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Verschwendung - repOSitorium - Universität Osnabrück

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<strong>Verschwendung</strong> – Philosophie, Soziologie und Ökonomie des Überflusses<br />

kelte System der totalen Leistung im Sinne von Mauss wieder. Mauss weist den<br />

Potlatsch in seinem Buch ‚Die Gabe’ in nahezu allen archaischen Gesellschaften<br />

nach. Herausragend in diesem Zusammenhang sind die Untersuchungen von Bro-<br />

nislaw Malinowski, der an Hand des so genannten Kula in Melanesien die Ursa-<br />

chen und Wirkungen des Potlatsch in sehr anschaulicher Weise beschreibt.<br />

2.3.1 Der Kula<br />

Malinowski untersuchte in seiner Studie die Gewohnheiten der Bewohner auf den<br />

Antipoden Inseln. Er bezeichnet in seinem Buch die Bewohner als Argonauten,<br />

was auf die herausragenden Schifffahrtskünste der Bewohner zurückzuführen ist.<br />

Es existierte ein lebhafter Handel zwischen den Inseln. Zudem gab es eine Mytho-<br />

logie aus Gefahren und harten Prüfungen bezüglich Überseeexpeditionen, die die<br />

Bewohner als kühne Seefahrer erscheinen lässt. Malinowski untersucht allerdings<br />

im Speziellen das ausgeklügelte Handelssystem, das sich mit der Zeit etabliert hat<br />

und den Namen Kula trägt. Malinowski bietet bewusst keine Übersetzung für das<br />

Wort Kula an. 54<br />

Malinowski bezeichnet den Handel, der sich im Übrigen sogar bis zu der Südkü-<br />

ste Neuguineas erstreckte, zwischen den Bewohnern der einzelnen Inseln als Ku-<br />

la-Ring. Dies hat den Hintergrund, dass die festliche Form dieses Tauschhandels<br />

in einer Art geschlossenem Kreislauf vollzogen wird. Alle Inselstämme sind glei-<br />

chermaßen einbezogen. Ebenso können sich deren Wertgegenstände und Nah-<br />

rungsmittel sowie alle Feste und Dienstleistungen diesem Tauschring nicht ent-<br />

ziehen. Des Weiteren sind alle voran beschriebene Dinge in einer gleichmäßigen<br />

Bewegung in die Zeremonie räumlich und zeitlich eingegliedert. 55<br />

Unter keinen Umständen zu verwechseln ist der Kula mit dem Gimwali, der letzt-<br />

lich genau durch das Gegenteil gekennzeichnet ist, was den Kula ausmacht. Der<br />

Gimwali ist ein einfacher Austausch nützlicher Dinge. Dieser Austausch findet<br />

nicht zeremoniell statt, sondern auf dafür vorgesehenen Märkten, auf denen bitter<br />

um jedes bisschen gefeilscht wird. Der Kula hingegen gilt nicht als Empfang nütz-<br />

54 Vgl. Malinowski, B., Argonauts, 1922.<br />

55 Vgl. Mauss, M., Gabe, 1925, S. 50-61.<br />

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