28.10.2013 Aufrufe

Du bist frech, mein Junge

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll. „Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung. Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde. Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein. „Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

„Wie kommst du denn auf die Idee, mit einer Frau, die dich
so liebt, Schluss zu machen?“ fragte er sich vorwurfsvoll.
„Du bist selber verrückt, nichts als ver­rückt und durchgedreht. Schraubst dir irgendwelche Hypothesen über die Zu­kunft
zusammen und zerstörst so eine wunderbare Beziehung.
Elena ist doch ein Mensch, wie kannst du denn so wahnsinnig
mit ihr umgehen?“ Jetzt war Rolf völlig konfus. Wie es nach
Juliane weitergehen sollte, eine Vorstellung von seinem neuen
Leben hatte er nie gehabt. Er wusste nur, allein wollte er
nicht bleiben. Aber wen wollte er denn finden, wenn es seiner
Meinung nach mit Ele­na nicht einmal funktionieren würde.
Welche Hirngespinste von Vorstellungen tobten denn in
seinem Kopf herum? Wahrscheinlich durfte es nur Juliane
Nu­mero 2 mit der Garantie für keine Differenzen sein.
„Du lebst kein neues Le­ben. Den Traum von deinem
alten willst du weiterleben.“ wurde Rolf sich klar.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Ich weiß nicht.“ stotterte Rolf zögernd, „Aber vielleicht könnte uns ja etwas<br />

einfallen, damit das Paket für den Rollstuhl und den Sarg ein wenig kleiner<br />

wird. Wär' doch eine Erleichterung, oder?“<br />

Juliane lächelte. „Ich ruf dich an.“ sagte sie.<br />

Rolf: „Nein, nein, das wirst du nicht tun. Lass uns jetzt etwas vereinbaren.<br />

Wenn du nicht kommen willst, dann wirst du mich anrufen.“<br />

Mit einem 'Bye' gingen sie auseinander.<br />

Julianes schönes volles Haar<br />

An solch heißen Sommertagen ging Rolf meistens zum Park am See. Nahm sich<br />

ein Buch mit und schaute den Kindern auf Rasen und Spielplatz zu. Warum gefiel<br />

es ihm, fremden Kindern beim Spielen zuzuschauen? War es eine senile Attitüde<br />

vor der sich keiner schützen konnte. Annegret hatte auch erstaunt davon<br />

berichtet. Es sei wundervoll gewesen ihre Kinder aufwachsen zu erleben,<br />

aber einmal das reiche auch für's Leben. Bei Enkelkindern würde sie sich völlig<br />

raushalten. Das brauche sie nicht auch noch im Alter. Und jetzt sei sie viel verrückter<br />

danach als damals bei ihren eigenen. Heute ging Rolf aber nicht in den<br />

Park. Er hatte sich einen Espresso gemacht und wollte am Küchentisch in die<br />

Zeitung schauen. Er konnte gar nicht lesen. Selbst bei den dicksten Überschriften<br />

sprach sein Gehirn immer von Juliane. Er legte sich auf's Bett, aber alles<br />

mixte sich durcheinander. Wie eine Frau aussah, hatte ihn immer wenig<br />

interessiert. Das war so wohl Unsinn, was du siehst lässt sich nicht negieren,<br />

aber die verbreiteten Vorstellung von erotischem und hübschen Aussehen,<br />

sprachen ihn nicht an. Ein Gesicht, ein Ausdruck, wie sie sich bewegte, konnte<br />

schon eher das Interesse an einer Frau bei ihm wecken. Bei Juliane <strong>mein</strong>te er,<br />

sei es ausschließlich ihr Verhalten gewesen, das zu ihrem Kontakt geführt<br />

hatte, aber es reizte ihn auch dieses Gesicht. Es hätte weich und milde sein<br />

können, aber die fülligen Lippen störten dieses Bild und auch ihr Blick passte<br />

meistens nicht dazu. Wenn sie ihr Haar glatt liegen gehabt hätte, wäre der<br />

Eindruck noch eher möglich, aber ihre verwuselten unregelmäßigen Locken<br />

schienen zu sagen. „So sollst du mich auf keinen Fall sehen.“. Juliane war zwar<br />

nicht ausgesprochen dünn, ganz normal für einen Menschen eigentlich, aber<br />

Rolf hatte gedacht, im Alter würde sie sich bestimmt zu einer Matrone<br />

entwickeln. Aber es hatte nie Ansätze in dies Richtung gegeben. Jetzt war sie<br />

alt. Vielleicht könnte man sie für einige Jahre jünger halten, aber alt war sie<br />

doch. Er stand auf und suchte nach Fotos, die ihm geblieben waren. Ganz zu<br />

Anfang nach ihrer Trennung hatte er das getan und dann nie wieder. Jetzt sah<br />

er sie mit dem Bild von Juliane heute. Er weinte. Das war ihr Leben gewesen.<br />

Jetzt war es dabei, zu Ende gehen zu wollen. Wie schön wäre es ohne diese<br />

grässlichen Jahre gewesen. Nein, das war ja Unsinn, ein kitschiges Bild in von<br />

seinen Bedürfnissen gemalten Wohlgefühlsfarben. Aber immer wieder kam er<br />

darauf zurück, versuchte sich vorzustellen, wie er heute wohl mit Juliane reden<br />

würde, wenn es das alles nicht gegeben hätte. Er war doch kein Schwein, er<br />

hatte doch nichts verraten, sie hatten es sich doch gegenseitig angetan, was<br />

man nicht durfte. „Warum ist dir in der Beziehung zu deiner Mutter<br />

selbstverständlich, dass du so etwas nicht tun kannst aber in der Beziehung zu<br />

<strong>Du</strong> <strong>bist</strong> <strong>frech</strong>, <strong>mein</strong> <strong>Junge</strong> – Seite 24 von 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!