07.10.2013 Aufrufe

3.5. Lacans Erweiterungen des Unbewussten Jacques Lacan spürt ...

3.5. Lacans Erweiterungen des Unbewussten Jacques Lacan spürt ...

3.5. Lacans Erweiterungen des Unbewussten Jacques Lacan spürt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Zusammenspiel der drei Register hat <strong>Lacan</strong> intensiv beschäftigt. In seinem<br />

Spätwerk dient der borromäische Knoten 1 dazu, die Verbindung der Register auszudrücken.<br />

Sie sind – meist in der Form von Ringen gezeichnet – so dargestellt,<br />

dass zwei Ringe, die nicht miteinander verbunden sind, durch einen dritten so<br />

verknüpft werden, dass, wenn einer herausgelöst wird, auch die anderen frei sind<br />

(vgl. <strong>Lacan</strong> 1986 b, 127 ff.).<br />

Symbolisches<br />

Imaginäres<br />

Reales<br />

<strong>Lacan</strong> symbolisiert mit diesem borromäischen<br />

Knoten, dass es keine Metasprache,<br />

keine Metaebene der Beobachtung<br />

gegenüber den Registern selbst gibt.<br />

Spreche ich aus der Sicht der Register, so<br />

bin ich zugleich in den Knoten ihrer Verschlingungen<br />

eingefangen, denn würde ich<br />

eines herauslösen, so würden auch die<br />

anderen frei werden und die gesamte Beobachtung<br />

zerfiele. Wir können also nicht<br />

nur etwas über das Symbolische, das Imaginäre oder das Reale aussagen, sondern<br />

müssen immer die Wechselwirkungen der Register selbst beachten. Man kann<br />

dies noch weiterführen, indem man für je<strong>des</strong> Register als Beobachterperspektive<br />

erkennt, dass es aus der Sicht <strong>des</strong> jeweiligen Registers auch den borromäischen<br />

Knoten enthält. Je<strong>des</strong> hat einen unreduzierbaren realen Anteil, einen imaginären<br />

als vorgestellte Form und einen symbolischen, der zur Abgrenzung dient. Aber<br />

diese Abstraktionen verdeutlichen nicht unbedingt mehr als das Bild <strong>des</strong><br />

borromäischen Knotens überhaupt herzugeben in der Lage ist: Symbolisiert es<br />

doch eine Unschärfe, eine wechselseitige Verbundenheit, die kaum dadurch an<br />

Präzisierung gewinnen kann, dass die Verschlingungen nunmehr aus der<br />

Perspektive einzelner Knoten <strong>des</strong> ohnehin schon Verschlungenen formalisiert<br />

wird.<br />

In dieser Gefahr aber stehen die <strong><strong>Lacan</strong>s</strong>chen Formalisierungen ständig, da sie zu<br />

suggerieren scheinen, dass eine Klarheit von dort her entsteht, wo ein Unterschied<br />

formal eindeutig gesetzt wird. In gewisser Weise ist dies ja auch so. Nach der Einführung<br />

<strong>des</strong> <strong>Unbewussten</strong> entsteht nämlich die Frage, was die Motivation <strong>des</strong> „ich<br />

denke“ ist, d.h. von welchem Begehren es überhaupt angetrieben wird. Das<br />

Subjekt ist für <strong>Lacan</strong> damit nicht mehr das Subjekt, das denkt. Es ist ein Subjekt,<br />

so drückt er es sehr krass aus (1986 b, 26), das Blödheiten äußert, das ein Sagen<br />

offenbart. „Mit diesen Blödheiten werden wir dann die Analyse machen und eintreten<br />

in das neue Subjekt, das das <strong>des</strong> <strong>Unbewussten</strong> ist.“ (Ebd.) Ich will dies mit<br />

einem Beispiel verdeutlichen.<br />

Das Unbewusste <strong>des</strong> Patienten ist dem Begehren <strong>des</strong> Analytikers unterworfen, der<br />

sich ihm einschreibt. Am Beispiel <strong>des</strong> Falles Dick von Melanie Klein macht<br />

<strong>Lacan</strong> dies sehr deutlich.<br />

Dick, das ist ein Junge von ungefähr vier Jahren, der auf einem Entwicklungsniveau<br />

von 15 bis 18 Monaten steht. Er hat einen begrenzten, inkorrekten Wortschatz,<br />

obwohl er den Sinn vieler Wörter zu kennen scheint. Aber Dick hat nicht<br />

das Begehren, sich verständlich zu machen, was Melanie Klein zu einer Intervention<br />

veranlasst, die dem allgemeinen Schema der Psychoanalyse folgt. In<br />

1 Dieser wird in der Kunst in etlichen Variationen von M.C. Escher dargestellt.<br />

481

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!