52*53*54*55*56*58 *59*60*61*62*63 - Schauspiel Stuttgart
52*53*54*55*56*58 *59*60*61*62*63 - Schauspiel Stuttgart
52*53*54*55*56*58 *59*60*61*62*63 - Schauspiel Stuttgart
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vor ein paar Jahren wurde im britischen Fernsehen<br />
ein charmanter Werbespot für eine Biermarke<br />
gesendet. Er begann mit einer Begegnung<br />
wie in einem Märchen: Eine junge Frau läuft am<br />
Fluss entlang, sieht einen Frosch, setzt ihn sanft<br />
auf ihren Schoß, küsst ihn, und natürlich verwandelt<br />
er sich in einen schönen jungen Mann. Doch<br />
die Geschichte ist noch nicht vorbei: Der junge<br />
Mann wirft einen hungrigen Blick auf sie, zieht<br />
sie an sich, küsst sie – und sie verwandelt sich in<br />
eine Bierflasche, die der Mann triumphierend in<br />
der Hand hält. Für die Frau hat ihre Liebe und<br />
Zuneigung (die durch den Kuss signalisiert wird)<br />
einen Frosch in einen schönen Mann verwandelt,<br />
eine volle phallische Gegenwart. Für den Mann<br />
geht es darum, die Frau auf ein Partialobjekt zu<br />
s: 14 ˚<br />
schauspielstuttgart<br />
kabale und liebe<br />
schauspielstuttgart<br />
kabale und liebe<br />
reduzieren, den Grund seines Begehrens. Wegen<br />
dieser Asymmetrie kann es keine Geschlechtsbeziehung<br />
geben: Entweder haben wir eine Frau<br />
mit einem Frosch oder einen Mann mit einer<br />
Bierflasche. Was wir niemals haben werden, ist<br />
das natürliche Paar der schönen Frau und des<br />
Mannes: Der phantasmatische Gegenpart dieses<br />
idealen Paars wäre die Figur eines Frosches, der<br />
eine Bierflasche umarmt – ein inkongruentes Bild,<br />
das, anstatt die Harmonie der sexuellen Beziehung<br />
zu garantieren, ihren lächerlichen Misston herausstreichen<br />
würde. (...) Besteht nicht die ethische<br />
Aufgabe unserer heutigen Künstler darin, uns mit<br />
dem Frosch zu konfrontieren, der eine Bierflasche<br />
umarmt, wenn wir in unseren Tagträumen unsere<br />
Geliebte umarmen? ° slavoj žižek<br />
s: 15 ˚