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Erfahrungen aus neuer Wirbelschichtteknologie mit hochkalorischen ...

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<strong>Erfahrungen</strong> <strong>aus</strong> <strong>neuer</strong> Wirbelschichttechnologie <strong>mit</strong> <strong>hochkalorischen</strong><br />

Abfällen (Experiences from New CFB Units in Heat Recovery from<br />

Recovered Fuels Containing High Heating Value)<br />

Dr. Pasi Makkonen<br />

Prozess Spezialist<br />

Foster Wheeler Energia Oy<br />

Postfach 45<br />

FIN-00410 Helsinki<br />

Finnland<br />

Tel. +358 10 393 6133<br />

Fax +358 10 393 6161<br />

pasi.makkonen@fwfin.fwc.com<br />

Kurzdarstellung<br />

Das wachsende Interesse an effizienterer Energierückgewinnung <strong>aus</strong> unterschiedlichen Abfällen führte<br />

zu einigen wichtigen, neuen Verfahrensansätzen, die auf die Steigerung des Verwertungspotentials von<br />

<strong>hochkalorischen</strong> Abfallfraktionen abzielen. Als die umweltverträglichsten und kosteneffizientesten<br />

Methoden gelten allgemein die Wirbelschichtverbrennung und die Wirbelschichtvergasung. Um die<br />

Möglichkeiten dieser Technologie aufzuzeigen, werden im Folgenden zwei Projekte vorgestellt, die<br />

einen ZWS-Kessel (zirkulierende Wirbelschicht) zur Verbrennung hochenergetischer Abfälle einsetzen,<br />

sowie ein Projekt, das Vergasung zur Brennstoffvorbehandlung verwendet.<br />

Die erste Verbrennungsanlage für hochkalorische Abfälle, die von Foster Wheeler in Europa gebaut<br />

wurde, nahm ihren Betrieb im Jahr 1999 in Högdalen, in Stockholm, Schweden, auf. Die Anlage liefert<br />

die Fernwärme für Stockholm sowie Elektrizität für das lokale Stromnetz. Die Basis des Brennstoffs ist<br />

sortierter Industrieabfall. Der ZWS-Kessel von Högdalen ist das dritte Jahr in Betrieb. In den ersten<br />

beiden Betriebsperioden produzierte die Anlage nur Fernwärme. Im Sommer 2001 wurde eine neue<br />

Turbine eingebaut, um die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu erhöhen. Die Verbrennungsanlage wird von<br />

interessierten Kunden <strong>aus</strong> der ganzen Welt besichtigt.<br />

Die Lomellina Energia Recycling WTE-Anlage (Waste To Energy) befindet sich in Parona, Italien,<br />

einem Dorf in der Provinz Pavia, 30 km von Mailand. Die Anlage nahm ihren kommerziellen Betrieb im<br />

Juli 2000 auf. Lomellina Energia ist eine integrierte Anlage für die Wiederverwertung rezyklierbarer<br />

Materialien sowie die Produktion von Brennstoffen <strong>aus</strong> Müll (BRAM), Kompostierung und<br />

Stromerzeugung und ist die erste Installation dieser Art in Europa. Die Anlage kann jährlich 200.000<br />

Tonnen MSW (Municipal Solid Waste – fester Kommunalabfall) verwerten. Der Betrieb der WTE-<br />

Anlage verläuft erwartungsgemäß und es wird <strong>mit</strong> dem baldigen Bau ähnlicher Anlagen in Europa<br />

gerechnet.<br />

Ein Demonstrationsprojekt für die Verwendung eines ZWS-Vergasers zur Brennstoffvorbehandlung<br />

wurde vom Unternehmen Lahden Lämpövoima Oy für das Kraftwerk Kymijärvi in Lahti, Finnland,<br />

verwirklicht. In diesem Projekt wurde die kommerzielle direkte Vergasung von Biobrennstoffen und<br />

Abfällen sowie die Verwendung von Generatorgas direkt im vorhandenen kohlegeheizten Kessel<br />

demonstriert. Zu den Vorteilen dieser Methode zählen ein verringerter Ausstoß an CO2, SO2 und NOx,<br />

geringe Investitions- und Betriebskosten und die Verwendung der bestehenden Kapazität des<br />

Kraftwerks. Die zweite kommerzielle Anwendung dieses Konzepts wird in Ruien, Belgien, gebaut.<br />

Mehrere ähnliche Projekte sind in Begutachtung.<br />

1


1 Einleitung<br />

Die Energieerzeugung <strong>mit</strong> Hilfe von wiederverwerteten, <strong>hochkalorischen</strong> Abfallfraktionen stößt<br />

in Europa auf wachsendes Interesse. Die Abfallbehandlung hatte ursprünglich zum Ziel, das<br />

Abfallvolumen zu verringern, so dass möglichst wenige Mülldeponien nötig waren. Die<br />

Energierückgewinnung war bei diesen Anwendungen nur von zweitrangiger Bedeutung.<br />

Mülldeponien können in Zukunft nicht mehr für die Endlagerung von Abfallfraktionen<br />

verwendet werden, die kompostiert werden können oder kompostierbare Bestandteile enthalten.<br />

Deshalb sorgt die Forderung nach effizienterer Wiederverwertung und Energierückgewinnung<br />

für eine große Nachfrage nach Technologien, die die Verwendung von verbrennbaren<br />

Abfallfraktionen <strong>mit</strong> maximaler Effizienz ermöglichen. Der in diesem Artikel beschriebene<br />

neue Verfahrensansatz beinhaltet die effiziente Wärmerückgewinnung durch die<br />

Vorbehandlung von Abfällen, so dass die Abfallfraktionen <strong>mit</strong> höherem Heizwert getrennt und<br />

in einem ZWS-Kessel verbrannt werden. Diese Technologie kann einen Großteil des Abfalls<br />

verwerten, erfordert jedoch zusätzliche Investitionen für Vorbehandlungseinrichtungen.<br />

Andernfalls können Abfälle auch vergast und das Gas in vorhandenen Kraftwerken verbrannt<br />

werden. In verschiedenen Projekten wird zurzeit das Potential von atmosphärischer ZWS-<br />

Vergasung geprüft. Abbildung 1 illustriert die künftigen Verwertungsmöglichkeiten von<br />

Abfällen. Die dargestellte Einteilung der Abfallfraktionen entspricht möglicherweise nicht dem<br />

tatsächlichen Anteil am Gesamtabfall.<br />

Abbildung 1. Verschiedene Abfallfraktionen <strong>mit</strong> ihren Verwertungsmöglichkeiten.<br />

2


2 Foster Wheeler ZWS-Anlage in Högdalen, Stockholm<br />

Die erste von Foster Wheeler in Europa errichtete Verbrennungsanlage für hochkalorische<br />

Abfälle nahm ihren Betrieb im Jahre 1999 in Högdalen, in Stockholm, Schweden, auf. Die<br />

