download - Gymnasium Francisceum Zerbst
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hinter ihm und seiner Familie, aber auch die folgenden Monate waren nicht<br />
einfach, denn nach der Kapitulation Deutschlands blieb die Hungersnot in der<br />
sowjetischen Besatzungszone bestehen. Erst mit der Währungsreform 1948<br />
verbesserten sich die Lebensbedingungen.<br />
Zu seinen Verwandten, die in Oberschlesien bleiben konnten, aber die polnische<br />
Staatsangehörigkeit annehmen mussten, besteht jahrelanger Kontakt, auch durch<br />
persönliche Besuche. Im Jahr 1997, nach 52 Jahren, kam es zum Kontakt zu<br />
Bekannten, die damals in die britische Besatzungszone gingen.<br />
aufgezeichnet von Madlen Busse, Klasse 10/4<br />
Wie und wo hast du das Kriegsende erlebt?<br />
Ich (Waltraud Sanftenberg) verbrachte meine Jugend in Gehrden. Als der Krieg<br />
1945 endete, war fast das ganze Dorf, es waren ja größten Teils Frauen und<br />
Kinder, im Keller eines Großgrundbesitzers versammelt. Wir hörten, wie<br />
Maschinen langsam anrollten und viele Männer zu Fuß nebenher gingen.<br />
Plötzlich trat ein großer, dunkelhäutiger Amerikaner die Tür auf. Wir sollten alle<br />
die Hände hoch nehmen und hinter den Kopf halten und dann in einer Reihe<br />
herauskommen. Auf dem Hof wurden wir dann alle nach Waffen durchsucht,<br />
sogar die Kinder. Als festgestellt wurde, dass wir keine Waffen besaßen, durften<br />
wir uns wieder frei bewegen, jedoch war das Verlassen des Ortes nicht erlaubt,<br />
weil das Nachbardorf noch mit Deutschen besetzt war und wir sie hätten warnen<br />
können. Es wurden Panzergeschütze auf den Ort Lübs gerichtet, sodass die<br />
Ortschaft im Falle eines Angriffs hätte zerbombt werden können. In den<br />
nächsten Tagen rückten die Amerikaner weiter vor und nahmen auch Lübs ein<br />
und die, ich schätze 30, deutschen Soldaten wurden festgenommen.<br />
Was geschah nach Ende des Krieges?<br />
In einer Nacht wurde es plötzlich still. Wir gingen auf die Straße um zu schauen,<br />
was da los war. Alle Amerikaner zogen ab. Der Ort war in 10 Minuten komplett<br />
leer. Alle wunderten sich, was das zu bedeuten habe, jedoch wurde es uns am<br />
nächsten Morgen klar. Früh kamen Soldaten aus der Sowjetunion an. Sie<br />
bildeten eine Schlange, deren Ende wir gar nicht sehen konnten. Immer mehr<br />
Soldaten zogen durch unsere Straße und wir wussten nicht, was sie mit uns<br />
vorhatten. Sie kamen aus Richtung Leitzkau, zogen über Prödel, Lübs, Gehrden<br />
nach Gödnitz und schlugen in der Nähe des Waldes ihr Lager auf. Ab und zu trat<br />
ein Soldat aus der Reihe und ging in ein Haus. Sie beschädigten nichts, sondern<br />
wühlten "nur" herum und verließen das Haus dann wieder, meist mit einigen<br />
Flaschen Alkohol, die sie aus den Schränken der Leute nahmen. Später kamen<br />
Soldaten öfter in das Dorf, um Decken und Kissen zu holen. Nach Abzug der<br />
Truppen holten sich viele ihre zurückgelassenen Sachen wieder, da keine neuen