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Madame

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

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FOTOS: Concorde Filmverleih GmbH (3)<br />

Zwei Stunden Stille statt großer Monologe – das ist enorm beeindruckend.<br />

Aber sicher auch psychisch belastend.<br />

Ich glaube an die Wichtigkeit der Stille – im Film wie auch<br />

im Leben. Ich habe mit angesehen, wie die Entwicklung der<br />

Technologie voranschreitet und alles sich immer rasanter<br />

bewegt. Die Menschen kommunizieren schneller und am<br />

liebsten alle gleichzeitig – als ob sich die Energie selbst<br />

beschleunigt. Muss die Über-Kommunikation nicht irgendwann<br />

zum Stillstand kommen? „All Is Lost“ ist ein absoluter<br />

Kontrast zu unserer heutigen Zeit, ein starkes, ruhiges<br />

Statement gegen all den Lärm da draußen.<br />

Sind Sie noch immer dieser Naturbursche, der wettergegerbte<br />

Cowboy, der die Natur über alles liebt?<br />

Sie ist für mich sehr wichtig. Unser Planet spricht gerade<br />

sehr laut und deutlich zu uns. Tornados und Dauerregen,<br />

Tsunamis und Erdbeben, Verwüstungen und Überschwemmungen,<br />

ein einziges Chaos. Das fortschrittsorientierte<br />

Amerika ist ständig dabei, neue Technologien voranzutreiben,<br />

ganz egal was dafür geopfert werden muss – sei es das<br />

Land der Ureinwohner oder die Natur selbst.<br />

Was kann man dagegen machen?<br />

Keine Ahnung, dahinter stehen mächtige Konzerne. Vielleicht<br />

sind Filme ein Weg, um für diese Themen zu sensibilisieren.<br />

Ich ziehe es vor, direkt an die Öffentlichkeit zu<br />

gehen. Jeder von uns muss das tun, was ihm möglich ist,<br />

um die Natur vor ihrer weiteren Zerstörung zu retten.<br />

Wie wurden Sie zu der moralischen Instanz, als die Sie gelten?<br />

Ich bin noch vor dem Zweiten Weltkrieg geboren, direkt nach<br />

der Wirtschaftskrise, und habe ihn als Kind aus der Arbeiterklasse<br />

erlebt. Mit der Zeit ist unser Wertesystem in den USA<br />

durch politische Skandale aufgeweicht worden, ob durch die<br />

Chruschtschow-Skandale, Watergate oder die Iran-Contra-<br />

Affäre. Ich wuchs noch in einem Land auf, dessen Moral und<br />

Werte von einem Gefühl der Unschuld geprägt waren.<br />

Wie vereinbaren Sie Ihre Haltung mit den Zwängen der kommerziellen<br />

Filmindustrie?<br />

Ich war immer Teil des Hollywood-Systems, habe aber nie<br />

mittendrin gelebt, sondern mich stets abseits gehalten, in<br />

den Rocky Mountains. In Utah habe ich mir mein Haus<br />

gebaut, um bewusst den Versuchungen Hollywoods zu entgehen,<br />

die meine künstlerischen Ambitionen gefährdet hätten.<br />

Ich bin zwar in L. A. aufgewachsen, aber die Stadt habe<br />

ich nie als magischen Ort empfunden, nur als Arbeitsplatz.<br />

Ich glaube, die Distanz zwischen Arbeit und Privatleben hat<br />

mir geholfen, an dem System nicht kaputtzugehen.<br />

Sie sind 76. Hadern Sie mit dem Alter?<br />

Das Gute am Alter ist: Man wird auch etwas weise. Wenn<br />

man jünger ist, ist man nur damit beschäftigt, nach vorne<br />

zu schauen und Neues in Angriff zu nehmen. Man hat gar<br />

nicht die Zeit, den größeren Zusammenhang seines Handelns<br />

zu betrachten. Mit den Jahren wird man klüger und<br />

ein bisschen philosophischer. Ich schaue heute oft zurück.<br />

Wünschen Sie, Sie hätten etwas anders gemacht?<br />

Nein, gar nichts. All die Fehler eingeschlossen. Sie müssen<br />

sein, um sich weiterzuentwickeln. Jeder von uns macht sie.<br />

Gerade Misserfolge lassen uns wachsen. Man muss sich nur<br />

wieder aufrappeln, weitergehen und etwas daraus lernen.<br />

Bedauern Sie dennoch etwas?<br />

Einiges … Berufliches weniger, da habe ich fast alles gemacht,<br />

was ich wollte und wie ich es wollte, und fühle mich<br />

sehr beschenkt, diese Freiheit und Unabhängigkeit gehabt<br />

zu haben. Es sind eher persönliche Dinge. Welche genau<br />

werde ich aber sicherlich hier nicht verraten.<br />

Gab es für Sie Meilensteine in Ihrer Karriere?<br />

Sicher „Die Unbestechlichen“, für die wir vier Jahre brauchten,<br />

weil sich dauernd Hindernisse in den Weg stellten. Ich<br />

war sehr glücklich, als der Film dann endlich ins Kino kam.<br />

Oder „Jeremiah Johnson“, den das Studio erst nicht kommerziell<br />

genug fand und der dann versehentlich in Cannes<br />

landete. Das war ein Triumph. Bei „The Company You<br />

Keep“ bekam ich Bedenken zu hören: Der Film sei zu komplex.<br />

Nun macht er seinen Weg. MARIAM SCHAGHAGHI<br />

HETZJAGD Von der Vergangenheit<br />

eingeholt: In „The Company You<br />

Keep“ ist Robert Redford auf der<br />

Flucht – und gefordert als Vater<br />

einer Tochter (Jackie Evancho)

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