29.10.2013 Aufrufe

download - Gymnasium Francisceum Zerbst

download - Gymnasium Francisceum Zerbst

download - Gymnasium Francisceum Zerbst

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gerippe der Häuser ragten gespenstisch in den Himmel. Links und rechts<br />

Trümmer. Dazwischen nur ein schmaler Fahrweg.<br />

Aber es wurden doch auch bestimmt viele Wiederaufbauarbeiten geleistet?<br />

Erst einmal mussten die Ruinen der Stadt weggeräumt werden, um Neues bauen<br />

zu können. Dies erledigten die Trümmerfrauen und die Trümmerbahn.<br />

Im Hintergrund Durchbruch in der Stadtmauer für die Trümmerbahn<br />

Meine Schwester arbeitete als Trümmerfrau auf dem Flugplatz und meine<br />

Mutter als Näherin für die Russen im Hotel Anhalt. Irgendwie musste man sich<br />

ja etwas Geld verdienen. Ich kann mich noch erinnern, dass die Trümmerbahn -<br />

ich beschreibe sie mal als Dampf- und Dieselloks mit mehreren Kipploren - in<br />

der Alten Brücke fuhr und dann wurde der Schutt zur alten Badeanstalt<br />

gebracht. Das sind heute diese großen Hügel. Ansonsten bauten private Leute<br />

ihre Häuser wieder auf. Wenn es sich lohnte. Und wenn die Männer bald wieder<br />

zurückkamen. Wenn sie das überhaupt taten. Aber es sind ja auch viele<br />

umgekommen. Beim Angriff. bzw. sie waren einfach weg – aber wohin? Ich<br />

weiß es nicht.<br />

Was ist mit den sowjetischen Besatzern? Haben auch sie beim Aufbau geholfen?<br />

Ich glaube nicht. Aber sicher bin ich mir da nicht.<br />

Wie erlebten Sie die Besatzer weiterhin?<br />

Uns Kindern waren sie immer zugetan. Wir hatten also keine Angst vor ihnen.<br />

Dazu muss ich aber sagen, dass die Russen, die das Haus meiner Tante in den<br />

Hopfenbänken besetzt hatten, relativ vernünftig waren. Zu anderen hatte ich<br />

weniger Kontakt. Aber auch diese haben allerhand Unfug getrieben. So war<br />

doch viel im Haus zerstört worden. Mutwillig oder aus Unwissen. Einer von<br />

ihnen hat mir aber auch meinen Ring weggenommen, den ich einmal von<br />

meinem Onkel geschenkt bekommen habe. Wir durften jedoch die Kaninchen,<br />

die sie zuvor freigelassen hatten, im Garten füttern kommen. Etwas anderes:<br />

Eher die jungen Mädchen hatten Angst. Vor möglicher Vergewaltigung.<br />

Manche wurden deswegen wohl auch versteckt. Meiner Cousine und deren<br />

Freundin soll tatsächlich etwas angetan worden sein. Aber darüber sprach man<br />

nicht. Auch hatten wohl eher unsere Eltern Angst um uns.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!