Tempo<br />

(18,1–<br />

25 km/h)<br />

Läufe in<br />

mittlerem<br />

Tempo<br />

(12,1–<br />

18 km/h)<br />

Läufe in<br />

niedrigem<br />

Tempo<br />

(0–12 km/h)<br />

6040 2 45 410 5585<br />

Solo (USA) 6420 5 75 530 5810<br />

Spitzenwerte<br />

der englischen<br />

Torhüter<br />

Gesamtdistanz<br />

Maximale<br />

Sprints<br />

(>25 km/h)<br />

Läufe in<br />

hohem Tempo<br />

(19,9–25 km/h)<br />

31<br />

Läufe in mitt- Läufe in niedlerem<br />

Tempo rigem Tempo<br />

(14,5–18 km/h) (0–14 km/h)<br />

5610 11 55 220 5325<br />

6420 25 90 310 5995


32 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse


Durchschnittsgeschwindigkeit als die besten Stürmerinnen<br />

erreichte. Etwas häufi ger waren optimale Sprints (durchschnittliche<br />

Gesamtlänge pro Spiel: 20 m) und Läufe in hohem<br />

Tempo (45 m). Die Durchschnittsgeschwindigkeit der optimalen<br />

Sprints betrug 21,5 km/h (Höchstwert im Verlauf einer<br />

Partie: Andreia mit 24,8 km/h), diejenige der Läufe in hohem<br />

Tempo 19 km/h (Solo 19,6 km/h).<br />

Auf diese höheren Geschwindigkeiten kamen die Torhüterinnen<br />

vor allem beim Herauslaufen – um sich einer<br />

gegnerischen Angreiferin in den Weg zu stellen oder einen<br />

Steilpass abzufangen – sowie in manchen Fällen beim<br />

raschen Vorrücken bis zur Strafraumgrenze, um von dort aus<br />

den Ball per Hand oder Fuss einer Teamkollegin zuzuspielen<br />

(Lindahl).<br />

Im Gegensatz zur Wahrnehmungs-/Reaktionsschnelligkeit<br />

und den positionsspezifi schen Fähigkeiten werden<br />

Beschleunigung und Laufgeschwindigkeit meist nicht<br />

als zentrale Faktoren für die Qualität einer Torhüterin<br />

betrachtet.<br />

Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Sprints<br />

(maximal und optimal) von 21,7 km/h sowie einige<br />

Beobachtungen bei diesem Turnier weisen jedoch darauf<br />

hin, dass manche Torhüterinnen in diesem Bereich noch<br />

Verbesserungspotenzial haben.<br />

Der technische Bericht der <strong>FIFA</strong> stellte bei den Keeperinnen<br />

zudem Schwächen bei hohen Bällen fest; mögliche Gründe<br />

dafür sind neben der Körpergrösse, einer mangelhaften<br />

Technik oder ungenügender Spielintelligenz sicherlich auch<br />

Defi zite bei der Stabilität des Oberkörpers und bei der<br />

Schnellkraft, die sowohl die Technik einer Torhüterin als auch<br />

ihr Selbstvertrauen, ihre Präsenz und ihre Entschlossenheit<br />

negativ beeinfl ussen können. Die Tabelle 9 zeigt einen<br />

Vergleich der Leistungen der fünf Torhüterinnen mit denjenigen<br />

englischer Schlussmänner. (Di Salvo et al., 2008)<br />

33


34 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

6. LAUFLEISTUNGEN AUSGEWÄHLTER<br />

SPIELERINNEN DES <strong>FIFA</strong>-ALL-STAR-TEAMS<br />

Die Gruppe von Spitzenspielerinnen, die für diesen Teil der<br />

Studie ausgewählt wurden, bestand aus den drei besten<br />

Torschützinnen des Turniers – Sawa (Japan), Marta (Brasilien)<br />

und Wambach (USA) – sowie vier weiteren Spielerinnen des<br />

<strong>FIFA</strong>-All-Star-Teams, die mit konstant guten Leistungen überzeugten:<br />

Schelin (Schweden), Anonman (Äquatorial-Guinea),<br />

Cheney (USA) und Nécib (Frankreich). Die Auswahl konzentrierte<br />

sich auf offensiv eingestellte Spielerinnen, die mit ihren<br />

herausragenden spielerischen und physischen Leistungen die<br />

Auftritte ihrer Teams stark prägten.<br />

Tabelle 10<br />

Die <strong>Analyse</strong> ihrer Laufwege ergab gewisse Unterschiede<br />

zwischen den Spielerinnen, sowohl in Bezug auf die<br />

Gesamtdistanz als auch auf die Sprints. Zurückzuführen<br />

sind diese Unterschiede im Wesentlichen auf ihre jeweilige<br />

Position sowie auf die Organisation und Spielweise ihrer<br />

Teams. Weitere leistungsbeeinfl ussende Faktoren sind die<br />

individuellen technischen und taktischen Fähigkeiten, die<br />

Athletik und die Persönlichkeit der Spielerinnen (siehe<br />

Tabelle 10).<br />

Bei der Gesamtdistanz war die Palette recht breit und reichte<br />

von Marta (9,700 km) über Schelin (10,380 km) und Sawa<br />

(11,480 km) bis zu Cheney (13,060 km), was auch mit den<br />

unterschiedlichen Positionen und taktischen Aufgaben zu<br />

Gesamtdistanz (in Meter), Anzahl sowie durchschnittliche Geschwindigkeit und Länge der von ausgewählten<br />

All-Star-Spielerinnen absolvierten Sprints und Läufe (über 3 bis 6 Spiele, je nach Spielerin)<br />