Anlage ist in Abbildung 2 dargestellt. Sie liefert Fernwärme für Stockholm sowie eine geringe<br />

Menge an Strom.<br />

OFEN<br />

FESTSTOFF-<br />

ABSCHEIDER<br />

KÜHLKANAL<br />

INTREX<br />

ÜBERHITZER<br />

3<br />

KONVEKTIONS-<br />

ÜBERHITZER<br />

Abbildung 2. Der ZWS-Kessel von Högdalen ist speziell für die Verbrennung von<br />

wiederverwerteten Brennstoffen konzipiert. Seine Nennwärmeleistung beträgt<br />

92 MWth, sein Druck psteam 60 bar und seine Temperatur Tsteam 480 °C.<br />

Der Kessel ist der erste moderne Foster Wheeler ZWS, der speziell so konzipiert wurde, dass<br />

die Gefahr von Verschmutzung und Überhitzerkorrosion im Konvektionsteil minimiert wird.<br />

Der Kessel weist eine kompakte ZWS-Ausführung auf: rechtwinkelige Feststoffabscheider,<br />

zwei INTREX-Überhitzer und ein Kühlkanal für das Rauchgas. Mit dieser Ausführung wird<br />

die Gefahr der Überhitzerkorrosion bei der Verbrennung von Brennstoffen <strong>mit</strong> hohem Chlor-<br />

und Schwefelgehalt sowie alkalischen Metallen weitgehend minimiert. Der ZWS-Kessel von<br />

Högdalen wurde im Herbst 1999 in Betrieb genommen. In der Zeit von 1999 bis 2001 wurden<br />

die Eigenschaften des Kessels fortlaufend überwacht.


2.1 Brennstoffvorbehandlung und Brennstoffbeschickung<br />

Der Brennstoff besteht zum Großteil <strong>aus</strong> sortiertem Industrieabfall, im Högdalen-Kessel wird<br />

also kein H<strong>aus</strong>müll verbrannt. Um den Brennstoff zu optimieren, wird der Abfall vorbehandelt.<br />

Der an die Vorbehandlungsanlage gelieferte Brennstoff stammt von unterschiedlichen<br />

Betrieben. Der Brennstoff wird behandelt, indem übergroße und stark metallhaltige Objekte<br />

manuell entfernt werden. Die verbleibende Mischung <strong>aus</strong> Papier, Holz und Plastik wird dann<br />

<strong>mit</strong> mobilen Brechern zermalmt. Nötigenfalls wird etwas Altholz hinzugefügt, um einen<br />

stabileren Heizwert zu erlangen. Der Vorgang ist in Abbildung 3 dargestellt. Tabelle 1 listet<br />

einige der analysierten Eigenschaften der verschiedenen Brennstoffe auf, die im ZWS-Kessel<br />

von Högdalen verbrannt werden.<br />

Abbildung 3. Brennstoffbehandlung: oben links: Industrieabfall, oben rechtes: Entfernen<br />

großer Stücke, unten links: zermalmten Altholz, unten rechts: vorbehandelter<br />

Brennstoff.<br />

Tabelle 1. Eigenschaften der verschiedenen Brennstoffarten, die im ZWS-Kessel von<br />

Högdalen verbrannt werden.<br />

Komponente<br />

Rezyklierter<br />

Industrieabfall<br />

Holzreststoffe Altholz<br />

Industrieabfall +<br />

Gummi<br />

Trockene Feststoffe, % 79.9 59.1 75.2 78.3<br />

Flüchtige, % 76.9 75.2 79.8 76.0<br />

Feste Kohle, % 14.5 19.2 17.5 15.4<br />

Asche, 550 °C, % 7.55 5.85 2.85 9.60<br />

Asche, 815 °C, % 7.65 5.70 2.65 9.45<br />

C, % 47.3 49.0 49.3 48.3<br />

H, % 5.83 5.56 5.87 5.78<br />

N, % 0.61 0.43 0.90 0.50<br />

S, % 0.25 0.04 0.07 0.39<br />

O, % 38.7 39.3 41.1 35.7<br />

Ca, % 2.09 1.14 0.57 1.85<br />

Cl, % 0.28 0.02 0.13 0.32<br />

Ktotal, mg/kg 1124 3150 685 1107<br />

Natotal, mg/kg 1238 279 448 1070<br />

HHV, MJ/kg 19.3 19.7 19.8 19.8<br />

LHV, MJ/kg 18.1 18.4 18.6 18.6<br />

4


Der Brennstoff wird zur Anlage transportiert und auf dem Gelände in einem relativ kleinen<br />

Lager aufbewahrt. Die Anlage verfügt auch über vier Verbrennungsanlagen <strong>mit</strong> Rostfeuerung,<br />

die diejenigen Abfallfraktionen übernehmen, die nicht für den ZWS-Kessel geeignet sind. Für<br />

diese Art von Abfall wird daher keine Lagerkapazität benötigt. In diesem Stadium bestehen<br />

auch diverse Brech- und Mischmöglichkeiten. Der Brennstoff, der sich für den ZWS-Kessel<br />

eignet, wird zu zwei großen Zwischenspeichern transportiert, die sich außerhalb des<br />

Kesselh<strong>aus</strong>es befinden. In dieser Phase findet auch die endgültige Metalltrennung statt. Von<br />

diesen Silos wird der Brennstoff drei Tagessilos zugeführt, die sich im Inneren des<br />

Kesselh<strong>aus</strong>es befinden. Der Brennstoff wird dem Kessel durch drei getrennte Förderbänder<br />

zugeführt, von denen jeder Förderer Material von einem Silo entnimmt. Das<br />

Brennstoffbeschickungssystem unterscheidet sich nicht wesentlich von einem<br />

Biomassebeschickungssystem. Die einzigen bisher bei der Brennstoffbeschickung aufgetretenen<br />

Probleme betrafen lange Textilien und Seile, die im Brennstoff vorhanden sein können. Diese<br />

Teile müssen manuell entfernt werden.<br />

2.2 Kesseleigenschaften<br />

Die ZWS-Ausführung in Högdalen ist der erste kompakte Kessel, der speziell für die<br />

Verbrennung von Industriemüll konzipiert wurde. Die Fläche der Brennkammer beträgt ca. 40<br />

m² und ihre Höhe ca. 20 m. Die Anlage besitzt einen kompakten Abscheider <strong>mit</strong> zwei<br />

getrennten Tauchrohren. Die zirkulierenden Feststoffe werden über die zwei INTREX-<br />

Überhitzer in die Brennkammer zurückgeführt. Die Wirbelung des Bettmaterials wird durch<br />

Primärluft erreicht, die dem Brennofen über einen neuartigen Gitterrost zugeführt wird.<br />

