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Die Herrschaft Napoleons und sein Ende - fri-tic

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<strong>Die</strong> <strong>Herrschaft</strong> <strong>Napoleons</strong> <strong>und</strong> <strong>sein</strong> <strong>Ende</strong><br />

Napoleon <strong>und</strong> Deutschland: Ausbeutung <strong>und</strong> Modernisierungsschub<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Fast seit Beginn der Revolution führte Frankreich Krieg gegen wechselnde Bündnisse europäischer<br />

Mächte. Bis zum Jahre 1809 brachte Napoleon fast ganz Europa in <strong>sein</strong>e Abhängigkeit, unter anderem<br />

auch das Gebiet des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation. Nur England konnte er nicht in die<br />

Knie zwingen. Napoleon versuchte zwar, England mit einer gesamteuropäischen Wirtschaftsblockade<br />

(Kontinentalsperre) den Lebensnerv abzuwürgen, doch scheiterte dieses Vorhaben schliesslich relativ<br />

kläglich, spätestens nachdem die Engländer unter Lord Nelson vor Trafalgar die französische Flotte<br />

versenkt hatten. Nach dem desaströsen Russlandfeldzug erfolgte der Niedergang <strong>und</strong> schliesslich die<br />

Verbannung auf die Insel Elba bzw. später auf St. Helena.<br />

Nun beliess es Napoleon nicht einfach dabei, die deutschen Gebiete zu besetzen, er wollte sie auch<br />

verändern.<br />

Ausgangslage<br />

Du arbeitest für die renommierte Fachzeitschrift „Weltpolitik – Fachzeitschrift für Politik <strong>und</strong> Diplomatie“.<br />

Du <strong>und</strong> Dein Partner/Deine Partnerin haben die einmalige Chance, mit Napoleon Bonaparte in<br />

<strong>sein</strong>em Exil auf St. Helena ein Exklusivinterview über <strong>sein</strong>e Zeit als dominierende Person in Europa<br />

zu führen. Euch <strong>und</strong> eure Leser interessiert v.a., was Napoleon eigentlich wollte, wie er dies gemacht<br />

hat <strong>und</strong> was <strong>sein</strong>e Erfolge <strong>und</strong> Wirkungen waren.<br />

Genauer Auftrag<br />

Du arbeitest Dich anhand des Schulbuches <strong>und</strong> der weiteren Unterlagen in das Thema „Napoleon<br />

<strong>und</strong> Deutschland“ ein. Nutze auch Vorwissen aus den Anfangslektionen.<br />

Anschliessend gruppierst Du die Informationen nach Themenschwerpunkten / Teilgebieten <strong>und</strong><br />

erstellst ein grobes Konzept für das Interview. Folgende Themenbereiche <strong>und</strong> Fragen sollen im Interview<br />

mindesten angesprochen werden.<br />

− Warum ist Napoleon nach Deutschland gegangen?<br />

− Welche Massnahmen hat er dort ergriffen? Wer profitierte, wer nicht?<br />

− Was waren die Folgen für die besetzten Gebiete?<br />

− Welches waren die Folgen für die übrigen Gebiete?<br />

− Wie reagierte man in Deutschland?<br />

− Was hatte eigentlich Frankreich davon?<br />

Eure Aufgabe besteht darin, ein fiktives, aber mögliches Interview mit Napoleon zu erfinden. Ihr<br />

müsst dazu nicht nur die Antworten, sondern auch die passenden Fragen ausarbeiten.<br />

Um euch den Einstieg zu erleichtern, habe ich euch die ersten Fragen zu den oben kursiv gedruckten<br />

Themen <strong>und</strong> eine Musterantwort vorgegeben.<br />

In der ersten Lektion <strong>und</strong> als Hausaufgabe müsst ihr euch einarbeiten <strong>und</strong> das Konzept erstellen,<br />

am besten auch schon mögliche Fragen notieren. In der zweiten Lektion treffen wir uns im Computerraum<br />

A50, wo ihr euer Zeitungsinterview am Computer entwerfen könnt.<br />

Am Schluss soll ein ausführliches Interview vorliegen, das das Thema „Napoleon <strong>und</strong> Deutschland“<br />

sauber erklärt.<br />

Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

Buch S. 74, S. 79-81.<br />

Buch, Q4, S. 75 / Q5, S. 84 / Karte S. 80 / Q2, S. 83 (v.a. ab Zeile 8) / Q6, S. 85 (§1 <strong>und</strong> §12)<br />

