Homo fugit velut umbra Meine sehr verehrten ... - Andreas Köhler

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auch die Königin wird im Tanz vom Tod mitgenommen. 26 Kopie von J. R. Feyerabend, 1806, Tod und Königin Der Tod lächelt: 27 Tod und Königin Frau Königin eur’ Freud ist aus, Springen tut nun ins Todtenhaus Euch hilft kein Schöne, Gold noch Geld, Ich spring mit euch in jene Welt. Weh und ach, O weh und immer, Wo ist jetzund mein Frauenzimmer, Mit denen ich hat Freuden viel, O Tod thu g’mach mit mir, nicht eyl. Die Königin will offensichtlich noch Zeit schinden. Nicht anders geht es dem Doktor, hier im Totentanz von Matthäus Merian 28 Matthäus Merian: Tod und Doktor C. HANDLUNGSHEMMUNG Wenn wir aus all dem ein Gemeinsames entwickeln wollen, so kommen wir zum dritten Verlust, der die Melancholie, die Schwermut, das seelische Niedergedrücktsein auszeichnet - neben dem biologischen Verlust der Vitalität, der Sinnlichkeit und dem soziologischen Verlust der Identität, der Melancholie / 32 Sinnlosigkeit / 26. Januar 2012 10
Gemeinschaft. Dieser dritte Verlust ist das Verlieren der handelnden Kraft. Melancholie heisst auch Handlungshemmung; jede Bemühung des Menschen ist zum Scheitern verurteilt, was er anpackt, zerrinnt ihm unter den Fingern, was er aufbaut, zerfällt wieder. Entsprechend sitzen auf den Bildern der Melancholie - seit dem Altertum gibt es sie -, die Menschen untätig da: Aus der römischen Klassik, der augustäischen Kaiserzeit in Rom, 29 der melancholische Held Ajax aus der französischen Romantik von der Malerin Constance Charpentier 30 Constance Charpentier: Melancholie, 1801 Bekannte Werke entstanden in der Barockzeit: 31 Domenico Feti, 17. Jahrhundert, Melancholie Erneut mit dem Schädel als Sinnbild der menschlichen Vergänglichkeit, unten der kopflose Torso, ein an den Tisch gebundener Hund. Spielende Hunde sind auf den üppigen Barockbildern regelmässig zu sehen, sie stehen für spielerische Lust, aber auch für ungezügelte Sexualität, vermutlich weil sie sich nichts daraus machen, in der Öffentlichkeit zu kopulieren. Hier aber ist die Lust an kurzer Leine. Und auch hier der Kontrast, das Spiel mit Klage und Opulenz. Die erotische Üppigkeit der jungen Frau, der man schönere Stunden gönnt, als das Sinnieren über die Vergänglichkeit, kontrastiert mit der Gruseligkeit des Schädels. Die berühmteste Melancholie zweifellos, die übrigens auch Feti inspiriert Melancholie / 32 Sinnlosigkeit / 26. Januar 2012 11
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