Spielerin<br />

Sawa<br />

Mittelfeld<br />

(JPN)<br />

Marta<br />

Angriff<br />

(BRA)<br />

Wambach<br />

Angriff (USA)<br />

Schelin<br />

Angriff<br />

(SWE)<br />

Anonman<br />

Angriff<br />

(EQG)<br />

Cheney<br />

Äusseres<br />

Mittelfeld<br />

(USA)<br />

Nécib<br />

Zentrales<br />

Mittelfeld<br />

(FRA)<br />

Maximale Sprints (>25 km/h) Optimale Sprints (21,1–25 km/h)<br />

Gesamtlänge<br />

Sprint-<br />

Anzahl geschwin<br />

Sprints digkeit<br />

(km/h)<br />

Länge<br />

pro<br />

Sprint<br />

SprintGesamt-<br />

Anzahl geschwinlänge<br />

Sprints digkeit<br />

(km/h)<br />

Länge<br />

pro<br />

Sprint<br />

Läufe in<br />

hohem Tempo<br />

(18,1–21 km/h)<br />

Gesamtlänge<br />

Ø<br />

Läufe in<br />

Geschwinmitt-<br />

Läufe in<br />

digkeitlerem<br />

niedrigem GesamtLauf-<br />

(gesamte<br />

Tempo Tempo distanzgeschwinSpiel-<br />

(12,1– (0–12 km/h)<br />

digkeitdauer,<br />

18 km/h)<br />

(km/h)<br />

km/h)<br />

25 2 26,2 12 190 13 22,4 15 420 19,4 3310 7535 11 480 7,5<br />

240 11 26 23 460 31 22 15 460 19,3 2150 6395 9700 7,2<br />

95 6 25,5 18 430 27 22,3 16 535 19,4 2820 7170 11 050 7,0<br />

245 11 25,5 22 420 27 22,3 15 470 19,3 2080 7165 10 380 6,5<br />

65 6 25,7 12 450 31 22,4 14 700 19,4 2880 7305 11 400 7,2<br />

50 4 26,3 15 520 27 22,3 15 825 19,4 3880 7785 13 060 8,2<br />

20 2 25,1 10 240 14 22,1 17 500 19,2 3210 7480 11 450 7,5


tun hat: Während Marta und Schelin reine Stürmerinnen<br />

sind, agierten Sawa und Cheney vornehmlich im Mittelfeld,<br />

wo sie sich ständig verschieben mussten. Einen hohen Wert<br />

(11,400 km) erzielte auch die junge Anonman, die sich mit<br />

ihrer Laufbereitschaft und ihrer grossen Präsenz in allen Partien<br />

als echte Leaderin des Teams aus Äquatorial-Guinea erwies.<br />

Der Vergleich der beiden Halbzeiten zeigt eine Abnahme<br />

der Laufl eistungen nach der Pause um 6 bis 7 %. Diese<br />

Feststellung deckt sich, wie bereits erwähnt, mit verschiedenen<br />

Untersuchungen aus dem Männerfussball, die bei den<br />

Profi s entsprechende Differenzen von 2 bis 9 % ermittelten.<br />

Der allgemein geringe Unterschied zwischen den Halbzeiten<br />

ist Beleg für die gute aerob-anaerobe Ausdauer und die ausgezeichnete<br />

Erholungsfähigkeit dieser Spitzenspielerinnen,<br />

von denen sich Schelin (+210 m) und Cheney (+50 m) im<br />

zweiten Durchgang sogar leicht steigern konnten.<br />

Die durchschnittliche Laufgeschwindigkeit (Sprints, Läufe<br />

in hohem und niedrigem Tempo, Gehen) betrug im<br />

Mittel der sieben Spielerinnen 7,3 km/h. Die geringen<br />

Differenzen – zum Beispiel zwischen der Stürmerin Schelin<br />

(6,5 km/h), der Mittelfeldspielerin Sawa (7,5 km/h) und<br />

der Flügelspielerin Cheney (8,2 km/h), die überall auf dem<br />

Feld präsent war, grosse Distanzen zurücklegte und auch<br />

spielerisch überzeugte – sind auf die unterschiedlichen<br />

Spielweisen und Positionen der einzelnen Akteurinnen<br />

zurückzuführen.<br />

Wie bei der Gesamtdistanz zeigten sich auch bei<br />

den Sprints teils markante Unterschiede zwischen<br />

Spielerinnen auf verschiedenen Positionen. Während<br />

die Stürmerinnen mit optimalen Sprints (21,1 bis 25 km/h)<br />

zwischen 400 und 500 m zurücklegten, verzeichneten<br />

die Mittelfeldspielerinnen in diesem Bereich deutlich<br />

tiefere Werte – mit Ausnahme von Cheney (520 m), was<br />

auf deren offensive Ausrichtung und stets kämpferische<br />

Einstellung zurückzuführen ist.<br />

Die Brasilianerin Marta kam – was für ein Stürmerin nicht<br />

ungewöhnlich ist – zwar auf eine vergleichsweise geringe<br />

Gesamtdistanz (9,700 km), lag aber sowohl bei den<br />

Abbildung 14: Von den All-Star-Spielerinnen zurückgelegte Gesamtdistanz (pro Spiel und nach Halbzeiten) über das<br />

gesamte Turnier (3 bis 6 Spiele)<br />

Meter<br />

14 000<br />

12 000<br />

10 000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

Veränderung<br />

in der zweiten<br />

Halbzeit<br />

Pro Spiel 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

11 480<br />

Sawa<br />

9700<br />

Marta<br />

11 050<br />

Wambach<br />

10 380<br />

Schelin<br />

11 400<br />

Anonman<br />

13 060<br />

Cheney<br />

–3,4 % –3,8 % –0,9 % +3,9 % –7,4 % +0,75 % –5,8 %<br />

11 450<br />

Nécib<br />

35


36 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

maximalen Sprints (>25 km/h) mit 240 m als auch bei<br />

den optimalen Sprints (21,1 bis 25 km/h) mit 460 m<br />

weit vorne. Zudem führte sie die meisten Sprints aus (42)<br />

und zeigte mit 23 m auch den längsten Lauf in<br />

maximalem Tempo, knapp vor Schelin mit 22 m.<br />

Die anderen All-Star-Spielerinnen blieben bei den<br />

maximalen Sprints, von denen sie durchschnittlich<br />

2 bis 6 über eine Strecke von je 10 bis 15 m<br />

absolvierten, unter 100 m pro Partie.<br />

Von den sieben Spielerinnen sprintete Sawa mit insgesamt<br />

nur 215 m (25 m in maximalem, 190 m in<br />

optimalem Tempo) am wenigsten, was ihre Leistungen<br />

jedoch nicht beeinträchtigte. Mit einer Gesamtdistanz<br />

von 11,480 km und Läufen in niedrigem Tempo über<br />

7,535 km (Cheney 7,785 km) verzeichnete sie ideale Werte<br />

für eine Mittelfeldspielerin, war stets gut positioniert und<br />

sorgte mit intelligenten Laufwegen und überraschenden<br />

Rhythmuswechseln immer wieder für Gefahr.<br />

Trotz ihrer bescheidenen Sprintbilanz, was die zurückgelegte<br />

Distanz angeht, gehörte Sawa zu den schnellsten<br />

Spielerinnen und erzielte im maximalen Sprint mit 26,2 km/h<br />

die zweithöchste, sowie im optimalen Sprint (22,4 km/h)<br />

und bei den Läufen in hohem Tempo (19,4 km/h) sogar die<br />

höchste Durchschnittsgeschwindigkeit. Neben Ausdauer<br />

und Explosivität überzeugte die beste Torschützin des<br />

Turniers zudem mit ihren technischen und taktischen<br />

Fähigkeiten, gutem Spielverständnis und Übersicht sowie<br />

ihrer starken Persönlichkeit.<br />

Ein Vergleich zwischen den Sprintleistungen der Frauen<br />

und der Männer gestaltet sich schwierig, da Letztere<br />

Geschwindigkeiten von über 28 km/h erreichen können;<br />

die in diesem Tempo absolvierten Distanzen belaufen sich<br />

bei südamerikanischen Nationalspielern, je nach Position,<br />

auf rund 345 m (Rienzi et al., 2000), bei jungen italienischen<br />

Amateurspielern auf über 500 m (Castagna et al., 2003) und<br />

bei italienischen Profi spielern auf 650 m (Mohr et al., 2003).<br />

Abbildung 15:<br />

<strong>Analyse</strong> der Sprints (maximal und optimal) der All-Star-Spielerinnen über das gesamte Turnier (3 bis 6 Spiele)<br />

Meter<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Anzahl der<br />

max. Sprints<br />

Anzahl der<br />

optimalen<br />

Sprints<br />

25<br />

190<br />

Sawa<br />

maximal optimal<br />

240<br />

460<br />

Marta<br />

95<br />

430<br />

Wambach<br />

245<br />

420<br />

Schelin<br />

65<br />

450<br />

Anonman<br />

Cheney<br />

2 11 6 11 6 4 2<br />

13 31 27 27 31 27 14<br />

Durchschnittliche Gesamtlänge der maximalen Sprints: 110 m Durchschnittliche Gesamtlänge der optimalen Sprints: 390 m<br />

50<br />

520<br />

20<br />

240<br />

Nécib<br />

Ø aller<br />

16 Teams<br />

(Gruppenphase)<br />

Ø der<br />

4 Halb-<br />

<br />

(Gruppenphase)


