mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«
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Gerhard Kaiser<br />
Doktor der Philosophie promoviert wurde. Den Hauptteil der Mittel für mein Studium habe<br />
ich durch eigene Arbeit erworben. 27<br />
Der semantische Umbau, der die Entwicklung von Lugowskis Konzeption von Literatur<br />
und Literaturwissenschaft nach 1933 kennzeichnet, ist auffällig und er ist<br />
wiederholt – allerdings mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen – bemerkt und<br />
diskutiert worden. Umstritten ist, inwiefern in seiner 1932 publizierten, formanalytischen<br />
und mittlerweile kanonisierten Dissertation das »volkstumsideologische<br />
Rechtfertigungsbuch«, als das u. a. Jesinghausen (1996, 184 u. 205) die 1936 verçffentlichte<br />
Habilitationsschrift bezeichnet, bereits angelegt ist. 28<br />
Das Irritierende, aus dem diese Strittigkeit m.E. resultiert, mithin auch das Irritierende,<br />
das vor allem die beiden Qualifikationsarbeiten Lugowskis für den heutigen<br />
Leser haben mçgen, liegt – um hier einmal Thomas Mann zu bemühen – in<br />
27 BAK, R 73/16450. 1934 habilitiert Lugowski sich ebenfalls bei Neumann und Unger mit der oben<br />
genannten Studie (vgl. Anm. 22). Seit dem Sommersemester 1936 ist Lugowski als Dozent mit<br />
Lehrauftrag in Heidelberg tätig, zwischen 1937 und 1939 vertritt er am germanistischen Lehrstuhl in<br />
Kçnigsberg, 1939 bis 1942 lehrt er als ao. Professor für ¾ltere deutsche Literatur in Kiel, wo er seit<br />
dem Sommersemester 1942 eine ordentliche Professur für Neuere deutsche Literaturgeschichte (als<br />
Nachfolger des nach Straßburg gerufenen Fricke) innehat. Seit 1937 ist er Mitglied der NSDAP (vgl.<br />
Kimmich 2003), 1940 nimmt er am Frankreich-Feldzug teil und erhält das Eiserne Kreuz II. Klasse.<br />
Im Sommer 1942 meldet er sich freiwillig zum Kriegsdienst und stirbt als Leutnant in einem<br />
Infanterieregiment an der Ostfront (vgl. den Nachruf von Mohr 1943).<br />
28 So auch Müller 2006, 37. Heinz Schlaffer, dem das Verdienst gebührt, die innerdisziplinäre Zirkulation<br />
von Lugowskis Dissertation wieder in Gang gebracht zu haben, legt den Schluss nahe, dass<br />
zwischen den beiden Qualifikationsschriften kein innerer Zusammenhang besteht. (Schlaffer 1994,<br />
XVIII f.) Martin Jesinghausen (1996) hingegen versucht – in dezidierter Wendung gegen Schlaffer –<br />
aufzuzeigen, dass Lugowskis »Kleistische Wende«, d. h. seine Wendung zum »Propagieren einer<br />
existentialistischen Daseinsmystik« (185), bereits in der Dissertation – deren von Schlaffer betontes,<br />
exzeptionelles Niveau er mit Nachdruck in Frage stellt – angelegt ist. Eher in die Richtung Jesinghausens<br />
scheinen auch die jüngsten Ausführungen Jan-Dirk Müllers (2006, v.a. 36 –39) zu tendieren.<br />
Schlaffers Einleitung selbst ist – ohne dass damit hier seine Herausgeberleistung oder die<br />
Bedeutsamkeit von Lugowskis Schrift ernsthaft in Frage gestellt werden sollen – auch als wissenschafthistoriographisches<br />
Dokument von Interesse. Inszeniert er sich doch hier als archäologischer<br />
»Entdecker« jenseits des »politisch korrekten« disziplinären mainstreams (»Ist einmal der gängige<br />
Präfaschismus-Verdacht einer differenzierten Kenntnis gewichen […]« (Schlaffer 1994, X), der aus<br />
der Unorthodoxität des Entdeckten distinktionsstrategische Resonanzeffekte erzeugt: »Die Geschichte<br />
der Germanistik«, so verortet Schlaffer vor dem Hintergrund fachspezifischer Mediokrität<br />
seinen »Fund«, »ist aus der Wirkung bedeutungsloser Bücher und der Bedeutung wirkungsloser<br />
Bücher komplementär gebildet […].« (ebd., VII) Es ist zweifellos der Topos des »verkannten<br />
Genies« (dessen Dignität natürlich auf denjenigen, der es erkennt, abstrahlt), der hier die Argumentation<br />
strukturiert, denn das von Schlaffer stark gemachte »Befremden und [die] Zurückhaltung«,<br />
mit denen die Arbeit Lugowskis bei »ihrem ersten Erscheinen aufgenommen« (ebd.) worden<br />
sei, scheinen so rezeptionsprägend wiederum auch nicht gewesen zu sein (zu ihrer durchaus positiven<br />
Rezeption im zeitgençssischen literaturwissenschaftlichen Feld vgl. Martínez 1996b, 8 f.) Vor dem<br />
Hintergrund eines ennui angesichts der germanistischen Theorieturbulenzen der siebziger Jahre mag<br />
indes das auf Strenge, Prägnanz und Evidenz setzende Wissenschaftsethos, das sich in Lugowskis<br />
Dissertation manifestiert, in der Tat als eine attraktive Alternative erschienen sein.<br />
Bereitgestellt von | SUB Goettingen<br />
Angemeldet | 134.76.162.17<br />
Heruntergeladen am | 29.11.12 08:04