Katharina von Siena - Katholischer Deutscher Frauenbund
Katharina von Siena - Katholischer Deutscher Frauenbund
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Ankommenden große Überraschung aus. Man hatte schon <strong>von</strong> der<br />
unerschrockenen Nonne gehört. Doch Überraschung war auch auf<br />
<strong>Katharina</strong>s Seite, nämlich über den großen Luxus am päpstlichen<br />
Hof! Doch <strong>Katharina</strong> wußte sich zu benehmen. Schließlich mußte<br />
der Papst <strong>Katharina</strong> empfangen. Raimund <strong>von</strong> Capua fungierte als<br />
Dolmetscher; der Papst sprach französisch, <strong>Katharina</strong> italienisch,<br />
als sprach Raimund mit dem Papst lateinisch. Von Raimund besit-<br />
zen wir einen Bericht. Der Papst habe <strong>Katharina</strong> gefragt, wie sie<br />
denn zu ihrem harten Urteil komme, wo sie doch erst seit ein paar<br />
Tagen in Avignon sei. Raimund schreibt:<br />
„<strong>Katharina</strong>, die bis dahin klein und unscheinbar dagestanden war,<br />
richtete sich unversehens auf – mir fiel plötzlich die Würde an ihr<br />
auf – und mit fester Stimme erwiderte sie: Ich bekenne furchtlos, da<br />
es um die Ehre des allmächtigen Gottes geht, daß die Sünden des<br />
päpstlichen Hofes bis nach <strong>Siena</strong> stinken, <strong>von</strong> wo ich komme, und<br />
mir schon dort mehr Ekel einjagen als den Leuten hier, die sich mit<br />
ihnen besudelt haben und sich noch jeden Tag weiter besudeln!<br />
Während der Papst verstummte, geriet ich vor Staunen außer mich;<br />
in einem fort mußte ich in meinem Herzen erwägen, mit welchem<br />
Freimut <strong>Katharina</strong> dem höchsten Priester der Kirche geantwortet<br />
hatte. Ich habe das nie vergessen.“<br />
* * * * *<br />
Arbeitshilfe zum 1. Tag der Diakonin des KDFB am 29.04.1998<br />
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Der Papst war sichtlich beeindruckt und wußte den<br />
Argumenten <strong>Katharina</strong>s nichts entgegenzusetzen. Der<br />
Zauderer mußte <strong>Katharina</strong> gehorchen. Er schiffte sich ein<br />
und kam 1377 im Januar in Rom an.<br />
* * * * *<br />
Der Bogen spannt sich <strong>von</strong> den Anfängen der Kirche bis zu uns<br />
heute, <strong>von</strong> dem in der Versammlung zum Schweigen verurteilten<br />
Weibe (Paulus in 1 Kor 14,33b-35) bis zu der als Kirchenlehrerin<br />
verehrten Frau (Papst Paul VI. 1970).<br />
aus Briefausschnitten und Augenzeugenberichten<br />
zusammengestellt <strong>von</strong><br />
Gabriele Miller