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mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«

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Der »Weg um die Kugel« 77<br />

bar, das aber dennoch konstitutiv für den Prozess der Wissensproduktion ist. Die<br />

neuere Wissenschaftsforschung spricht in diesem Zusammenhang auch von tacit<br />

knowledge. 12<br />

Resonanz kann sich erstens auf die einzelnen wissenschaftlichen Akteure beziehen,<br />

d. h. auf die ›Wissenschaftsspieler‹ innerhalb des wissenschaftlichen Feldes.<br />

Der Begriff meint dann die Bezogenheit ihres Handelns auf ihre jeweilige Disziplin,<br />

auf andere wissenschaftliche Teilbereiche und vor allem auf andere gesellschaftliche<br />

Felder sowie die für die Akteure (positiven oder negativen) Effekte dieser<br />

Bezogenheit. Wer wissenschaftlich publiziert, will in der Regel auch wahrgenommen<br />

werden. Das durch inner- wie außerdisziplinäre Resonanzeffekte akkumulierte<br />

Kapital eines Akteurs (man kçnnte sagen: sein Resonanzkapital) hat nachhaltigen<br />

Einfluss im Rahmen des wissenschaftlichen Konkurrenzkampfes. Der Resonanz-Aspekt<br />

ist also eine stets mitzudenkende, relativ konstante Bezugsgrçße<br />

wissenschaftlicher Kommunikation.<br />

Zweitens richtet sich der Resonanz-Begriff darüber hinaus auf den wissenschaftlichen<br />

Teilbereich als Gesamtphänomen (etwa: die Disziplin Literaturwissenschaft)<br />

in seiner (ihrer) Bezogenheit auf andere gesellschaftliche Felder (Politik,<br />

Kultur, Ökonomie, Erziehung). In diesem Zusammenhang geht es vorrangig<br />

um die selbstlegitimatorische Außendarstellung eines Faches.<br />

Wie lassen sich nun diese heuristischen Leitbegriffe operationalisieren? Die<br />

Wissenschaftshistoriographie hat es, ganz unabhängig zunächst davon, ob sich<br />

ihr Erkenntnisinteresse vorrangig auf Denkstile, auf Handlungsweisen, auf Institutionen<br />

oder auf Personen richtet, vornehmlich mit textuell verfassten Quellen,<br />

also »medialen Artefakten« (Werle 2005, 11) zu tun. Wissensproduktion, -präsentation<br />

und -zirkulation sind, in der Literaturwissenschaft mçglicherweise stärker<br />

noch als in den natur- und technikwissenschaftlichen Disziplinen, textgebunden. 13<br />

An den Texten einer Disziplin lassen sich ihre Redeweisen über sich selbst, über ihre<br />

Theorien, ihre Methoden, ihre Gegenstände sowie über ihre Außenbeziehungen<br />

ablesen. In diesen Redeweisen manifestieren sich der Eigensinn, der Denkstil<br />

und die Resonanzstrategien einer Disziplin. Eine Analyse der Redeweisen verspricht<br />

deshalb – so die Annahme – Aufschluss über Denkstile, Argumentationsmuster,<br />

Narrative und prototypische Probleme der Disziplin, über deren Kontinuität<br />

und Diskontinuität vor dem Hintergrund des gewandelten politischen Systems.<br />

»Redeweisen« meint in diesem Zusammenhang nicht feste Regeln der Wissenschaftlichkeit.<br />

Es wäre für die Fragestellung nach dem Verhältnis von Eigensinn<br />

und Resonanz unangemessen, den kognitiven Rang der Redeweisen in den Mittel-<br />

12 Vgl. dazu Collins 2001.<br />

13 Der wissenschaftshistorisch durchaus bedeutsame Aspekt der mündlichen Kommunikation, d. h.<br />

der akademischen Lehre, kann hier insofern vernachlässigt werden, als dass auch er für die Wissenschaftshistoriographie<br />

(zumindest derjenigen des hier fraglichen Zeitraums) wenn überhaupt nur<br />

noch auf der Basis von Texten (etwa Vorlesungsmanuskripte oder -mitschriften) rekonstruiert<br />

werden kann.<br />

Bereitgestellt von | SUB Goettingen<br />

Angemeldet | 134.76.162.17<br />

Heruntergeladen am | 29.11.12 08:04

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