Allgemein lässt sich sagen, dass die Frauen im optimalen<br />

Sprint (durchschnittlich über 400 m) ungefähr gleich lange<br />

Strecken zurücklegen wie die Männer im maximalen Sprint.<br />

Die All-Star-Spielerinnen erbrachten in den obersten<br />

Geschwindigkeitsbereichen Laufl eistungen, die fast<br />

50 % über den Durchschnittswerten sowohl aller 16<br />

Endrundenteams als auch der vier Halbfi nalisten lagen.<br />

Dies deutet darauf hin, dass sie neben ihren grossen<br />

technischen, taktischen und mentalen Qualitäten auch<br />

Vorteile im neuromuskulären Bereich und damit im<br />

Schnelligkeitsvermögen besitzen.<br />

Zum Abschluss dieses Teils der <strong>Analyse</strong> sei noch erwähnt,<br />

dass die Sprints dieser Spielerinnen 12 % häufi ger in<br />

optimalem als in maximalem Tempo erfolgten.<br />

Die Läufe in hohem Tempo (18,1 bis 21 km/h), also<br />

im Bereich von 90 bis 120 % der maximalen aeroben<br />

Geschwindigkeit (MAG) 1 , spielen im modernen Fussball<br />

eine wichtige, nach Ansicht einiger Studien sogar entscheidende<br />

Rolle, da sie – richtig eingesetzt – oft am Ursprung<br />

vielversprechender Aktionen stehen, insbesondere in der<br />

Angriffsauslösung.<br />

Am häufi gsten bewegen sich in diesem Tempobereich die<br />

zentralen und äusseren Mittelfeldspielerinnen sowie die<br />

Aussenverteidigerinnen. Die in dieser Studie festgestellten<br />

Unterschiede bei den entsprechenden Laufdistanzen – zum<br />

Beispiel zwischen den 700 m von Anonman und den 460 m<br />

von Marta – sind zu einem grossen Teil auf die Position und<br />

Rolle der jeweiligen Spielerin zurückzuführen.<br />

Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Läufe in hohem Tempo<br />

betrug 19,3 km/h, was bei manchen der Topspielerinnen<br />

120 % ihrer maximalen aeroben Geschwindigkeit entsprach.<br />

Dies sind beachtliche Werte, wie der Vergleich mit<br />

entsprechenden Zahlen aus dem Männerfussball verdeutlicht<br />

(19,1 bis 23 km/h, mit 120 bis 130 % der MAG, durchschnittlich<br />

610 m – je nach Position zwischen 250 und<br />

800 m – pro Partie).<br />

Trotz dieser erfreulichen Ergebnisse sind wir überzeugt, dass<br />

sich viele Spielerinnen in diesem Intensitätsbereich noch steigern<br />

können. Voraussetzung dafür ist ein individualisiertes<br />

Training auf der Grundlage der persönlichen MAG, die sich<br />

durch verschiedene praktische Tests ermitteln lässt.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die<br />

Erholungszeit zwischen den Sprints (maximal und optimal),<br />

die darüber entscheidet, wie viele solcher Tempoläufe eine<br />

Spielerin absolvieren kann.<br />

Wie die deutlich kürzeren Erholungszeiten der Stürmerinnen<br />

Marta, Schelin und Anonman (2’20” bis 2’50”) und<br />

der anderen All-Star-Spielerinnen (etwas über 3’00”) im<br />

Vergleich zum Mittel aller Endrundenteams (zwischen 4’30”<br />

und 5’00”) belegen, verfügen diese Spitzenspielerinnen über<br />

eine besonders gute Erholungsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht,<br />

immer wieder den Rhythmus zu wechseln und über die<br />

ganze Spieldauer hinweg eine hohe Intensität zu halten.<br />

Die ausgewählten Topspielerinnen prägten das Spiel ihrer<br />

Teams nicht zuletzt auch durch die überdurchschnittlichen<br />

physischen Leistungen, die sie in den meisten Partien<br />

erbrachten; die Unterschiede, die diesbezüglich zwischen<br />

ihnen festzustellen waren, sind grösstenteils auf die individuelle<br />

Athletik und Physis sowie die jeweilige Rolle im Team<br />

zurückzuführen.<br />

Wie das Turnier in <strong>Deutschland</strong> klar gezeigt hat, ist für den<br />

Erfolg auf diesem Niveau mentale Stärke ebenso unerlässlich<br />

wie ein gezieltes Training, das technische, taktische und<br />

eben auch physische Aspekte gleichermassen berücksichtigt.<br />

1 Maximale aerobe Geschwindigkeit (MAG): Laufgeschwindigkeit bei maximaler Sauerstoffaufnahme (Vo2 max) im Rahmen einer anhaltenden physischen<br />

Anstrengung unter hauptsächlicher Nutzung aerober Prozesse; diese Geschwindigkeit kann typischerweise während 6 bis 8 Sekunden aufrechterhalten werden.<br />

Die MAG ist gleichbedeutend mit der maximalen aeroben Leistungsfähigkeit.<br />

37


38 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

7. ANALYSE DES ENDSPIELS JAPAN – USA<br />

2:2 n. V. (1:1, 0:0), 3:1 i. E.<br />

Natürlich wollen wir diesen Bericht – der die Grundlage für<br />

unsere Empfehlungen an die Trainer bildet – nicht abschliessen,<br />

ohne einen Blick auf die physischen Leistungen der<br />

Spielerinnen im spektakulären Finale dieses Turniers zu<br />

werfen. Die im Folgenden präsentierten Daten beziehen sich<br />

alle auf die reguläre Spieldauer (90 Minuten + Nachspielzeit,<br />

ohne Verlängerung) und veranschaulichen den grossen<br />

Einfl uss der physischen Komponente auf das Spiel der beiden<br />

Finalisten.<br />

Mit Japan und den USA trafen zum Abschluss des Turniers<br />

zwei Teams mit unterschiedlichen Stilen und Strategien<br />

aufeinander, die sich sowohl in technischer als auch taktischer<br />

Hinsicht eine ausgeglichene Partie lieferten. Bei der<br />

absolvierten Gesamtdistanz, die in der zweiten Halbzeit bei<br />

Japan um lediglich 70 m ab- und bei den USA sogar um<br />

200 m zunahm, lagen die Japanerinnen mit durchschnittlich<br />

11,390 km nur knapp hinter den Amerikanerinnen<br />

(11,720 km). Die höchsten Einzelwerte erzielten die<br />

japanische Stürmerin Kawasumi mit 12,685 km und die<br />

amerikanische Flügelspielerin O’Reilly mit 12,320 km –<br />

deutlich mehr als die 10,600 km, die bei internationalen<br />

Einsätzen dänischer und schwedischer Mittelfeldspielerinnen<br />

gemessen wurden (H. A. Anderson et al., 2010). Die durchschnittliche<br />

Laufgeschwindigkeit dieser beiden Spielerinnen<br />

(8,2 bzw. 8,0 km/h) zeugt von ihrer Fähigkeit, über weite<br />

Strecken ein hohes Tempo zu halten. Dass sie in beiden<br />

Halbzeiten die gleiche (O’Reilly) bzw. eine nur 175 m kürzere<br />

Distanz (Kawasumi) zurücklegten, beweist zudem ihre hohe<br />

Einsatzbereitschaft während der gesamten Spieldauer.<br />

Die mit und ohne Ball absolvierten Distanzen unterschieden<br />

sich kaum. Beide Teams liefen mehr bei gegnerischem<br />

Ballbesitz – die Amerikanerinnen 2,9 % und die Japanerinnen<br />

fast 10 %. Im Sprint (maximal und optimal, bei eigenem<br />

und gegnerischen Ballbesitz) legten die Amerikanerinnen<br />

– die ihre Fähigkeiten in diesem Bereich schon in den<br />

Spielen zuvor unter Beweis gestellt hatten – 3970 m zurück,<br />

die Japanerinnen 3750 m. Bei beiden Teams nahm die<br />

Sprintleistung in der zweiten Halbzeit ab, bei den USA um<br />

260 m und bei Japan um 380 m (siehe Abbildung 17).<br />

Fast gleichauf lagen die Finalisten auch bei den Sprints in<br />

Ballbesitz (USA +190 m); nach der Pause konnte sich Japan<br />

Abbildung 16: Laufl eistungen der beiden Teams und der laufstärksten Einzelspielerinnen im Finale zwischen Japan und<br />

