Kein Königsweg: Die erweiterte EU und - Deutsche-Aussenpolitik.de
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Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: <strong>Die</strong> Unwahrscheinlichkeit, daß es in<br />
<strong>de</strong>n nächsten Jahren zu einer gemeinsamen Europäischen Außenpolitik kommen<br />
könnte, kann für Deutschland - <strong>und</strong> gera<strong>de</strong> für Deutschland - nicht heißen, daß man<br />
<strong>de</strong>n Versuch dazu aufgeben sollte (seit Albert Camus wissen wir schließlich, daß man<br />
sich Sisyphus glücklich vorzustellen hat). Denn die <strong>EU</strong> als rechtlich verfaßte <strong>und</strong><br />
wirtschaftlich-politisch integrierte Zone von Frie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Wohlstand bleibt nicht nur<br />
die größte Errungenschaft <strong>de</strong>utscher Außenpolitik nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg; sie<br />
bleibt auch <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>und</strong> stabile Rahmen für das vereinigte Deutschland als<br />
„Zentralmacht Europas“ (Hans-Peter Schwarz). <strong>Die</strong> immer noch von historischen<br />
Hypotheken belasteten Beziehungen zwischen Berlin <strong>und</strong> Warschau o<strong>de</strong>r Prag<br />
wer<strong>de</strong>n sich leichter entkrampfen <strong>und</strong> entspannen lassen, wenn die bilateralen<br />
Bemühungen in <strong>EU</strong>-interne Prozesse eingebettet wer<strong>de</strong>n. Darum dürfen unsere<br />
Zweifel am schnellen Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Wirkungsmächtigkeit einer<br />
künftigen europäischen Außenpolitik nicht mißverstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: Darauf<br />
hinzuarbeiten, alles zu för<strong>de</strong>rn, was dazu beiträgt, bleibt eine Priorität <strong>de</strong>utscher<br />
Außenpolitik.<br />
Wie begrenzt die Möglichkeiten einer gemeinsamen Außenpolitik sind - <strong>und</strong> daß<br />
dies auch in Berlin so gesehen wird -, beweist allerdings die erneuerte Bewerbung um<br />
einen ständigen Sitz für Deutschland im Sicherheitsrat <strong>de</strong>r Vereinten Nationen. Denn<br />
das be<strong>de</strong>utet ja zumin<strong>de</strong>st, daß man nicht daran glaubt, daß in entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fragen<br />
eine „europäische Position“ bei <strong>de</strong>n UN mit einer Stimme vertreten wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
<strong>Die</strong> <strong>de</strong>utsche UN-Ambition - ob realistisch o<strong>de</strong>r nicht, sei dahingestellt - zeigt<br />
darüber hinaus, wie wichtig Statusfragen in <strong>de</strong>r internationalen Politik nach wie vor<br />
sind <strong>und</strong> wie groß die Beharrungskraft nationaler Selbstdarstellung weiterhin ist. Das<br />
gilt für die ehemaligen Großmächte <strong>und</strong> Sicherheitsratsmitglie<strong>de</strong>r Britannien <strong>und</strong><br />
Frankreich; es gilt aber auch – seien wir ehrlich – für Deutschland.<br />
An<strong>de</strong>rs gesagt: <strong>Die</strong> Bemühungen um eine gemeinsame Außenpolitik <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union wer<strong>de</strong>n uns bis auf weiteres nicht davon entbin<strong>de</strong>n, eine<br />
nationale Außenpolitik zu formulieren. Und diese wird ein Management von<br />
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