Hochattraktiv oder nur nicht unattraktiv: Was zählt bei der ...
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1 Einleitung<br />
Einleitung<br />
Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> physischen Attraktivität des Menschen ist in <strong>der</strong> Psychologie<br />
ein Forschungsfeld mit langer Tradition. Verschiedene Fachdisziplinen treten mit differieren-<br />
den Fragestellungen an dieses Themenfeld heran. Sozialpsychologen untersuchen physische<br />
Attraktivität im Kontext sozialer Interaktionen und sind primär daran interessiert, wann, wie<br />
und warum Menschen einan<strong>der</strong> attraktiv finden, in <strong>der</strong> Annahme, dass physische Attraktivität<br />
<strong>nur</strong> einen Teilaspekt von Attraktion darstellt (Swami & Furnham, 2008). Ferner stellt Attrak-<br />
tion ein interaktives Zusammenspiel <strong>der</strong> eigenen Bedürfnisse, Präferenzen und Wünsche mit<br />
den wahrgenommenen Eigenschaften einer Person und den Merkmalen <strong>der</strong> Situation, in wel-<br />
cher man sich befindet, dar (Miller, Perlman & Brehm, 2007). In einem gewissen Ausmaß<br />
liegt einigen Studien zufolge die physische Attraktivität tatsächlich im Auge des Betrachters<br />
(Diener, Wolsic & Fujita, 1995). Zusammenfassend lässt sich jedoch mehr Übereinstimmung<br />
als Nichtübereinstimmung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> physischen Attraktivität feststellen (Mar-<br />
cus & Miller, 2003).<br />
Vor allem die Konsequenzen physischer Attraktivität im sozialen Kontext stellen für<br />
die Sozialpsychologie einen wichtigen Untersuchungsgegenstand dar. Viele Studien beschäf-<br />
tigten sich mit <strong>der</strong> Frage, weshalb physische Attraktivität <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Partnerwahl, son-<br />
<strong>der</strong>n auch in an<strong>der</strong>en sozialen Bereichen eine Rolle spielt, unter an<strong>der</strong>em <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Personal-<br />
auswahl. Individuen mit bestimmten äußerlichen Merkmalen werden hier oft begünstigt (Dip-<br />
boye, Arvey & Terpstra, 1977; Hosoda, Stone-Romero & Coats, 2003).<br />
Demgegenüber steht <strong>der</strong> Versuch <strong>der</strong> Evolutionspsychologie, primär Antworten auf<br />
die Frage zu finden, was physische Attraktivität ausmacht und welche spezifischen Funktio-<br />
nalitäten <strong>der</strong> Ausbildung und <strong>der</strong> Präferenz bestimmter physischer Merkmale zugrunde liegen.<br />
Hier interessieren vorwiegend die universellen Mechanismen in Form von Adaptationen, we-<br />
niger die kulturellen Unterschiede. Das bedeutet jedoch <strong>nicht</strong>, dass ökologische und umwelt-<br />
bedingte Variationen außer Acht gelassen werden; vielmehr wird hier ebenso unter funktio-<br />
nellen Gesichtspunkten analysiert.<br />
Eine Gemeinsamkeit unter allen Kulturen bildet die Tatsache, dass zu je<strong>der</strong> Zeit eine<br />
Vielfalt an Praktiken zur Erhöhung physischer Attraktivität verwendet wurde (Darwin, 1871),<br />
und dass im zunehmenden Ausmaß we<strong>der</strong> Kosten noch Mühen gescheut werden, um das äu-<br />
ßerliche Erscheinungsbild zu verbessern. Rund 400.000 Schönheitsoperationen wurden, nach<br />
Schätzungen <strong>der</strong> Gesellschaft für ästhetische Chirurgie Deutschland e.V. (2007), im Jahr 2006<br />
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