Abbildung 4 zeigt das Prinzip des Högdalen-Gitterrosts, der Richtungsdüsen besitzt, die einen<br />

horizontalen Luftstrom erzeugen. Durch seine großen Austragsöffnungen erleichtert dieser Rost<br />

wesentlich das Entfernen großer Partikel.<br />

Abbildung 4. Funktionsprinzip des Gitterrosts im ZWS-Kessel von Högdalen.<br />

5


Die Temperatur des Betts wird durch rückgeführtes Rauchgas gesteuert. Der O2-Anteil im<br />

Rauchgas wird von zwei Zirkoniumzellen geregelt. Die beiden Konvektionsüberhitzer sind<br />

nach dem Kühlkanal angeordnet. Nach dem Überhitzerabschnitt wird das Rauchgas <strong>mit</strong> einem<br />

Ekonomiser gekühlt und <strong>mit</strong> dem in Abbildung 5 dargestellten Rauchgasreinigungssystem<br />

gereinigt, bevor es in den Schornstein transportiert wird. Emissionen werden sowohl vor als<br />

auch nach der Rauchgasreinigung gemessen, um die optimale Funktionsweise des ZWS-Kessels<br />

sicherzustellen.<br />

Abbildung 5. Rauchgasreinigungssystem des ZWS-Kessels von Högdalen (Bild <strong>mit</strong><br />

freundlicher Genehmigung von ABB).<br />

2.2.1 INTREX-Überhitzer<br />

Die beiden INTREX-Überhitzer der Högdalen-Anlage befinden sich im unteren Bereich der<br />

Brennkammer als integrierte, jedoch gesondert gewirbelte Kammern. Die heißen Feststoffe<br />

werden vom Feststoffabscheider dem Wärme<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher zugeführt und danach erneut in den<br />

unteren Bereich des Brennofens transportiert. Die Wärmeabsorptionsrate kann durch die<br />

Einstellung der Wirbelungsgeschwindigkeit sowie durch Änderung des Feststoffdurchflusses<br />

durch das System reguliert werden. Der Feststoffdurchfluss in die Wärmeübertragungskammer<br />

hängt von der Kessellast ab: bei hoher Last wird der Großteil der Feststoffe an der Kammer<br />

vorbeigeführt. Der Hauptrahmen der integrierten Wärme<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chkammer besteht <strong>aus</strong> Rohren,<br />

ähnlich den Membranwänden, und die Einheit ist in den Abscheider und die Brennkammer<br />

integriert. So<strong>mit</strong> ist die gesamte Konstruktion wassergekühlt. Die Temperatur des in den ersten<br />

INTREX-Überhitzer transportierten Dampfes wird auf unter 400 °C gehalten und die<br />

Dampftemperatur nach dem zweiten Überhitzer beträgt 480 °C. Ein Einspritzkühler ist<br />

zwischen den Einheiten eingebaut. Die Wärmeübertragungswirkung eines jeden Überhitzers bei<br />

maximaler Last beträgt ca. 6 MW. Dies ermöglicht maximale Wärmewiedergewinnung bei<br />

verringerter Rohrmaterialtemperatur im Konvektionsbereich.<br />

2.3 Kesselbetrieb <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennstoffen<br />

Nach dem Kommissionierungszeitraum wurde der Kesselbetrieb im April 2000 drei Wochen<br />

lang <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennstoffen getestet. Dabei wurden Verbrennungstests bei drei<br />

Laststärken (50%, 75% und 100% der maximalen Dauerleistung) durchgeführt. Drei<br />

unterschiedliche Brennstoffe wurden getestet:<br />

6


Holzreststoffe<br />

Altholz<br />

Wiederverwerteter Industrieabfall<br />

Die Eigenschaften dieser Brennstoffe sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Korrosionseigenschaften<br />

jeder Brennstoffart wurden <strong>mit</strong> Hilfe einer elektrochemischen Korrosionssonde gemessen, die<br />

nach dem Feststoffabscheider angeordnet war. Die Messergebnisse wurden <strong>mit</strong> herkömmlichen<br />

Korrosionssondentests überprüft. Die gemessenen relativen Korrosionsgefahren bei<br />

verschiedenen Rohrmaterialtemperaturen <strong>mit</strong> unterschiedlichen Brennstoffen sind in Abbildung<br />

6 zu sehen.<br />

Abbildung 6. Gemessene relative Korrosionsgefahr in Verbindung <strong>mit</strong> der Verbrennung<br />

verschiedener Brennstoffe im ZWS-Kessel von Högdalen. Brennstoff 1:<br />

Holzreststoffe, Brennstoff 2: Altholz, Brennstoff 3: sortierter Industrieabfall.<br />

Die Tests zeigen beachtliche Unterschiede zwischen dem Korrosionsverhalten unterschiedlicher<br />

Brennstoffe. Bei rückgewonnenen Brennstoffen besteht bereits bei einer niedrigen Temperatur<br />

von 300 °C eine Korrosionsgefahr für den Brennofen. Bei Holzreststoffen weisen die<br />

Messungen Korrosion bei Temperaturen von über 500 °C auf. Den gemessenen<br />

Korrosionswerten zufolge würde der Kessel ohne den Rauchgas-Kühlkanal nicht die<br />

erforderliche Korrosionsbeständigkeit aufweisen. Bei diesen Brennstoffen muss der letzte<br />

Überhitzer von der Bauart eines INTREX sein, und das Rauchgas muss vor dem Eintritt in<br />

den Konvektionsüberhitzerbereich gekühlt werden. Die Tests ergaben auch, dass der<br />

Kesselbetrieb <strong>mit</strong> verschiedenen Brennstoffen beträchtliche Abweichungen aufweist.<br />

Rückgewonnene Brennstoffe verursachten den Großteil der Beschickungsinstabilitäten. Es<br />

wurde ferner festgestellt, dass trotz der aggressiven Bettregenerierung die Menge an groben<br />

Partikeln im Bettmaterial rasch zunahm, was auf mögliche Wirbelungsschwierigkeiten<br />

hinweist. Dies ist auch der Grund für die spezielle Bauweise des Gitterrosts.<br />

7


Bei Brennstoffen auf Holzbasis war der Kesselbetrieb hervorragend. Rückgewonnene<br />

Brennstoffe erzeugten nach dem Kessel erhöhte SO2- und HCl-Emissionen. Das gemessene<br />

Korrosionspotential stieg <strong>mit</strong> dem HCl-Gehalt des Rauchgases. Der ZWS-Kessel von Högdalen<br />

ist nun das dritte Jahr in Betrieb. Obwohl die Anlage in den ersten beiden Jahren nur<br />

Fernwärme erzeugte, war die Anlage sehr wirtschaftlich. Im Sommer 2001 wurde eine neue<br />