Arbeitsblatt Interview Napleon <strong>und</strong> Deutschland - 1 - Tobias Ebneter


Einstieg ins Interview<br />

WP: Herr Bonaparte,Ssie leben jetzt schon drei Jahre auf St. Helena: wie geht es Ihnen?<br />

Nap. Es geht mir den Umständen entsprechend gut. <strong>Die</strong> Unterkunft ist besser als ein Heerlager, in dem ich so<br />

manches Jahr verbrachte, aber es ist halt nicht Paris. Man fühlt sich in <strong>sein</strong>er Bewegungsfreiheit etwas<br />

eingeschränkt.<br />

WP: Warum sind Sie damals, Anfang des Jahrh<strong>und</strong>erts, in Deutschland einmarschiert?<br />

Nap. Wir Franzosen waren damals der Überzeugung, dass es unsere Pflicht sei, die Unterdrückung durch die<br />

feudalen <strong>Herrschaft</strong>en auch im übrigen Europa abzuschaffen <strong>und</strong> unseren Brüdern im Kampf gegen ihre<br />

Herren Hilfe zu bringen <strong>und</strong> ihre Länder endlich auch zu modernisieren. Dazu kam, dass es ja schliesslich<br />

die europäischen Monarchen wie Preussen <strong>und</strong> Österreich waren, die uns immer wieder attackiert haben,<br />

um die Errungenschaften der grossen Revolution rückgängig zu machen. Wir entschieden uns deshalb, dass<br />

Angriff die beste Verteidigung sei. Ein weiterer Faktor war der Krieg gegen England. Nachdem meine<br />

Flotte versenkt worden war, versuchte ich diese elenden Briten mit einem Wirtschaftsembargo klein zu<br />

kriegen. Dafür war es notwendig, alle Häfen Europas zu beherrschen.<br />

WP. Hofften Sie bei Ihrem Einmarsch in Deutschland auf Zustimmung?<br />

Nap. Natürlich! Und die ersten Reaktionen waren ja auch durchwegs positiv. Viele deutsche Revolutionsanhänger<br />

unterstützten uns. Erst mit der Zeit, v.a. nach dem Anschluss der linksrheinischen Gebiete an Frankreich<br />

kam Widerstand auf.<br />

WP: <strong>Die</strong> Besetzung der linksrheinischen Reichsgebiete hat viele deutsche Fürsten um einen schönen Teil ihrer<br />

Länder gebracht. Wie gelang es Ihnen, diese Fürsten doch auf Ihre Seite zu ziehen?<br />

Nap. ….<br />

WP: Danach schlossen Sie sich v.a. mit den Süddeutschen Fürsten zum Rheinb<strong>und</strong> zusammen. Welche Ziele<br />

verfolgte dieser B<strong>und</strong>?<br />

Nap. …<br />

WP: Sie erwähnten eingangs, dass Sie die benachbarten Länder hätten modernisieren wollen. Ist Ihnen dieses<br />

Vorhaben geglückt?<br />

Zusatzquellen:<br />

Der Historiker Jörg Westerburg urteilt über das Königreich Westfalen:<br />

„Dem Modellstaat gelang es trotz <strong>sein</strong>er repräsentativen Verfassung <strong>und</strong> <strong>sein</strong>er liberalen Gesellschafts-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsordnung nicht, die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Hohe Steuerlasten, ständige<br />

Leistungen für den Unterhalt der Armee, die Militärpflichtigkeit [Wehrpflicht] <strong>und</strong> die steigenden Opfer<br />

der Kriege bis 1813, (...) <strong>und</strong> die in städtischen Kreisen weitgehend abgelehnte Gewerbeliberalisierung<br />

[Gewerbefreiheit] sowie die steckengebliebene Gr<strong>und</strong>entlastung der Bauern (...)<br />

verhinderten, dass der westfälische Reformstaat sich im Bewusst<strong>sein</strong> <strong>sein</strong>er Staatsbürger verankerte.<br />

(...) <strong>Die</strong> machtpolitischen Absichten bei der Gründung des Königreiches verhinderten eine erfolgreiche<br />

