Kein Königsweg: Die erweiterte EU und - Deutsche-Aussenpolitik.de
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Sachen Irak zu präjudizieren, war dann <strong>de</strong>r inzwischen berühmte Brief <strong>de</strong>r Acht, in<br />
<strong>de</strong>m sich unter Führung Britanniens <strong>und</strong> Spaniens sowohl alte als auch drei künftige<br />
Mitglie<strong>de</strong>r aus Mitteleuropa hinter die amerikanische Irak-Politik stellten – eine<br />
offene Spaltung <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> in <strong>de</strong>r wichtigsten außenpolitischen Frage seit Jahren. (Zehn<br />
weitere mittel- <strong>und</strong> osteuropäische Staaten, allesamt damals Kandidaten eines<br />
Beitritts zur <strong>EU</strong> <strong>und</strong> zur Nato – fünf sind mittlerweile Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gemeinschaft -,<br />
ließen <strong>de</strong>m Brief <strong>de</strong>r Acht einen Brief <strong>de</strong>r Zehn folgen.) Der gescheiterte Gipfel zur<br />
Verfassungsreform in Brüssel – auch da waren die Spitzen <strong>de</strong>r einen Kompromiß<br />
ablehnen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r wie Spanien <strong>und</strong> Polen ein<strong>de</strong>utig gegen Paris <strong>und</strong> Berlin<br />
gerichtet – war gewissermaßen die Apotheose dieser Spaltung.<br />
Selbst wenn <strong>de</strong>r europäische Verfassungsvertrag von <strong>de</strong>m zur Regierungskonferenz<br />
versammelten Europäischen Rat doch noch akzeptiert wür<strong>de</strong>, wäre eine Lösung <strong>de</strong>r<br />
europäischen Schwierigkeiten nicht in Sicht. Wie immer man die Verdienste dieses<br />
Vertrages charakterisieren kann: Eine durchgreifen<strong>de</strong> Reform <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> bringt er nicht,<br />
ein <strong>EU</strong>-Kommissar hat ihn im vertraulichen Gespräch als „Win<strong>de</strong>i“ bezeichnet.<br />
We<strong>de</strong>r gibt es die vor allem von <strong>de</strong>utscher Seite gefor<strong>de</strong>rte klare<br />
Kompetenzabgrenzung zwischen <strong>de</strong>r Union <strong>und</strong> ihren Mitgliedstaaten, noch ist es<br />
gelungen, die Institutionen so zu reformieren, daß sie mit <strong>de</strong>n Problemen <strong>de</strong>s<br />
Größenwachstums Schritt halten. Vor allem aber ist es im Laufe <strong>de</strong>r Konventsarbeit<br />
nicht gelungen, eine wirklich tiefschürfen<strong>de</strong> Debatte darüber zu führen, was aus<br />
dieser <strong>EU</strong> eigentlich wer<strong>de</strong>n soll. <strong>Kein</strong> W<strong>und</strong>er: <strong>Die</strong>se Frage stellen, heißt eine<br />
Pandorabüchse öffnen. Über diese Frage schlechterdings gar nicht zu re<strong>de</strong>n, ist aber<br />
auch <strong>de</strong>r sichere Weg in die Handlungsunfähigkeit. „Es fehlt uns ein Fahrplan, ein<br />
klar <strong>de</strong>finiertes Projekt“, hat <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Außenhan<strong>de</strong>l zuständige französische<br />
Kommissar Pascal Lamy, einst <strong>de</strong>r Kabinettschef von Präsi<strong>de</strong>nt Delors, also ein alter<br />
Fachmann, vor kurzem geklagt.<br />
Wenn die „Finalitäts<strong>de</strong>batte“ offen geführt wür<strong>de</strong>, wür<strong>de</strong> allerdings auch das<br />
eigentliche Dilemma <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> <strong>de</strong>utlich, das sich mit ihrer Erweiterung noch<br />
verschärfen wird: Da gibt es ein paar Staaten (<strong>und</strong> viele Europa-Abgeordnete sowie<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission), die hängen immer noch <strong>de</strong>r Vision an, aus dieser Union<br />
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