Turbine installiert, was die Effizienz der Anlage weiter erhöhte. Die Verbrennungsanlage wird<br />

von Kunden <strong>aus</strong> aller Welt besucht, weshalb <strong>mit</strong> ähnlichen Projekten in der nahen Zukunft<br />

gerechnet wird.<br />

3 WTE-Anlage Lomellina<br />

Die WTE-Anlage (Waste To Energy) Lomellina Energia Recycling befindet sich in Parona,<br />

einem Dort in der Provinz Pavia, 30 km von Mailand, Italien. Die Anlage nahm ihren<br />

kommerziellen Betrieb im Juli 2000 auf. Lomellina Energia ist die erste Anlage dieser Art in<br />

Europa für:<br />

Die Rückgewinnung wieder verwertbarer Materialien and die Produktion von Brennstoffen<br />

<strong>aus</strong> Müll (BRAM)<br />

Kompostierung<br />

Stromerzeugung.<br />

Abbildung 7 zeigt das Fließschema der Anlage.<br />

Abbildung 7. Fließschema der Lomellina WTE-Anlage.<br />

8


Die Anlage ist für das Recycling von Materialien und die Erzeugung von Strom <strong>aus</strong> MSW<br />

Gemeindeabfällen konzipiert. Die Menge an Abfall, die der Anlage zugeführt wird, beträgt<br />

200.000 Tonnen pro Jahr. Etwa 60% des MSW kann in BRAM umgewandelt werden. Bei<br />

diesem Vorgang werden außerdem wieder verwendbares Aluminium, eisenhaltige Materialien,<br />

Glas und Kompost vom Abfall getrennt. Der Sortiervorgang ermöglicht sowohl Recycling als<br />

auch die Produktion von BRAM, einem Material, das leicht brennbar ist und eine sehr geringe<br />

Menge an Bodenasche erzeugt. Die Nettonutzleistung der Anlage beträgt 17 MW. Zusätzlich<br />

zum Stromverkauf bietet der MSW auch zusätzliche Einnahmequellen. Separate<br />

Abfalllieferverträge wurden <strong>mit</strong> (einer Gemeinschaft von) Gemeinden unterzeichnet. Die<br />

Verträge sind von der Art eines ‚Put-or-Pay’, was bedeutet, dass selbst wenn die Gemeinden<br />

weniger als die vereinbarte Menge liefern, sie einen Betrag bezahlen müssen, der auf der<br />

vereinbarten Zuliefergebühr und Menge beruht.<br />

3.1 Das Recycling- und Brennstoffvorbehandlungssystem<br />

Dieses System wurde im Dezember 1999, sechs Monate vor der geplanten Inbetriebnahme des<br />

Kraftwerks, gestartet. Dies war notwendig, um die Entsorgung von MSW in der Gegend<br />

sicherzustellen, da wegen der Schließung von Mülldeponien ein beachtliches Abfallproblem<br />

besteht. Die Zusammensetzung von MSW wird in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Tabelle 2. Nominelle Zusammensetzung von in der Lomellina-Anlage behandeltem MSW.<br />

Material in Gewichtsprozenten<br />

Nahrungs<strong>mit</strong>telabfälle 20,0<br />

Papier und Karton 27,5<br />

Plastik 13,5<br />

Textilien 3,5<br />

Metalle 3,5<br />

Holz 3,5<br />

Gartenabfall 7,5<br />

Glas 8,0<br />

Siebfeines 5,0<br />

Sonstiges 8,0<br />

Unterer Heizwert 10 MJ/kg<br />

Der Abfall wird <strong>mit</strong> einem LKW zum Gelände transportiert und in einem Abfallbecken<br />

gesammelt, das die Liefermenge von 3 Tagen fasst. Zwei Brückenkräne <strong>mit</strong> 6 m³ großen<br />

Greifzangen befüllen die Sortieranlage. Das Recycling- und Brennstoffvorbehandlungssystem<br />

besitzt 3 Förderbänder, von denen jedes 25 t/h MSW handhaben kann. Ein Förderband dient als<br />

Ersatzförderer und kann zum Transport von sortiertem organischem Material verwendet<br />

werden, um ein hochqualitatives Kompostierungsprodukt zu erzeugen. Jede Förderanlage<br />

besteht <strong>aus</strong> einem langsamen Shredder, einer Primärtrommel, einer Sekundärtrommel,<br />

Magnetabscheidern und einer Hammermühle. Siehe Darstellung in Abbildung 8. Der<br />

resultierende BRAM besitzt die folgenden Eigenschaften:<br />

Organische Bestandteile: 15% wt. max.<br />

Teilchengröße: 98% geringer als 90 mm.<br />

Ballast: 2% wt. max.<br />

9


Abbildung 8. Materialtrennung und erzeugte Abfallfraktionen.<br />

3.2 Der ZWS-Kessel von Lomellina<br />

Der ZWS-Kessel zur Verbrennung von BRAM wird von oben gestützt und besteht <strong>aus</strong> vier<br />

Abschnitten: Brennkammer, Zyklon, Kühlungskanal und Wärmerückgewinnungsbereich. Die<br />

Nennleistung des ZWS-Kessels beträgt 19 t/h BRAM <strong>mit</strong> einem unteren Heizwert von 12<br />

MJ/Kg. Die Anlage kann BRAM <strong>mit</strong> einem unteren Heizwertbereich von 10 - 18 MJ/Kg<br />

verarbeiten. Die letzten Überhitzer befinden sich in der Feststoffrückführung als Wirbelbett-<br />

Wärme<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher vom Typ INTREX. Abbildung 9 zeigt die Bauart des ZWS-Kessels und<br />

das Rauchgasreinigungssystem.<br />

Abbildung 9. Lomellina ZWS-Kessel.<br />

10


3.2.1 BRAM -Beschickungssystem<br />

Der produzierte BRAM wird <strong>mit</strong> Schneckenförderern zu den Aufgabetrichtern der drei<br />

parallelen Brennstoffbeschickungssysteme transportiert. Jedes Brennstoffbeschickungssystem<br />

ist für 50% Kapazität bei voller Last <strong>aus</strong>gelegt und bietet daher umfassende Betriebssicherheit.<br />

Von diesen Aufgabetrichtern wird der BRAM einer Brennstoffrutsche zugeführt, von wo er in<br />

das Brennstoffspeiserohr fällt. Von dort wird er <strong>mit</strong> Hilfe eines Luftstrahls in den Brennofen<br />

transportiert. Der Brennofen wird <strong>mit</strong> einem Absperrschieber isoliert, wenn das<br />

Brennstoffspeiserohr geschlossenen ist. Die Beschickungseinrichtungen sind <strong>mit</strong> einem<br />

variablen Geschwindigkeitsantrieb <strong>aus</strong>gestattet, der vom Durchfluss des überhitzten Dampfes<br />

gesteuert wird.<br />

3.2.2 Kesseleigenschaften<br />

Der dem Kessel zugeführte Brennstoff wird bei einer Temperatur zwischen 850°C und 900°C<br />

verbrannt. Das Rauchgas und die <strong>mit</strong>gerissenen Feststoffe werden vom Brennofen in den<br />

