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Madame

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

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DIE STOLZE<br />

SCHÖNE<br />

Madrid ist ein perfekter Mix aus<br />

prächtiger Geschichte und eleganter<br />

Avantgarde. Mit viel Platz fürs Leben –<br />

und einem Beach mitten in der Stadt<br />

beschlossen, ihre Hauptstadt von Toledo<br />

in die geografische Mitte des Landes zu<br />

verlegen, machten sie das vor allem aus<br />

Prestigegründen: Die Herrscher über<br />

ein gewaltiges koloniales Imperium<br />

wollten ihre Macht und ihren immensen<br />

Reichtum auch äußerlich demonstrieren. Riesige Plätze<br />

verbanden sie mit breiten Avenidas, bauten Paläste, Kirchen<br />

und Klöster und ganze Straßenzüge im neoklassizistischen<br />

Stil. Im Buchklassiker „Tod am Nachmittag“ schreibt<br />

Hemingway: „Ich glaube nicht, dass jemand die Stadt spontan<br />

mag, wenn er zum ersten Mal dorthin kommt.“ Zugegeben,<br />

auf den ersten Blick fehlen ihr die Leidenschaft<br />

Barcelonas, die unsterbliche Schönheit Granadas und die<br />

Spiritualität von Toledo. Auf den zweiten jedoch entdeckt<br />

man eine sehr authentische Stadt, die sich über die Jahrhunderte<br />

treu geblieben ist. Und trotzdem: Dem in allen<br />

spanischen Metropolen aktiven Wanderzirkus der internationalen<br />

Design-Elite – darunter Norman Foster, Jean Nouvel,<br />

Zaha Hadid oder der spanische Stararchitekt Santiago<br />

Calatrava – konnte (und wollte!) sich Madrid nicht entziehen.<br />

Vorzeigeobjekte sind der Hauptbahnhof und der<br />

hypermoderne Terminal 4 des Flughafens Barajas. Nachdem<br />

der alte Bahnhof Atocha in ein Gewächshaus mit<br />

Cafeteria verwandelt wurde, entstand nebenan ein Design-<br />

Palast, von dem aus moderne Highspeed-Züge verkehren.<br />

Madrid ist auch die Heimat einer einzigartigen Eleganz.<br />

Madrileninnen besitzen ein untrügliches Gespür für Stil und<br />

kultivieren modisches Understatement auf allerhöchstem<br />

Niveau. Fündig werden sie in den Nobelläden an der Calle<br />

Serano, Calle Claudio Coello und Calle de Goya. Wer es<br />

lieber etwas origineller mag, sollte sich in den Boutiquen<br />

des Szeneviertels Las Salesas umtun. Dem Ansturm der<br />

jungen Küchenrebellen, die ihre minimalistischen Menüs<br />

nicht selten am Computer komponieren, begegneten die<br />

Madrilenen mit offenen Armen. Der Weg in die Zukunft ist<br />

FOTOS: iStockphoto (1); Adrian Tyler (1) Als die Spanier im 16. Jahrhundert<br />

SCHATZTRUHE: DAS MUSEO REINA SOFIA<br />

eben auch in der Küche nicht zu übersehen – wenn auch<br />

die spanische Hauptstadt mit besonderem Stolz auf ihre<br />

Traditionsadressen verweist: Bars und Bodegas mit Patina<br />

und die gemütlichen Casas de Comidas, Familienbetriebe,<br />

die mehrere Generationen auf dem Buckel haben und<br />

gemeinsam mit Stammgästen und Personal alle wirtschaftlichen<br />

und politischen Kapriolen überlebt haben. Dosenspargel<br />

im Salat, zentimeterdick panierter Fisch und<br />

Ein heits tapas wie Kroketten, zähe Calamari oder Tortilla<br />

vom Vortag gehören endgültig der Vergangenheit an. Heute<br />

zeigt sich jeder von seiner besten Seite: Die Küchen-<br />

Avantgarde schmückt sich mit einer Prise Bodenständigkeit,<br />

und die Altvorderen am Herd pflegen mit Finesse die<br />

Verfeinerung regionaler Produkte.<br />

Klar, das goldene Dreieck zwischen Plaza de Oriente, Plaza<br />

Mayor und dem Paseo del Prado ist ein Muss während der<br />

Stadteroberung. Und bei schönem Wetter ein hübscher Spaziergang.<br />

Ein Geheimtipp aber ist Madrid Rio, ein liebevoll<br />

angelegter Park, der sich über circa zehn Kilometer am<br />

Manzanares-Fluss entlangschlängelt. Es wurden mehr als<br />

50 000 Bäume und Büsche gepflanzt, 8000 Pinien beschatten<br />

das Ufer. Zu Füßen der ältesten Brücke der Stadt, der<br />

Puente de Segovia, relaxt man hier neuerdings am Ende<br />

eines heißen Tages am ersten Urban Beach der Stadt, erfrischt<br />

sich in den vier Pools oder flirtet an der Strandbar.<br />

Hemingway hätte es gefallen. CHRISTINE VON PAHLEN 83

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