Soli aktuell 5/2004 - DGB-Jugend

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

kurz + bündig Erschreckend Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche ■ Im Frühjahr 2003 waren fast 1,1 Millionen Erwerbstätige auf der Suche nach einem neuen oder einem zusätzlichen Arbeitsplatz, meldet dieser Tage das Statistische Bundesamt. Grund: drohender Arbeitsplatzverlust. Mehr als die Hälfte aller arbeitslosen Jugendlichen hat keine Berufsausbildung. Ende April standen 331.600 noch nicht vermittelten Bewerbern lediglich 149.500 freie Ausbildungsplätze gegenüber. Das wiederum berichtet die Bundesagentur für Arbeit. Die offizielle rechnerische Lücke hat sich damit im Vergleich zum April des Vorjahres um 20.700 auf 182.100 (DGB: 197.234) erhöht. Die Zahl der seit Oktober 2003 gemeldeten Lehrstellen ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26.900 auf 386.700 zurück. Gleichzeitig stieg die Zahl der Bewerber um 11.300 auf 576.800. Umlage Fonds-Gesetz auf dem Weg ■ Gegen die Stimmen der Opposition hat der Bundestag im Mai die umstrittene Ausbildungsabgabe beschlossen. Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten, die nicht oder zu wenig ausbilden, müssen danach in einen Fonds zahlen, aus dem Ausbildungsplätze finanziert werden sollen. Bei ausreichend vielen Lehrstellen kommt das Gesetz nicht zum Tragen. Auch ein verbindlicher Ausbildungspakt mit der Wirtschaft könnte verhindern, dass die Umlage erhoben wird. DGB-Vorsitzender Michael Sommer: »Die Bundesregierung hat Wort gehalten, eine Ausbildungsumlage auf den Weg zu bringen, wenn die Lehrstellen- Krise nicht beseitigt wird.« Hartz-Bescheid Fernsehen und Zeitung kein Pflichtprogramm ■ Die Hartz-Reformen muss man nicht kennen. Das hat laut der Berliner »taz« das Sozialgericht Freiburg entschieden. Erfolg hatten damit zwei Arbeitslose, denen das Arbeitslosengeld gekürzt worden war, weil sie sich zu spät arbeitslos gemeldet hatten. Aufgrund der Hartz-Reform müssen sich Arbeitnehmer »unverzüglich« melden, wenn sie die Kündigung erhalten oder das Auslaufen eines befristeten Vertrages absehbar ist. In beiden Fällen haben die Betroffenen sich erst gemeldet, als sie arbeitslos waren. Das Arbeitsamt hatte argumentiert, dass »Fernsehen und Tageszeitungen ausführlich über die Hartz-Reformen berichtet« hatten. Beide Antragsteller waren von ihren Arbeitgebern nicht auf die neue Pflicht hingewiesen worden. Außerdem gebe es keine Pflicht, sich über neue Gesetze zu informieren. Ob dies auch bei Delikten wie Mord oder Totschlag gilt, ließ das Gericht offen. 2 soli aktuell 05.04 22 Minuten Lesen als Kür ■ Rund eine Dreiviertelstunde am Tag verbringen die Deutschen in ihrer Freizeit mit Lesen. Favorit ist dabei die Tageszeitung mit rund 22 Minuten täglich. (Statistisches Bundesamt zum »Internationalen Tag des Buches« am 23. April 2004) 84 Cent Zahl des Monats ■ 84 Cent soll die Steuer betragen, die die Bundesregierung auf Alcopops (Limo mit Schnaps) erheben will. Erfassung EU-Pass ■ Bis Ende dieses Jahres will die EU die Einführung eines so genannten Europasses vorbereiten. Einen entsprechenden Vorschlag hat die EU Kommission verabschiedet. Der Europass soll die Transparenz von Qualifikationen verbessern und die gegenseitige Anerkennung von Bildungsabschlüssen weiter voranbringen. Damit werde in der größer werdenden Union die Mobilität von ArbeitnehmerInnen gefördert, glaubt Viviane Reding, Kommissarin für Kultur und Bildung. www.europass-berufsbildung.de Schulstress Lehrer krank ■ In deutschen Berufsschulen herrscht nach einer Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse DAK volles Rohr Psycho-Stress. Mehr als jeder dritte Berufsschullehrer (38%) ist demnach gefährdet, durchzudrehen. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Anteil zwischen 18 und 24%. Bei 15% der Berufsschullehrer sei sogar von »starker psychischer Beeinträchtigung« auszugehen. Vor allem Berufsschullehrer ab 40 Jahren seien betroffen. Temptoo? Arzt! Jugend krank ■ Tattoos mit schwarzer Henna-Farbe, die nur vorübergehend die Haut verzieren, sind in Mode. Mit diesen so genannten Temptoos schmücken sich rund ein Viertel aller 16- bis 29-Jährigen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tätowierungen verblassen sie nach einiger Zeit. Was aber durch den oft zugesetzten Farbstoff Para- Phenylendiamin (PPD) ewig bleiben kann, sind Hautekzeme und Allergien. Das haben Hautärzte auf einem Kongress in Davos berichtet. Der Farbstoff ist zwar in Deutschland als Haarfärbemittel verboten, aber für bestimmte industrielle Zwecke zugelassen, so etwa für das Färben von Stoffen in einer Konzentration bis zu 6%. Dieser Farbstoff kann krank machen. Der Körper reagiert dann auf alles allergisch, was PPD enthält. Berufe wie Drucker oder Fotolaborant sind dann tabu. Unzufrieden Studierende zerrissen ■ Knapp die Hälfte der Uniabsolventen und nur 43% ehemaliger Fachhochschüler würden erneut ihren alten Studienort wählen. Das ergab eine repräsentativen Befragung, die das Hochschulinformationssystem in Hannover vornahm. Hauptvorwurf: mangelnder Praxisbezug, fehlende Hilfe beim Berufseinstieg. Aber: 96% würden wieder Abi machen, 91% erneut studieren. Dabei macht das Hochschulstudium erfolgreich: 90% der Absolventen waren rückblickend in ihrer Entscheidung für ein Studium zufrieden. Und: Der Übergang in die reguläre Beschäftigung hat sich verbessert. Knapp 80% der Fachhochschul- und gut 50% der Universitätsabsolventen hatten zwölf Monate nach dem Examen eine reguläre Erwerbstätigkeit aufgenommen. »Ein Studium ist nach wie vor die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit!« (Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn) Die Studie im Internet: www.bmbf.de/pub/his_projektbericht_12_03.pdf Verteuerung I Für Hauptamtliche ■ Seit dem 1. April 2004 kostet Telefonieren im Auto ohne Freisprecheinrichtung statt wie bisher 30 nun 40 Euro plus ein Punkt in Flensburg. Verteuerung II Für Ehrenamtliche ■ Für Radfahrer hat sich das Handy-Bußgeld von 15 auf 25 Euro erhöht. Punkte bleiben erspart. Termine Fahrplan 2004 für die Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) ■ Mai/Juni: Zeitrahmen für DGB-Jugend-Aktionen bei den »kritischen« SPD- Länderregierungen Rheinland-Pfalz, NRW, Schleswig-Holstein Juni: Vermittlungsausschuss: drei Sitzungen, da Einigung nicht zu erwarten 8. Juni: Sitzung des Bundesvorstandes des DGB 11. Juni: Befassung im Bundesrat: Anrufung Vermittlungsausschuss ist zu erwarten 6. Juli: Sitzung des Bundesvorstandes des DGB 9. Juli: Bundesrat: Voraussichtlich Einspruch gegen das Gesetz Eventuell 9. Juli: Sondersitzung des Bundestages, um Einspruch zurückzuweisen (wenn keine Sondersitzung durchgeführt wird, dann kann sich der Bundestag erst nach der Sommerpause damit befassen: Das wird so um den 9./10. September der Fall sein).
