Katharina von Siena - Katholischer Deutscher Frauenbund
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SITUATIONEN AUS DEM LEBEN DER HEILIGEN<br />
ÜBER CHRISTUSVERBUNDENHEIT STAUNEN<br />
Arbeitshilfe zum 1. Tag der Diakonin des KDFB am 29.04.1998<br />
S e i t e | 16<br />
<strong>Katharina</strong> kann nicht tatenlos zuschauen, wenn sie sich den „trostlosen<br />
Zustand der Kirche an Haupt und Gliedern“ betrachtet. Sie liebt die Kirche<br />
in besonderer Weise; sie liebt sie mit dem Herzen ihres Herrn, des „maßlos,<br />
unbegreiflich Liebenden“. Mit dem Feuer der Liebe wächst auch ihr<br />
Schmerz und so ruft sie aus: „Was kann ich tun, o unschätzbares Feuer?“<br />
Und sie hört die Antwort: Erneuere die Aufopferung deines Lebens und<br />
mühe dich ab ohne Rast. Dazu habe ich dich berufen und berufe ich dich<br />
und all jene, die dir nachfolgen und nachfolgen werden. Seid darauf<br />
bedacht, euer Verlangen nie erkalten, sondern immer mehr wachsen zu lassen...<br />
Stelle dein Leben, dein Herz und deine Liebe einzig in den Dienst für<br />
mich, ohne Rücksicht auf dich.“ (Aus einem Brief an ihren Beichtvater<br />
Raimund <strong>von</strong> Capua).<br />
Gefangene trösten<br />
Ein junger Ritter aus Perugia war aufgrund <strong>von</strong> politischen Agitationen in<br />
<strong>Siena</strong> zum Tod verurteilt worden. Doch Nikolaus Tuldo, so hieß er, wollte<br />
nicht sterben. Er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. Da besuchte die<br />
damals 22 Jahre alte <strong>Katharina</strong> den Gefangenen und lehrte ihn die ars<br />
moriendi, die Kunst zu sterben. <strong>Katharina</strong> schildert dieses Ereignis aus dem<br />
Jahr 1369 in einem Brief an Raimund <strong>von</strong> Capua, ihren Beichtvater.<br />
„Ich besuchte jenen, den Ihr bereits kennt. Das brachte ihm so viel Stärkung<br />
und Trost, daß er beichtete und an Vorbereitung nichts fehlen ließ. Er nahm<br />
mir bei der Liebe Gottes das Versprechen ab, ihm im Augenblick der<br />
Hinrichtung zur Seite zu stehen. So gab ich mein Versprechen und hielt es.<br />
Am Morgen ging ich zu ihm und das brachte ihm viel Trost. Ich führte ihn<br />
zur Messe, und er empfing die heilige Kommunion, die er nie mehr<br />
empfangen hatte. Sein Wille war mit Gottes Willen vereint und ihm<br />
unterworfen. Nur eines fürchtete er noch: in jenem Augenblick den Mut zu<br />
verlieren ... Und er sprach: „Steh mir zur Seite und verlasse mich nicht,<br />
dann kann es mir nur gut gehen, ich sterbe gerne.“ Und er legte sein Haupt<br />
auf meine Brust ... Und ich sagte: „Ich warte auf dich am Richtplatz.“ Es<br />
entschwand jede Furcht aus seinem Herzen und sein trauriges Antlitz<br />
verwandelte sich in Freude ... Und er sprach: „Ich werde ganz freudig und<br />
tapfer hingehen; es scheinen mir tausend Jahre, bis ich gehen darf, wenn ich<br />
bedenke, daß Ihr mich dort erwartet“ ... Ich erwartete ihn also auf dem