Anne und Peter Verbotene Liebe - Inhalt - fleigejo
Anne und Peter Verbotene Liebe - Inhalt - fleigejo
Anne und Peter Verbotene Liebe - Inhalt - fleigejo
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> – <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong><br />
Bilder<br />
Dass Menschen gerne Fernsehen schauen, ist doch verständlich. Wenn sowieso<br />
alles, was du wahrnimmst in Bildformate transponiert wird, damit dein Kopf es<br />
verwenden <strong>und</strong> dein Gedächtnis es speichern kann, warum sollst du da den für<br />
deinen Kopf mühsamen <strong>und</strong> energiezehrenden Umweg über die anderen Sinnesorgane<br />
nehmen, anstatt ihm seine Informationen direkt optisch zukommen<br />
zu lassen? Bilder, die gibt’s doch im Fernsehen jederzeit genug. Schade, bei<br />
mir funktioniert das nicht so. Mein Gehör sucht die Konkurrenz <strong>und</strong> will sich<br />
nicht einfach mit den die Fernsehbilder begleitenden Klangereignissen zufrieden<br />
geben.<br />
Audiophilie<br />
Interpersonale Machtkämpe meiner Wahrnehmungsorgane, die mir psychische<br />
Probleme hätten bereiten können? Keinesfalls. Ich musste nur akzeptieren,<br />
dass das Gesehene bei mir nicht dominant regieren konnte, sondern das Gehörte<br />
zumindest ebenbürtig war. Das Ohr sollte eben als mein Zentralorgan<br />
fungieren. Dabei war es nichts Besonderes, hörte keine speziellen Frequenzen,<br />
war nicht das, was man als rein bezeichnete <strong>und</strong> verfügte als Hörorgan über<br />
keine extraordinären Kapazitäten. Es hörte nur eben alles, <strong>und</strong> forderte dafür<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Beachtung. Ich konnte nicht einfach an der Fleischtheke<br />
stehen <strong>und</strong> die Konversation der Verkäuferinnen mit den anderen K<strong>und</strong>innen<br />
als Hintergr<strong>und</strong>gebrabbel wahrnehmen. Ich erfuhr eben nicht nur, dass die<br />
K<strong>und</strong>in neben mir Frau Dr. Simrock hieß <strong>und</strong> offensichtlich beabsichtigte im<br />
Laufe der nächsten Tage sechs Scheiben Mortadella zu verzehren, ich sah auch<br />
ihre große stabile, leicht korpulente Statur <strong>und</strong> hörte die zarten glockenhellen<br />
Töne, die diese Person verwendete, um ihre Einkaufswünsche zu formulieren.<br />
Warum durfte diese Frau nicht mit einer solchen Stimme sprechen, einer Stimme<br />
die ich eher für Jungmädchenliebesgartengesäusel hielt. Ob sich Frau Dr.<br />
Simrock wohl dahin träumte, oder vielleicht sogar dort befand <strong>und</strong> nur ihre<br />
physiologische Konstitution ungeachtet dessen sich einen Phänotyp hatte entwickeln<br />
lassen, der damit nicht korrelierte. Solche <strong>und</strong> ähnliche Gedanken entwickelten<br />
sich auf der Basis des auditiv Wahrgenommenen <strong>und</strong> beschäftigten<br />
mich weiter. Aber es ging mir ja nicht nur bei Frau Dr. Simrock so, bei jeder<br />
Kassiererin, jedem mit dem ich kommunizierte, hörte ich das Gesprochene,<br />
auch wenn es nur wenige Worte waren, wie eine kleine Symphonie, bei der ich<br />
zwanghaft herausfinden musste, was die jeweiligen Komponisten damit zum<br />
Ausdruck bringen wollten, welche Persönlichkeiten diese Stimme, diese<br />
Sprachmelodie, eben alles was diesen Sprechakt formte, darstellen würde. Die<br />
sich größter Sicherheit bei der Interpretation ihrer visuellen Wahrnehmung<br />
wähnen, schauen dem Gegenüber in die Augen <strong>und</strong> sind überzeugt, seinen<br />
Charakter zu erkennen. Ich wollte gar nicht den Charakter erkennen, ich liebte<br />
es nur, genau zuzuhören, die vielfältigen Impressionen des Klangs wahrzuneh-<br />
<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 4 von 24