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3.5. Lacans Erweiterungen des Unbewussten Jacques Lacan spürt ...

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Freudschen Denkansatz simplifiziert. So verweist etwa Fairbain darauf, dass die<br />

Libido bei Freud lustsuchend sei, in der Ich-Psychologie hingegen sucht sie<br />

Objekte (<strong>Lacan</strong> 1980, 319). Für <strong>Lacan</strong> muss dies in der Tat als Trivialisierung<br />

erscheinen, denn durch die Unterscheidung <strong>des</strong> Realen, <strong>des</strong> Imaginären und <strong>des</strong><br />

Symbolischen versucht er, heimliche Konfusionen <strong>des</strong> Objektbegriffs zu hinterfragen.<br />

Für ihn ist es schlechterdings naiv, wenn die Objekte, die das Subjekt anführt,<br />

für die Sache selbst genommen werden. Die Vereinfachung gipfelt dann<br />

darin, dass das Individuum als lebend in einer stabilen Welt gedacht wird, umgeben<br />

mit Objekten, die für es bestimmt sind. „Es geht also darum, es den Weg zu<br />

einer normalen Beziehung zu diesen Objekten wiederfinden zu lassen, die da sind,<br />

die es erwarten.“ (Ebd., 322)<br />

In der Ich-Psychologie wird nun oft angenommen, dass die Mutter ihre natürliche<br />

Funktion nicht adäquat erfüllt hätte, dass damit Objekte abgewiesen und versteckt<br />

sind, die durch die Analyse wieder hervorgeholt und hergestellt werden können.<br />

Damit wird für <strong>Lacan</strong> eine Art Naturzustand unterstellt, in dem die Mutter nur gut<br />

sein kann, und das Missgeschick <strong>des</strong> Bösen „kann nur aufgrund der besonderen<br />

Bedingungen eintreten, unter denen wir leben.“ (Ebd., 322) Bei <strong>Lacan</strong> ist die<br />

Psyche viel subtiler ausgelegt: „Man kann insbesondere zeigen, dass jeder gültige<br />

Begriff vom Ego es in der Tat mit den Objekten in Zusammenhang bringen muss.<br />

Aber sagen, dass die Objekte internalisiert sind, das ist der Taschenspielertrick.<br />

Die ganze Frage ist, was das ist, ein internalisiertes Objekt. Wir versuchen sie zu<br />

lösen, indem wir hier vom Imaginären sprechen, mit all seinen Implikationen.<br />

Insbesondere die Funktion, die das Imaginäre in der biologischen Ordnung erfüllt,<br />

ist gerade weit davon entfernt, mit der <strong>des</strong> Realen identisch zu sein.“ (Ebd., 322<br />

f.)<br />

Hier erscheint ein konstruktivistisches Grundanliegen, das sich auch anderen<br />

Ortes findet. Gegen Erikson wendet <strong>Lacan</strong> ein, dass <strong>des</strong>sen Stadientheorie, die die<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Ichs in verschiedene Entwicklungsstufen zerlegt, der Behauptung<br />

von Freud entgegensteht, der das Ich als die Summe der Identifikationen <strong>des</strong><br />

Subjekts beschreibt. „Wenn Sie mir gestatten, bildlich zu reden, das Ich gleicht<br />

verschiedenen übereinander angezogenen Mänteln, die dem entliehen sind, was<br />

ich den Plunder seines Zubehörladens nennen würde.“ (<strong>Lacan</strong> 1980, 200)<br />

Die sogenannten typischen Entwicklungen <strong>des</strong> Ichs sind nichts als Geschichten,<br />

die man sich über dieses Ego erzählt, sind mithin Konstrukte einer Wahrnehmung<br />

über dieses Ego, was nichts mit dem wirklichen Leben <strong>des</strong> Egos zu tun hat. Dies<br />

liegt daran, dass die Suche nach Stadien zu sehr in der symbolischen Ebene verharrt<br />

und sich zu wenig der Register <strong>des</strong> Imaginären und Realen versichert. Die<br />

Zusammensicht der Register aber soll bei <strong>Lacan</strong> eine Art Ganzheitlichkeit <strong>des</strong><br />

Subjekts sichern, die zwar zugleich den Mangel der Ganzheit einschließt, die aber<br />

auch eine Theorie ausschließen muss, die mit eindeutiger Schärfe Entwicklungsstadien<br />

bereitzustellen versucht, um Phasen dieses mannigfaltigen Subjekts zur<br />

besseren Diagnostik als natürliche Entwicklungsstufen zu behaupten. Solche Konstrukte<br />

verengen den Blick, lassen eine Perspektive erscheinen, die vom Begehren<br />

<strong>des</strong> Analytikers getragen ist, aber die konstruktiven Möglichkeiten <strong>des</strong> Subjekts<br />

unterschätzt.<br />

Insgesamt also verkompliziert sich das Zusammenwirken der Aspekte <strong>des</strong><br />

psychischen Apparates, der nach Freud ohnehin schon nach strukturalen,<br />

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