Zyklon <strong>aus</strong>getragen, wo grobe Feststoffe vom Gasstrom abgeschieden werden. Das Gas tritt an<br />

der Oberseite des Zyklons <strong>aus</strong>. Der Zyklon ist vollständig <strong>mit</strong> Sattdampf von der Trommel<br />

gekühlt. Die <strong>mit</strong>fliegenden und im Zyklon vom Rauchgas getrennten Feststoffe, einschließlich<br />

unverbrannten Kohlenstoffs, werden wieder in den Brennofen zurückgeführt, wodurch eine<br />

hervorragende Kohlenstoffverbrennung gewährleistet wird. Das Rauchgas strömt durch den<br />

Kühlungskanal in den Konvektionsbereich, danach durch den Primär- und<br />

Zwischenüberhitzerbereich und anschließend durch den Ekonomiser und das<br />

Rauchgasreinigungssystem. Überhitzung findet hintereinander an den Zyklonwänden, den<br />

Zwischenkühlwänden, dem primären Überhitzer, dem Zwischenüberhitzer und schließlich im<br />

letzten Überhitzer statt, der sich im INTREX-Wärme<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher befindet. Dank der extrem<br />

hohen Wärmeübertragung, die in einem Blasenbett erreicht wird, ermöglicht diese Lösung die<br />

Überhitzung in klein <strong>aus</strong>gelegten Einrichtungen. Überdies wird die Korrosionsgefahr, die durch<br />

HCl bei hohen Temperaturen besteht, vermieden. Die erwartete Dampfproduktion beträgt 83 t/h<br />

bei 443°C und 62 bar(g) und die Stromerzeugung bei den Generatorklemmen ist 19 MW.<br />

Der schwerere Teil der Bodenasche wird an der Rückwand am Boden der Brennkammer in<br />

zwei Abscheidungskühlern durch zwei leicht geneigte Feststoffableitungskanäle <strong>aus</strong>geworfen.<br />

Abscheidungskühler dienen zur Trennung des Siebfeinen von der <strong>aus</strong>geworfenen Asche und zur<br />

Kühlung der restlichen gröberen Asche <strong>mit</strong> kalter Luft. Die Luft sorgt auch für die Rückführung<br />

der feinen Asche in den Brennofen. Jeder Abscheidungskühler wird schubweise beschickt, so<br />

dass Bettmaterial aufgenommen wird, wenn das Bettniveau der Brennkammer einen<br />

bestimmten Wert erreicht hat. Die Bodenasche die in etwa 3 Gewichtsprozente des verbrannten<br />

BRAM <strong>aus</strong>macht, wird in einer Mülldeponie für ungefährlichen Abfall entsorgt.<br />

3.2.3 Rauchgasreinigung<br />

Das Rauchgasreinigungssystem besteht <strong>aus</strong>:<br />

einem Konditionierungsturm zur Steuerung von Feuchtigkeit und Temperatur<br />

einer Rauchgastrockenreinigung <strong>mit</strong> Einspritzung von Kalk und Aktivkohle<br />

einer Gewebefilteranlage<br />

11


Ein Überwachungssystem kontrolliert Rauchgastemperatur, O2, Staub, CO, HCl, NOx, SO2 und<br />

VOC und zeichnet deren Werte auf. Dank der Qualität des Verbrennungsvorgangs ist kein<br />

DeNOx-System erforderlich. Die Rauchgase, die <strong>aus</strong> dem Kessel-Ekonomiser <strong>aus</strong>treten,<br />

strömen in den externen Ekonomiser ein, wo sie zuerst auf etwa 150°C gekühlt werden und<br />

weiter durch feine Wassertröpfchen im Konditionierungsturm auf etwa 130°C. Die Rauchgase<br />

werden dann zum Venturi-Trockenreaktor transportiert, wo Löschkalk und Aktivkohle unter<br />

Druck eingesprüht werden um Säurebestandteile und Schmutzstoffe zu entfernen. Der gelöschte<br />

Kalk reagiert <strong>mit</strong> Schwefeldioxid, Chlorwasserstoffsäure und Fluorwasserstoffsäure und<br />

erzeugt die entsprechenden Salze, während die flüchtigen Schwermetalle und organischen<br />

Mikroverschmutzer an der Oberfläche der Aktivkohle absorbiert werden. Die Flugasche, die<br />

Reaktionsprodukte, die Aktivkohle und der nicht in Reaktion getretene Kalk werden dann in<br />

den Taschen des Gewebefilters gesammelt und in bestimmten Abständen durch einen<br />

stoßartigen Luftstrahl in die Filtertrichter <strong>aus</strong>gestoßen und dort gesammelt. Die<br />

Flugaschenteilchen, die im Filter und im Konditionierungsturm gesammelt werden, werden<br />

teilweise rezykliert, um den nicht in Reaktion getretenen Kalk und Kohlenstoff<br />

wiederzugewinnen, und teilweise an die Speichersilos zur weiteren Verarbeitung transportiert.<br />

Die gesammelte Flugasche, die etwa 6 Gewichtsprozente des verbrannten BRAM <strong>aus</strong>macht,<br />

wird in einem eigenen Silo aufbewahrt. Unbehandelte Flugasche wird als gefährliche Substanz<br />

eingestuft, weshalb sie in einem Kaltverfahren behandelt wird, um die Anforderungen von<br />

Mülldeponien für ungefährlichen Abfall zu erfüllen. Die Flugasche wird <strong>mit</strong> Zement and<br />

Wasser gemischt und in 1 m³ große Säcke gefüllt. Diese Säcke werden vorübergehend<br />

aufbewahrt, bis die Aushärtung des Zements abgeschlossen ist.<br />

3.3 Betriebserfahrungen<br />

Nach der Kommissionierung des Kessels im Sommer 2000 wurde dessen Leistung geprüft. Alle<br />

zugesicherten Werte wurden eingehalten. Tabelle 3 listet die erlaubten Emissionen auf. Die<br />

Betriebsdaten <strong>aus</strong> den Jahren 2000 und 2001 sind in Tabelle 4 dargestellt.<br />