den USA (insgesamt und nach Halbzeiten, Spieldauer 92’)<br />

Meter<br />

14 000<br />

12 000<br />

10 000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

11 390<br />

5730 5660<br />

Japan<br />

Abnahme in der 2. Halbzeit<br />

1,23 %<br />

11 720<br />

5760 5960<br />

USA<br />

Zunahme in der 2. Halbzeit<br />

3,36 %<br />

12 685<br />

Gesamtdistanz 1. Halbzeit 2. Halbzeit<br />

6430 6255<br />

Spielerin Kawasumi<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit:<br />

8,2 km/h<br />

12 320<br />

6160 6160<br />

Spielerin O’Reilly<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit:<br />

8,0 km/h


40 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

diesbezüglich um 150 m steigern, während das US-Team um<br />

340 m nachliess. Ohne Ballbesitz sprinteten die Japanerinnen<br />

(1920 m) nur unwesentlich weniger als die Amerikanerinnen<br />

(1950 m).<br />

Beeinfl usst wurden die Sprintleistungen im Finale möglicherweise<br />

von gewissen körperlichen Problemen mancher<br />

Spielerinnen (die ihre sechste Partie bei diesem Turnier<br />

bestritten und bereits zum zweiten Mal in die Verlängerung<br />

mussten), sicherlich aber von den unterschiedlichen Ausrichtungen,<br />

Spielkonzepten und Strategien der beiden Teams.<br />

Dass der japanische Trainer im Verlauf der Begegnung<br />

mehrere Änderungen an der Teamorganisation vornahm<br />

(Zusammenrücken der Mannschaftsteile, kompaktes<br />

Zurückweichen des Teams nach Ballverlusten), war mit ein<br />

Grund für den erwähnten Rückgang der Sprints bei gegnerischem<br />

Ballbesitz in der zweiten Halbzeit.<br />

Die fl eissigsten Sprinterinnen in diesem Endspiel waren die<br />

Mittelstürmerin Kawasumi und die äussere Mittelfeldspielerin<br />

Rapinoe mit 955 m bzw. 700 m (maximal und optimal).<br />

Zusammen mit den Läufen in hohem Tempo (19,1 bis<br />

21 km/h) kamen beide auf fast 1600 m, die sie in den obersten<br />

Geschwindigkeitsbereichen zurücklegten.<br />

Wie der Vergleich mit dem Männerfussball zeigt, lagen die<br />

beiden Akteurinnen damit im Bereich des entsprechenden<br />

Durchschnittswerts spanischer Mittelfeldspieler (1300–<br />

1400 m). Die grössten mit Sprints und Läufen in hohem<br />

Tempo (>19,1 km/h) zurückgelegten Distanzen, die für<br />

männliche Mittelfeldspieler gemessen wurden, betragen<br />

1450 bis 1600 m (Di Salvo et al., 2006).<br />

Die soliden Laufl eistungen beider Teams, ob bei eigenem<br />

oder gegnerischem Ballbesitz, bildeten die Grundlage für ein<br />

spielerisch hochstehendes und von Anfang bis Ende, auch in<br />

der Verlängerung, mit hoher Intensität geführtes Finale.<br />

Dabei trafen zwei sehr unterschiedliche, auf die jeweiligen –<br />

insbesondere körperlichen – Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

der Spielerinnen abgestimmte Spielsysteme aufeinander.<br />

Während die eher klein gewachsenen Japanerinnen (im<br />

Durchschnitt 1,63 m / zwischen 1,55 m und 1,71 m) auf<br />

ihre Dynamik, Schnelligkeit und Ausdauer vertrauten,<br />

äusserst kompakt auftraten, den Ball meist fl ach hielten<br />

und im Spielaufbau vorwiegend auf Kurzpassspiel und<br />

Rhythmuswechsel setzten, bevorzugten die grösseren<br />

Amerikanerinnen (im Durchschnitt 1,69 m / zwischen 1,63 m<br />

und 1,81 m) ein weiträumigeres Spiel mit hohen Steil- und<br />

Diagonalpässen auf ihre kräftigen und durchsetzungsstarken<br />

Angreiferinnen. Damit pfl egten beide Teams einen Stil, der<br />

optimal zu ihrer Mentalität und Spielkultur, aber auch zur<br />

Athletik und Physis ihrer Spielerinnen passte.<br />

Abbildung 17:<br />

Von den beiden Finalisten im Sprint (maximal und optimal) mit und ohne Ball zurückgelegte Distanz<br />

Meter<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

3750<br />

1830 1920<br />

Japan<br />

51,2 % ohne Ball<br />

3970<br />

2020 1950<br />

USA<br />

50,8 % mit Ball<br />

Gesamtlänge der Sprints<br />

mit Ball<br />

ohne Ball


8. ERKENNTNISSE UND EMPFEHLUNGEN<br />

FÜR DIE TRAININGSGESTALTUNG<br />

Die im Rahmen dieser Studie durchgeführten <strong>Analyse</strong>n<br />

ermöglichen präzise Aussagen über die absolvierten<br />

Laufdistanzen, aufgeschlüsselt nach Geschwindigkeiten,<br />

Spielabschnitten und Positionen, und zeigen die<br />

Zusammenhänge auf, die bei manchen Teams zwischen<br />

Laufl eistung und Spielweise bestanden. Aus den erhobenen<br />

Daten geht zudem hervor, dass die erfolgreicheren Teams<br />

und insbesondere die vier Halbfi nalisten sowohl bei eigenem<br />

als auch bei gegnerischem Ballbesitz deutlich grössere<br />

Distanzen zurücklegten als einige der in der Gruppenphase<br />

ausgeschiedenen Teams.<br />

Für die Unterschiede zwischen den Laufl eistungen einzelner<br />

Spielerinnen waren im Wesentlichen zwei Faktoren<br />

verantwortlich: einerseits ihre individuelle Position und<br />

Rolle innerhalb der Teams und andererseits – vor allem auf<br />

bestimmten Positionen – ihre athletischen und physischen<br />

Qualitäten. Dies bestätigte auch die <strong>Analyse</strong> der ausgezeichneten<br />

