28.10.2013 Aufrufe

Du bist frech, mein Junge

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll. „Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung. Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde. Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein. „Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich
so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll.
„Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft
zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung.
Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig
mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach
Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen
Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er
nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner
Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde.
Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in
seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane
Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein.
„Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem
alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rolf: „Aha, und was für ein anderer, bitte sehr?“<br />

Juliane: „Ein Schwein <strong>bist</strong> du. Ich habe, was zwischen uns war, für das Höchste<br />

gehalten. Dass es für dich damals auch so war, davon bin überzeugt. Nur es<br />

hinderte dich nicht daran, mich später wie den allerletzten Dreck zu behandeln.“<br />

Rolf: „Ha, ich dich wie den allerletzten Dreck behandeln, wo du doch immer so<br />

nett und freundlich zu mir warst. Ich weiß noch genau, wie ich mal gefragt<br />

habe, was ich dir denn eigentlich getan hätte. Und die saudämliche Antwort<br />

weiß ich auch noch.“<br />

Juliane: „Ja, ja alles weißt du, dann wirst du sicher auch noch wissen, wie erniedrigend<br />

ich um ein wenig Anerkennung gebettelt habe, dich gebeten habe,<br />

mich doch mal ein wenig zu streicheln. Wie einen Holzklotz hast du es mich<br />

empfinden lassen. Von weitergehender Lust ganz zu schweigen. Ich war überzeugt,<br />

du müsstest eine Freundin haben, aber du warst ja immer da. Und bei<br />

der Arbeit? Da waren ja nur die Praktikantin und Frau Schrenger, das konnte<br />

auch nicht sein.“<br />

Rolf: „Hast du dir mal überlegt, wie viel Lust du haben wirst, lieb und zärtlich<br />

zu einer Frau zu sein, die dir bei drei Gesprächsversuchen am Abendbrottisch<br />

deutlich gemacht hat, dass es sich bei dir um einen der nichtsnutzigsten Idioten<br />

handeln muss, die frei herumlaufen. Was wolltest du denn von mir, außer<br />

mich quälen und dich daran ergötzen?“<br />

Juliane: „Ich brauche das nicht, Rolf. Ich muss mich nicht mit dir unterhalten.<br />

Ich werde jetzt gehen. <strong>Du</strong> wirst weiter mit deiner Einstellung, dass du ja nur<br />

das Beste gewollt hast, glücklich sein. Da lässt sich gut mit leben. Es lässt sich<br />

auch anschließend gut im Rollstuhl transportieren und sogar im Sarg wird man<br />

es noch gut unterbringen können.“<br />

Rolf: „Das ist doch nicht wahr, Juliane. So sehe ich es doch überhaupt nicht.<br />

Bitte, bleib noch. Geh nicht.“<br />

Juliane: „Und was, <strong>mein</strong>st du, sollte ich noch unbedingt von dir wissen?“<br />

Rolf: „Ich habe keine Erklärung dafür, Juliane. Es bleibt mir ein absolutes Rätsel,<br />

obwohl ich seit zehn Jahren immer wieder daran denken muss. Darin eine<br />

Schuld zu suchen, wer wen mehr verletzt hat als der andere, halte ich für müßig.<br />

Die Situationen, in denen du verletzt worden <strong>bist</strong>, erinnerst du natürlich<br />

besser, aber wir werden uns da nicht viel unterscheiden. Was ich nicht verstehe<br />

ist, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Es gab doch keinerlei Auslöser und<br />

wieso unser Verhältnis nicht wie eine Bisshemmung für gegenseitige Beleidigungen<br />

wirkte, verstehe ich erst recht nicht.“<br />

Juliane: „Trotzdem ist es geschehen, Rolf, es ist in der Welt. Nachträgliche Erklärungen<br />

können es nicht ungeschehen machen. Das Bein, das du verloren<br />

hast, wird nicht wiederkommen, da kannst du dich noch so gesund ernähren.<br />

Und du hast mehr in mir zerstört als ein Bein.“<br />

Rolf: „Hast du denn keinen Freund, der dich darüber hinwegtrösten kann?“<br />

Juliane: „Das geht dich doch wohl überhaupt nichts an, wie viele Freunde ich<br />

habe, die mich trösten. <strong>Du</strong> kannst ganz beruhigt sein, jedenfalls so viele, dass<br />

du dir keine Sorgen darum zu machen brauchst.“<br />

Mit breitem skeptischen Grinsen blickte Rolf sie an.<br />

„Was hast du?“ wollte Juliane lächelnd wissen.<br />

Rolf: „Na ja,“ brachte Rolf zögernd hervor, „attraktiv genug <strong>bist</strong> du ja.“<br />

<strong>Du</strong> <strong>bist</strong> <strong>frech</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Junge</strong> – Seite 22 von 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!