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Du bist frech, mein Junge

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll. „Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung. Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde. Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein. „Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich
so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll.
„Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft
zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung.
Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig
mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach
Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen
Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er
nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner
Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde.
Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in
seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane
Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein.
„Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem
alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

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deiner Frau, von der du <strong>mein</strong>st, dass sie viel bedeutender und tiefer ist, hast<br />

du keine Hemmungen?“ fragte sich Rolf. „Ist der Mensch doch des Menschen<br />

Wolf, entwickelt ein Gefühl von Lust daran, sich gegenseitig zu zerfleischen?<br />

Aber nein, es ist doch nicht immer so. <strong>Du</strong> suchst doch das andere, die<br />

Harmonie, das Verständnis untereinander. Spielst es vor, selbst da wo es gar<br />

nicht ist.“ Er hätte es ja sechs Jahre vorher auch für unerträglich und<br />

unentschuldbar gehalten, sich Juliane gegenüber so zu äußern und zu<br />

benehmen, wie es zum Schluss geschah. Es gab keinen Grund, kein Motiv für<br />

sein Verhalten. Es war ein verhängnisvoller Prozess, der sich entwickelt hatte<br />

und dessen Ausgangspunkt so marginal und lapidar, das man ihn gar nicht<br />

mehr erkennen oder erinnern konnte, womöglich hatte man damals auch<br />

nichts Besonderes wahrgenommen. Jetzt war alles geschehen. Julianes<br />

schönes volles Haar war alt geworden und sie beschimpfte ihn als Schwein.<br />

Nein, er liebte sie nicht mehr, er liebte seine Erinnerungen. Was sie gesagt hatten<br />

war ja auch im Grunde bedeutungslos, hatten sich ein wenig beschimpft,<br />

ein bisschen zu provozieren versucht und sich gegenseitig Vorhaltungen gemacht.<br />

Aber es war das erste mal, dass sie bei aller Holprigkeit überhaupt ge<strong>mein</strong>sam<br />

darüber geredet hatten. Trotzdem, Rolf würde nochmal mit ihr reden,<br />

aber reparieren ließ sich da nichts und Rolf wollte es auch nicht. Es drängte<br />

sich ihm zwar öfter auf, aber es war ihm eine Last, die ihn in seinem jetzigen<br />

Leben eher störte. Es musste nicht das Vorbild seines Lebens mit Juliane sein,<br />

an dem sich alles zu orientieren hätte. Die junge Anett hatte ihn spüren lassen,<br />

dass es auch etwas ganz anderes geben könne, ein Glück, das mit Juliane<br />

nichts zu tun hatte.<br />

Rolfs Bar-Stimme<br />

Er habe eine gute Stimme für die Bar, <strong>mein</strong>te Frau Schweers und lachte. Frau<br />

Schweers war seine Gesangslehrerin, vielleicht ein wenig jünger als er, aber sie<br />

hatten endlos Spaß miteinander. Sie erinnerte immer daran, dass sie doch jetzt<br />

wieder zu arbeiten hätten. „Es ist ein Mythos, das Frauen auf knarzige verrauchte<br />

Stimmen stehen. Sehen sie mal, Elvis hat mit seiner Puddingstimme<br />

tausendmal mehr Frauen verrückt gemacht als dieser Paolo Conte.“ <strong>mein</strong>te sie,<br />

„Wenn sie ihrer Frau am Bügelbrett Bethovens „Ich liebe dich, so wie du mich.“<br />

ins Ohr singen, wird sie auch am Nachmittag Löcher in die Wäsche brennen<br />

lassen und ihnen ins Schlafzimmer folgen.“ und sie lachte wieder. „Warum<br />

muss es denn ausgerechnet der Bajazz sein, das können sie doch nie schaffen?<br />

Da müssen sie bei Caruso Gesangsunterricht nehmen.“ Rolf zögerte, und erzählte<br />

es ihr dann. „Oh je, ist das schön. Dann werden wir natürlich den Bajazzo<br />

irgendwie hin bekommen müssen, aber auf italienisch. Auf deutsch hört sich<br />

das ja grässlich an. Anett Böhler ist das, ihre Freundin nicht wahr?“ <strong>mein</strong>te<br />

Frau Schweers. „Wie konnte ich nur? Sie müssen mir ihr Ehrenwort geben,<br />

nichts und niemandem davon zu erzählen.“ Frau Schweers hatte sich viel Mühe<br />

gemacht und alles ein wenig für ihn singbar umgeschrieben. „Sie sind trotz allem<br />

ein gelehrsamer Schüler, Rolf. Ein Mann, der für seine Freundin Opernarien<br />

einstudiert, welche Frau würde da nicht vor Wonne schmelzen?“ <strong>mein</strong>te Frau<br />

<strong>Du</strong> <strong>bist</strong> <strong>frech</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Junge</strong> – Seite 25 von 33

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