Leistungen einiger ausgewählter Topspielerinnen.<br />

Im oberen Geschwindigkeitsbereich waren es, genau wie<br />

im Männerfussball, die Stürmerinnen, die im Verlauf einer<br />

Partie am meisten und weitesten sprinteten, wobei die<br />

durchschnittliche Länge eines einzelnen Sprints maximal 12<br />

bis 25 m betrug. Als sehr sprintfreudig erwiesen sich aber<br />

auch verschiedene Spielerinnen im zentralen Mittelfeld und<br />

auf den Aussenbahnen (Mittelfeld und Verteidigung), sowohl<br />

in der Offensive, wo ihre Tempoläufe oft für Gefahr sorgten,<br />

als auch beim raschen Einnehmen ihrer Defensivpositionen.<br />

Generell waren die optimalen Sprints 20 bis 30 % länger<br />

als diejenigen in maximalem Tempo. Die häufi gste<br />

Fortbewegungsart im oberen Geschwindigkeitsbereich<br />

waren allerdings nicht die Sprints, sondern die Läufe in<br />

hohem Tempo.<br />

Sowohl die Sprints als auch die insgesamt – also in sämtlichen<br />

Geschwindigkeitskategorien – zurückgelegten<br />

Distanzen liessen grosse individuelle Unterschiede zwischen<br />

den laufstärksten und -schwächsten Spielerinnen erkennen.<br />

Interessante Informationen lieferte auch die Untersuchung<br />

der Erholungszeit zwischen zwei Sprints (maximal und<br />

optimal). Diese erreichte, je nach Position der Spielerin, sehr<br />

unterschiedliche Werte und betrug bei den Stürmerinnen<br />

durchschnittlich 3’40”, bei den Innenverteidigerinnen hingegen<br />

5’30” und mehr. Als Extremwerte in einzelnen Spielen<br />

wurden 1’30” für eine Stürmerin und fast 10’00” für eine<br />

Innenverteidigerin gemessen.<br />

Diesen Daten sollten wir besondere Beachtung schenken,<br />

insbesondere im Hinblick auf das Training von Schnelligkeit<br />

und Schnellkraft.<br />

Ebenso grosse Unterschiede wie zwischen den Spielerinnen<br />

zeigten sich hinsichtlich Sprints und zurückgelegter<br />

Gesamtdistanzen auch zwischen den Teams. Einige Teams,<br />

die bereits in der Gruppenphase ausschieden, wiesen in<br />

verschiedenen Kategorien unserer Studie Defi zite auf – nicht<br />

so sehr bei der Laufl eistung insgesamt, sondern vor allem<br />

in Bezug auf Intensität, Spielrhythmus und Läufe in hoher<br />

Geschwindigkeit (Distanz und Anzahl).<br />

Aufbauend auf dem athletischen Grundpotenzial und den<br />

fussballerischen Qualitäten vieler Spielerinnen in den Reihen<br />

dieser Teams könnte ein optimal gestaltetes und intensiveres<br />

Training der physischen Fähigkeiten sicherlich zu noch<br />

besseren Leistungen und grösseren Erfolgen beitragen,<br />

insbesondere auf internationaler Ebene.<br />

Andere Teams verzeichneten zwar gute statistische Werte,<br />

blieben aber resultatmässig dennoch klar hinter ihren<br />

Erwartungen zurück. Ihr enttäuschendes Abschneiden<br />

kann daher nicht mit ungenügender Physis erklärt werden,<br />

sondern muss durch andere individuelle und kollektive<br />

Schwächen, eine falsche Strategie oder mangelnde mentale<br />

Stärke begründet sein.<br />

Deutliche Parallelen zwischen den physischen Leistungen<br />

einerseits und dem individuellen Einfl uss auf das Spiel<br />

sowie dem sportlichen Erfolg der Teams andererseits<br />

zeigten sich hingegen bei der vergleichenden <strong>Analyse</strong><br />

der Topspielerinnen und der besten Teams des Turniers.<br />

Die festgestellten Unterschiede zwischen den beiden<br />

Geschlechtern sind vor allem auf die genetischen (Muskel-<br />

41


42 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

masse, grössere Hebel usw.) und hormonell (Testosteron)<br />

bedingten Vorteile der Männer in Bezug auf Schnelligkeit<br />

und Kraft zurückzuführen.<br />

Nichtsdestotrotz können sich die Frauen in diesen Bereichen<br />

noch steigern; Voraussetzung dafür ist allerdings eine qualitative<br />

Verbesserung des Trainings, insbesondere durch eine<br />

höhere Intensität der Einheiten, kürzere Pausen zwischen<br />

den Übungen und absolutes Engagement der Spielerinnen.<br />

Grosses Gewicht sollte zudem auf eine gute Balance zwischen<br />

Training und Erholung gelegt werden.<br />

Insgesamt hat diese <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft<br />

