Jahresbericht 2005.pdf - Schweizerische Evangelische Allianz
Jahresbericht 2005.pdf - Schweizerische Evangelische Allianz
Jahresbericht 2005.pdf - Schweizerische Evangelische Allianz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lieben, reden<br />
und integrieren<br />
Am Forum Evangelisation, der alljährlich<br />
von der <strong>Schweizerische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Allianz</strong> mitverantworteten<br />
Konferenz für Evangelisation,<br />
trafen sich drei Tage lang<br />
rund 150 Leitende und Mitarbeitende<br />
aus christlichen Werken und<br />
Gemeinden, die besonders an<br />
der Verbreitung der Guten Nachricht<br />
in der Schweiz interessiert<br />
sind. Um Evangelisation unter Ausländern<br />
ging es am zweiten Tag.<br />
Die Kommunikation des Evangeliums<br />
braucht Verständnis von Sprache<br />
und Kultur.<br />
Das Evangelium soll multikulturell gelebt<br />
werden, sagte Missionsexperte<br />
Martin Voegelin. Der Exekutivsekretär<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Evangelische</strong>r<br />
Missionen sprach deutliche Worte:<br />
«Monokulturelle Evangelisation entspricht<br />
nicht der Bibel.» Das Evangelium<br />
müsse auch bei uns multikulturell<br />
gelebt werden. Das sei bei einem<br />
Ausländeranteil in der Schweiz von<br />
gegen 20 Prozent nicht mehr eine<br />
Vision, sondern einfach eine Notwendigkeit.<br />
«Mission von überall nach<br />
überall ist heute Realität», so Voegelin.<br />
Als Beweis führte er die Tausenden<br />
von transkulturellen Missionaren aus<br />
Lateinamerika, aber auch aus Nigeria<br />
und Korea an, die derzeit in Europa<br />
arbeiten.<br />
Evangelium und Integration<br />
Für Ausländerinnen und Ausländer in<br />
der Schweiz ist die Integration das<br />
Hauptthema. Dabei kämpfen sie nicht<br />
selten gegen einen Verlust ihrer Identität.<br />
«Was bin ich eigentlich?», fragte<br />
der von einem Schweizer Vater abstammende,<br />
in Peru aufgewachsene<br />
Carlos Hardmeyer. In Peru sei er mit<br />
seiner Körpergrösse von 1,90 Meter<br />
arbeitsgemeinschaften<br />
der grosse Fremde gewesen, in der<br />
Schweiz lebe er nun als Ausländer.<br />
Doch erstes Ziel für Christen sei es,<br />
Menschen das Evangelium zu bringen,<br />
nicht die Kultur. Wenn Christen Brücken<br />
zu Menschen anderer Kulturen<br />
bauen könnten, sei der Boden für die<br />
Vermittlung des Evangeliums vorbereitet,<br />
sagt Hardmeyer. Der erste Schritt<br />
zum fremden Nachbarn sei wichtig.<br />
Ziel sei die Integration der Fremden<br />
in der Gemeinde und im Land, nicht<br />
die Schaffung neuer Ghettos.<br />
Weitere in der Schweiz lebende Ausländerinnen<br />
und Ausländer machten<br />
sich Gedanken zu dieser Integration.<br />
Je nach Kultur haben sie verschiedene<br />
Erwartungen: Lateinamerikaner<br />
wünschen sich bei Schweizern mehr<br />
Spontaneität und Begeisterung. Für<br />
die anwesende Asiatin war vor allem<br />
Geduld ein wichtiges Thema. Das<br />
Fassen von Vertrauen sei für die Thai-<br />
Frauen, die oft in schwierigen Eheverhältnissen<br />
lebten, ein längerer Prozess.<br />
«Zeit haben» ist auch für die<br />
Afrikaner ein Wunsch. Den Sinn der<br />
Hektik in Europa verstehen sie nur<br />
schwer. «Ihr lebt nach der Uhr, wir<br />
nach der Zeit», sagte der anwesende<br />
Pfarrer kongolesischer Herkunft. Die<br />
Afrikaner wünschten sich besonders<br />
echte Partnerschaft. Mit der Forderung<br />
nach Anpassung und Assimilierung<br />
können sie dagegen nach der<br />
Erfahrung des Kolonialismus schlecht<br />
umgehen. Für Muslime sind Echtheit,<br />
Offenheit und das Bekenntnis zur<br />
Glaubensauffassung besonders wichtig.<br />
Zurückhaltung verunsichert sie,<br />
bis hin zur Frage: «Was glaubt ihr Europäer<br />
eigentlich?» Für alle Ausländerinnen<br />
und Ausländer stand die<br />
Liebe im Zentrum. «Danke, dass es<br />
in der Schweiz Christen gibt, die uns<br />
Integration ist für Ausländerinnen und<br />
Ausländer das Hauptthema.<br />
lieben und für uns sorgen», sagte eine<br />
junge Thai-Frau. Eine Aussage, die<br />
an diesem Begegnungstag in verschiedenen<br />
Sätzen und sogar in verschiedenen<br />
Sprachen immer wieder<br />
zu hören war.<br />
Ausländer brauchen Schutz<br />
Immer wieder wurde auch darauf hingewiesen,<br />
dass Menschen aus dem<br />
Ausland Schutz bräuchten, da sie oft<br />
in schwierigen Verhältnissen lebten.<br />
So seien viele Latinos in Ehekrisen<br />
oder lebten in Prostitution oder vom<br />
Drogenhandel. Auch bei den Tamilen<br />
gebe es viel Not in Familienverhältnissen<br />
und Identitätskrisen bei jungen<br />
Menschen. Die Thai-Frauen kämen<br />
oft aus einfachen Verhältnissen in die<br />
Schweiz und hätten grosse Mühe<br />
mit der Sprache. Muslime würden<br />
manchmal von ihren Familien abgelehnt,<br />
wenn sie sich dem Christentum<br />
öffneten. «Wir sind auf die Hilfe<br />
der Schweizer Christen und Gemeinden<br />
angewiesen», sagte der kolumbianische<br />
Pfarrer David Rivera und<br />
sprach damit den ausländischen<br />
Gästen aus dem Herzen. «Wir können<br />
als Ausländerinnen und Ausländer<br />
zwar auch mithelfen bei der Verkündigung<br />
des Evangeliums, aber wir<br />
brauchen dazu die Unterstützung<br />
der Schweizer Christen.»<br />
Thomas Hanimann, idea Schweiz<br />
SCHWEIZERISCHE EVANGELISCHE ALLIANZ 23