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ein Universalist der Klassischen Philologie - Frommann-Holzboog

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Jacobs gehörte nicht zu den Planern und Gestaltern des entstehenden Bildungssystems.<br />

Er hatte zwar während s<strong>ein</strong>er Schulzeit den prägenden Einfluß von Lessings,<br />

Her<strong>der</strong>s und Winckelmanns Schriften erfahren, es hat ihn jedoch später<br />

offenbar nur selten ins etwa fünfzig Kilometer von Gotha entfernte Weimar gezogen<br />

– s<strong>ein</strong>e Autobiographie weiß nichts von Kontakten mit den dortigen Größen.<br />

Immerhin hat er als überzeugter Humanist und Philhellene von Anfang an<br />

in dem Hause gewohnt, das rings um ihn errichtet wurde. Und <strong>ein</strong>mal sah es so<br />

aus, als sei er bestimmt, selbst beim Aufbau mitzuwirken. Er zählte zu denen,<br />

die – wie Hegel, Schelling und an<strong>der</strong>e – von dem tüchtigen König Maximilian IV.<br />

Joseph, vom Norden ins zurückgebliebene Bayern berufen wurden. Er kam<br />

gegen Ende des Jahres 1807 nach München, trat s<strong>ein</strong>e Ämter als Schulmann und<br />

Akademie-Mitglied an, hielt <strong>ein</strong>ige glänzende Reden und kehrte drei Jahre darauf,<br />

von allerlei Intrigen, die man gegen ihn ins Werk gesetzt hatte, angewi<strong>der</strong>t, in den<br />

sicheren Hafen s<strong>ein</strong>er Heimatstadt zurück. Er beschied sich von nun an mit dem<br />

Posten <strong>ein</strong>es Bibliothekars und Münzkabinett-Direktors; Rufe auf Lehrstühle in<br />

Berlin und Göttingen wurden abgelehnt.<br />

II<br />

Jacobs sei uns Heutigen weit entrückt, wurde zu Beginn gesagt. Das Gebäude, in<br />

dem er lebte und wirkte, ist im Lauf des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts abgetragen worden. Der<br />

aus <strong>der</strong> Goethezeit überkommene Griechenglaube und <strong>der</strong> Kanon <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Allgem<strong>ein</strong>bildung haben auch im Gymnasium <strong>ein</strong>em immer weiter verzweigten<br />

Spezialistentum weichen müssen, und die alten Sprachen, die <strong>ein</strong>st mit<br />

etwa <strong>der</strong> Hälfte aller verfügbaren Unterrichtsstunden die wichtigsten Fächer<br />

waren, werden jetzt, wenn überhaupt, nur noch in bescheidenem Umfang gelehrt.<br />

Daher ist <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> zahlreichen Schriften, die Jacobs während s<strong>ein</strong>es<br />

langen Lebens verfaßt hat (er starb am 30. März 1847 zweiundachtzigjährig<br />

in s<strong>ein</strong>er Heimatstadt), nur noch für geistes- und wissenschaftsgeschichtliche<br />

Studien von Belang; es kommt hinzu, daß er nicht zu den ganz wenigen gehörte,<br />

die – wie etwa Humboldt o<strong>der</strong> Wolf – als Wegbereiter <strong>ein</strong>er Epoche unsere beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit verdienen.<br />

91<br />

Manfred Fuhrmann

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