<strong>2011</strong> bestätigt, wie eng im Fussball die physischen<br />

Fähigkeiten, die individuellen technischen und taktischen<br />

Qualitäten, die Teamleistungen und nicht zuletzt auch der<br />

mentale Bereich miteinander verknüpft sind.<br />

Abbildung 18:<br />

<strong>Physische</strong> Leistungsfaktoren im Fussball<br />

Kraft<br />

Schnellkraft<br />

Technik<br />

Schnelligkeit<br />

Mentalität<br />

Kraftausdauer<br />

AUSWIRKUNGEN AUF DIE TRAININGSGESTALTUNG<br />

Allgemeines<br />

Die moderne Trainingslehre legt grossen Wert auf die Arbeit<br />

mit dem Ball und auf ganzheitliche Trainingseinheiten, die<br />

sich der Förderung aller im Fussball benötigten Fähigkeiten<br />

widmen, also nicht nur der technischen und taktischen,<br />

sondern auch der physischen und kognitiven.<br />

Die Intensität des Trainings sollte derjenigen eines Spiels<br />

möglichst gut nachempfunden sein (Laufdistanzen, Laufund<br />

Sprintarten, Erholungszeiten) und zudem von Einheit<br />

zu Einheit variiert werden.<br />

Diese Variationen, deren Wichtigkeit auch J. Bangsbo<br />

betont, erfolgen durch eine entsprechende Gestaltung des<br />

Trainingsablaufs, indem zum Beispiel die erste Übung nach<br />

Taktik<br />

Schnelligkeitsausdauer<br />

Ausdauer


dem Aufwärmen an einem Tag mit 75 bis 80 % und am<br />

nächsten mit 90 bis 100 % der maximalen Herzfrequenz<br />

(HFmax) absolviert wird.<br />

Die Dimensionen des Spielfelds, dessen Offensiv- unm<br />

Defensivzonen, die Raumaufteilung sowie das richtige<br />

Laufverhalten mit und ohne Ball sollten in jedem Training<br />

eine Rolle spielen.<br />

Des Weiteren empfi ehlt es sich, das individualisierte, auf die<br />

Stärken und Schwächen der einzelnen Spielerin abgestimmte<br />

Training (Kraft, Ausdauer, Koordination) zu optimieren und<br />

dauerhaft in die Trainingsprogramme zu integrieren, insbesondere<br />

auch im Nachwuchsbereich.<br />

Zu berücksichtigen hat diese Individualisierung nicht zuletzt<br />

auch die spezifi schen Anforderungen, die sich der jeweiligen<br />

Spielerin auf ihrer Position stellen, sei es in Bezug auf die<br />

Laufgeschwindigkeiten, auf die Distanzen oder auch auf das<br />

Zweikampfverhalten. Ebenfalls entsprechend anzupassen<br />

sind die Ruhezeiten zwischen Aktionen mit hoher Intensität.<br />

Das individualisierte physische Training sollte fester Bestandteil<br />

des Wochenprogramms der Spielerinnen sein, so wie<br />

dies in einigen Ländern bereits der Fall ist (zwei bis drei<br />

Einheiten pro Woche).<br />

Schliesslich gilt es, insbesondere in bestimmten Ländern, die<br />

Trainingsmethodik im Juniorinnenbereich zu überarbeiten<br />

und zu verbessern. Als Vorbilder dienen können diesbezüglich<br />

die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebauten<br />

Ausbildungsprogramme verschiedener führender Nationen<br />

des Männer- und des Frauenfussballs.<br />

Die vier erfolgreichsten Teams der Frauen-WM verzeichneten<br />

auch die besten physischen Leistungswerte.<br />

Die ausgewählten Spitzenspielerinnen legten ähnliche<br />

Distanzen wie ihre besten männlichen Kollegen zurück.<br />

Der Hauptunterschied zwischen dem Frauen- und dem<br />

Männerfussball liegt im obersten Geschwindigkeitsbereich<br />

(mit Sprints zurückgelegte Distanz bei den Männern fast<br />

40 % grösser).<br />

Der Frauenfussball hat im physischen Bereich grosse Fort-<br />

schritte gemacht, wobei diesbezüglich zwischen den Topstars<br />

und den übrigen Spielerinnen weiterhin Unterschiede bestehen.<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR DIE TRAININGSGESTALTUNG<br />

