freiheit der - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
freiheit der - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
freiheit der - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
NRW: Bildungspolitik im Wahlkampf<br />
Die Feststellung, daß wir in einer Wissensgesellschaft<br />
leben, bietet das Fundament<br />
für die Hochschätzung <strong>der</strong> Bildungseinrichtungen.<br />
Diese Grundannahme<br />
legitimiert auch alle Bemühungen,<br />
diese Institutionen so effizient wie<br />
nur eben möglich auszurüsten und<br />
rechtfertigt zugleich die kritischen Untersuchungen<br />
und fortwährenden Qualitätsdebatten.<br />
Wenn nun ein ehemaliger <strong>Bund</strong>esbildungsminister<br />
im größten <strong>Bund</strong>esland<br />
Ministerpräsident werden will, dann<br />
macht es Sinn, seine Intentionen zur<br />
Kenntnis zu bringen und sich damit auseinan<strong>der</strong><br />
zu setzen.<br />
In <strong>der</strong> Tat hebt Dr. Jürgen Rüttgers<br />
selbst bei je<strong>der</strong> Gelegenheit die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Bildungspolitik hervor. Seine<br />
Partei überzieht das Land mit einem<br />
Netz aus Veranstaltungen, bei denen das<br />
Thema Schulpolitik nie fehlt.<br />
Während die Grünen die Einheitsschule<br />
favorisieren und die SPD sich nur vage<br />
und eher verhalten zu <strong>der</strong> angestrebten<br />
Radikalverän<strong>der</strong>ung des Koalitionspartners<br />
äußert, spricht sich die CDU mit<br />
Rüttgers an <strong>der</strong> Spitze klar für den Erhalt<br />
des geglie<strong>der</strong>ten Schulsystems aus.<br />
Dies zeigte sich unter an<strong>der</strong>em bei einem<br />
Themenforum „Bildung“ Ende Februar<br />
in <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf.<br />
Das Podium war mit unterschiedlichen<br />
Teilnehmern besetzt, <strong>der</strong>en Statements<br />
lebhafte Nachfrage beim zahlreichen<br />
Publikum auslösten.<br />
Skandal Unterrichtsausfall<br />
Rüttgers selbst mußte sich in Teilen Kritik<br />
gefallen lassen, so bei seinem Vorschlag,<br />
die Schulleiter sollten künftig<br />
auf Zeit (für acht Jahre) und von <strong>der</strong><br />
Schulkonferenz gewählt werden. Er sei,<br />
ließ Rüttgers wissen, bereit, über diesen<br />
Punkt nachzudenken. Als vordringlich<br />
bezeichnete er die Neueinstellung von<br />
Lehrkräften, um den Skandal von<br />
5,8 Millionen Stunden Unterrichtsausfall<br />
im Schuljahr zu beenden.<br />
Rüttgers sprach sich auch für die inzwischen<br />
schon von <strong>der</strong> Landesregierung<br />
beschlossene Verkürzung <strong>der</strong> Gymnasialzeit<br />
auf 12 Jahre aus, ebenso für die<br />
Einführung des Zentralabiturs. Rüttgers<br />
betonte auch die Autonomie von Schu-<br />
len, die mit Schulprogrammen und Profilen<br />
in einen Wettbewerb untereinan<strong>der</strong><br />
treten sollten. Überraschend –und im<br />
Gegensatz zur Politik <strong>der</strong> jetzigen Regierung<br />
– sprach Rüttgers sich für ein<br />
öffentliches Schulranking und eine Auflösung<br />
<strong>der</strong> Schuleinzugsbereiche aus.<br />
Seine Vorstellung, die Selbständigkeit<br />
<strong>der</strong> Schulen auch auf die Mittelbewirtschaftung<br />
und das Personalbudget auszuweiten,<br />
blieb allerdings nicht wi<strong>der</strong>spruchslos.<br />
