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5<br />
nicht einfach als Warnsignale hin, er knüpft an sie die Hoffnung auf Besserung und<br />
kontrolliert sich diesbezüglich. Versucht er sie zu unterdrücken, dann muss er<br />
feststellen, dass sie stärker wer<strong>de</strong>n und immer wie<strong>de</strong>r an die zugehören<strong>de</strong>n<br />
Befürchtungen erinnern. Er hofft, es möge ihm besser gehen und ist unglücklich<br />
darüber, dass er das gewünschte „Glück“ nicht fin<strong>de</strong>t. Glück ( nicht das Glück eines<br />
Spielers) ist ein seltenes unerwartetes Signal <strong>de</strong>r Natur, mit <strong>de</strong>m zur Verbesserung <strong>de</strong>s<br />
Orientierungsvermögens <strong>de</strong>utlich angezeigt wird: „Hier hast du etwas Gutes<br />
erfahren.“ Be<strong>de</strong>nklich ist die Vereinzelung <strong>de</strong>r Menschen, die mit <strong>de</strong>m Wunsch nach<br />
Verbesserung ihrer eigenen Befindlichkeit auf hilfreiche Signale hoffen, die von<br />
„Selbstverwirklichung“ re<strong>de</strong>n und nach vergeblichen Bemühungen um unrealistische<br />
Ziele nicht selten irgendwelchen Scharlatanen folgen. Sie erfahren Einsamkeit sogar<br />
in <strong>de</strong>r Menschenmenge, es fällt ihnen nicht auf, dass es Leute gibt, mit <strong>de</strong>nen man gut<br />
und an<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>nen man weniger gut zusammen leben kann. Unter diesen<br />
Umstän<strong>de</strong>n ist es nicht überraschend, wenn oft zu hören ist: „Alle Menschen sind<br />
gleich.“ Eine passen<strong>de</strong>re Formulierung wäre jedoch: „Alle Menschen sind mir gleich<br />
- gleichgültig.“<br />
Unsere Gefühle sind Orientierungshilfen, durch sie erfahren Dinge unseres<br />
Umfel<strong>de</strong>s und unsere Handlungen eine Bewertung. Sie zeigen Bereitschaft für<br />
bestimmte Verhaltensweisen. Als Warnsignale dienen unangenehme<br />
Empfindungen. So signalisiert z.B. ein beklemmen<strong>de</strong>s Gefühl in <strong>de</strong>r<br />
Magengegend: Pass auf, es könnte etwas sehr Unangenehmes, vielleicht sogar<br />
etwas Gefährliches auf dich zukommen ! Man sollte nicht versuchen, die<br />
Entwicklung von Gefühlen zu kontrollieren. Wer seine Gefühle in <strong>de</strong>r Hoffnung<br />
auf Besserung kontrolliert, benimmt sich genauso unsinnig wie ein frieren<strong>de</strong>r<br />
Mensch, <strong>de</strong>r andauernd auf ein Thermometer starrt in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass es<br />
dadurch wärmer wird. Die Kälte wird ihm dabei noch unangenehmer.<br />
Friedrich Nietzsche (1844–1900) : „Hinter <strong>de</strong>n Gefühlen stehen Urteile und<br />
Wertschätzungen, welche in <strong>de</strong>r Form von Gefühlen (Neigungen, Abneigungen)<br />
uns vererbt sind.“<br />
Das Glück, kein Reiter wird's erjagen,<br />
Es ist nicht dort, es ist nicht hier;<br />
Lern' überwin<strong>de</strong>n, lern' entsagen,<br />
Und ungeahnt erblüht es dir.<br />
Theodor Fontane<br />
Unrealistische Hoffnungen basieren oft auf <strong>de</strong>m großen Irrtum, man könne<br />
Herr seiner selbst sein, Gefühle und Empfindungen seien beherrschbar, man<br />
habe einen „Freien Willen“.<br />
Sehr wahrscheinlich ist <strong>de</strong>r französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau<br />
(28.6.1712 – 2 .7.1778) von dieser Meinung ausgegangen, als er die folgen<strong>de</strong><br />
irrsinnige Erklärung abgab: „Alle Empfindungen, die wir beherrschen, sind<br />
rechtmäßig. Alle, die uns beherrschen sind verbrecherisch.“