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Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische ...

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Gottlob Frege – <strong>Die</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Arithmetik</strong> - 26<br />

Psychologie. Das ist sie so wenig, wie etwa die Astronomie es ist. Wie sich diese nicht mit den<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Planeten, son<strong>der</strong>n mit den Planeten selbst beschäftigt, so ist auch <strong>der</strong><br />

Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Arithmetik</strong> keine Vorstellung. Wäre die Zwei eine Vorstellung, so wäre es<br />

zunächst nur die meine. <strong>Die</strong> Vorstellung eines An<strong>der</strong>n ist schon als solche eine an<strong>der</strong>e. Wir hätten<br />

dann vielleicht viele Millionen Zweien. Man müsste sagen: meine Zwei, deine Zwei, eine Zwei, alle<br />

Zweien. Wenn man latente o<strong>der</strong> unbewusste Vorstellungen annimmt, so hätte man auch<br />

unbewusste Zweien, die dann später wie<strong>der</strong> bewusste würden. Mit den heranwachsenden<br />

Menschen entständen immer neue Zweien, und wer weiss, ob sie sich nicht in Jahrtausenden so<br />

verän<strong>der</strong>ten, dass 2x2=5 würde. Trotzdem wäre es zweifelhaft, ob es, wie man gewöhnlich meint,<br />

unendlich viele Zahlen gäbe. Vielleicht wäre 10 10 nur ein leeres Zeichen, und es gäbe gar keine<br />

Vorstellung, in irgendeinem Wesen, die so benannt werden könnte.<br />

Wir sehen, zu welchen. Wun<strong>der</strong>lichkeiten es führt, wenn man den Gedanken etwas weiter<br />

ausspinnt, dass die Zahl eine Vorstellung sei. Und wir kommen zu dem Schlusse, dass die Zahl<br />

we<strong>der</strong> räumlich und physikalisch ist, wie Mills Haufen von Kieselsteinen und Pfeffernüssen, noch<br />

auch subjectiv wie die Vorstellungen, son<strong>der</strong>n unsinnlich und objectiv. Der Grund <strong>der</strong> Objectivität<br />

kann ja nicht in dem Sinneseindrucke liegen, <strong>der</strong> als Affection unserer Seele ganz subjectiv ist,<br />

son<strong>der</strong>n, soweit ich sehe, nur in <strong>der</strong> Vernunft.<br />

Es wäre wun<strong>der</strong>bar, wenn die allerexacteste Wissenschaft sich auf die noch zu unsicher<br />

tastende Psychologie stützen sollte.<br />

<strong>Die</strong> Anzahl als Menge.<br />

§ 28. Thomaes Namengebung.<br />

Einige Schriftsteller erklären die Anzahl als eine Menge, Vielheit o<strong>der</strong> Mehrheit. Ein<br />

Uebelstand besteht hierbei darin, dass die Zahlen 0 und 1 von dem Begriffe ausgeschlossen<br />

werden. Jene Ausdrücke sind recht unbestimmt: bald nähern sie sich mehr <strong>der</strong> Bedeutung von<br />

„Haufe“, „Gruppe“, „Aggregat“ - wobei an ein räumliches Zusammensein gedacht wird - bald<br />

werden sie fast gleichbedeutend mit „Anzahl“ gebraucht, nur unbestimmter. <strong>Eine</strong><br />

Auseinan<strong>der</strong>legung des Begriffes <strong>der</strong> Anzahl kann darum in eitler solchen Erklärung nicht<br />

gefunden werden. Thomae 47 verlangt zur Bildung <strong>der</strong> Zahl, dass verschiedenen Objectenmengen<br />

verschiedene Namen gegeben werden. Damit ist offenbar eine schärfere Bestimmung jener<br />

Objectenmengen gemeint, für welche die Namengebung nur das äussere Zeichen ist. Welcher Art<br />

nun diese Bestimmung, sei, das ist die Frage. Es würde offenbar die Idee <strong>der</strong> Zahl nicht entstehen,<br />

wenn man für „3 Sterne“, „3 Finger“, „7 Sterne“ Namen einführen wollte, in denen keine<br />

gemeinsamen Bestandtheile erkennbar wären. Es kommt nicht darauf an, dass überhaupt Namen<br />

gegeben werden, son<strong>der</strong>n dass für sich bezeichnet werde, was Zahl daran ist. Dazu ist nöthig, dass<br />

es in seiner Beson<strong>der</strong>heit erkannt sei.<br />

zutreffen, wenn er unter Vorstellung eine objective Idee verstehen wollte; aber welcher<br />

Unterschied wäre dann zwischen <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Stelle und <strong>der</strong> Stelle selbst?<br />

<strong>Die</strong> Vorstellung im subjectiven Sinne ist das, worauf sich die psycho<strong>logisch</strong>en Associationsgesetze<br />

beziehen; sie ist von sinnlicher, bildhafter Beschaffenheit. <strong>Die</strong> Vorstellung im objectiven Sinne<br />

gehört <strong>der</strong> Logik an und ist wesentlich unsinnlich, obwohl das Wort, welches eine objective<br />

Vorstellung bedeutet, oft auch eine subjective mit sich führt, die jedoch nicht seine Bedeutung ist.<br />

<strong>Die</strong> subjective Vorstellung ist oft nachweisbar verschieden in verschiedenen Menschen, die<br />

objective für alle dieselbe. <strong>Die</strong> objectiven Vorstellungen kann man eintheilen in Gegenstände und<br />

Begriffe. Ich werde, um Verwirrung zu vermeiden, „Vorstellung“ nur im subjectiven Sinne<br />

gebrauchen. Dadurch, dass Kant mit diesem Worte beide Bedeutungen verband, hat er seiner<br />

Lehre eine sehr subjective, idealistische Färbung gegeben und das Treffen seiner wahren Meinung<br />

erschwert. <strong>Die</strong> hier gemachte Unterscheidung ist so berechtigt wie die zwischen Psychologie und<br />

Logik. Möchte man diese immer recht streng auseinan<strong>der</strong>halten!<br />

47 Elementare Theorie <strong>der</strong> analytischen Functionen, S. 1.

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