Hochattraktiv oder nur nicht unattraktiv: Was zählt bei der ...
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Theorie<br />
Grammer, Fink, Møller und Manning (2005) kritisierten den Review-Artikel von Weeden und<br />
Sabini hinsichtlich ihrer ausgewählten Studien. Die Auswahl sei unvollständig und hinterlasse<br />
ein inakkurates Bild; viele relevante Artikel aus Fachmagazinen seien unberücksichtigt<br />
geblieben. Weiterhin betonten Grammer et al., dass einzelne Merkmale, isoliert betrachtet in<br />
Bezug zu Attraktivität und Gesundheit, den Wahrnehmungsprozess simplifizieren und <strong>nur</strong><br />
eingeschränkt Interpretationen zulassen. Es bestünde eine Überlappung zwischen einigen<br />
physischen Merkmalen, welche die Gesamtattraktivität eines Menschen ausmachen. Somit sei<br />
eine Summierung <strong>der</strong> Effektgrößen für n Dimensionen in einem Raum mit richtungshomoge-<br />
nen „Schönheitsvektoren“ verschiedener Länge <strong>der</strong> aussagekräftigere Ansatz. Schlussendlich<br />
bemängelten Grammer und Kollegen, dass beson<strong>der</strong>s Merkmale wie die fluktuierende Asym-<br />
metrie in westlichen Kulturen, welche ausschließlich im Review-Artikel von Weeden und<br />
Sabini analysiert wurden, weitaus weniger aufschlussreich im Hinblick auf die Gesundheit<br />
seien als in Kulturen, in denen die Parasitengefahr noch eine Rolle spielt. Die FA als Indikator<br />
für eine Schädigung des Individuums durch Umweltstress (Parasiten, Nahrungsknappheit) ist<br />
gewiss in traditionellen Kulturen ein robustes Signal für Gesundheit und daher robuster Prä-<br />
diktor für die Attraktivitätseinschätzung. Diese Kulturen wurden aber <strong>nicht</strong> in die Analyse mit<br />
einbezogen.<br />
2.3 Unterschiedliche Schönheitsstandards in verschiedenen Kulturen<br />
Bereits Charles Darwin dokumentierte in seinem Werk „The descent of man, and selection in<br />
relation to sex“ (1871) die Beobachtung aus seinen Studien, vor allem durch Befragung von<br />
Ethnographen und Missionaren, dass in unterschiedlichen Kulturen sehr variable Schönheits-<br />
standards vorherrschten. Ford und Beach (1951) haben in einer Re-Analyse <strong>der</strong> verfügbaren<br />
anthropologischen Literatur sehr große Unterschiede zwischen Kulturen in Partnerpräferenzen<br />
bezüglich des Körpergewichts, Brustgröße, Hüftform und weiterer Körpermerkmale gefun-<br />
den, woraus sie folgerten, das Kultur den weitaus größeren Einfluss haben müsse als die A-<br />
daptationen. Noch heute gehen einige Forscher von <strong>der</strong> Determinierung <strong>der</strong> Attraktivitäts-<br />
standards durch die Gesellschaft aus (Crogan, 1999). Crogan betont, dass eine Variabilität von<br />
Schönheitsstandards kultur- und geschichtsübergreifend zu beobachten ist. Sie berichtet von<br />
Studienergebnissen, welche eine positivere Sichtweise auf übergewichtige Frauen <strong>bei</strong> afro-<br />
amerikanischen Befragten zeigten, die diese für sexuell attraktiver hielten als weiße befragte<br />
Amerikaner. Thompson, Corwin und Sargent (1997) befragten 9jährige hinsichtlich ihres<br />
Körperideals (Zielpersonen: selbst, gegengeschlechtlich gleichaltrig, gleichgeschlechtlich<br />
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