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Madame

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

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FOTOS: Christine Zurmeyer (7)<br />

BAUKASTEN<br />

Spielwiese, Laboratorium, Experimentierfeld ... Auf jeden Fall gibt es viel zu sehen<br />

in Sarah Szes Installation „Triple Point“, die den Pavillon der Vereinigten Staaten<br />

beschlagnahmt – weit über dessen Grenzen in den Außenraum hinaus. Der<br />

Schwere des Gebäudes aus den 1930er-Jahren im Palladio-Stil setzt Sarah Sze<br />

in mehreren raumbezogenen Installationen ihre Einladung zu mehr Leichtigkeit<br />

entgegen. So fragil wie fantasievoll wirkt das Konstrukt, das Sammelsurium aus<br />

Alltagsgegenständen, welche die 43-jährige Künstlerin zu filigranen Architekturen<br />

in monatelanger Arbeit zusammengetragen und -gefügt hat. Früher gesammelte<br />

Objekte treffen auf Fundstücke aus Venedig, etwa Blätter aus den Giardini<br />

oder Vaporetto-Tickets. „Wenn du ohne Karte durch Venedig wanderst, findest<br />

du die unglaublichsten Dinge“, hat die Künstlerin festgestellt. Der Besucher ist<br />

aufgefordert, in einer desorientierenden Kunstwelt seinen eigenen Kompass zu<br />

finden. Und sich in diesem „Work in progress“, bei dem spätere Ergänzungen nicht<br />

ausgeschlossen sind, mit Lust in einem der Tausenden von Details zu verlieren.<br />

Das ist nicht schwierig. Pavillon der Vereinigten Staaten, Giardini<br />

IN BEWEGUNG<br />

Wunderbar still und ohne viel Aufhebens zu machen präsentiert<br />

sich der rumänische Pavillon mit „An Immaterial<br />

Retrospective of the Venice Biennale“. Manuel Pelmus, 38,<br />

eine der bekanntesten Figuren des rumänischen Tanzes,<br />

und Alexandra Pirici, 31, Choreografin und Performance-<br />

Künstlerin, die in diversen künstlerischen Medien arbeitet<br />

(beide auf dem Foto links oben), schaffen tagtäglich mit<br />

wechselnden Gruppen von Tänzern ein ephemeres<br />

Monument der Biennale seit ihrer Gründung im Jahre<br />

1895. Sie präsentieren spielerisch Werke und Aktionen,<br />

welche die Biennale geprägt haben, mit der Garantie,<br />

dass keine Performance desselben Opus identisch ausfällt.<br />

Auch die Möglichkeit, ein besonders inspirierendes Werk<br />

der Biennale 2013 noch in ihre Arbeit zu integrieren,<br />

schließen die Künstler nicht aus. Durch ihr Vorgehen,<br />

Monumentales in Immaterielles, Objekte in Aktionen zu<br />

verwandeln, bieten das Künstlerpaar und seine Protagonisten<br />

(Fotos) einen grandios innovativen Blick auf die<br />

Biennale. Rumänischer Pavillon, Giardini<br />

EINE EINZIGARTIGE Schule DES SEHENS<br />

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