mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«
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Gerhard Kaiser<br />
betont hat – »Diskurse nicht von personalen Subjekten ›ausgehandelt‹ werden«. 18<br />
Einzelne Akteure sind gewiss in der Regel nicht die souveränen Schçpfer des sprachlichen<br />
Ausdrucks. Dennoch wäre es ebenso verfehlt, sie lediglich als Diskursmarionetten<br />
zu begreifen. Auch wenn Subjekte keine Diskurse aushandeln, so kämpfen<br />
doch immerhin Akteure um ihre Positionen innerhalb der Diskurse. Die Strukturen<br />
prägen die Akteure; aber zugleich ist es auch die Praxis der Akteure, die den<br />
Bestand der Strukturen ermçglicht. Gerade der Konkurrenzaspekt, der Kampf<br />
um die knappe Ressource Aufmerksamkeit, zwingt die Akteure dazu, sich auch<br />
dann noch unterscheidbar zu machen, wenn man die diskursiven Traditionen<br />
der Disziplin bedient. Er erçffnet somit Spielräume – wie das Beispiel Lugowskis<br />
zeigen wird – für eine akteurspezifische Nutzung etablierter Redeweisen, Spielräume<br />
für unterschiedliche Strategien und auch für unterschiedliche Niveaus. Nicht<br />
alle – um ein Beispiel an dieser Stelle nur anzudeuten – zielen zwischen 1933<br />
und 1945 auf das Gleiche in der gleichen Weise, wenn sie den Scharnierbegriff<br />
des Volkes oder die Scharniererzählung von der <strong>»deutschen</strong> Bewegung« bemühen.<br />
Zudem gewinnt die Frage, wer spricht, noch zusätzliche Relevanz, wenn man sie<br />
übersetzt in die feldanalytische Frage, von welcher Position aus (innerhalb wie außerhalb<br />
des Feldes) jemand spricht. Wenn hier also von Akteuren die Rede sein<br />
wird, so sind damit eben keine Subjekte, etwa im Sinne von ›ganzen Menschen‹,<br />
sondern vor allem Positionsinhaber gemeint. Es mag der gleiche Diskurs sein, im<br />
Blick auf das Verhältnis von Eigensinn und Resonanz aber macht es einen erheblichen<br />
Unterschied, ob z. B. ein Ordinarius einer renommierten Universität oder<br />
ein disziplinär (noch) nicht etablierter Akteur von den Rändern des Feldes aus<br />
etwa für die Integration rassenideologischer Fragestellungen in das literaturwissenschaftliche<br />
Profil plädiert. Daraus resultiert die Forderung nach einer Differenzierung<br />
des argumentationsgeschichtlichen Blicks, nach einer Differenzierung, die<br />
den derzeitigen Wissensstand über die einzelnen Akteure jenseits eines anekdotischen<br />
Biographismus berücksichtigt und zu integrieren in der Lage ist.<br />
2. ›Leben‹, ›Rasse‹, ›Volk‹ und ›Dichtung‹: Das Spektrum<br />
literaturwissenschaftlicher Redeweisen zwischen 1933 und 1945 19<br />
Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft hat zwischen 1933 und 1945, ungeachtet<br />
ihrer kurrenten Selbstzuschreibungen als »deutscher Leitwissenschaft«, mit erheblichen<br />
Legitimationsproblemen zu kämpfen. Sie befindet sich – bedenkt man<br />
den Aufschwung der Natur- und Technikwissenschaften, allerdings nicht erst seit<br />
1933 – in einer Situation der doppelten Legitimationsschwächung: zum Einen ver-<br />
18 So der Titel von Link 2005.<br />
19 In einer Skizze zusammengefasst werden hier einige wesentliche Ergebnisse meiner Studie Grenzverwirrungen<br />
2008. Auf Anmerkungen sei deshalb hier verzichtet.<br />
Bereitgestellt von | SUB Goettingen<br />
Angemeldet | 134.76.162.17<br />
Heruntergeladen am | 29.11.12 08:04