Kein Luxus Die Hans-Böckler-Stiftung kommt in ihrer Analyse der Ausbildungsvergütungen zu dem Ergebnis: Die Auszubildenden sind nicht gerade auf Rosen gebettet. m ersten Ausbildungsjahr beläuft sich die Vergütung der Lehrlinge im I Schnitt auf 33 Prozent der Einstiegsvergütung für ausgelernte Facharbeiter und Fachangestellte. Im dritten bzw. vierten Ausbildungsjahr klettert die Ausbildungsvergütung auf rund 43 Prozent. »Das ist – gemessen am produktiven Beitrag der Auszubildenden zum Arbeits- und Produktionsprozess insbesondere im dritten und vierten Ausbildungsjahr – keine Luxusvergütung«, sagt Reinhard Bispinck, der Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler- Stiftung (WSI). Die tariflichen Ausbildungsvergütungen klaffen je nach Wirtschaftszweig und Ausbildungsjahr weit auseinander. Die Spanne reicht von 325 Euro im privaten Verkehrsgewerbe Sachsen-Anhalt (erstes Ausbildungsjahr) bis zu 1.222 Euro für die gewerblichen Auszubildenden im westdeutschen Bauhauptgewerbe (viertes Ausbildungsjahr). Dies geht aus einer Auswertung des WSI-Tarifarchiv hervor. Die Auszubildenden erhielten im vergangenen Jahr in der Mehrzahl der Wirtschaftszweige höhere tarifliche Ausbildungsvergü- um ersten Mal unterstützt die Gewerkschaftsjugend die Breakdan- Z cemeisterschaft »Battle of the Year«. Die Meisterschaft gibt es seit 1990. Veranstalter ist Thomas Hergenröther, der selbst Breaker ist. Die regionalen Vorentscheide finden in verschiedenen deutschen Städten statt. Anmelden kann man sich auf den Internetseiten der regionalen Wettkämpfe. Wer sich bei den regionalen Vorausscheidungen mit dem Segen der Profibreaker aus der Jury weiterqualifiziert, kämpft am 28. August um den Titel »Deutscher Meister«. Der nimmt dann bei der Weltmeisterschaft teil, die am 23. Oktober in Braunschweig stattfindet. Den Gewin- tungen gegenüber 2002. Bezogen auf das dritte Ausbildungsjahr lagen die Erhöhungen zwischen 0,6 Prozent (Einzelhandel Brandenburg auf 688 Euro) und 9,8 Prozent (Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern auf 550 Euro). Die Anhebungen betrugen in der Mehr- Niederschwelliges Angebot Die Deutsche Breakdancemeisterschaft läuft, die DGB-Jugend tanzt mit. nern winken Geldpreise, Ruhm und Ehre. Rund um die Veranstaltungen gibt es Partys, Workshops, Diskussionsrunden. Doch warum ist die DGB-Jugend dabei? Was hat sie mit Breakdance am Hut? »Wir schätzen es, dass die Jugendlichen selbst etwas auf die Beine stellen. Mit der Organisation der Veranstaltungen haben sie sich sogar eigene Jobs als Eventorganisator geschaffen«, so Christian Kühbauch, Bundesjugendsekretär des DGB. Tatsächlich ist »Battle of the year« ein nichtkommerzielles Projekt. So eine gute Sache gehört unterstützt und deshalb werden DGB-Ausbildungsexperten an Infoständen auf jeder Veranstaltung zuhören ausbildung + beruf zahl der Tarifbereiche zwischen zwei und