mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«
mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«
mythischen Analogon« zur »deutschen Wirklichkeit«
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
41<br />
42<br />
Der »Weg um die Kugel« 77<br />
bar, das aber dennoch konstitutiv für den Prozess der Wissensproduktion ist. Die<br />
neuere Wissenschaftsforschung spricht in diesem Zusammenhang auch von tacit<br />
knowledge. 12<br />
Resonanz kann sich erstens auf die einzelnen wissenschaftlichen Akteure beziehen,<br />
d. h. auf die ›Wissenschaftsspieler‹ innerhalb des wissenschaftlichen Feldes.<br />
Der Begriff meint dann die Bezogenheit ihres Handelns auf ihre jeweilige Disziplin,<br />
auf andere wissenschaftliche Teilbereiche und vor allem auf andere gesellschaftliche<br />
Felder sowie die für die Akteure (positiven oder negativen) Effekte dieser<br />
Bezogenheit. Wer wissenschaftlich publiziert, will in der Regel auch wahrgenommen<br />
werden. Das durch inner- wie außerdisziplinäre Resonanzeffekte akkumulierte<br />
Kapital eines Akteurs (man kçnnte sagen: sein Resonanzkapital) hat nachhaltigen<br />
Einfluss im Rahmen des wissenschaftlichen Konkurrenzkampfes. Der Resonanz-Aspekt<br />
ist also eine stets mitzudenkende, relativ konstante Bezugsgrçße<br />
wissenschaftlicher Kommunikation.<br />
Zweitens richtet sich der Resonanz-Begriff darüber hinaus auf den wissenschaftlichen<br />
Teilbereich als Gesamtphänomen (etwa: die Disziplin Literaturwissenschaft)<br />
in seiner (ihrer) Bezogenheit auf andere gesellschaftliche Felder (Politik,<br />
Kultur, Ökonomie, Erziehung). In diesem Zusammenhang geht es vorrangig<br />
um die selbstlegitimatorische Außendarstellung eines Faches.<br />
Wie lassen sich nun diese heuristischen Leitbegriffe operationalisieren? Die<br />
Wissenschaftshistoriographie hat es, ganz unabhängig zunächst davon, ob sich<br />
ihr Erkenntnisinteresse vorrangig auf Denkstile, auf Handlungsweisen, auf Institutionen<br />
oder auf Personen richtet, vornehmlich mit textuell verfassten Quellen,<br />
also »medialen Artefakten« (Werle 2005, 11) zu tun. Wissensproduktion, -präsentation<br />
und -zirkulation sind, in der Literaturwissenschaft mçglicherweise stärker<br />
noch als in den natur- und technikwissenschaftlichen Disziplinen, textgebunden. 13<br />
An den Texten einer Disziplin lassen sich ihre Redeweisen über sich selbst, über ihre<br />
Theorien, ihre Methoden, ihre Gegenstände sowie über ihre Außenbeziehungen<br />
ablesen. In diesen Redeweisen manifestieren sich der Eigensinn, der Denkstil<br />
und die Resonanzstrategien einer Disziplin. Eine Analyse der Redeweisen verspricht<br />
deshalb – so die Annahme – Aufschluss über Denkstile, Argumentationsmuster,<br />
Narrative und prototypische Probleme der Disziplin, über deren Kontinuität<br />
und Diskontinuität vor dem Hintergrund des gewandelten politischen Systems.<br />
»Redeweisen« meint in diesem Zusammenhang nicht feste Regeln der Wissenschaftlichkeit.<br />
Es wäre für die Fragestellung nach dem Verhältnis von Eigensinn<br />
und Resonanz unangemessen, den kognitiven Rang der Redeweisen in den Mittel-<br />
12 Vgl. dazu Collins 2001.<br />
13 Der wissenschaftshistorisch durchaus bedeutsame Aspekt der mündlichen Kommunikation, d. h.<br />
der akademischen Lehre, kann hier insofern vernachlässigt werden, als dass auch er für die Wissenschaftshistoriographie<br />
(zumindest derjenigen des hier fraglichen Zeitraums) wenn überhaupt nur<br />
noch auf der Basis von Texten (etwa Vorlesungsmanuskripte oder -mitschriften) rekonstruiert<br />
werden kann.<br />
Bereitgestellt von | SUB Goettingen<br />
Angemeldet | 134.76.162.17<br />
Heruntergeladen am | 29.11.12 08:04