60 Jahre - BDB direkt
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Recht<br />
der Tätigkeit der Hilfskräfte gemeint eine<br />
untergeordnete Tätigkeit wie z. B. die Auflistung<br />
oder Dokumentation von Daten. Die<br />
Hilfskraft darf die eigentliche Arbeit des<br />
Sachverständigen vorbereiten und unterstützen.<br />
Sie darf nicht ihre Arbeit an die<br />
Stelle des Sachverständigen setzen.<br />
6. Kennzeichnung einer<br />
gemeinschaftlichen Leistung<br />
Erstellen mehrere Sachverständige ein<br />
Gutachten gemeinschaftlich, so muss<br />
auch dies ausdrücklich kenntlich gemacht<br />
werden. Es muss zweifelsfrei zu erkennen<br />
sein, welcher Sachverständige für welche<br />
Teile verantwortlich ist. Leistungen in<br />
schriftlicher oder elektro nischer Form<br />
müssen von allen Beteiligten unterschrieben<br />
bzw. elektronisch kenntlich gemacht<br />
werden.<br />
Im Übrigen ist eine solche ge -<br />
meinsame Erstellung eines Sachverständigengutachtens<br />
nur dann zulässig, wenn<br />
dies mit dem Auftraggeber abgesprochen<br />
wurde.<br />
7. Gewissenhaftigkeit<br />
Der Sachverständige hat das Gutachten<br />
unter Berücksichtigung des aktuellen<br />
Standes von Wissenschaft, Technik und Erfahrung<br />
sorgfältig und nach bestem Wissen<br />
und Gewissen zu erstellen. Hierzu gehört,<br />
dass der Sachverständige die tatsächlichen<br />
Grundlagen seiner fachlichen<br />
Beurteilungen sorgfältig ermitteln muss,<br />
wie es in den Sachver-ständigenordnungen<br />
vorgesehen ist.<br />
8. Nachvollziehbare Begründungen<br />
Der Sachverständige muss die Ergebnisse<br />
seines Gutachtens nachvollziehbar<br />
12<br />
begründen. Er muss daran denken, dass<br />
sich das Gutachten an einen Leser richtet,<br />
der mit der Materie fachlich nicht vertraut<br />
ist. Das Gutachten muss somit gut lesbar<br />
und nachvollziehbar begründet sein.<br />
9. Einhaltung von Fristen<br />
Der Sachverständige muss prüfen, ob<br />
der Auftrag innerhalb der gesetzten oder<br />
vereinbarten Frist oder in angemessener<br />
Zeit durchgeführt werden kann. Ist das<br />
nicht möglich, muss der Sachverständige<br />
dies dem Auftraggeber mitteilen.<br />
10. Bezeichnung als „öffentlich bestellter<br />
und vereidigter Sachverständiger“<br />
Der Sachverständige hat bei der Erstattung<br />
von Gutachten und anderen Sachverständigenleistungen<br />
in schriftlicher<br />
Form auf seinem Briefbogen kenntlich zu<br />
machen, für welches Sachgebiet er öffentlich<br />
bestellt und vereidigt ist und er diese<br />
Bezeichnung verwenden darf.<br />
Der öffentlich bestellte und vereidigte<br />
Sachverständige ist also verpflichtet, Gutachten,<br />
die er innerhalb seines Sachgebiets<br />
erstellt, mit einem Rundstempel zu<br />
versehen. Dies ist auch dann zulässig,<br />
wenn das Gutachten unter Mithilfe von<br />
Hilfskräften zustande gekommen ist und<br />
dies gekennzeichnet wurde (LG Koblenz in<br />
„Der Sachverständige“ 2007, S. 36).<br />
11. Schweigepflicht<br />
Gem. § 203 II Nr. 5 StGB und § 353 d<br />
Nr. 2 StGB ist der Sachverständige verpflichtet,<br />
über Kenntnisse, die er bei seiner<br />
Tätigkeit erlangt hat, Verschwiegenheit zu<br />
bewahren. Diese Kenntnis darf er nicht an<br />
unbefugte Dritte weitergeben. Hierunter<br />
fallen auch Kenntnisse die er aufgrund eines<br />
Ortstermins erlangt hat.<br />
Allerdings kann der Auftraggeber den<br />
Sachverständigen von dieser Pflicht ganz<br />
oder teilweise befreien. Eine Befreiung ist<br />
auch darin zu sehen, dass der Auftraggeber<br />
selbst das Gutachten weitergibt. Die<br />
Schweigepflicht besteht aber nicht uneingeschränkt.<br />
Das ist immer dann der Fall,<br />
wenn eigene berechtigte Interessen des<br />
Sachverständigen der Schweigepflicht entgegenstehen,<br />
z. B. in einem Honorarprozess<br />
oder wenn die Staats-anwaltschaft<br />
ermittelt (Bock in Bayerlein, Praxishandbuch<br />
für das Sachverständigenrecht, § 3<br />
Rdnr. 29).<br />
12. Offenlegung der benutzten Unterlagen<br />
Grundsätzlich hat der Sachverständige<br />
alle Unterlagen, die er benutzt, offen zu<br />
legen (OLG Saarbrücken, „Der Sachverständige“<br />
2007, S. 28).<br />
Daraus folgt, dass der Sachverständige<br />
keine vertraulichen Angaben in seinem<br />
Gutachten benutzen darf, die einer objektiven<br />
Nachprüfung entzogen sind. Der<br />
Sachverständige darf auch keine einseitig<br />
ihm von einer Partei zugängig gemachten<br />
Informationen in sein Gutachten aufnehmen,<br />
ohne dies kenntlich zu machen.<br />
Der Sachverständige hat in seinem<br />
Gutachten nur Tatsachen zu Grunde zu legen,<br />
die für jeden nachvollziehbar sind.<br />
13. Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflicht<br />
Jede Aufzeichnung über eine bei dem<br />
Sachverständigen angeforderte Leistung<br />
muss mindestens zehn <strong>Jahre</strong> aufbewahrt<br />
werden.<br />
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