JAHRBUCH
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STRUKTUR<br />
KLEINE PARTIKEL GROSS IM EINSATZ<br />
Wirbelschichtforschung an der OvGU<br />
pROZeSSMODeLL<br />
MOnITORInG<br />
Partikelbildende Wirbelschichtprozesse sind in der<br />
Chemie, Lebensmittelindustrie und Pharmazie von<br />
großer Bedeutung. Forschung in der Wirbelschicht-<br />
technik ist deswegen hochaktuell, weil die deutsche<br />
und europäische Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
nur durch maßgeschneiderte Apparate<br />
und Prozesse zur wirtschaftlich effizienten und<br />
umweltschonenden Herstellung von hochwertigen<br />
partikulären Produkten mit gezielt einstellbaren Eigenschaften<br />
wahren und ausbauen kann. Ein grundsätzliches<br />
wissenschaftliches Verständnis darüber,<br />
wie die Gestaltung des Wirbelschichtapparates,<br />
Materialeigenschaften und Betriebsbedingungen<br />
die Struktur und die Eigenschaften der partikulären<br />
Produkte beeinflussen, steht daher im Zentrum der<br />
Forschungsaktivitäten in Magdeburg. Wesentliche<br />
Aspekte dabei sind:<br />
• Die erstmalig in Magdeburg implementierte<br />
Kopplung mit der Trocknung. Es ist dadurch<br />
möglich, einerseits den Einfluss thermischer<br />
Betriebsparameter auf die Kinetik der Partikelbildung<br />
zu erfassen sowie, andererseits, Bildung<br />
und Struktur der festen Phase auf mikroskopischer<br />
Ebene zu studieren.<br />
AppARAT MATeRIAL BeTRIeBSBeDInGUnGen<br />
online<br />
online<br />
pARTIKeLeIGenSCHAFTen<br />
• Die für Sprühwirbelschichten ebenso erstmalig<br />
in Magdeburg entwickelte Nutzung von diskreten<br />
Modellen, sogenannten Monte-Carlo-Simulationen.<br />
Monte-Carlo-Simulationen verfolgen alle<br />
zur Partikelbildung führenden Mikroprozesse an<br />
einer relativ kleinen Anzahl von Teilchen, die somit<br />
das Verhalten eines großen Partikelsystems<br />
realitätsnahe abbildet.<br />
• Die Untersuchung der Partikelbewegung und der<br />
Zonenbildung (Sprühzone, Trocknungszone) in<br />
Sprühwirbelschichten, sowohl mit experimentellen<br />
Methoden wie auch durch Strömungssimulation.<br />
• Die Anwendung und Entwicklung moderner<br />
Messtechniken zur überwachung der dynamischen<br />
Veränderung von Partikeleigenschaften<br />
in Wirbelschichten, wie auch zur eingehenden<br />
Charakterisierung des Produktes nach seiner<br />
Herstellung (z. B. die in Magdeburg erstmalig<br />
durchgeführte mikrotomographische Bestimmung<br />
sogenannter morphologischer Deskriptoren für<br />
Agglomerate).<br />
• Die Entwicklung modellbasierter Prozessführungsstrategien<br />
für die Erzeugung strukturierter partikulärer<br />
Produkte mit definierten Eigenschaften.<br />
GeWÜnSCHTe<br />
pRODUKTeIGenSCHAFTen<br />
Konzeptschema der Wirbel-<br />
schichtforschung in Magdeburg<br />
Einige der in Magdeburg<br />
mit der Wirbelschicht- und<br />
Trocknungstechnik befassten<br />
Forscher<br />
82 <strong>JAHRBUCH</strong> 2012 <strong>JAHRBUCH</strong> 2012 83<br />
WAS GEnAU IST EInE WIRBELSCHICHT?<br />
Wird eine Partikelschicht mithilfe eines Gases in Schwebe gehalten, so spricht man von einer Wir-<br />
vernetzte Forschung<br />
Partikelbildende Wirbelschichtprozesse werden an<br />
der Universität Magdeburg vorwiegend am Lehrstuhl<br />
für Thermische Verfahrenstechnik durch Prof.<br />
Dr.-Ing. Evangelos Tsotsas und Prof. Dr.-Ing. Mirko<br />
Peglow untersucht. Dies geschieht im Rahmen von<br />
Leuchtturmprojekten des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung, wie der Nachwuchsforschungsgruppe<br />
NaWiTec, den Wachstumskern<br />
WIGRATEC und deren Nachfolgevorhaben, wird<br />
aber auch von einer Reihe weiterer Projekte ergänzt<br />
und flankiert – u. a. vom Graduiertenkolleg „Mikro-<br />
Makro-Wechselwirkungen“ sowie von Einzelprojekten<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft, von der<br />
Industriellen Gemeinschaftsforschung, der Personenförderung<br />
durch den Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienst und die Alexander-von-Humboldt-<br />
Stiftung. Es besteht eine enge Verbindung zur<br />
FORSCHUNG /<br />
WIRBELSCHICHTTECHNIK<br />
belschicht. Wirbelschichten können als Trockner oder Reaktoren zur energetischen Verwertung von<br />
biogenen Brennstoffen verwendet werden, man kann aber auch eine Lösung oder Suspension auf die<br />
verwirbelten Partikel sprühen, um sie zu Produkten mit hochwertigen Gebrauchseigenschaften umzuwandeln:<br />
So können nach Verdampfung des Lösungsmittels und Bildung einer festen Phase die Partikel<br />
wachsen (Granulation), mit dünnen Funktions- oder Schutzschichten überzogen werden (Coating) oder<br />
über Feststoffbrücken größere Aggregate bilden (Agglomeration).<br />
Arbeitsgruppe „Trocknungstechnik und Porennetzwerkmodelle“<br />
des Lehrstuhls sowie zu Prof. Dr.-Ing.<br />
Lothar Mörl, der seit etwa 1970 die Wirbelschichttechnik<br />
in Magdeburg etablierte. Wesentliche regionale<br />
Industriepartner sind die Pergande Gruppe in<br />
Weißandt-Gölzau, die Glatt Ingenieurtechnik GmbH<br />
in Weimar sowie die Anhaltinische Verfahrensund<br />
Anlagentechnik GmbH in Magdeburg. Darüber<br />
hinaus bestehen Kooperationen und Kontakte mit<br />
vielen weiteren Unternehmen, von der kleinen<br />
spezialisierten Firma bis zum weltweit agierenden<br />
Konzern.<br />
Die mit der Wirbelschichttechnik befassten Forscher<br />
veröffentlichen circa 25 Kongress- und Journalpublikationen<br />
im Jahr, letztere in den international<br />
führenden einschlägigen Zeitschriften, wie z. B.<br />
American Institute of Chemical Engineering Journal,<br />
Chemical Engineering Science, Powder Technology.