52*53*54*55*56*58 *59*60*61*62*63 - Schauspiel Stuttgart
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schauspielstuttgart<br />
kabale und liebe<br />
luise. Nicht doch, mein Vater! Das sind nur Schauer, die sich um<br />
das Wort herum lagern – Weg mit diesem, und es liegt ein Brautbette<br />
da, worüber der Morgen seinen goldenen Teppich breitet und die<br />
Frühlinge ihre bunten Girlanden streun. Nur ein heulender Sünder<br />
konnte den Tod ein Gerippe schelten; es ist ein holder niedlicher<br />
Knabe, blühend, wie sie den Liebesgott malen, aber so tückisch nicht<br />
– ein stiller dienstbarer Genius, der der erschöpften Pilgerin Seele<br />
den Arm bietet über den Graben der Zeit, das Feenschloss der ewigen<br />
Herrlichkeit aufschließt, freundlich nickt und verschwindet.<br />
Dem Tod haftet etwas Anstößiges an, das freilich von anderer<br />
Beschaffenheit ist als das Unanständige des Liebesaktes. Der Tod<br />
ruft Tränen hervor, das sexuelle Verlangen zuweilen Lachkrämpfe.<br />
Doch ist das Lachen dem Weinen nicht so entgegengesetzt, wie es<br />
den Anschein hat: der Gegenstand des Lachens und der Gegenstand<br />
des Weinens ist immer an eine Art Gewalt gebunden, die den regelmäßigen,<br />
den gewohnten Lauf der Dinge plötzlich unterbricht. Im<br />
Allgemeinen sind es unerwartete Ereignisse, die Tränen hervorrufen,<br />
andererseits kann uns aber auch ein unverhofftes glückliches<br />
Ereignis derart erregen, dass wir vor Freude weinen. Das sexuelle<br />
Chaos entlockt uns gewiss keine Tränen, aber immer löst es<br />
Verwirrung, manchmal sogar Bestürzung aus, und dann bleibt nur<br />
noch die Alternative, dass wir entweder lachen oder uns der Gewalt<br />
der Umarmung überlassen. ° georges bataille<br />
s: 24 ˚<br />
s: 25 ˚<br />
schauspielstuttgart<br />
kabale und liebe