05.10.2013 Aufrufe

mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«

mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«

mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

80<br />

Gerhard Kaiser<br />

betont hat – »Diskurse nicht von personalen Subjekten ›ausgehandelt‹ werden«. 18<br />

Einzelne Akteure sind gewiss in der Regel nicht die souveränen Schçpfer des sprachlichen<br />

Ausdrucks. Dennoch wäre es ebenso verfehlt, sie lediglich als Diskursmarionetten<br />

zu begreifen. Auch wenn Subjekte keine Diskurse aushandeln, so kämpfen<br />

doch immerhin Akteure um ihre Positionen innerhalb der Diskurse. Die Strukturen<br />

prägen die Akteure; aber zugleich ist es auch die Praxis der Akteure, die den<br />

Bestand der Strukturen ermçglicht. Gerade der Konkurrenzaspekt, der Kampf<br />

um die knappe Ressource Aufmerksamkeit, zwingt die Akteure dazu, sich auch<br />

dann noch unterscheidbar zu machen, wenn man die diskursiven Traditionen<br />

der Disziplin bedient. Er erçffnet somit Spielräume – wie das Beispiel Lugowskis<br />

zeigen wird – für eine akteurspezifische Nutzung etablierter Redeweisen, Spielräume<br />

für unterschiedliche Strategien und auch für unterschiedliche Niveaus. Nicht<br />

alle – um ein Beispiel an dieser Stelle nur anzudeuten – zielen zwischen 1933<br />

und 1945 auf das Gleiche in der gleichen Weise, wenn sie den Scharnierbegriff<br />

des Volkes oder die Scharniererzählung von der <strong>»deutschen</strong> Bewegung« bemühen.<br />

Zudem gewinnt die Frage, wer spricht, noch zusätzliche Relevanz, wenn man sie<br />

übersetzt in die feldanalytische Frage, von welcher Position aus (innerhalb wie außerhalb<br />

des Feldes) jemand spricht. Wenn hier also von Akteuren die Rede sein<br />

wird, so sind damit eben keine Subjekte, etwa im Sinne von ›ganzen Menschen‹,<br />

sondern vor allem Positionsinhaber gemeint. Es mag der gleiche Diskurs sein, im<br />

Blick auf das Verhältnis von Eigensinn und Resonanz aber macht es einen erheblichen<br />

Unterschied, ob z. B. ein Ordinarius einer renommierten Universität oder<br />

ein disziplinär (noch) nicht etablierter Akteur von den Rändern des Feldes aus<br />

etwa für die Integration rassenideologischer Fragestellungen in das literaturwissenschaftliche<br />

Profil plädiert. Daraus resultiert die Forderung nach einer Differenzierung<br />

des argumentationsgeschichtlichen Blicks, nach einer Differenzierung, die<br />

den derzeitigen Wissensstand über die einzelnen Akteure jenseits eines anekdotischen<br />

Biographismus berücksichtigt und zu integrieren in der Lage ist.<br />

2. ›Leben‹, ›Rasse‹, ›Volk‹ und ›Dichtung‹: Das Spektrum<br />

literaturwissenschaftlicher Redeweisen zwischen 1933 und 1945 19<br />

Die Neuere deutsche Literaturwissenschaft hat zwischen 1933 und 1945, ungeachtet<br />

ihrer kurrenten Selbstzuschreibungen als »deutscher Leitwissenschaft«, mit erheblichen<br />

Legitimationsproblemen zu kämpfen. Sie befindet sich – bedenkt man<br />

den Aufschwung der Natur- und Technikwissenschaften, allerdings nicht erst seit<br />

1933 – in einer Situation der doppelten Legitimationsschwächung: zum Einen ver-<br />

18 So der Titel von Link 2005.<br />

19 In einer Skizze zusammengefasst werden hier einige wesentliche Ergebnisse meiner Studie Grenzverwirrungen<br />

2008. Auf Anmerkungen sei deshalb hier verzichtet.<br />

Bereitgestellt von | SUB Goettingen<br />

Angemeldet | 134.76.162.17<br />

Heruntergeladen am | 29.11.12 08:04

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!