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Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische ...

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Gottlob Frege – <strong>Die</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Arithmetik</strong> - 38<br />

E. Schrö<strong>der</strong> 77 hebt hervor, dass, wenn von Häufigkeit eines Dinges solle gesprochen werden<br />

können, <strong>der</strong> Name dieses Dinges stets ein Gattungsname, ein allmeines Begriffswort (notio<br />

communis) sein müsse: „Sobald man nämlich einen Gegenstand vollständig - mit allen seinen<br />

Eigenschaften und Beziehungen - in's Auge fasst, so wird <strong>der</strong>selbe einzig in <strong>der</strong> Welt dastehen und<br />

seines gleichen nicht weiter haben. Der Name des Gegenstandes wird alsdann den Charakter eines<br />

Eigennamens (nomen proprium) tragen und kann <strong>der</strong> Gegenstand nicht als ein wie<strong>der</strong>holt<br />

vorkommen<strong>der</strong> gedacht werden. <strong>Die</strong>ses gilt aber nicht allein von concreten Gegenständen, es gilt<br />

überhaupt von jedem Dinge, mag dessen Vorstellung auch durch Abstractionen zu Stande<br />

kommen, wofern nur diese Vorstellung solche Elemente in sich schliesst, welche genügen, das<br />

betreffende Ding zu einem völlig bestimmten zu machen… Das letztere“ (Object <strong>der</strong> Zählung zu<br />

werden) „wird bei einem Dinge erst insofern möglich, als man von einigen ihm eigenthümlichen<br />

Merkmalen und Beziehungen, durch die es sich von allen an<strong>der</strong>n Dingen unterscheidet, dabei<br />

absieht o<strong>der</strong> abstrahirt, wodurch dann erst <strong>der</strong> Name des Dinges zu einem auf mehre Dinge<br />

anwendbaren Begriffe wird.“<br />

§ 51. Berichtigung <strong>der</strong>selben.<br />

Das Wahre in dieser Ausführung ist in so schiefe und irreführende Ausdrücke gekleidet, dass<br />

eine Entwirrung und Sichtung geboten ist. Zunächst ist es unpassend. ein allgemeines Begriffswort<br />

Namen eines Dinges zu nennen. Dadurch entsteht <strong>der</strong> Schein, als ob die Zahl Eigenschaft eines<br />

Dinges wäre. Ein allgemeines Begriffswort bezeichnet eben einen Begriff. Nur mit dem<br />

bestimmten Artikel o<strong>der</strong> einem Demonstrativpronomen gilt es als Eigenname eines Dinges, hört<br />

aber damit auf, als Begriffswort zu gelten. Der Name eines Dinges ist ein Eigenname. Ein<br />

Gegenstand kommt nicht wie<strong>der</strong>holt vor, son<strong>der</strong>n mehre Gegenstände fallen unter einen Begriff.<br />

Dass ein Begriff nicht mir durch Abstraction von den Dingen erhalten wird, die unter ihn fallen, ist<br />

schon Spinoza gegenüber bemerkt. Hier füge ich hinzu, dass ein Begriff dadurch nicht aufhört,<br />

Begriff zu sein, dass nur ein einziges Ding unter ihn fällt, welches demnach völlig durch ihn<br />

bestimmt ist. <strong>Eine</strong>m solchen Begriffe (z. B. Begleiter <strong>der</strong> Erde) kommt eben die Zahl 1 zu, die in<br />

demselben Sinne Zahl ist wie 2 und 3. Bei einem Begriffe fragt es sich immer, ob etwas und was<br />

etwa unter ihn falle. Bei einem Eigennamen sind solche Fragen sinnlos. Man darf sich nicht<br />

dadurch täuschen lassen, dass die Sprache einen Eigennamen, z. B. Mond, als Begriffswort<br />

verwendet und umgekehrt; <strong>der</strong> Unterschied bleibt trotzdem bestehen. Sobald ein Wort mit dem<br />

unbestimmten Artikel o<strong>der</strong> im Plural ohne Artikel gebraucht wird, ist es Begriffswort.<br />

§ 52. Bestätigung in einem deutschen Sprachgebrauche.<br />

<strong>Eine</strong> weitere Bestätigung für die Ansicht, dass die Zahl Begriffen beigelegt wird, kann in dem<br />

deutschen Sprachgebrauche gefunden werden, dass man zehn Mann, vier Mark, drei Fass sagt. Der<br />

Singular mag hier andeuten, dass <strong>der</strong> Begriff gemeint ist, nicht das Ding. Der Vorzug dieser<br />

Ausdrucksweise tritt beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Zahl 0 hervor. Sonst freilich legt die Sprache den<br />

Gegenständen, nicht dem Begriffe Zahl bei: man sagt „Zahl <strong>der</strong> Ballen“ wie man „Gewicht <strong>der</strong><br />

Ballen“ sagt. So spricht man scheinbar von Gegenständen, während man in Wahrheit von einem<br />

Begriffe etwas aussagen will. <strong>Die</strong>ser Sprachgebrauch ist verwirrend. Der Ausdruck „vier edle<br />

Rosse“ erweckt den Schein, als ob „vier“ den Begriff „edles Ross“ ebenso wie „edel“ den Begriff<br />

„Ross“ näher bestimme. Jedoch ist nur „edel“ ein solches Merkmal; durch das Wort „vier“ sagen<br />

wir etwas von einem Begriffe aus.<br />

§ 53. Unterschied zwischen Merkmalen und Eigenschaften eines Begriffes. Existenz und Zahl.<br />

Unter Eigenschaften, die von einem Begriffe ausgesagt werden, verstehe ich, natürlith nicht<br />

die Merkmale, die den Begriff zusammensetzen. <strong>Die</strong>se sind Eigenschaften <strong>der</strong> Dinge, die unter den<br />

Begriff fallen, nicht des Begriffes. So ist „rechtwinklig“ nicht eine Eigenschaft des Begriffes<br />

„rechtwinkliges Dreieck“; aber <strong>der</strong> Satz, dass es kein rechtwinkliges, geradliniges, gleichseitiges<br />

Dreieck gebe, spricht eine Eigenschaft des Begriffes „rechtwinkliges, geradliniges, gleichseitiges<br />

Dreieck“ aus; diesem wird die Nullzahl beigelegt.<br />

77 A. a. O. S. 6.

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