Umsetzung der gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen Reformen. Das Königreich ist angesichts<br />

der über 1813 hinausreichenden Ergebnisse <strong>sein</strong>er Reformarbeit dennoch von historischer Bedeutung.<br />

Der gesellschaftliche <strong>und</strong> staatliche Modernisierungsprozess nach 1807 formulierte einen Gegenentwurf<br />

zur jahrh<strong>und</strong>ertealten ständisch feudalen Ordnung. <strong>Die</strong> Gr<strong>und</strong>ordnung des Königreiches fußte auf<br />

der ersten für einen deutschen Staat erlassenen Konstitution. Ihre Merkmale - Gr<strong>und</strong>rechte, persönliche<br />

Freiheit der Staatsbürger, Rechtssicherheit, repräsentative Ordnung - gaben für Deutschland im 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert einen Maßstab vor, dem lediglich die süddeutschen Verfassungsstaaten nahe kamen."<br />

Quelle: J. Westerburg, ,,... Geburt zu einem neuen Leben." <strong>Die</strong> Brüder Murhard <strong>und</strong> der Reformstaat Westfalen. in: Brüder<br />

Murhard - Leben für Menschenrechte <strong>und</strong> Bürgerfreiheit. Kassel 2003, S. 91.<br />

Arbeitsblatt Interview Napleon <strong>und</strong> Deutschland - 2 - Tobias Ebneter


<strong>Die</strong> Zusammensetzung der „Grossen Armee“ im Russlandfeldzug:<br />

Bayern 30’000 Westfalen 28’000<br />

Sachsen 26’000 Württemberg 15’000<br />

kleinere dt. Gebiete 19’000 Polen 70’000<br />

Österreicher 34’000 Preussen 20’000<br />

Italiener 20’000 Dänen 10’000<br />

Neapolitaner 8’000 Schweizer 7’000<br />

weiter europ. Gebiete 17’000 Franzosen 240’000<br />

Einnahmen <strong>Napoleons</strong> aus den<br />

besetzten Ländern (in Francs)<br />

4 Mio. pro Jahr von Spanien;<br />

30 Mio. pro Jahr von Italien;<br />

während des Krieges 1805 von<br />

Österreich 118 Mio. verlangt,<br />

mindestens 75 Mio. erhalten;<br />

während des Krieges 1809 von<br />

Österreich 250 Mio. verlangt,<br />

bezahlt wurden 164 Mio.;<br />

1807 sollte Portugal 100 Mio.<br />

bezahlen, bezahlte 6 Mio.;<br />

Preußen bezahlte zwischen 1806<br />

<strong>und</strong> 1812 zwischen 470 <strong>und</strong> 514<br />

Mio. Zudem verlor Preussen fast<br />

die Hälfte des Staatsgebietes.<br />

<strong>Die</strong> Armee lebte fast völlig auf<br />

Kosten des Feindes.<br />

(Nach J. Godechot. Les Institutions de la<br />

France sous la Révolution et l'Empire.<br />

Paris 1968. S.647.)<br />

Der „Code Napoleon“<br />

Das von Napoleon eingeführte Gesetzbuch („Code Napoleon“ oder „Code civil“) gehört zu den bedeutendsten<br />

Werken der europäischen Rechtsgeschichte. Das französische Zivilgesetz beruht heute noch<br />

auf dieser Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> auch andere Zivilgesetzbücher wie diejenigen Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz<br />

sind stark von ihm beeinflusst. Im wesentlichen brachte der Code folgende Punkte:<br />

Gleichheit vor dem Gesetzt für alle, Abschaffung aller Freiheit für jeden (Abschaffung der<br />

Standesprivilegien.<br />

Leibeigenschaft)<br />

Schutz des Privateigentums Abschaffung des Zunftzwanges<br />

völlige Trennung von Staat <strong>und</strong> Kirche Gewerbefreiheit <strong>und</strong> freie Berufswahl<br />

Einführung des zivilen Personenregisters (Eheschlie- Vereinheitlichung von Massen (Meter<br />

ssung, Geburt etc. nicht mehr bei Kirche)<br />

etc.)<br />

Links:<br />

http://www.historicum.net/themen/napoleon-bonaparte/<br />

http://www.napoleon.historicum-archiv.net/<br />

www.napoleon.org<br />

Arbeitsblatt Interview Napleon <strong>und</strong> Deutschland - 3 - Tobias Ebneter

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