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Madame

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

Eine Freundin von mir brachte neulich einen Hund mit nach Hause, gerettet vor seinem Besitzer, der es nicht gut mit ihm meinte. Sie gab dem Unhold 100 Euro, ließ beim Tierarzt checken, ob der kleine Cocker gesund und nicht gestohlen war, und da saß er nun verschüchtert rum mit seinen Kulleraugen und dem wuscheligen Fell. Die Kinder waren entzückt, der Ehemann weniger. „Ihr seid verrückt“, meinte er. „Wir haben doch schon einen Hund.

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HÄNGEREGISTER<br />

Wie früher die Telefonbücher auf der Post: „Booken“,<br />

entworfen für Lema von dem in England<br />

lebenden Designduo Shay Alkalay und Yael Mer<br />

aus Israel, ist als Bücherregal nicht nur praktisch,<br />

sondern auch ein Blickfang. Ab ca. 500 Euro.<br />

Celan hören<br />

Auftakt der Tournee „Zweistimmig –<br />

Hommage an Paul Celan“ (22.8.), vorgetragen<br />

von Ben Becker mit Musik<br />

von Giora Feidmann, sind die Jüdischen Kulturtage<br />

in Berlin. Weiter geht es dann bis<br />

8.12. durch Deutschland und Österreich (Info:<br />

meistersingerkonzerte.de). Auch als Hörerlebnis<br />

auf CD (Random House Audio, 19,99 Euro).<br />

SENSATIONELL<br />

Ein Jahrhundertwerk,<br />

verständlich dechiffriert:<br />

James Joyces<br />

„Ulysses“, die vom<br />

griechischen Mythos<br />

inspirierte Odyssee<br />

seines Helden Leopold<br />

Bloom durch Dublin,<br />

erscheint als rund<br />

40-stündige Lesung auf<br />

Deutsch. Inszeniert von<br />

Regisseur Ralph<br />

Schäfer, gelesen von<br />

Schauspielern wie<br />

Matthias Brandt oder<br />

Sophie Rois erlebt man<br />

den literarischen<br />

Meilenstein ganz neu<br />

(Der Hörverlag, 31 CDs,<br />

99,99 Euro; oder 6<br />

MP3-CDs, 79,99 Euro).<br />

LESE-HIGHLIGHTS<br />

â $% ,16 :$66(5 Mit „Swim – Über unsere Liebe<br />

zum Wasser“ (Haffmans Tolkemitt, 19,99 Euro)<br />

liefert die langjährige Korrespondentin des<br />

US-Senders ABC News eine informative und<br />

vergnügliche Kulturgeschichte über just das<br />

Element, in das wir jetzt am liebsten abtauchen.<br />

â SCHONUNGSLOS Entwaffnend ehrlich setzt sich<br />

die Amerikanerin Wendy Plump in „Treu wären<br />

wir gern gewesen – Geschichte einer Liebe“<br />

(Bloomsbury Berlin, 18,99 Euro) mit den Seiten-<br />

sprüngen ihres Ehemannes auseinander – und<br />

genauso mit den eigenen. Das Phänomen Fremd-<br />

gehen in aufrüttelnder Nahaufnahme. Geradezu<br />

Pflichtlektüre, selbst – oder eher vor allem – für<br />

diejenigen, die denken, sie dächten nicht mal im<br />

Traum an die eine oder andere Affäre …<br />

â 0$.$%(5 „Arsen und Spitzenhäubchen“ in der<br />

Weimarer Republik: In „<strong>Madame</strong> Jakublonskis<br />

Monstrositäten-Cabinet“ (Dresdner Buchverlag,<br />

19,90 Euro) zeichnet Michael<br />

Braun das komisch-bitterböse<br />

Porträt einer skurrilen Schaustellertruppe,<br />

die der davongalop<br />

pierenden Inflation erfinderisch<br />

trotzt: mit Leichenhandel!<br />

â $7(0%(5$8%(1' Sarah<br />

Jessica Parker liebt es, Reese<br />

Witherspoon hat sich die<br />

Filmrechte gesichert und<br />

spielt die Hauptrolle: Gillian<br />

Flynns „Gone Girl“ ist<br />

Beach-Talk von den Hamp-<br />

tons bis Hollywood. Dieser<br />

superclever komponierte<br />

Thriller um eine Ehe mit<br />

möglicherweise tödlichem<br />

Ausgang ist ein Muss.<br />

EIN HOCHBRISANTES STÜCK ZEITGESCHICHTE<br />

54 Stunden, die die Nation erschütterten: Zum 25. Mal jährt sich jener 16. August 1988, an dem eine<br />

hochspektakuläre – und live im TV übertragene – Geiselnahme in Deutschland ihren fatalen Lauf nahm.<br />

Zwei bewaffnete Räuber stürmten eine Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck. Mit ihrer Beute und zu<br />

Beginn zwei entführten Angestellten begaben sich Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösler auf die<br />

Flucht, später stieß Marion Löblich, Röslers Freundin, dazu. Gejagt von der Polizei und manchmal auch<br />

deren Arbeit behindernden Reporterhorden brachte das Gangstertrio schließlich einen Linienbus mit<br />

32 Passagieren in seine Gewalt. Fünf Menschen ließen die Entführer frei. Das Drama forderte jedoch das<br />

Leben eines Polizisten und zweier junger Leute, Emanuele De Giorgi, 15, und Silke Bischoff, 18, bevor es<br />

zwei Tage später mit der Festnahme der Verbrecher endete. Diese Ereignisse hinterfragt Peter Henning<br />

in „Ein deutscher Sommer“ (Aufbau, 22,99 Euro) und verwebt sie zu einem großartigen Roman über<br />

die jüngere Vergangenheit. Untersucht Fehlverhalten der Polizei ebenso wie das von damals in erster<br />

Reihe agierenden Medienvertretern, unter denen ein heute bekannter Fernsehmoderator und ein späterer<br />

Chefredakteur einer großen deutschen Boulevardzeitung waren. Nach „Die Ängstlichen“ (2009) und<br />

„Leichtes Beben“ (2011) jetzt der ganz große Wurf eines Autors, der einen auf Fakten basierenden<br />

Psycho-Thriller gekonnt zu einem kritischen Gesellschaftsbild westdeutscher Befindlichkeiten verdichtet.<br />

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