Hier wollen starke Kräfte in<br />
<strong>der</strong> CDU die Verantwortung beim Staat<br />
bzw. Schulträger verankert wissen. Der<br />
Staat müsse hier seine Gestaltungskraft<br />
unter Beweis stellen und seiner Fürsorgepflicht<br />
nachkommen. (Siehe auch: Dr.<br />
Jürgen Rüttgers in „Nachgefragt“, S. 24 f.)<br />
Nur kurz spielte die Hochschulpolitik<br />
eine Rolle. Auf eine Frage aus dem Publikum<br />
begründete Rüttgers unter viel<br />
Beifall seine Überzeugung, daß Studiengebühren<br />
eingeführt werden sollten.<br />
Er befürwortete das Modell nachgelagerter<br />
Studiengebühren. Wegweisend ist<br />
hoffentlich sein Vorschlag, <strong>der</strong> übrigens<br />
einer For<strong>der</strong>ung des BFW gleichkommt,<br />
daß die Hochschule bzw. sogar<br />
einzelne Fakultäten o<strong>der</strong> Fachbereiche<br />
die Höhe <strong>der</strong> Gebühren selbst festsetzen<br />
sollten. Er versicherte, daß es wegen <strong>der</strong><br />
Studiengebühren keine Kürzung <strong>der</strong><br />
staatlichen Mittel geben dürfe.<br />
Eindringlich beschrieb Frau Professor<br />
Dr. Höhler die Lebenssituation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />
die heutzutage schon in früher Jugend<br />
prägende Erfahrungen mit <strong>der</strong> globalisierten<br />
Welt machten. Über die Medien<br />
müßten sie sich mit Kriegen und<br />
Katastrophen auseinan<strong>der</strong> setzen. So<br />
seien Kopf und Herz <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu bilden,<br />
und zwar mit Kopf und Herz. Kin<strong>der</strong><br />
lebten in einer Welt mit Risiken und<br />
spürten die Zerbrechlichkeit <strong>der</strong> Welt.<br />
So brauchten sie große Themen. Sie<br />
brauchten aber auch Stabilität, die man<br />
dadurch erzeugen könne, daß man „die<br />
Sachen gründlich“ macht. So ergäben<br />
sich im wissensstärkenden Wie<strong>der</strong>holen<br />
und Üben Glückselemente. Im Stärken<br />
<strong>der</strong> Fähigkeiten und <strong>der</strong> Verpflichtung<br />
auf Wahrheit erhalten Kin<strong>der</strong> auch eine<br />
ethische Prägung. Erziehung müsse Geborgenheit<br />
vermitteln, die helfe, sich<br />
Rüttgers, Höhler, Dollase beim Themenforum Bildung in Düsseldorf Foto: fdw<br />
„draußen“ durchzusetzen und im Vertrauen<br />
auf die eigene Kraft sich dem<br />
Fremden unbefangen zuzuwenden.<br />
„Wenn du überall souverän auftreten<br />
willst, brauchst du Wurzeln“. Um solchermaßen<br />
den Kin<strong>der</strong>n zu Stärken zu<br />
verhelfen, müßten auch die Erzieher<br />
wahrhaftig sein. Auch Lehrer dürften<br />
Fragen haben und dies zeigen.<br />
Bildungsvoraussetzungen seien, Kommunikation<br />
lernen, die eigenen Stärken<br />
und Schwächen kennen lernen und zu<br />
einem persönlichen „Stärkenmanagement“<br />
kommen. Zur Bildung gehöre,<br />
dass man ein Leben im Bewusstsein seiner<br />
Grenzen führe. Auch das solle Ansporn<br />
sein, in <strong>der</strong> Schule Kopf und Herz<br />
zusammenzuhalten. Denn: „Bildungsideale<br />
folgen nicht <strong>der</strong> Trennung von<br />
Kopf und Herz; sie behandeln den Menschen<br />
als lebenden Organismus, dessen<br />
Schaltzentrale (das Gehirn) ohne Kommunikation<br />
(Blutkreislauf und Herz)<br />
nicht funktioniert“. Dabei müsse man<br />
1/2005 fdw 23