Tabelle 3. Erlaubte Emissionen in der WTE-Anlage von Lomellina.<br />

Substanz Erlaubt*<br />

Staub, mg/Nm³ 10 30<br />

SO2, mg/Nm³ 100 200<br />

NOx, mg/Nm³ 200 400<br />

HCl, mg/Nm³ 20 40<br />

CO, mg/Nm³ 50 100<br />

HF, mg/Nm³ 1 4<br />

VOC, mg/Nm³ 10 20<br />

Sb+As+Pb+Cr+Co+Cu+Mn+Ni+V+Sn, mg/Nm³ 0,5<br />

Cd+Tl, mg/Nm³ 0,05<br />

Hg, mg/Nm³ 0,05<br />

Aromatische Kohlenwasserstoffe, mg/Nm³ 0,01<br />

Dioxine & Furane, ng/Nm³ 0,1<br />

* jeweils Tages- und Stundendurchschnitt<br />

12


Tabelle 4. Betriebsdaten der WTE-Anlage von Lomellina.<br />

4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal Gesamt<br />

2000 2001 2001 2001<br />

Erhaltener MSW 40000 3800 42000 33000 158000<br />

Erhaltener<br />

BRAM<br />

3200 6700 6100 3500 19000<br />

Verarbeiteter<br />

MSW<br />

40000 42000 47000 38000 167000<br />

Nicht<br />

verarbeitbar<br />

130 960 290 270 1700<br />

Kompost 5700 8900 6800 5800 27000<br />

Eisenhaltig 1200 1300 1400 1300 5100<br />

Nicht eisenhaltig 43 44 50 46 180<br />

Ballast 1400 190 0 340 2000<br />

Erzeugter Dampf 94000 130000 164000 152000 540000<br />

Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass die Menge an nicht verarbeitbarem Abfall<br />

weniger als 1% der behandelten Gesamtabfallmenge beträgt. Die Funktion der WTE-Anlage<br />

erfüllte alle Erwartungen und man rechnet <strong>mit</strong> dem baldigen Bau ähnlicher Anlagen.<br />

4 ZWS-Biomassevergaser in Lahti, Finnland<br />

Um Strompreise möglichst niedrig zu halten, überprüfen viele Kraftwerke fortlaufend die<br />

Wirtschaftlichkeit von Brennstoffquellen und versuchen gleichzeitig dem Umweltaspekt bei der<br />

Stromerzeugung besser Rechnung zu tragen. Um die Einsatzmöglichkeit eines ZWS-Vergasers<br />

zur Brennstoffvorbehandlung zu testen, wurde für das Kraftwerk Kymijärvi des Unternehmens<br />

Lahden Lämpövoima Oy ein Vergasungs-Demonstrationsprojekt ins Leben gerufen. Im Projekt<br />

wurde die direkte Vergasung nasser Biobrennstoffe in kommerziellem Umfang sowie die<br />

direkte Verwendung von heißem, rohem und sehr niedrigkalorischem Gas in einem<br />

vorhandenen kohlegeheizten Kessel verwirklicht. Die Vorteile der Biobrennstoffvergasung sind<br />

niedrigere CO2-, SO2- und NOx-Emissionen, geringe Investitionen und Betriebskosten und die<br />

Verwendung der vorhandenen Kraftwerkskapazität. In der Testphase dieses Projekts wurden<br />

Industrie- und H<strong>aus</strong>haltsabfälle <strong>mit</strong> hohem Heizwert vergast.<br />

Er<strong>neuer</strong>bare feste Brennstoffe <strong>mit</strong> einer Wärmeleistung von 30-150 MW sind in Europa<br />

normalerweise im Umkreis von 50 km eines jeden Kraftwerks erhältlich, was zur Vergasung<br />

und zur direkten Verwendung in <strong>mit</strong>telgroßen oder großen kohlegeheizten Kesseln <strong>aus</strong>reicht.<br />

Deshalb stellt ein Kraftwerk <strong>mit</strong> einem Vergaser, der an einen großen, herkömmlichen Kessel<br />

<strong>mit</strong> einem Hochleistungsdampfzyklus angeschlossen ist, eine attraktive und effiziente<br />

Möglichkeit dar, lokale er<strong>neuer</strong>bare Ressourcen bei der Stromerzeugung zu verwenden.<br />

13


4.1 ZWS-Vergasung<br />

Das System der zirkulierenden atmosphärischen Wirbelschichtvergasung (ZWS) ist relativ<br />

einfach. Es besteht <strong>aus</strong> einem Reaktor, in dem die Vergasung stattfindet, einem Zyklon zur<br />

Trennung des Wirbelbettmaterials vom Gas und einem Rückführrohr zum Rücktransport des<br />

Wirbelbettmaterials zum unteren Bereich des Vergasers. Alle diese Komponenten können<br />

vollständig <strong>mit</strong> feuerfestem Material <strong>aus</strong>gekleidet sein. Nach dem Zyklon strömt das heiße<br />

Generatorgas in den Luftvorwärmer, der sich unter dem Zyklon befindet. Die Vergasungsluft<br />

wird durch einen Hochdruckventilator eingeblasen und über einen Luftverteilerrost dem<br />

Reaktorboden zugeführt. Beim Eintritt der Vergasungsluft in den Vergaser unter dem Festbett<br />

ist die Gasgeschwindigkeit so hoch, dass einige der Bettpartikeln <strong>aus</strong> den Reaktor hin<strong>aus</strong> und in<br />

den Zyklon <strong>mit</strong>gerissen werden. Im Zyklon strömen das Gas und die zirkulierenden festen<br />

Partikeln in dieselbe Richtung – nach unten – und sowohl das Gas als auch die Feststoffe<br />

werden am Boden des Zyklons <strong>aus</strong>gestoßen, was bei herkömmlichen Zyklonen nicht der Fall<br />

ist.<br />

4.1.1 Brennstoffbeschickung und Vergasungsreaktionen<br />

Der Brennstoff wird dem unteren Bereich des Vergasers, oberhalb des Luftverteilerrosts<br />

zugeführt. Die Betriebstemperatur im Reaktor beträgt je nach Brennstoff und Anwendung<br />

800°C - 1000°C. Beim Eintritt in den Reaktor beginnen die Brennstoffpartikeln rasch zu<br />

trocknen und eine primäre Reaktionsfolge, die so genannte Pyrolyse, setzt ein. Im Zuge dieser<br />

Reaktionen wird Brennstoff in Gas, Holzkohle und Teer umgewandelt. Ein Teil der Holzkohle<br />

fließt zum Boden des Betts, oxidiert zu CO und CO2 und gibt dabei Wärme ab. Nachdem der<br />

Rest dieser Komponenten nach oben in den Reaktor geströmt ist, tritt ein sekundäres<br />

Reaktionsstadium ein. Diese Reaktionen können in heterogene Reaktionen, bei denen<br />

Holzkohle Bestandteil der Reaktionen ist, und homogene Reaktionen, bei denen sich alle<br />

reagierenden Komponenten in der Gasphase befinden, unterteilt werden. Bei diesen und<br />

weiteren Reaktionen entsteht ein brennbares Gas, das daraufhin in den Zyklon eintritt und<br />

gemeinsam <strong>mit</strong> etwas feinem Staub <strong>aus</strong> dem System entweicht.<br />

Der Großteil der Feststoffe im System werden im Zyklon getrennt und zum unteren Bereich des<br />

Vergasungsreaktors zurückgeführt. Diese Feststoffe enthalten Holzkohle, die durch die<br />

fluidisierende Luft verbrannt wird, die durch die Gitterrostdüsen zur Wirbelung des Betts<br />

einströmt. Dieser Verbrennungsprozess erzeugt die Wärme, die für den Pyrolyseprozess und die<br />

meisten folgenden endothermen Reaktionen erforderlich ist. Das Wirbelbettmaterial dient als<br />

