Freimaurerei zwischen Ideal und Alltag - Großloge der Alten Freien ...
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Miteinan<strong>der</strong> leben, miteinan<strong>der</strong> auskommen <strong>und</strong> das Beste daraus machen, so<br />
schlicht ist das eigentlich. Aber es ist auch jedem bewusst, dass dieses<br />
Miteinan<strong>der</strong>-leben-miteinan<strong>der</strong>-auskommen das Schwierigste überhaupt ist, <strong>und</strong><br />
das alle Konflikte in <strong>der</strong> Welt, die kleinen, wie auch die schrecklichen großen,<br />
ihre Ursache darin haben, dass das Miteinan<strong>der</strong> nicht funktioniert. Hier projiziert<br />
die <strong>Freimaurerei</strong> gleichsam ein <strong>Ideal</strong>bild gegen die Realität <strong>und</strong> sagt: Was wir<br />
brauchen ist eine absichtsfreie Menschlichkeit, die von keinem, wie immer<br />
gearteten Fraktionszwang bestimmt wird, son<strong>der</strong>n nur den Menschen selbst<br />
meint.<br />
Alle Problemfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Welt sind Menschenwerk. Ausgang aller<br />
Missverständnisse <strong>und</strong> Konflikte sind Dogmatismus, Fanatismus, Intoleranz.<br />
Wir brauchen aber eine Toleranz, die das Ertragen des An<strong>der</strong>en meint, in <strong>der</strong><br />
Absicht, ihn besser zu verstehen. Selbstverständlich ist Toleranz das<br />
Geltenlassen frem<strong>der</strong> Gebräuche, an<strong>der</strong>er Nationen, Hautfarben, Mentalitäten,<br />
Weltanschauungen. Toleranz überwindet Trennendes, baut Gegensätze ab – <strong>und</strong><br />
die Achtung vor an<strong>der</strong>en auf. Toleranz macht fähig, Konflikte zu lösen.<br />
Toleranz macht friedfertig <strong>und</strong> verständnisvoll.<br />
Einüben in Brü<strong>der</strong>lichkeit ist deswegen auch: Einüben in Konfliktfähigkeit.<br />
„Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>Freimaurerei</strong>“, sagt Stefan Zickler, „ist die Einssicht, dass alle<br />
mit den Menschen gegebenen Konflikte ausgetragen werden können, ohne sich<br />
zugleich zerstörerisch gegen an<strong>der</strong>e Menschen zu richten., wenn nur ein<br />
ausreichendes Vertrauensverhältnis <strong>zwischen</strong> den Menschen verschiedener<br />
Überzeugungen geschaffen werden kann.“ Eine unserer vordringlichen<br />
Aufgaben ist es, Vertrauensverhältnisse herzustellen. Da klopfen wir uns<br />
natürlich auch selbst an unsere eigene maurerische Brust <strong>und</strong> denken an unsere<br />
kleinen Engbünde, genannt „Loge“.<br />
Dort, wie überall, wo Menschen zusammenkommen <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> leben <strong>und</strong><br />
wirken, geht es um Humanität, jenes <strong>Ideal</strong> vom Menschen <strong>und</strong> seiner Würde,<br />
nach Kant <strong>der</strong> „Sinn für das Gute in Gemeinschaft mit an<strong>der</strong>en.“<br />
Freimaurerische <strong>Ideal</strong>vorstellungen meinen, es müsse eigentlich ein<br />
Minimalkonsens gef<strong>und</strong>en werden, über alle Kulturen, Religionen <strong>und</strong> Nationen<br />
hinweg. Man sollte sich auf gemeinsame Werte verständigen können. Es gelte,<br />
ein gemeinsames ethisches F<strong>und</strong>ament zu finden, tragfähig für alle. Wie schön<br />
wäre es, könnte man zu einer Kultur <strong>der</strong> Gewaltlosigkeit, Friedfertigkeit,<br />
Brü<strong>der</strong>lichkeit <strong>und</strong> Ehrfurcht vor dem Leben übergehen.<br />
„Einen nötigen Geist, <strong>der</strong> Möglichkeiten dichtet“, hat Lessing das genannt. Das<br />
heißt, <strong>der</strong> “Geist hat die Aufgabe, eine Welt <strong>der</strong> Möglichkeiten zu denken“<br />
(Jürgen Daiber) .Nachdenken über die bessere Welt. <strong>Ideal</strong>bil<strong>der</strong> entwerfen <strong>und</strong><br />
Machbares suchen. Nachdenken über Sinnfragen, wie sie Immanuel Kant