Freimaurerei zwischen Ideal und Alltag - Großloge der Alten Freien ...
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Ohne Orientierung am <strong>Ideal</strong> wird <strong>der</strong> Mensch immer nur gehorchen o<strong>der</strong> aber<br />
lediglich seinen eigenen Vorteil sehen. Dafür streitet er, bekämpft den an<strong>der</strong>en,<br />
neidet dem Besitzenden seinen Besitz, setzt vermeintliches Recht durch, o<strong>der</strong><br />
lässt sich befehlen, zu töten o<strong>der</strong> sich töten zu lassen, führt Kalte Kriege <strong>und</strong><br />
schlägt heiße Schlachten. Ja, es gibt eben auch den Missbrauch von <strong>Ideal</strong>en.<br />
Mündige, idealistisch denkende Menschen, wie wir sie denken, bemühen sich<br />
um globalen Konsens <strong>und</strong> darum, den an<strong>der</strong>en in seinem An<strong>der</strong>ssein zu<br />
tolerieren in <strong>der</strong> Absicht, ihn besser zu verstehen.<br />
3<br />
Wir meinen, das ist ein guter Ansatz für den Umgang mit <strong>Ideal</strong>en, weil die<br />
gegenseitige Achtung für je<strong>der</strong>mann machbar ist. Man muss nur beim Nächsten<br />
damit beginnen. Auch, wenn´s schwerfällt. Aber was wir nicht im Kleinen tun,<br />
das scheitert meist auch in größeren Dimensionen. Gegenseitigkeit.<br />
Nächstenliebe. Brü<strong>der</strong>lichkeit. Das <strong>Ideal</strong> hat viele Namen. Es beginnt immer bei<br />
uns selbst <strong>und</strong> stets vor <strong>der</strong> eigenen Haustür.<br />
Der Publizist <strong>und</strong> Freimaurer Ludwig Börne hat ein solches <strong>Ideal</strong> vor 200 Jahren<br />
gewissermaßen archaisch begründet: „Als Gott die Welt erschuf, da schuf er den<br />
Mann <strong>und</strong> das Weib. Nicht Herren <strong>und</strong> Knechte, nicht Juden <strong>und</strong> Christen, nicht<br />
Arme <strong>und</strong> Reiche. Darum lieben wir den Menschen, sei er denn Herr o<strong>der</strong><br />
Knecht, arm o<strong>der</strong> reich, Jude o<strong>der</strong> Christ“ - o<strong>der</strong> Moslem o<strong>der</strong> sonst was,<br />
möchte man hinzufügen. Das heißt ja nicht, dass wir alle gleich sind, aber im<br />
menschlichen Sinn, <strong>und</strong>, wenn es das gibt, in <strong>der</strong> göttlichen Absicht<br />
gleichberechtigt.<br />
Selbst diese Logik erscheint uns angesichts <strong>der</strong> Weltwirklichkeit idealisiert.<br />
Mehr noch. Die Weltwirklichkeit macht exakt jene Unterschiede, die Ludwig<br />
Börne hier auflöst, indem er sie auf das freimaurerische Symbol <strong>der</strong> Waage<br />
stellt, <strong>der</strong> gleichen Ebene aller, auf <strong>der</strong> wir uns begegnen.<br />
Gleichberechtigt sein, das meint: einan<strong>der</strong> ertragen, erdulden, füreinan<strong>der</strong> da<br />
sein, aufeinan<strong>der</strong> zugehen. Das ist <strong>Alltag</strong>. Das kann man machen. <strong>Freimaurerei</strong><br />
ist immer auch <strong>der</strong> Appell an Eigeninitiative, an die eigene Kraft, die eigene<br />
Kreativität <strong>und</strong> Mündigkeit. Je<strong>der</strong> nach seinen individuellen Mitteln <strong>und</strong><br />
Möglichkeiten, denn <strong>Freimaurerei</strong> äußert sich niemals als Gruppe, als Partei, als<br />
Ideologie.<br />
Sie will ihre Mitglie<strong>der</strong> lediglich konfrontieren mit Selbstsichten <strong>und</strong><br />
Weltsichten. Das liegt an <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Ausrichtung des Symbolb<strong>und</strong>es, an<br />
dessen Ritualen <strong>und</strong> <strong>Ideal</strong>en, am Appell zur Selbsterkenntnis <strong>und</strong><br />
„Selbstveredlung“ – auch so ein <strong>Ideal</strong> - <strong>und</strong> an den Verpflichtungen zur<br />
Menschlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> unermüdlichen Suche nach verbindenden Werten.