Wärmeträger und stabilisiert die Temperaturen im Prozess. Die grobe Asche sammelt sich im<br />

Vergaser an und wird vom Boden der Einheit <strong>mit</strong> einer wassergekühlten Bodenaschenschnecke<br />

entfernt.<br />

4.2 Vergaseranlage in Lahti<br />

Der Vergaser in Lahti ist so <strong>aus</strong>gelegt, dass er als eine Brennstoffvorbehandlungsanlage für den<br />

alten Kohlenstaubkessel im Kraftwerk Kymijärvi fungiert. Der Kohlenstaubkessel ist ein<br />

Zwangsdurchlaufkessel vom Typ Benson. Ursprünglich wurde die Anlage <strong>mit</strong> Schweröl<br />

beheizt, wurde aber im Jahre 1982 für die Kohlefeuerung adaptiert.<br />

14


Die Dampfdaten sind 125 kg/s 540°C/170 bar/540°C/40 bar, und die Anlage erzeugt Strom für<br />

die Betreiber sowie Fernwärme für die Stadt Lahti. Die maximale Stromleistung beträgt 167<br />

MWe und die maximale Fernwärmeproduktion ist 240 MW. Im Jahre 1986 wurde die Anlage<br />

<strong>mit</strong> einer Gasturbine <strong>aus</strong>gestattet, angeschlossen an einen Wärme<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>cher, der das<br />

Speisewasser für den Kessel vorheizte. Die maximale elektrische Leistung der Gasturbine<br />

beträgt bei einer Außentemperatur von -25°C 49 MWe. Der Kessel verbraucht 1200 GWh/Jahr<br />

(180.000 Tonnen/Jahr) Kohle und etwa 800 GWh/a Erdgas. Der Kessel besitzt keine<br />

Entschwefelungsanlage, die verwendete Kohle enthält nur 0,3% bis 0,5% Schwefel. Die<br />

Brenner sind <strong>mit</strong> Rauchgaszirkulation und gestufter Verbrennung zur Reduktion von NOx-<br />

Emissionen <strong>aus</strong>gestattet. Der Anschluss des Vergasers an das vorhandene Kraftwerk wird in<br />

Abbildung 10 dargestellt.<br />

Abbildung 10. Integration eines ZWS-Vergasers in einen Kohlenstaubkessel.<br />

4.2.1 Brennstoffe für die Vergasung<br />

Anfänglich verwendete der Vergaser von Lahti Biobrennstoffe wie Rinde, Holzspäne,<br />

Sägespäne und nicht verunreinigtes Restholz. In der Folge wurden auch andere Brennstoffe<br />

<strong>aus</strong>probiert. Ende 1997 wurde im Großraum Lahti ein System zur Sammlung von brennbarem<br />

Abfall (REF) gestartet. Dieser REF-Brennstoff stammt <strong>aus</strong> H<strong>aus</strong>halten und der Industrie. Die<br />

Menge des gesammelten REFs war geringer als die Kapazität des Vergasers, es wird aber da<strong>mit</strong><br />

gerechnet, dass die Menge und Qualität des REFs in Zukunft steigt. Zusätzlich zu den oben<br />

genannten Brennstoffen wurden auch Eisenbahnschwellen (vor Ort zerkleinert) und zerkleinerte<br />

Reifen als Brennstoff verwendet.<br />

15


4.3 Betriebserfahrung<br />

Im Allgemeinen entsprach das Betriebsgas den Erwartungen. Die Qualität des Generatorgases<br />

kam nahe an die berechneten Werte heran, und die Auswirkung des Vergasers auf die<br />

Emissionen des Hauptkessels waren minimal. Der vielleicht positivste Effekt war die<br />

Verringerung von NOx-Emissionen im Hauptkessel bei der Verbrennung von Generatorgas. Die<br />

wichtigsten Daten sind:<br />

Kommerzieller Betrieb seit März 1998<br />

Betriebsdauer: 21.000 Stunden in den Jahren 1998 - 2001<br />

Erzeugte Energie: 1270 GWh<br />

Vergaster Brennstoff: 394.000 Tonnen<br />

Die Ergebnisse <strong>aus</strong> den ersten Betriebsjahren waren über<strong>aus</strong> ermutigend. Tabelle 5 listet die<br />

Betriebsdaten für die Jahre 1998 - 2001 auf. In dieser Zeit wurden die Brennstofffraktionen von<br />

Tabelle 6 verwendet.<br />

Tabelle 5. Betriebsdaten des Lahti-Vergasers.<br />

1998 1999 2000 2001<br />

Betriebsstunden 4730 5460 4727 7089<br />

Verfügbarkeit *<br />

%<br />

99,3** 98,9 97,1 96,1<br />

Erzeugte Energie<br />

GWh<br />

223 343 295 449<br />

* Ohne Aufheizperioden. Enthält nur den Betrieb im Vergasungsmodus.<br />

** Im zweiten Halbjahr.<br />

Tabelle 6. Im Lahti-Vergaser verarbeitete Brennstoffe.<br />

Brennstoff 1998 1999 2000 2001<br />

Biomasse % 71 57 63 61<br />

REF % 22 23 29 26<br />

Plastik % - 13 7,4 12<br />

Papier % - 6,0 0,1 0,3<br />

Eisenbahnschwellen % 5,5 0,1 0,2 -<br />

Zerkleinerte Reifen % 1,5 0,9 - -<br />

GESAMT in Tonnen 79900 106200 91800 116100<br />

Die Vergasung wirkte sich wie folgt auf die Emissionen des Hauptkessels <strong>aus</strong>:<br />

NOx Verringerung um 10 mg/MJ (= 5 bis 10 %)<br />

SOx Verringerung um 20 - 25 mg/MJ<br />

CO Keine Veränderung<br />

HCl Erhöhung um 5 mg/MJ, niedriger Grundpegel<br />

Partikelstoffe Verringerung um 15 mg/m 3 n<br />

Schwermetalle Erhöhung bei manchen Elementen, niedriger Grundpegel<br />

Dioxine, etc. Keine Veränderung<br />

16


Der Dampfzyklus, die Kohlebrenner und der Generatorgasbrenner weisen hervorragende<br />

Stabilität auf. Es wurden weder bei Sondenüberwachungstests noch bei der Wartung im<br />

Sommer Anzeichen ungewöhnlicher Ablagerungen an den Kesselwärmeübertragungsflächen<br />

festgestellt. Wegen des <strong>aus</strong>gezeichneten Betriebsverhaltens des Vergasers und der geringen<br />

Auswirkungen auf die Emissionen wurden von der Behörde keine Beschränkungen für nutzbare<br />