1. Grundlagenausdauer und spezifi sche Ausdauer<br />

(aerob-anaerobe Leistungsfähigkeit)<br />

• Um ihre spielerischen Qualitäten noch besser entfalten,<br />

den Rhythmus müheloser wechseln und sich nach einer<br />

Anstrengung rascher erholen zu können, müssen die<br />

Spielerinnen an ihrer Grundlagenausdauer (aerobe<br />

Kapazität) und vor allem an ihrer spezifi schen Ausdauer<br />

(aerobe Leistungsfähigkeit) arbeiten.<br />

• Damit die in diesen Bereichen angestrebten Effekte<br />

tatsächlich eintreten, muss konsequent mit mindestens 85-<br />

90 % der HFmax trainiert werden (80 bis 100 % der MAG).<br />

• Das Training sowohl der Grundlagenausdauer als auch<br />

der spezifi schen Ausdauer ist individuell auf die maximale<br />

aerobe Geschwindigkeit (MAG) und Herzfrequenz der<br />

einzelnen Spielerin abzustimmen, worauf es insbesondere<br />

bei Intervallübungen zu achten gilt. Für den Aufbau und<br />

die kontinuierliche Förderung der Grundlagenausdauer<br />

(aerobe Kapazität) ideal ist die Geschwindigkeit an der<br />

anaeroben Schwelle; diese liegt 20 % unter der MAG.<br />

• Eine gute Trainingsform ist das Fahrtspiel (auch Fartlek<br />

genannt), bei dem das Tempo während eines Dauerlaufs<br />

mehrmals gesteigert und verringert wird, wobei die<br />

maximalen Intensitäten und die Belastungszeiten dem<br />

Rhythmus eines Spiels nachzuempfi nden sind.<br />

• Ebenfalls als aerobes Training und speziell zur<br />

Verbesserung des Stoffwechsels geeignet sind<br />

Laufübungen in wechselndem Tempo (mit und ohne Ball),<br />

alternierend mit Spielen auf kleinem Raum (3 gegen 3 / 4<br />

gegen 4).<br />

• Intermittierendes Training, das sich am Rhythmus der<br />

Spiele orientiert, gilt als beste Methode zur Steigerung<br />

der spezifi schen Ausdauer (aerobe Leistungsfähigkeit) im<br />

Bereich von 85 bis 100 % der HFmax und 90 bis 120 %<br />

der MAG.<br />

• Diese Übungen in verschiedenen Intervallen, wie 30’’-<br />

30’’, 15’’-15’’, 10’’-20’’, 5’’-5’’-20’’ oder 5’’-25’’, und über<br />

eine Gesamtdauer von zwischen 5 und 9 bis 10 Minuten,<br />

43


44 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

je nach Intensität, bringen ausgezeichnete Ergebnisse<br />

hervor. Die Erholungsphasen können in langsamem Trab<br />

absolviert oder auch mit einer Technikübung von niedriger<br />

Intensität verbracht werden.<br />

• In diese Trainingsform lassen sich auch technische und<br />

taktische Elemente integrieren, zum Beispiel wie folgt:<br />

Mit dem Ball am Fuss legt eine Flügelspielerin auf ihrer<br />

angestammten Seite eine Strecke zurück, für die sie 10’’<br />

benötigt, und schlägt anschliessend eine präzise Flanke<br />

auf eine Stürmerin, die sich mit einem Sprint von 5’’ in<br />

Position gebracht hat; danach haben beide Spielerinnen<br />

20–25’’ Zeit, um ihre Defensivpositionen einzunehmen,<br />

bevor sie den nächsten Angriff vortragen. Bei diesen<br />

kombinierten Übungen ist stets auf eine technisch saubere<br />

Ausführung zu achten.<br />

• Im Nachwuchsbereich eignen sich Dauerläufe mit<br />

Rhythmuswechseln (mit und ohne Ball), Parcours mit<br />

koordinativen Übungen sowie intermittierendes Training<br />

hervorragend, um gleichzeitig die Ausdauer und<br />

psychomotorische Aspekte (Koordination und Motorik) zu<br />

trainieren.<br />

• Ausdauerparcours mit reaktiven und dynamischen<br />

Übungen mit und ohne Ball (Hüpfen, Slalom, Rhythmusund<br />

Richtungswechsel usw.) fördern Koordination und<br />

Beweglichkeit und regen die schnellen Muskelfasern<br />

optimal an.<br />

• Natürlich sind auch Trainingsspiele eine gute Methode zur<br />

Förderung der Energiebereitstellung (aerob und anaerob),<br />

sofern die Spielerinnen dabei vollen Einsatz leisten und die<br />

vorgesehene Spieldauer eingehalten wird. Die Intensität<br />

der Übung lässt sich durch die Grösse der Spielfl äche<br />

steuern.<br />

2. Schnelligkeit<br />

• Analog zur Förderung der aeroben Fähigkeiten ist auch<br />

dieses Training zu individualisieren, indem die spezifi schen<br />

Aufgaben der jeweiligen Position berücksichtigt werden<br />

– nicht zwangsläufi g hinsichtlich der Laufgeschwindigkeit<br />

(die von Spielerin zu Spielerin variieren kann), aber in<br />

Bezug auf die Distanz und Anzahl der Sprints sowie die<br />

Erholungszeiten.<br />

• Wie unsere <strong>Analyse</strong> gezeigt hat, führen die Sprints<br />

in maximalem Tempo bei manchen Spielerinnen nur<br />

über 12 m, bei den Stürmerinnen und auch den<br />

Aussenspielerinnen hingegen über bis zu 25 m.<br />

• Diesen unterschiedlichen Werten sollten die Distanzen<br />

des Schnelligkeitstrainings möglichst genau angenähert<br />

werden.<br />

• Da die maximale und übermaximale Laufgeschwindigkeit<br />

streng genommen nur im Sprint ohne Ball erreicht<br />

werden kann, sollte das Schnelligkeitstraining<br />

sowohl Übungen ohne als auch solche mit Ball<br />

umfassen. Letztere bestehen anfangs nur aus Sprints<br />

in Kombination mit einer Ballannahme oder einem<br />

Torschuss, werden aber nach und nach zu realistischen,<br />

zeitlich begrenzten Nachahmungen von Spielsituationen<br />

ausgebaut.<br />

• Ziele und zentrale Elemente des Schnelligkeitstrainings,<br />

insbesondere im Frauenfussball:<br />

- 1. Optimierung der Lauftechnik (Schrittlänge und<br />

-frequenz, aufrechtere Körperhaltung, Armarbeit)<br />

- 2. Erhöhung der Sprintumfänge im Training in Form von<br />

Übungen zum Beschleunigen und Abbremsen sowie<br />

Tempoläufen mit Richtungswechseln (Gleichgewicht,<br />

Trittsicherheit) unter gleichzeitiger Verbesserung der<br />

anaerob-alaktaziden Leistungsfähigkeit<br />

- 3. Nach einem Sprint dient der Rückweg zum<br />

Ausgangspunkt der Übung, der in niedrigem oder<br />

mittlerem Tempo absolviert wird (je nach Länge des<br />

Sprints), als Erholungsphase, kann aber gleichzeitig<br />

auch dazu genutzt werden, das Zurückweichen in die<br />

Defensive zu üben (mental, taktisch).<br />

Von dieser Möglichkeit sollte insbesondere bei den<br />

Juniorinnen Gebrauch gemacht werden.<br />

- 4. Variation der Laufdistanzen sowohl innerhalb der<br />

Trainingseinheit als auch einer Serie (Beispiel:<br />

Serie mit fünf Wiederholungen: 20 m – 10 m – 40 m –<br />

25 m – 15 m)


Auf diese Weise werden wie während eines Spiels in<br />

kurzer Abfolge unterschiedliche Arten von Sprints absolviert.<br />

Zusätzlich verstärkt wird dieser Effekt durch ein<br />

Alternieren zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

und den Einbau von Richtungswechseln.<br />

• Das Training der Antrittsgeschwindigkeit sollte sich an den<br />

individuellen Positionen und Aufgaben der Spielerinnen<br />

orientieren.<br />

(Beispiel: An eine Verteidigerin im defensiven<br />

Zweikampf stellen sich diesbezüglich nicht die gleichen<br />

Anforderungen wie an eine Stürmerin im Moment der<br />

Angriffsauslösung).<br />

• Als Struktur für das Schnelligkeitstraining bietet<br />

sich folglich ein Parcours an, in dessen Verlauf die<br />

Spielerinnen Läufe in verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

und Intensitäten sowie positionsspezifi sche Übungen<br />

absolvieren.<br />

Letzteres kann beispielsweise wie folgt aussehen:<br />

Die Stürmerinnen trainieren ihre Sprints vor dem<br />

Tor, über Distanzen von 5 bis 20 m; die äusseren<br />

Mittelfeldspielerinnen auf den Flügeln (20 bis 30 m); die<br />

zentralen Mittelfeldspielerinnen in Form von schnellen<br />

Antritten, um sich von einer Gegenspielerin zu lösen<br />

(5 bis 15 m), oder von Vorstössen in die Tiefe (15 bis<br />

25 m); und die Aussenverteidigerinnen absolvieren auf<br />

den Aussenbahnen Übungen zur Antrittsschnelligkeit (5<br />

bis 10 m) sowie Läufe mit steigendem Tempo und mit<br />

Richtungswechseln (15 bis 30 m).<br />

• Nach einem sorgfältigen Aufwärmen ist jede der Übungen<br />

mit maximaler Intensität auszuführen; ebenso wichtig ist<br />

die Einhaltung der vorgesehenen Pausen zwischen den<br />

Wiederholungen und den Serien.<br />

• Um die Qualität des Trainings zu gewährleisten<br />

und das Verletzungsrisiko zu minimieren, kann bei<br />

der ersten Serie einer Einheit der Fokus statt auf<br />

maximale Geschwindigkeit noch auf koordinative<br />

Aspekte (Lauftechnik) gelegt werden (insbesondere im<br />

Nachwuchsbereich). Ab der zweiten Serie sollten die<br />

Spielerinnen dann stets möglichst schnell sprinten.<br />

3. Kraft<br />

Trotz weiterhin bestehender Vorbehalte gegenüber dem<br />

Krafttraining für Frauen (Verlust der Weiblichkeit, unvorteilhafte<br />

körperliche Veränderungen, Vermännlichung)<br />

sind in diesem Bereich grosse Fortschritte erzielt worden,<br />

wenn auch leider nicht in allen Ländern und von allen<br />

Spielerinnen. Allgemein gilt es zu bedenken, dass die<br />

Muskulatur der Frau aus hormonellen Gründen (geringere<br />

Produktion von Testosteron und Muskelmasse)<br />

von Natur aus weniger leistungsfähig als diejenige des<br />

Mannes ist.<br />

Unsere Beobachtungen und <strong>Analyse</strong>n haben uns zum<br />

Schluss gebracht, dass das Krafttraining der Spielerinnen<br />

vielerorts noch stark verbessert werden kann. Mit<br />

entsprechenden individualisierten und progressiv aufgebauten<br />

Programmen sollte schon in jungen Jahren<br />

begonnen werden.<br />

Mit zunehmender Kraft steigen auch Leistungsvermögen,<br />

Antrittsschnelligkeit und Selbstvertrauen; zudem wird<br />

die inter- und intramuskuläre Koordination gefördert<br />

und durch grössere Stabilität, besseres Gleichgewicht<br />

und höhere Schusskraft die Entfaltung der technischen<br />

Fähigkeiten erleichtert.<br />

Die Leistungen im physischen und athletischen Bereich<br />

(Kraft und Schnelligkeit), die einige der Teams <strong>2011</strong><br />

in <strong>Deutschland</strong> erbrachten, zeugen von den grossen<br />

Anstrengungen, die diesbezüglich in den betreffenden<br />

Ländern unternommen wurden.<br />

• Im Zentrum der ersten Phase des Krafttrainings steht<br />

die Stärkung der Bauch- und Rückenmuskeln sowie der<br />

Fixatoren der Bauchmuskulatur (Festigung des unteren<br />

und oberen Rumpfs).<br />

• Die Stabilisierung des Oberkörpers ist bereits bei<br />

sehr jungen Spielerinnen sehr lohnenswert, ist aber<br />

auch später unerlässlich, um die erworbene Kraft<br />

zu erhalten. Die entsprechenden Übungen sollten<br />

täglich absolviert werden. Parallel dazu sollte an<br />

der Muskulatur der Beine und insbesondere der<br />

Oberschenkel gearbeitet werden – anfangs nur mit<br />

45


46 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | <strong>Analyse</strong>n und Ergebnisse<br />