drei Prozent. In fünf Tarifbereichen wurden die Ausbildungsvergütungen nicht erhöht. Das Ergebnis basiert auf einer Untersuchung von 25 Wirtschaftszweigen und Tarifbereichen. ∏ ausbildungsvergütungen im vergleich Tarifbereich 1. Ausbildungsjahr, ¤ 2. Ausbildungsjahr, ¤ 3. Ausbildungsjahr, ¤ 4. Ausbildungsjahr, ¤ in % der mittleren Gruppe (Anfangsstufe), von … bis … Chemische Industrie Nordrhein 638 713 789 853 E: 30,2–40,4 Chemische Industrie Ost 525 569 625 687 E: 28,6–37,4 Metallindustrie 677 717 780 837 L: 37,7–46,6; Nordwürttemberg/Nordbaden G: 38,6–47,7 Metall- und Elektroindustrie 635 680 736 775 L: 35,3–43,1; Sachsen G: 36,0–44,0 Druckindustrie West 748 799 850 901 L: 35,3–42,5; G: 45,9–55,3 Druckindustrie Ost 748 799 850 901 L: 35,3–42,5; G: 45,4–54,6 Textilindustrie Baden-Württemberg 601 643 712 766 L: 37,2–47,4; G: 34,3–43,7 Textilindustrie Ost 453 490 547 596 L: 34,1–44,8, G: 27,5–36,2 Bauhauptgewerbe West 554 860 1.086 1.222 L: 24,2–53,3; ohne Berlin-West (549) (765) (999) (-) G: 29,6–53,9 Bauhauptgewerbe Ost 490 684 864 972 L: 24,0–47,6; ohne Berlin-Ost (484) (609) (796) (-) G: 29,3–48,2 Deutsche Bahn AG Konzern West 581 627 669 728 E: 35,5–44,5 Deutsche Bahn AG Konzern Ost 523 564602 655 E: 34,4–43,1 Bankgewerbe West 685 741 794 - E: 35,7–41,3 Bankgewerbe Ost 685 741 794 - E: 35,7–41,3 Versicherungsgewerbe West 711 783 854- E: 36,1–43,4 Versicherungsgewerbe Ost 711 783 854- E: 36,1–43,4 Hotel- und Gaststättengew. Bayern 460/525 599 672 - E: 28,3/32,3–41,4 Hotel- und Gaststättengew. Sachsen 360 450 510 - E: 29,0–41,1 Öffentlicher Dienst Bund, 605 653 697 758 L: 33,9–42,5; Länder, Gemeinden West G: 36,8–46,1 Öffentlicher Dienst Bund, 551 594634690 L: 33,9–42,5; Länder, Gemeinden Ost G: 36,8–46,1 Ausbildungsvergütungen der gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden in ausgewählten Tarifbereichen West/Ost (L = Lohn; G = Gehalt; E = Entgelt. Quelle: WSI-Tarifdaten 2003) und beraten – natürlich kostenlos. Jeder, der will, kann sich also ganz nebenbei guten Rat abholen, wenn er Stress in der Berufsschule oder der Ausbildung hat. Das können alle möglichen Fragen sein: Verdiene ich zuwenig? Arbeite ich zuviel? Wie wechsle ich den Ausbildungsplatz? Muss ich mir das oder dies gefallen lassen? Was auch immer in der Ausbildung nervt – die DGB-Experten wissen, was zu tun ist. Also Infotainment vom feinsten. ∏ Silvia Helbig Termine: 12. Juni in Berlin (Mellowpark), www.bberlinopen.de; 28. August: Nationale Meisterschaft in Hannover (Pavillon), www.battleoftheyear.de; 23. Oktober: Internationale Meisterschaft in Braunschweig (VW Halle), www.battleoftheyear.de 05.04 soli aktuell 3
Seite 1: Newsletter der DGB-Jugend Ausgabe M
Seite 5 und 6: Bundeskanzlerin - nee Mit einer Rek
Seite 7 und 8: Geld und Gender Eine Methode für d

Soli aktuell 5/2004 - DGB-Jugend

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?