Brennstoffe oder die Verwendung von Asche auferlegt. Alle getesteten Brennstoffe sind heute<br />

zur Verwendung <strong>mit</strong> dem Vergaser zugelassen.<br />

5 Vergasungsprojekt Ruien<br />

Aufgrund der über<strong>aus</strong> viel versprechenden Ergebnisse <strong>aus</strong> dem Lahti-Demonstrationsprojekt<br />

wird die erste kommerzielle Anwendung des Konzepts für MW Electrabel in Ruien, Belgien,<br />

gebaut. Die Anlage in Ruien liegt in der Nähe des Flusses Scheldt, 10 km von Oudenaarde und<br />

ist das größte <strong>mit</strong> fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerk in Belgien. Der Standort und der<br />

Anschluss an den vorhandenen Kessel sind in Abbildung 11 dargestellt.<br />

Abbildung 11. Standort der Anlage von Ruien und der Vergaseranschluss an den vorhandenen<br />

Kessel.<br />

Die installierte Verbrennungskapazität in der Anlage von Ruien beträgt:<br />

Einheit 3: 1967, 130 MW <strong>aus</strong> der Verbrennung von Kohle & Brennstoff<br />

Einheit 4: 1966, 125 MW <strong>aus</strong> der Verbrennung von Kohle & Brennstoff<br />

Einheit 5: 1973, 190 MW <strong>aus</strong> der Verbrennung von Kohle, 294 MW <strong>aus</strong> der<br />

Verbrennung von Gas oder Brennstoff<br />

Gasturbine: 1997, 40 MW direkt und 12 MW durch die Repowering-Einheit 5<br />

Einheit 6: 1979, 300 MW Gas und Brennstoff.<br />

17


Der Vergaser wird bis Ende 2002 geliefert und im Januar 2003 in Betrieb gehen. Dieses Projekt<br />

stellt einen wesentlichen Durchbruch bei der Verwendung von wiederverwerteten<br />

<strong>hochkalorischen</strong> Brennstoffen dar. Mit weiteren ähnlichen Projekten wird in naher Zukunft<br />

gerechnet. Diese Methode kann problemlos verwendet werden, wenn Kapazität für die<br />

Verbrennung fossiler Brennstoffe vorhanden ist, da keine neuen Verbrennungs- oder<br />

Energierückgewinnungseinrichtungen erforderlich sind. Mit dem erzeugtem Gas kann ein<br />

Großteil der fossilen Brennstoffe durch eine er<strong>neuer</strong>bare Energiequelle ersetzt werden. Wie im<br />

Lahti-Projekt gezeigt wurde, wird der Betrieb der vorhandenen Anlage verbessert, da die<br />

Menge der Gasemissionen verringert wird.<br />

5.1 Entwicklungsmöglichkeiten<br />

Das Konzept der Vergasung rezyklierter Brennstoffe kann durch die Installation einer<br />

Generatorgasreinigungseinheit vor der Verbrennung erweitert werden. Mit dieser Methode kann<br />

durch die Behandlung von Abfällen erzeugt werden, die normalerweise nicht effizient verbrannt<br />

werden können. Die in diesem Konzept verwendeten Komponenten sind in Abbildung 12<br />

abgebildet.<br />

Abbildung 12. ZWS-Vergaser <strong>mit</strong> Generatorgasreinigung.<br />

18


6 Schlussfolgerungen<br />

Der steigende Bedarf an wirkungsvollerer Energierückgewinnung <strong>aus</strong> unterschiedlichen Arten<br />

von Abfällen führte zur Entwicklung verschiedener Methoden, die auf eine effizientere<br />

Verwertung hochkalorischer Abfälle abzielen. Wirbelschichtverbrennung und<br />

Wirbelschichtvergasung gelten als die umweltfreundlichsten und kosteneffizientesten<br />

Lösungen. Als Beispiel für das Potential dieser Technologien werden die Betriebsergebnisse<br />

von drei Projekten präsentiert.<br />

Der ZWS-Kessel von Högdalen ist <strong>mit</strong>tlerweile seit drei Jahren in Betrieb. Obwohl die Anlage<br />

in den ersten zwei Jahren nur Fernwärme erzeugte, wies sie eine sehr hohe Wirtschaftlichkeit<br />

auf. Im Sommer 2001 wurde eine neue Turbine installiert um die Effizienz der Anlage weiter zu<br />

erhöhen. Diese Anlage wurde bereits von zahlreichen potentiellen Kunden <strong>aus</strong> aller Welt<br />

besichtigt.<br />

Lomellina Energia, die erste WTE-Anlage ihrer Art in Europa, ist eine integrierte Anlage zur<br />

Gewinnung wieder verwertbarer Materialien sowie zur Produktion von Brennstoffen <strong>aus</strong> Müll<br />

(BRAM), Kompostierung und Stromerzeugung. Die Anlage funktionierte wie erwartet, und <strong>mit</strong><br />

dem Bau ähnlicher Anlagen in Europa wird in naher Zukunft gerechnet.<br />

Um die Einsatzmöglichkeit eines ZWS-Vergasers zur Brennstoffvorbehandlung zu testen,<br />

wurde für das Kraftwerk Kymijärvi des Unternehmens Lahden Lämpövoima Oy ein<br />

Vergasungs-Demonstrationsprojekt ins Leben gerufen. Das Projekt verwirklichte die direkte<br />

Vergasung von Biobrennstoffen und Abfällen sowie die direkte Verwendung von heißem,<br />

rohem und sehr niedrigkalorischem Gas in einem vorhandenen kohlegeheizten Kessel. Im<br />

Allgemeinen entsprach das Betriebsgas und die Qualität des Generatorgases den Erwartungen<br />

und die Auswirkung des Vergasers auf die Emissionen des Hauptkessels waren minimal. Der<br />

vielleicht positivste Effekt war die Verringerung von NOx-Emissionen im Hauptkessel bei der<br />

Verbrennung von Generatorgas. Aufgrund der über<strong>aus</strong> viel versprechenden Ergebnisse <strong>aus</strong> dem<br />

Lahti-Demonstrationsprojekt wird die erste kommerzielle Anwendung dieses Konzepts für MW<br />

Electrabel in Ruien, Belgien, gebaut.<br />

Diese drei Beispiele illustrieren die Kapazität der von Foster Wheeler im WTE-Bereich<br />

angebotenen Wirbelbetttechnologien und insbesondere die Möglichkeiten bei der effizienten<br />

Wärmewiedergewinnung durch hochkalorische Abfälle.<br />

7 Referenzen<br />

Blomberg T., Hiltunen M., Makkonen P., Modern CFB Concept for Combustion of Recovered<br />

Fuel:Design for Improved Availability, 16 th International Conference on Fluidized Bed<br />

Combustion, Reno 2001<br />

Fabrizio Pollastro, Lomellina Waste-To-Energy Project, PowerGen 2000<br />

Juha Palonen and Jorma Nieminen, Biomass CFB Gasifier-Demonstration Project: Kymijärvi<br />

Power Station at Lahti, Finland, Foster Wheeler Review 1999<br />

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