dem eigenen Körpergewicht, danach mit langsam<br />

steigenden Belastungen zwischen 20 und 30–40 %.<br />

• Die Schnellkraft kann durch dynamische Übungen<br />

(auch in Form des Abbremsens von Bewegungen<br />

zur Förderung der exzentrischen Kontraktion)<br />

verbessert werden. Diese wirken sich sehr rasch<br />

positiv auf die schnellen Fasern und somit auf die<br />

Dynamik und Aktionsschnelligkeit der Spielerinnen<br />

aus.<br />

• Ebenfalls als Schnellkrafttraining geeignet sind<br />

plyometrische Sprungübungen, allerdings nur bei<br />

richtig gewählter Intensität und nur für Spielerinnen,<br />

die ausgezeichnete koordinative Grundlagen (Lauf- und<br />

Sprungtechnik) besitzen, was die saubere Ausführung<br />

der Übungen gewährleistet und das Verletzungsrisiko<br />

minimiert.<br />

• Eine weitere empfehlenswerte Variante sind<br />

Kontrastübungen (Umwandlung von Belastung in<br />

Explosivität) unter Verknüpfung verschiedener Elemente<br />

(Kraft-Sprung-Technik).<br />

• Diese im Fussball verbreitete und anerkannte<br />

Trainingsart wirkt sich nicht nur positiv auf die Kraft<br />

und das neuromuskuläre System aus, sondern fördert<br />

zugleich auch die technischen Fähigkeiten; allerdings<br />

sollte damit erst begonnen werden, wenn die<br />

Spielerinnen über solide Grundlagen im Kraftbereich<br />

sowie gute inter- und intramuskuläre Koordination<br />

verfügen.<br />

• Sowohl die plyometrischen Übungen als auch die<br />

Kontrastübungen können problemlos auf dem Spielfeld<br />

durchgeführt werden.<br />

• Zusätzliches Krafttraining zur Vergrösserung des<br />

Muskelvolumens kann von den Spielerinnen<br />

(insbesondere während der Vorbereitungszeit sowie<br />

im Nachwuchsbereich) individuell betrieben werden,<br />

sofern sie sich zuvor sehr gute Grundlagen erworben<br />

haben (Schnell- und Ausdauerkraft) und ihr Programm<br />

durch den Chef- oder Fitnesstrainer sorgfältig<br />

überwacht wird.<br />

ERFASSUNG UND AUFZEICHNUNG<br />

DER LAUFWEGE<br />

Technologie<br />

Das Trackingsystem Amisco (siehe Abbildung 20)<br />

erfasst mithilfe eines komplexen Softwarealgorithmus<br />

die X- und Y-Koordinaten aller Personen auf dem Platz<br />

(Spielerinnen und Schiedsrichterin) und zeichnet 25 Mal<br />

pro Sekunde deren genaue Positionen auf, wodurch<br />

sich die Laufwege der Spielerinnen und Schiedsrichterin<br />

praktisch in Echtzeit verfolgen lassen. Bei korrekter<br />

Installation und Bedienung durch einen erfahrenen<br />

Operator arbeitet das System mit einer Genauigkeit von<br />

96,5 % und liefert Positionsdaten mit einer Abweichung<br />

von maximal 7 cm.<br />

Amisco besteht unter anderem aus vier Bewegungs- und<br />

zwei Reservesensoren und kann entweder fest installiert<br />

oder mobil auf einem Stativ angebracht werden. Platziert<br />

wird das System vorzugsweise in der Nähe der Mittellinie,<br />

auf einer Höhe von mindestens 18 und optimalerweise 30<br />

Metern über dem Spielfeld.<br />

Vom System nicht erkannte Spielerinnen werden vom<br />

Operator identifi ziert. Wie bei jedem Live-Trackingsystem<br />

werden nicht 100 % aller Laufwege identifi ziert, so dass<br />

die Daten kleine Lücken aufweisen können. Zur Behebung<br />

dieses Problems wurde das System mit einem Zusatzmodul<br />

erweitert, das die Qualität der Daten zusätzlich verbessert.<br />

Auf der Grundlage langjähriger Erfahrungen mit<br />

Trackingverfahren wurden die ermittelten Daten so<br />

aufbereitet, dass sie mit denjenigen früherer Erhebungen<br />

kompatibel sind. Dies ermöglicht den direkten Vergleich<br />

mit Durchschnittswerten aus verschiedenen Datenbanken<br />

(englische Premier League, spanische Primera División,<br />

deutsche Bundesliga, französische Ligue 1, UEFA Champions<br />

League usw.).<br />

Qualitätskontrolle<br />

Sobald die betreffende Partie begonnen hat, werden die<br />

Aufnahmen der Trackingkameras und die vom Operator


eingegebenen Identifi kationsinformationen zur Qualitätskontrolle<br />

an ein Produktionszentrum übermittelt.<br />

Bereits während des Spiels korrigiert und ergänzt der<br />

Operator im Produktionszentrum oder vor Ort die<br />

Trackingdaten. Diese Aufbereitung umfasst drei Bereiche<br />

(siehe Abbildung 21):<br />

Abbildung 20:<br />

Trackingsystem Amisco<br />

4 bis 8 Kameras,<br />

je nach Stadion<br />

Abbildung 21:<br />

Aufzeichnung der Laufwege einer Spielerin im Verlauf einer Partie<br />

1. Zuordnung von Laufwegen zur richtigen Spielerin;<br />

2. Manuelles Schliessen von Lücken in den aufgezeichneten<br />

Laufwegen;<br />

3. Bereinigung von Daten aus Beschleunigungs- und Abbrems<br />

phasen zur Erhöhung der Genauigkeit der Werte<br />

im hohen Intensitätsbereich.<br />

Multiplexer<br />

Multiplexer<br />

Internetverbindung<br />

PC 1<br />

Netzwerkweiche Backup-PC<br />

PC 2<br />

Stadion<br />

47


48 <strong>Physische</strong> <strong>Analyse</strong> der <strong>FIFA</strong> Frauen-Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong> | Literatur<br />

Literatur/Impressum<br />

1. H. A. Anderson et al. und Magni Mohr: „Elite Female<br />

Soccer Players Perform More High-Intensity Running<br />

When Playing in International Games Compared with<br />

Domestic League Games” (National Strength and<br />

Conditioning Association, 2010)<br />

2. P. Krustrup et al. und Jens Bangsbo: „Physical demands<br />

during an Elite Female Soccer Game: Importance of<br />

Training Status” (Medicine & Science in Sport & Exercise,<br />

2005 und 2007)<br />

3. M. Mohr et al. und Jens Bangsbo: „Match Activities of<br />

Elite Women Soccer Players at Different Performance<br />

Levels” (National Strength and Conditioning Association,<br />

2008)<br />

4. V. Di Salvo et al.: „Analysis of High Intensity in Premier<br />

League Soccer” (Sports Med, 2008)<br />

5. V. Di Salvo et al.: „Performance Characteristic According<br />

to Playing Position in Elite Soccer” (University Institute of<br />

Movement Sciences, Rome, 2006)<br />

6. V. Di Salvo et al.: „Activity profi le of elite goalkeepers<br />

during football match-play” (J. Sports Med Phys Fitness,<br />

2008)<br />

7. A. Dellal et al., 2008: „De l’entraînement à la<br />

performance en football”<br />

8. M. Dufour: „Statistiques en folie” (Sport & Vie Nr. 24,<br />

2010.)<br />

9. „Technischer Bericht und Statistik” (<strong>FIFA</strong> Fussball-<br />

Weltmeisterschaft Südafrika 2010)<br />

10. „Technischer Bericht und Statistik” (<strong>FIFA</strong> Frauen-<br />

Weltmeisterschaft <strong>Deutschland</strong> <strong>2011</strong>)<br />

Herausgeber<br />

Technische Studiengruppe der <strong>FIFA</strong>:<br />

Jean-Paul Brigger, Prisca Steinegger<br />

Autoren<br />

Michel Ritschard (Professor, technischer Berater der <strong>FIFA</strong>)<br />

Markus Tschopp (Dr. med. Sportphysiologie)<br />

Übersetzung<br />

<strong>FIFA</strong>-Übersetzungsdienst<br />

Produktion und Layout<br />

<strong>FIFA</strong>-Produktion<br />

Bilder<br />

Getty Images<br />

Druck<br />

Rüegg Media AG, Aesch/ZH, Schweiz


Fédération Internationale de Football Association<br />

<strong>FIFA</strong>-Strasse 20 Postfach 8044 Zürich Schweiz<br />

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