Kein Königsweg: Die erweiterte EU und - Deutsche-Aussenpolitik.de
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an<strong>de</strong>rs aus. Für die ehemaligen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Warschauer Paktes ist, je näher sie<br />
Rußland geographisch sind, das Wort Sicherheit i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Namen Amerika.<br />
Mit Recht nehmen sie an, daß die Europäische Union – was immer sonst ihre<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Leistungen sein mögen – nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, ihnen Schutz vor<br />
russischen Bedrängungen zu geben, von militärischer Sicherheit ganz zu schweigen.<br />
Daß die <strong>EU</strong> <strong>de</strong>r Nato – die wie<strong>de</strong>rum als weitgehend i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>n Vereinigten<br />
Staaten gesehen wird – auf absehbare Zeit auf diesem Gebiet keinerlei Konkurrenz<br />
machen kann <strong>und</strong> ihre Anstrengungen zur sicherheitspolitischen Profilierung dürftig<br />
sind, dürfte <strong>de</strong>r Überzeugung aller Regierungen im mittleren <strong>und</strong> östlichen Europa<br />
entsprechen, gleichgültig welcher politischen Couleur. <strong>Die</strong> Mittel- <strong>und</strong> Osteuropäer<br />
mögen bei vielen Themen, die kontrovers über <strong>de</strong>n Atlantik hinweg diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n, auf einer „europäischen“ Linie liegen – doch ihre Sicherheit vertrauen sie<br />
lieber Amerika an.<br />
Damit ist auch schon das Verhältnis zu Rußland angesprochen. Für die Westeuropäer,<br />
die unter amerikanischem Schutz <strong>und</strong> durchaus erfolgreich Entspannungspolitik<br />
betrieben haben, gilt diese Maxime: Gute, wenigstens entspannte Beziehungen zu<br />
Rußland sind wichtig; auch wenn Rußland keine militärische Gefahr darstellt, könnte<br />
Moskau doch als diplomatischer wie wirtschaftlicher Störfaktor die Kreise <strong>de</strong>r <strong>EU</strong><br />
stören. Ganz offensichtlich ist die Haltung <strong>de</strong>r ehemals kommunistisch beherrschten<br />
Staaten in Europa ganz an<strong>de</strong>rs, selbst dort <strong>und</strong> selbst dann, wenn sie heute von<br />
Wen<strong>de</strong>-Kommunisten regiert wer<strong>de</strong>n: Da haben 50 Jahre Unterdrückung <strong>und</strong><br />
Fremdbestimmung ihre Spuren hinterlassen. An<strong>de</strong>rs gesagt: <strong>Die</strong> westeuropäische<br />
Ten<strong>de</strong>nz, Moskau nicht zu verprellen, trotz <strong>de</strong>r Rückkehr zum autoritären<br />
Regierungsstil als „Partner“ zu sehen <strong>und</strong> zu hofieren, manchmal sogar – wie in<br />
Sachen Irak-Krieg – als Verbün<strong>de</strong>ten gegen Amerika ins Feld zu führen, dürfte im<br />
mittleren <strong>und</strong> östlichen Europa auf keinerlei Gegenliebe stoßen. Nicht nur das: Im<br />
Verhältnis <strong>de</strong>r neuen Mitglie<strong>de</strong>r zu Westeuropa nisten sich so Mißtrauen <strong>und</strong> Zweifel<br />
ein. Unter diesen Auspizien wird es weiterhin schwerfallen, eine „europäische<br />
Außenpolitik“ zu entwickeln, die mehr wäre als eine fallweise Kooperation von<br />
Willigen o<strong>de</strong>r Interessierten <strong>und</strong> die sich erst recht nicht im Motiv <strong>de</strong>r<br />
Gegenmachtbildung erschöpft.<br />
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