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Verschwendung - repOSitorium - Universität Osnabrück

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<strong>Verschwendung</strong> – Philosophie, Soziologie und Ökonomie des Überflusses<br />

schenkt. Die Mwali werden jeweils von Ost nach West gereicht und die Soulvana<br />

von West nach Ost. Dadurch ergibt sich ein Geschenksystem in Form eines ge-<br />

schlossenen Ringes. Das System funktioniert deswegen, weil jedes Volk minde-<br />

stens zwei Partner hat, mit denen sie tauschen dürfen. Der eine Partner ist dabei<br />

im Westen, der dann das Mwali erhält. Der andere Partner ist im Osten, der folg-<br />

lich das Soulvana bekommt. Wesentlich dabei ist, dass die Geschenke beständig<br />

strömen. Die Halsketten folgen dementsprechend dem Uhrzeigersinn und die<br />

Armreifen gehen die andere Richtung. Der Kula läuft stets fort. Das heißt, dass<br />

mit einem Geschenk und einem Gegengeschenk der Kula nicht beendet ist. Es<br />

gibt eine vorherrschende Regel, die besagt: „Einmal Kula immer im Kula.“ 58 Jede<br />

Mwali und Soulvana wird jedes Mal weitergereicht. Keine Mwali und Soulvana<br />

bleibt über längere Zeit an einem Ort. 59<br />

Bezeichnend für das oben beschriebene Phänomen des Kula-Ring-Handels ist der<br />

immer und jederzeit vorhandene Tausch unter den Völkern. Diese Handlungswei-<br />

sen bestätigen den Kula als Gabenphänomen im Sinne von Mauss. Der Kula exi-<br />

stiert sowohl unter Individuen als auch unter den gesamten Völkern. Jedes Indivi-<br />

duum tauscht untereinander; jedes Volk tauscht untereinander. Wenn nun die<br />

Grundbedingungen der totalen Leistung nach Mauss herangezogen werden, so<br />

werden diese im Kula exakt erfüllt. Der Kula ist durch Feste und Rituale gekenn-<br />

zeichnet. Die Hintergründe sind mythisch und religiös bedingt. Soziale Verbin-<br />

dungen werden durch den Kula geknüpft und erneuert. Der Kula hat strenge Re-<br />

geln und Verpflichtungen. So stellt Mauss fest, dass es niemandem frei steht, ein<br />

Geschenk abzulehnen. Im Schenken versuchen sich alle Individuen gegenseitig zu<br />

übertreffen. Die Wertigkeit der Geschenke und damit die gezeigte Großzügigkeit<br />

sollen möglichst hoch sein und immer erweitert werden. Der Kula hat somit ge-<br />

sellschaftsbegründenden und -aufrechterhaltenden Charakter, ohne den die Exi-<br />

stenz der Gemeinschaft bedroht wäre. 60<br />

Das fortlaufende Geben und Nehmen muss also gewährleistet bleiben. Um diese<br />

Gewährleistung sicher zu stellen, gibt es das so genannte Basi. Das Basi dient<br />

58 Vgl. Malinowski, B., Argonauts, 1922 S. 115.<br />

59 Vgl. Malinowski, B., Argonauts, 1922 S. 115-126.<br />

60 Vgl. Mauss, M., Gabe, 1925, S. 51.<br />

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