Tagungsband - DMT BergbauForum
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BerGBaUFOlGe UnD nachnUtzUnG I / B12<br />
Bergbauliche risiken aushalten – Betrachtungen<br />
zur vergangenheit und Gegenwart<br />
„Das leben besteht hauptsächlich darin, dass man mit dem Unvor-<br />
hergesehenen fertig werden muss.“ schrieb der ehemalige ameri-<br />
kanische Schriftsteller John Steinbeck. nahezu alltäglich treten sol-<br />
che ereignisse auf, mit denen nicht gerechnet wurde, die sozusagen<br />
plötzlich und unerwartet bewältigt werden müssen. In ihren auswir-<br />
kungen sind sie ebenso mannigfaltig wie deren anzahl. Die Palette<br />
reicht von kaum Wahrnehmbaren bis hin zur völligen Überraschung,<br />
von positivem bis negativem erscheinungsbild. Für die arbeitswelt gilt<br />
grundsätzlich auswirkungen durch Unvorgesehenes und damit Unsicherheiten,<br />
Imponderablien u.ä. auf die wirtschaftliche tätigkeit nach<br />
Möglichkeit klein zuhalten bzw. völlig zu negieren. ziel dabei ist es,<br />
nichts dem zufall zu überlassen und alles Schädliche zu vermeiden.<br />
letztendlich sollen alle im zusammenhang stehenden risiken erfasst<br />
und Berücksichtigung finden, auch wenn diese nicht quantifizierbar<br />
sind. Der ständige Drang, vorgänge, Prozesse, abläufe etc. zu beherrschen,<br />
zu berechnen und zu erklären, ist begleitet von einer ständigen<br />
Suche nach lösungen, die aber eigentlich nur den Weg und nicht<br />
das ziel darstellt. Mit einer vorliegenden Begründung oder mit einem<br />
vorhandenen ergebnis treten immer wieder neue aspekte oder Fragestellungen<br />
auf, die das ziel wieder in weite Ferne rücken lassen.<br />
auch wenn in unserem heutigen digitalen zeitalter die analyseverfahren<br />
immer komplexer, die aussagen immer detaillierterer werden,<br />
bleibt der Umgang mit risiken ein ständiger Begleiter, da auch in gleichem<br />
Maße die Möglichkeiten oder anders ausgedrückt die chancen<br />
mitwachsen. Dies impliziert, dass der Grad der Unsicherheit an sich<br />
somit kaum veränderungen unterworfen ist, allenfalls besteht nur ein<br />
niveauunterschied.<br />
Der Begriff risiko (griechisch für Klippe, Gefahr) wird in verschiedenen<br />
wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich definiert. allen<br />
Disziplinen gemeinsam ist jedoch die Definition des risikos als die<br />
Beschreibung eines ereignisses mit der Möglichkeit negativer auswirkungen.<br />
andere Definitionen sehen bei risikobehafteten handlungen<br />
auch die Möglichkeit einer positiven auswirkung, die meistens als<br />
chance bezeichnet wird. Ursächlich ist das risiko mit einem Wagnis<br />
verbunden.<br />
egal, wie der risikobegriff definiert bzw. die risikoabschätzung ausfällt,<br />
sorgt dieses thema für viel Diskussionsstoff und führt meistens<br />
zu sehr kontroversen auseinandersetzungen. Gerade in der Unterteilung<br />
und Spezifizierung von risiken (z. B. das thema des restrisikos)<br />
liegt erhebliches Potential zum Debattieren. nicht immer gelingt eine<br />
Diskussion auf sachlicher ebene, auch wenn es zum teil in der natur<br />
der Sache selbst liegt, da in der auseinandersetzung unterschiedlichste<br />
Interessenslagen aufeinander treffen. Bedeutend in diesem zusammenhang<br />
ist auch die Frage der akzeptanz einzugehender risiken. Für<br />
den Bergbau gilt das Insbesondere. ein vergleich zwischen vergangenheit<br />
und Gegenwart soll dies im vortrag verdeutlichen.<br />
Sowohl für den alt-/Sanierungsbergbau als auch für den umgehenden<br />
Gewinnungsbergbau bzw. für anstehende neuvorhaben müssen<br />
in vielerlei hinsicht risiken abgeschätzt werden, die zum teil sehr<br />
weitreichende Folgen haben. Deshalb wurde im titel auch bewusst<br />
die zweideutigkeit des Begriffes des „aushaltens“ gewählt. zur risikominimierung<br />
müssen die Wirkfaktoren, die randbedingungen, ihr<br />
zusammenspiel und die daraus resultierenden Folgen der bergbaulichen<br />
tätigkeit analysiert werden. So sind neben den wirtschaftlichen<br />
Betrachtungen für einen gewinnbringenden abbau bzw. aus dessen<br />
Folgen, ferner die eigentliche Betriebsführung, die Sicherheit der<br />
Beschäftigten sowie die auswirkungen auf Dritte von ausschlaggebender<br />
Bedeutung. ebenso der üblicherweise damit verbundene eingriff<br />
in Umwelt, natur und landschaft, der meistens mit erheblicher<br />
öffentlicher Wahrnehmung gepaart ist, gilt es zu berücksichtigen. eine<br />
sichere, verhältnismäßige und sinnvolle abwägung des eingehens von<br />
risiken für alle betroffenen Bereiche ist im ergebnis der Bewertung<br />
das anzustrebende Optimum. vergleichend betrachtet, ist es gewissermaßen<br />
das, was mit den zulassungsvoraussetzungen nach § 55<br />
Bundesberggesetz für einen Betriebsplan, als wichtigstes bergrechtliches<br />
Instrumentarium, festgeschrieben wurde, um schon präventiv<br />
die Wahrung bestimmter im öffentlichen Interesse liegenden erfordernisse<br />
und Belange sicherzustellen. Dies zu erreichen, ist wie schon<br />
erwähnt, einem ständigen Wandel unterworfen. So wie sich der Stand<br />
der technik entwickelt, werden auch die Gesetzlichkeiten weiter entwickelt<br />
und den neuen rahmenbedingungen angepasst. Die Diskussionen<br />
um die Änderungen der berggesetzlichen regelungen, die aktuellen<br />
anpassungen der Gesetzlichkeiten auf dem Gebiet des Umweltund<br />
Wasserrechts sowie die in der jüngeren vergangenheit erlassenen<br />
Gesetzlichkeiten zur transparenteren Gestaltung von Genehmigungsprozesse<br />
sind ausdruck dieses entwicklungsprozesses und haben<br />
natürlich in der behördlichen Genehmigungspraxis ihren niederschlag<br />
gefunden bzw. werden diesen finden. aus der Sicht der aufsicht- und<br />
Genehmigungsbehörde ist somit die auseinandersetzung mit dem<br />
risikobegriff vielmehr als die bloße reduzierung auf Unsicherheiten<br />
oder gar Gefahren.<br />
jörg Martin<br />
thüringer landesbergamt, Gera<br />
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