Kein Königsweg: Die erweiterte EU und - Deutsche-Aussenpolitik.de
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Trotz <strong>de</strong>utsch-französischer Führung waren die Schwierigkeiten, eine Gemeinsame<br />
Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik (GASP) zu formulieren, schon in <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> <strong>de</strong>r Zwölf<br />
<strong>und</strong> dann <strong>de</strong>r Fünfzehn unübersehbar – man <strong>de</strong>nke nur an die jugoslawischen<br />
Erbfolgekriege Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre, <strong>de</strong>ren Ausmaß <strong>und</strong> Wildheit die<br />
Europäer erst total unterschätzten, über die sie sich dann heillos zerstritten. Auch die<br />
damals von hohen Erwartungen begleitete Einrichtung <strong>de</strong>s Amtes eines „Hohen<br />
Beauftragten“ für die GASP hat an <strong>de</strong>n Schwierigkeiten, gemeinsame außenpolitische<br />
Positionen zu beziehen, nichts Wesentliches geän<strong>de</strong>rt.<br />
<strong>Die</strong> Ost-Erweiterung fügt <strong>de</strong>r Problematik, daß die <strong>EU</strong> nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, in <strong>de</strong>n<br />
großen Fragen <strong>de</strong>r Weltpolitik mit einer Stimme zu sprechen, <strong>und</strong> schon gar nicht<br />
fähig, gemeinsam zu han<strong>de</strong>ln, eine weitere Dimension hinzu. Das hat sich in <strong>de</strong>r<br />
Irak-Krise gezeigt, in <strong>de</strong>r die Beitrittskandidaten aus <strong>de</strong>m Osten erstmals eine zentrale<br />
Rolle spielten. Erinnern wir uns noch einmal an die Vorgeschichte: die bereits<br />
erwähnten Feiern zum 40. Jahrestag <strong>de</strong>s Elysée-Vertrages, dazu die weitreichen<strong>de</strong>n<br />
Vorschläge für die künftige <strong>EU</strong>-Verfassung, die so vorgetragen wur<strong>de</strong>n, als ob sie,<br />
weil Deutschland <strong>und</strong> Frankreich entschie<strong>de</strong>n hatten, schon beschlossene Sache<br />
seien. Das weckte bereits Unwillen <strong>und</strong> Ablehnung bei an<strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>rn.<br />
Am schädlichsten jedoch wirkte dann <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-französische Schulterschluß in<br />
Sachen Irak. Dabei geht es zunächst einmal gar nicht um <strong>de</strong>n Inhalt, son<strong>de</strong>rn um die<br />
Form: ein k<strong>und</strong>iger Beobachter (Wolfgang Vogel vom Deutsch-Französischen<br />
Institut) hat diesen Versuch, <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> die Richtung vorzugeben, mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
„bilateraler Unilateralismus“ gekennzeichnet <strong>und</strong> die Frage aufgeworfen, „ob die<br />
zunehmen<strong>de</strong> Präsenz <strong>de</strong>s Duos sowie seine ostentative Festlegung auf gemeinsame<br />
Positionen nicht vielmehr darauf hin<strong>de</strong>utet, daß es ihm nur noch darum geht, <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utsch-französischen Führungsanspruch in die <strong>erweiterte</strong> <strong>EU</strong> hinüberzuretten (...)<br />
Entwe<strong>de</strong>r trachteten bei<strong>de</strong> Län<strong>de</strong>r danach, ihre Position als die einzig mögliche<br />
aufzuzwingen (...) o<strong>de</strong>r sie benutzten ihr politisches Gewicht dazu, um sich gegen die<br />
Gemeinschaftsinstitutionen zu stemmen, sowohl offen (Stabilitäts- <strong>und</strong><br />
Wachstumspakt), als auch versteckt (industriepolitische Initiativen).“ <strong>Die</strong> Antwort<br />
auf <strong>de</strong>n Versuch, die Position <strong>de</strong>r <strong>EU</strong> durch eine <strong>de</strong>utsch-französische Festlegung in<br />
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