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ein Universalist der Klassischen Philologie - Frommann-Holzboog

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Friedrich Jacobs – <strong>ein</strong> <strong>Universalist</strong><br />

jetzt <strong>der</strong> Staat – teils von den Kirchen, teils von den Kommunen – die Regie in<br />

allen Bildungsangelegenheiten. Zweitens avancierten – anstelle <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Aufklärung<br />

entthronten Theologie – die Philosophie sowie die neu konstituierte<br />

Altertumswissenschaft zu den Leitdisziplinen <strong>der</strong> Universität, so daß dort von<br />

<strong>der</strong> Theologie emanzipierte Lehrer, Philologen im soeben angedeuteten Sinne,<br />

ausgebildet werden konnten. Und drittens bekam das Gymnasium, die Nachfolg<strong>ein</strong>stitution<br />

<strong>der</strong> alten Lat<strong>ein</strong>schule, die Aufgabe zugewiesen, den künftigen<br />

Akademikern <strong>ein</strong>e Allgem<strong>ein</strong>bildung zu vermitteln, die sich hauptsächlich auf<br />

das Studium des Altertums und <strong>der</strong> alten Sprachen gründete.<br />

Als Christian Friedrich Wilhelm Jacobs, am 6. Oktober 1764 in Gotha geboren,<br />

mit zwölf Jahren das heimatliche Gymnasium zu besuchen begann, steckten<br />

die erwähnten Entwicklungen noch in ihren Anfängen. Einzelne Schulmänner<br />

bemühten sich damals, den höheren Unterricht wie<strong>der</strong> auf den Stand zu bringen,<br />

den er in <strong>der</strong> Reformationszeit innegehabt hatte; <strong>ein</strong>zelne Professoren waren bestrebt,<br />

<strong>der</strong> Überlieferung vom Altertum <strong>ein</strong>e unanfechtbare wissenschaftliche<br />

Grundlage zu geben. Jacobs hatte das Glück, in diese Zusammenhänge hin<strong>ein</strong>geboren<br />

zu werden. Einer s<strong>ein</strong>er gothaischen Lehrer, Geißler, war <strong>ein</strong> Schüler<br />

von Johann August Ernesti in Leipzig, <strong>ein</strong>em Wegbereiter des Neuhumanismus,<br />

und das wichtigste Jahr s<strong>ein</strong>es Studiums, 1784/85, verbrachte er in Göttingen, zu<br />

Füßen von Christian Gottlob Heyne. Der aber galt damals als Deutschlands erste<br />

Adresse für Altertumswissenschaft und Allgem<strong>ein</strong>bildung; zu ihm wäre Goethe<br />

gegangen, wenn ihn s<strong>ein</strong> Vater nicht nach Leipzig geschickt hätte, und s<strong>ein</strong>en<br />

Vorlesungen ist wenige Jahre nach Jacobs Wilhelm von Humboldt gefolgt.<br />

Daß Jacobs zunächst in Jena Theologie und dann erst, während s<strong>ein</strong>er Göttinger<br />

Zeit, <strong>Philologie</strong> studiert hat, entspricht exakt dem damals erreichten Entwicklungsstande:<br />

In Halle zog das Philologische Seminar von Friedrich August<br />

Wolf, ebenfalls <strong>ein</strong>em Heyne-Schüler, seit 1783 hauptsächlich künftige Lehrer<br />

heran. Jacobs lebte im Horizont all <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen, die damals den Neuhumanismus<br />

zur herrschenden Doktrin im höheren Schulwesen des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

erhoben: Er war Zeitgenosse <strong>der</strong> Weimarer Klassik und <strong>der</strong> dort propagierten<br />

Bildungsidee, und er konnte verfolgen, wie Humboldt und s<strong>ein</strong>e Helfer<br />

in Preußen dem Bildungswesen die neue, für ganz Deutschland, ja für große Teile<br />

Europas maßgebliche Form gaben.<br />

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