Anne und Peter Verbotene Liebe - Inhalt - fleigejo
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sie bereits kannte, <strong>und</strong> wenn ich ihr erzählte, wie Meta, das Pferd, beim Reiten<br />
im Takt gefurzt habe, dann dachte sie an ihre eigenen Pupse. Ich konnte ihr<br />
das, was ich erlebt hatte, nicht vermitteln. Sie konnte es nicht anders als aus<br />
ihren eigenen Vorstellungen verstehen. Musik kann ja letztendlich auch nichts<br />
anderes, als auf das bereits Vorhandene rekurrieren, aber ich bin überzeugt,<br />
dass sie daraus neue Kollagen <strong>und</strong> neue Bilder entwerfen kann, die du vorher<br />
so nicht kanntest. Ich hätte meiner Fre<strong>und</strong>in die Pastorale vorspielen sollen,<br />
dann hätte sie mehr begriffen, als aus allen meinen Schilderungen. Beethoven<br />
kann für mich nicht der leicht mürrisch blickende Ältere mit wallenden<br />
silbergrauen Haaren sein, wie er auf den Standartbildern immer erscheint. Er<br />
muss ein lustiger, äußerst feinfühliger, frischer Mann gewesen sein <strong>und</strong> das<br />
Leben auf dem Lande hat er in der Pastorale nicht nur gemalt, sondern auch<br />
gezeigt, wie sehr er es mochte <strong>und</strong> liebte. Die Pastorale entspricht absolut<br />
dem, wie ich das Leben auf dem Dorfe erlebt habe, als ob er bei mir gewesen<br />
wäre, <strong>und</strong> die Noten dazu aufgeschrieben hätte, was ich empf<strong>und</strong>en habe. Das<br />
w<strong>und</strong>erschönste für mich daran ist, dass es mich nicht immer nur auf ein klar<br />
definiertes Bild festlegt. Bei allen anderen Musikstücken ist das für mich so, es<br />
zeigt sich bei bestimmten Takten ein Bild, <strong>und</strong> das ist bei jedem neuen Hören<br />
immer wieder exakt das gleiche. Bei der Pastorale empfinde ich nur den<br />
gleichen Rahmen, das gleiche Szenario wieder, in dem sich bei jedem Hören<br />
andere Kindheitserinnerungen aus diesem Bereich zeigen können. Ich liebe sie.<br />
Sie ist wie das musikalische Heiligtum meiner geliebten Kindheitserinnerungen.<br />
<strong>Peter</strong> starrte mich an. „Möchtest du mal hören? Hast du so viel Zeit? Dauert<br />
schon ein wenig, aber für mich vergeht die Zeit dabei immer viel zu schnell.“<br />
fragte ich ihn. <strong>Peter</strong> überlegte. Woran er wohl dachte? Was er wohl abwägte?<br />
„Ja, doch, selbstverständlich.“ erklärte er. Ich erläuterte manchmal, woran<br />
mich was erinnerte. <strong>Peter</strong> lauschte andächtig <strong>und</strong> als wir wieder zum Auto<br />
gingen, um zu ihm zu fahren, sagte er: „Danke <strong>Anne</strong>, das hat mir sehr viel<br />
gegeben.“ Als er bei sich aus dem meinem Wagen stieg, schaute er mich an,<br />
als ob er mir gern einen Kuss geben würde, aber das wäre bestimmt der<br />
Beginn zur großen Sünde gewesen.<br />
Eingeengte Bühne<br />
Das wurde mir auch bewusst. Es war ja nicht einfach so, dass er seinen Sexualtrieb<br />
nicht leben durfte, darauf verzichteten viele andere ja auch freiwillig,<br />
das ganze Leben musste sich auf einer völlig eingeengten Bühne abspielen.<br />
Wenn eine Frau nicht mit Männern ins Bett gehen wollte, lebte sie deshalb völlig<br />
frei <strong>und</strong> sagte eben nein. Für <strong>Peter</strong> Degen war es aber so, dass er alles vermeiden,<br />
alle Empfindungen unterdrücken musste, die den Anschein hätten erwecken<br />
können, einen Anflug aus derartigen Richtungen in sich zu bergen.<br />
Musst du denn nicht zwangsläufig neurotisch werden, wenn du eine Frau schön<br />
findest, das aber nicht so sehen darfst, weil das Sünde wäre. Deine Emotionen<br />
sind doch da, die lassen sich doch rational nicht verbieten, auch wenn du sie<br />
als noch so sündig beschimpfst. Zwang die Kirche nicht ihre Hirten zu einem<br />
verlogenen Leben, verlogen vor sich selbst? Wie sollst du Menschen, die sich<br />
selbst belügen, belügen müssen <strong>und</strong> das akzeptieren, denn vertrauen können?<br />
Ein Selbsterkenntnisprozess unter den großen Hirtenvölkern, die dem obersten<br />
<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 15 von 24