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Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische ...

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Gottlob Frege – <strong>Die</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Arithmetik</strong> - 30<br />

absieht, durch welche sich die Dinge unterscheiden“, so bleibt nicht, wie Lipschitz meint, „<strong>der</strong><br />

Begriff <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> betrachteten Dinge“ zurück, son<strong>der</strong>n man erhält einen allgemeinen Begriff,<br />

unter den jene Dinge fallen. <strong>Die</strong>se selbst verlieren dadurch nichts von ihren Beson<strong>der</strong>heiten. Wenn<br />

ich z. B. bei <strong>der</strong> Betrachtung einer weissen und einer schwarzen Katze von den Eigenschaften<br />

absehe, durch die sie sich unterscheiden, so erhalte ich etwa den Begriff „Katze“. Wenn ich nun<br />

auch beide unter diesen Begriff bringe und sie etwa Einheiten nenne, so bleibt die weisse doch<br />

immer weiss und die schwarze schwarz. Auch dadurch, dass ich an die Farben nicht denke o<strong>der</strong><br />

mir vornehme, keine Schlüsse ans <strong>der</strong>en Verschiedenheit zu ziehen, werden die Katzen nicht<br />

farblos und bleiben ebenso verschieden, wie sie waren. Der Begriff „Katze“ <strong>der</strong> durch die<br />

Abstraction gewonnen ist, enthält zwar die Beson<strong>der</strong>heiten, nicht mehr, ist aber eben dadurch nur<br />

<strong>Eine</strong>r.<br />

§ 35. <strong>Die</strong> Verschiedenheit ist sogar nothwendig, wenn von Mehrheit die Rede sein soll. Descartes.<br />

B. Schrö<strong>der</strong>. St. Jevons.<br />

Durch blos begriffliche Verfahrungsweisen gelingt es nicht, verschiedene Dinge gleich zu<br />

machen; gelänge es aber, so hätte man nicht mehr Dinge, son<strong>der</strong>n nur Ein Ding; denn, wie<br />

Descartes 61 sagt, die Zahl - besser: die Mehrzahl - in den Dingen entspringt aus <strong>der</strong>en<br />

Unterscheidung. B. Schrö<strong>der</strong> 62 behauptet mit Recht: „<strong>Die</strong> Anfor<strong>der</strong>ung Dinge zu zählen kann<br />

vernünftiger Weise nur gestellt werden, wo solche Gegenstände vorliegen, welche deutlich von<br />

einan<strong>der</strong> unterscheidbar z. B. räumlich und zeitlich getrennt und gegen einan<strong>der</strong> abgegrenzt<br />

erscheinen.“ In <strong>der</strong> That, erschwert zuweilen die zu grosse Aehnlichkeit z. B. <strong>der</strong> Stäbe eines<br />

Gitters die Zählung. Mit beson<strong>der</strong>er Schärfe drückt sich W. Stanley Jevons 63 in diesem Sinne aus:<br />

„Zahl ist nur ein andrer Name für Verschiedenheit. Genaue Identität ist Einheit, und mit<br />

Verschiedenheit entsteht Mehrheit. Und weiter (S. 157): „Es ist oft gesagt, dass Einheiten<br />

Einheiten sind, insofern sie einan<strong>der</strong> vollkommen gleichen; aber, obwohl sie in einigen<br />

Rücksichten vollkommen gleich sein mögen, müssen sie mindestens in <strong>Eine</strong>m Punkte verschieden<br />

sein; sonst wäre <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Mehrheit auf sie unanwendbar. Wenn drei Münzen, so gleich<br />

wären, dass sie denselben Raum zu <strong>der</strong>selben Zeit einnähmen, so wären sie nicht drei Münzen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>Eine</strong> Münze.“<br />

§ 36. <strong>Die</strong> Ansicht von <strong>der</strong> Verbehiedenheit <strong>der</strong> Einheiten stösst auch auf Schwierigkeiten.<br />

Verschiedene Einsen bei St. Jevons.<br />

Aber es zeigt sich bald, dass die Ansicht von <strong>der</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Einheiten auf neue<br />

Schwierigkeiten stösst. Jevons erklärt. „<strong>Eine</strong> Einheit (unit) ist irgendein Gegenstand des Denkens,<br />

<strong>der</strong> von irgendeinem an<strong>der</strong>n Gegenstande unterschieden werden kann, <strong>der</strong> als Einheit in <strong>der</strong>selben<br />

Aufgabe behandelt wird.“ Hier ist Einheit durch sich selbst erklärt und <strong>der</strong> Zusatz „<strong>der</strong> von<br />

irgendeinem an<strong>der</strong>n Gegenstande unterschieden werden kann“ enthält keine nähere Bestimmung,<br />

weil er selbstverständlich ist. Wir nennen den Gegenstand eben nur darum einen an<strong>der</strong>n, weil wir<br />

ihn vom ersten unterscheiden können. Jevons 64 sagt ferner: "Wenn ich das Symbol 5 schreibe,<br />

meine ich eigentlich<br />

1+1+1+1+1<br />

und es ist vollkommen klar, dass jede dieser Einheiten von je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n verschieden ist. Wenn<br />

erfor<strong>der</strong>lich, kann ich sie so bezeichnen:<br />

1+1’+1’’+1’’’+1’’’’+1’’’’’.“<br />

Gewiss ist es erfor<strong>der</strong>lich, sie verschieden zu bezeichnen, wenn sie verschieden sind; sonst würde<br />

ja die grösste Verwirrung entstehen. Wenn schon die verschiedene Stelle, an <strong>der</strong> die Eins<br />

erschiene, eine Verschiedenheit bedeuten sollte, so müsste das als ausnahmslose Regel hingestellt<br />

werden, weil man sonst nie wüsste, ob 1+1 2 bedeuten solle o<strong>der</strong> 1. Dann müsste man die<br />

Gleichung 1=1 verwerfen und wäre in <strong>der</strong> Verlegenheit, nie dasselbe Ding zum zweiten Male<br />

bezeichnen zu können. Das geht offenbar nicht an. Wenn man aber verschiedenen Dingen<br />

61 Baumann a. a. O. Bd. I. S. 103.<br />

62 A. a. O. S. 3.<br />

63 The principles of Science, 2d Ed. S. 156.<br />

64 A. a. O. S. 162.

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