Homo fugit velut umbra Meine sehr verehrten ... - Andreas Köhler
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Wo itzund Städte stehn / wird eine Wisen seyn /<br />
Auff der ein Schäfers-Kind wird spilen mit den Herden:<br />
Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden<br />
Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein /<br />
Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein.<br />
Itzt lacht das Glück uns an / bald donnern die Beschwerden.<br />
Der hohen Thaten Ruhm / muss wie ein Traum vergehn.<br />
Soll denn das Spil der Zeit / der leichte Mensch bestehn?<br />
Ach! was ist alles diss / was wir vor köstlich achten /<br />
Als schlechte Nichtigkeit / als Schatten / Staub und Wind;<br />
Als eine Wisen-Blum / die man nicht wider find't.<br />
Noch will was Ewig ist / kein einig Mensch betrachten!<br />
Es war ausgerechnet die in Kirchen und Palästen üppige Barockzeit, die<br />
diese Vanitas, diese Eitelkeit literarisch und in Bildern dargestellt hat, diese<br />
schwermütigen Klage über die Vergänglichkeit der Welt:<br />
8 Renard de Saint-André, Vanitas, 17. Jahrhundert<br />
voller Symbole der Vergänglichkeit, dem menschlichen Schädel, der Musik,<br />
die so rasch verklingt, der Kerze, die verlöscht, den Nelken, die verblühen,<br />
der Uhr die stehen bleibt. Von Pieter Claesz<br />
9 Pieter Claesz: Vanitas, Stilleben, 1630<br />
Eine Allegorie, ein Sinnbild gleichen Inhalts, Schädel, ausgelöschte Kerze,<br />
umgekipptes Glas, angesengte Feder die auf unnützen Schriften liegt.<br />
Melancholie / 32 Sinnlosigkeit / 26. Januar 2012 4